1 Kor 15,50-58
Übersetzung
1 Kor 15,50-58:50 Dies aber sage ich, Geschwister: Fleisch und Blut können [das] Reich Gottes nicht erben, und die Vergänglichkeit erbt nicht die Unvergänglichkeit. 51 Siehe, ein Geheimnis sage ich euch: Alle werden wir nicht entschlafen, aber alle werden wir verwandelt werden, 52 im Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Trompete. Denn es wird die Trompete erschallen, und die Toten werden als Unvergängliche auferweckt werden, und wir werden verwandelt werden. 53 Denn dieses Vergängliche muss Unvergänglichkeit anziehen, und dieses Sterbliche muss Unsterblichkeit anziehen. 54 Sobald aber dieses Vergängliche Unvergänglichkeit anziehen wird und dieses Sterbliche Unsterblichkeit (anziehen wird), dann wird das Wort, das geschrieben steht, erfüllt werden: "Verschlungen wurde der Tod vom Sieg. 55 Wo ist, Tod, dein Sieg? Wo ist, Tod, dein Stachel?“ 56 Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Macht der Sünde aber das Gesetz. 57 (Dem) Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus! 58 Daher, meine geliebten Geschwister, seid fest, unerschütterlich und wachset allezeit im Werk des Herrn, da ihr ja wisst, dass eure Mühe nicht vergeblich ist im Herrn.
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Beobachtungen: Nachdem Paulus deutlich gemacht hat, dass der irdische Körper nicht dem himmlischen Auferstehungskörper entspricht, geht er nun genauer auf die Verwandlung der Körper ein. Zunächst stellt er grundsätzlich fest, dass es kein Fortbestehen von Fleisch und Blut gibt. Der Körper wird nach der Auferstehung also in keinster Weise aus Fleisch und Blut bestehen, weil Fleisch und Blut grundsätzlich mit der Vergänglichkeit behaftet sind und nicht unvergänglich werden können. Die Unvergänglichkeit ist aber ein Charakteristikum des himmlischen Körpers.
"Geschwister“ meint hier nicht leibliche Geschwister, sondern Glaubensgeschwister, nämlich Christinnen und Christen. Bei dem Substantiv "adelphoi“ handelt es sich zwar um eine maskuline Form, die zunächst mit "Brüder“ zu übersetzen ist, jedoch sind hier vermutlich auch die "Schwestern“ eingeschlossen. Dass diese unkenntlich bleiben, liegt an der männerzentrierten Sprache, die gemischtgeschlechtliche Gruppen als reine Männergruppen erscheinen lässt.
Weiterführende Literatur: Mit der rhetorischen Konzeption und Strategie von 1 Kor 15 sowie mit der Wirkung auf die damaligen Adressaten und der potenziellen auf die heutigen Leser befasst sich M. I. Wegener 2004, 438-455.
R. Garrison 1997, 80-94 geht auf falsche Vorstellungen vom Königreich Gottes im frühen Christentum ein und kommt dabei u. a. auch auf 1 Kor 4,20; 1 Kor 6,9-10; 1 Kor 15,50 und Röm 14,17 zu sprechen.
Geistliches Leben thematisiert anhand der Texte Röm 8,1-17 und 1 Kor 15,35-58 P. Richard 1985, 73-85.
Die Auferstehungshoffnung gemäß 1 Kor 15 reflektiert Schritt für Schritt A. Sisti 1995, 203-218.
A. C. Thiselton 1995, 258-289 bietet eine knappe exegetische Diskussion von 1 Kor 15. Darüber hinaus geht er auf die vom frühen Barth geäußerte These ein, dass 1 Kor 15 der angemessenste Ausgangspunkt sei, wenn man sich die Argumentation und Theologie der ersten vierzehn Kapitel des Ersten Korintherbriefes erschließen will. Nicht explizit, jedoch implizit werde diese These auch von Luther und Calvin geäußert.
Zum Argumentationsverlauf 15,35-58 siehe M. C. de Boer 1988, 126-138. Zur Struktur und zum Gedankengang speziell von 15,50-53 siehe J. Gillman 1982, 309-333, der auch auf das Umwandlungsmotiv eingeht.
Eine Auslegung von 15,50-58 bietet H.-H. Schade 1984, 207-210.
K. Müller 1985, 171-255 befasst sich mit der Leiblichkeit des Heils gemäß 15,35-58, wobei er davon ausgeht, dass die Leiblichkeit der Auferstehung schon vor V. 35 Paulus’ Erörterung bestimme. K. Müller stellt die paulinische Gedankenführung in den Mittelpunkt und verzichtet im Gegensatz zu verschiedenen anderen Auslegern auf den Versuch, hinter den Positionen des Paulus die Negationen der korinthischen Gegner aufzuspüren.
Die Frage "Was erwartet uns nach dem Tod?“ hat G. Haufe 1986, 436-463 zum Thema, wobei er aus dem direkten nt. Befund mittels dreier Fragestellungen eine Antwort zu erschließen sucht. Die Fragestellungen lauten: 1. Welche thematischen Zusammenhänge provozieren individualeschatologische Aussagen? − die Frage nach dem Kontext. 2. Was ist über den puren Wortlaut hinaus gemeint? − die Frage nach der sachlichen Richtung dieser Aussagen. 3. Worin gründen sie theologisch? − die Frage nach dem tragenden Grund. Der Behandlung dieser drei Fragestellungen gehen einige Bemerkungen zum theologischen Verständnis der jüdischen Jenseitserwartung, die Jesus und die urchristlichen Gemeinden bereits vorfinden, voraus.
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Beobachtungen: Paulus’ Aussage, dass er den Adressaten ein Geheimnis sage, weist darauf hin, dass Paulus sich als ein Eingeweihter in ein Geheimnis versteht, das den Adressaten verborgen ist. Wenn er das Geheimnis weitersagt, so ist davon auszugehen, dass es sich nicht um etwas handelt, was Paulus für sich behalten soll. Vielmehr dürfte es sich um ein göttliches Geheimnis handeln, das ihm offenbart worden ist. Diese Exklusivität der Offenbarung dürfte für das göttliche Geheimnis charakteristisch sein. Paulus als exklusiver Empfänger der Offenbarung hat jedoch die Aufgabe, das Offenbarte weiterzugeben. Wie Paulus in das göttliche Geheimnis eingeweiht wurde, lässt sich nicht sagen. Unklar ist damit auch, ob eine Verbindung zur Vision/Audiovision bei Damaskus ("Damaskuserlebnis“; vgl. Apg 9,1-18) besteht.
Der Inhalt des göttlichen Geheimnisses sind die Ereignisse bei der Wiederkunft Christi, auf die Paulus genauer eingeht.
Zunächst macht Paulus eine präzise Aussage zum Zeitpunkt der Wiederkunft Christi: Mindestens ein Teil seiner Zeitgenossen wird bei der Wiederkunft noch nicht entschlafen und somit noch am Leben sein. Diese Formulierung lässt eine zunehmende Vorsicht bezüglich der Annahme einer unmittelbar bevorstehenden Wiederkunft Christi durchschimmern. Im vermutlich einige Jahre früher verfassten Ersten Thessalonicherbrief (4,15) geht Paulus nämlich noch davon aus, dass er selbst und die Mehrheit seiner Zeitgenossen bei der Wiederkunft Christi noch am Leben sein werden.
Wenn Paulus sagt, dass zwar nicht alle entschlafen, jedoch alle verwandelt werden, so bedeutet dies, dass nicht nur die Entschlafenen, sondern auch die noch Lebenden verwandelt werden. Niemand kommt also unverwandelt, mit einem Körper aus Fleisch und Blut, ins Himmelreich.
Weiterführende Literatur: D. Gewalt 1982, 105-113 kritisiert an der gängigen Auslegungspraxis, dass die Suche nach dem Ursprung der von Paulus verarbeiteten traditionellen Elemente häufig von theologischen Werturteilen geleitet sei. Methodisch korrekter sei es, ausgehend vom vorgegebenen Makrotext (Paulusbrief) nach der Funktion der darin als solche gekennzeichneten Überlieferungsstücke zu fragen, um danach mit der gebotenen Vorsicht auf deren Vorform zu schließen. Anhand dieser Methode kommt D. Gewalt im Hinblick auf 1 Thess 4,15-17 zu dem Ergebnis, dass Paulus in V. 15b die adressatengerechte freie Wiedergabe eines Logions biete, das auch in 1 Kor 15,51 und Mk 9,1 parr. vorliege. Durch seine Stellung im Briefkontext sei es zur Einleitung von V. 16-17 geworden. Paulus ergänze das Logion durch eine selbstständige Apokalypse, wobei er selbst wohl von Anfang an, spätestens aber in 1 Kor 15,51-52 beides als Einheit sehe.
T. W. Gillespie 1994, 199-235 vertritt die Ansicht, dass 1 Kor 15 die Aufforderung von 14,29, dass alle Prophetie beurteilt werden solle, veranschauliche. Das Kapitel interpretiere die apostolische Verkündigung 15,3b-8 im Lichte der Offenbarung (15,50-58), dem Hauptcharakteristikum frühchristlicher Prophetie, und zeige den Apostel Paulus in einer kritischen Auseinandersetzung mit einer abweichenden Interpretation der Verkündigung, wonach es keine Auferstehung der Toten gebe.
G. Sellin 1986, 223-230 befasst sich im Rahmen einer Abhandlung über die paulinische Argumentation mit dem "Mysterium“ der Verwandlung.
Knapp zu Glaube und Hoffnung angesichts des Todes gemäß 1 Kor 15 siehe T. Söding 1992, 116-121.
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Beobachtungen: Die Verwandlung ist keine langwierige Angelegenheit, sondern erfolgt im Nu - einer unteilbaren (atomos) Zeitdauer -, in einem Augenblick, der der Dauer eines Wimpernschlags entspricht.
Den Zeitpunkt der Verwandlung ist "bei der letzten Trompete“. Diese Formulierung legt nahe, dass es eine Mehrzahl Trompeten gibt, die nacheinander erschallen. In 1 Thess 4,16 (vgl. Jes 27,13; Zef 1,16; Sach 9,14; Mt 24,31; gemäß Offb 11,15 ist die "letzte Trompete“ dagegen sie siebte Trompete) ist allerdings nur von einer Trompete die Rede. Dies lässt annehmen, dass es sich bei der "letzten Trompete“ nicht um die letzte einer Mehrzahl Trompeten handelt, sondern um die endzeitliche Trompete schlechthin, die das endgültige Eintreten des Neuen signalisiert. Auch ist möglich, dass das "letzte Trompetensignal“ gemeint ist, die eine endzeitliche Trompete also mehrere Signale von sich gibt, wobei mit dem letzten die Verwandlung erfolgt.
Wie die salpinx aussah und aus welchem Material sie hergestellt wurde, lässt sich aus dem Bibeltext nicht erschließen. Da es beide Instrumente mit dem heutigen Aussehen und in der heutigen Art in der Antike noch nicht gab, kann das Blasinstrument sowohl mit "Trompete“ als auch mit "Posaune“ übersetzt werden. Vom Blickpunkt der Instrumentalgeschichte ist die Übersetzung "Trompete“ vorzuziehen.
Von den Toten heißt es nur, dass sie auferweckt werden, jedoch nicht ausdrücklich, dass sie wie die noch Lebenden verwandelt werden. Eine Verwandlung auch der Toten lässt sich aber aus V. 51 erschließen. Bezüglich der noch Lebenden betont Paulus die Verwandlung, weil sie nicht auferweckt werden. Es darf auf keinen Fall der Eindruck aufkommen, als sei der irdische Körper aus Fleisch und Blut auch der himmlische Körper.
Aus V. 52 geht im Gegensatz zu V. 51 nicht hervor, dass Paulus von einer Verzögerung der Wiederkunft Christi ausgeht. Vielmehr zählt er sich und anscheinend auch die Adressaten nicht zu den Entschlafenen, denn er setzt die mit "wir“ bezeichnete Gruppe von den Toten, die auferweckt werden, ab. Er und (vermutlich) auch die Adressaten werden demnach zwar nicht auferweckt, aber verwandelt werden, sind bei der Wiederkunft Christi also noch am Leben. Dieser Widerspruch zu V. 51 lässt sich lösen, wenn man annimmt, dass Paulus in V. 51 nicht thematisiert, wie viele seiner Zeitgenossen bei der Wiederkunft Christi noch am Leben sein werden, sondern dass nur ausgesagt wird, dass alle verwandelt werden. Die Anmerkung, dass nicht alle entschlafen werden, würde demnach nur der Verdeutlichung dienen, dass es bei der Wiederkunft Christi auch noch lebende Christen gibt - und diese werden ebenso wie die Auferweckten verwandelt.
Weiterführende Literatur: Auf die Auferweckung und Verwandlung der Christen bei der Wiederkunft Christi geht kurz J. Lambrecht 2001, 35-41 ein.
S. Schneider 1996, 661-669 legt zunächst die Problematik bezüglich der V. 51-52 dar. Es gebe drei Schwierigkeiten: Erstens gebe es gleich sechs verschiedene Lesarten, die in ihrer Aussage nicht unerheblich voneinander abweichen. Zweitens gebe es zwischen V. 51b und V. 22a einen Widerspruch: Gemäß V. 22a würden nämlich alle sterben, in V. 51b dagegen nicht. V. 51b sei sogar mit "alle werden wir nicht entschlafen“ im Sinne von "keiner von uns wird sterben“ zu übersetzen. Drittens gebe es noch einen weiteren Widerspruch, und zwar zwischen V. 51c und V. 52c. Gemäß V. 51c würden alle verwandelt, gemäß V. 52c dagegen nur einige. Ergebnis der eigenen Exegese: Der Text gebe nicht, wie man bisher gemeint habe, eine Auskunft darüber, wie unterschiedlich es den am Ende der Welt schon verstorbenen und den dann noch lebenden Christen ergehen wird, sondern spreche viel universeller von dem einen Vollendungsgeschehen, das die ganze Menschheit treffe, sich aber je nach der Stellung des Einzelnenzu Christus verschieden auswirke: bei den bereits auferweckten Gläubigen bewirke es Verwandlung und damit Vollendung, und bei den (im soteriologischen Sinn) noch gänzlich toten Ungläubigen vermittele es, da ja in Christus alle lebendig gemacht würden (vgl. V. 22), das grundlegende Auferstehungsleben, das bei ihnen freilich keine Erlösung bedeute, sondern den selbstgewählten sündigen Zustand der Gottferne in Ewigkeit.
G. Lüdemann 1993, 34-39 vergleicht im Rahmen seiner Abhandlung über die relative chronologische Abfolge der Briefe 1 Thess 4,13-18 mit 1 Kor 15,51-52 und stellt fest, dass es sich bei letzterem Text um eine Überarbeitung des ersteren handele. Dies begründet er u. a. damit, dass in 1 Thess 4,13-18 im Gegensatz zu 1 Kor 15,51-52 Paulus davon ausgehe, dass bei der Parusie Christi die Mehrheit der Christen noch leben werde. Auch sei hinsichtlich des Auferstehungsleibes eine Wandlung der paulinischen Theologie festzustellen. In 1 Thess 4,13-18 nehme Paulus an, dass die in Christus Gestorbenen am Ende der Tage im materiellen Leib des irdischen Lebens auferstehen werden, in 1 Kor 15,51-52 dagegen, dass der materielle Leib zu einem unvergänglichen, pneumatischen umgewandelt wird. Vgl. G. Lüdemann 1996, 90.
Kritisch zu diesen Thesen äußert sich v. a. unter Hinzuziehung der Texte 1 Thess 4,13-18, 1 Kor 15 und 2 Kor 4,7-6,2 A. Lindemann 1991, 373-399, der nicht von einer Wandlung im theologischen Denken des Paulus ausgeht. Vielmehr erwiesen sich die Unterschiede in der Eschatologie des ersten und des auf ihn folgenden zweiten Korintherbriefes (wie auch die Unterschiede zwischen diesen und dem früheren Ersten Thessalonicherbrief) als ein instruktives Beispiel dafür, dass und auf welche Weise Paulus seine theologischen Aussagen nicht in erster Linie thetisch entwerfe, sondern im konkreten brieflichen problem-bestimmten Dialog mit seinen jeweiligen Adressaten im Kontext von deren je besonderer Situation.
Das Verhältnis von 1 Kor 15,50-57 und 2 Kor 5,1-5 (in ihrem größeren Zusammenhang) ist Thema von J. Gillman 1988, 439-454. Zunächst gibt er einen Überblick über verschiedene Ansichten bezüglich des Verhältnisses, dann ordnet er beide Textpassagen in ihren Zusammenhang und Gedankengang ein, und schließlich vergleicht er beide Textpassagen. Er selbst kommt zu dem Ergebnis, dass sie ähnliche Themen und Argumentationsstile hätten.
A. C. Perriman 1989, 512-521 stellt die These in Frage, dass 1 Kor 15,50-57 ein Beleg dafür sei, dass Paulus streng zwischen den bei der Wiederkunft Christi noch Lebenden und den schon Verstorbenen unterscheide. Im Hinblick auf 2 Kor 5,1-5 sei anzumerken, dass dieser Text weder einen wirklichen Bezug zur Frage der Wiederkunft noch zur Frage eines Zwischenzustands nach dem Tod habe. Der eschatologische Horizont von 2 Kor 4,7-5,10 bestehe nur aus der Auferstehung.
Zur Rede von "Naherwartung“ und "Parusieverzögerung“ im NT äußert sich knapp K. Erlemann 1996, 47-49.
Dem Thema "Parusieverzögerung“ nähert sich R. J. Bauckham 1980, 3-36 auf dem Hintergrund der jüdischen Apokalyptik.
Ausführlich befasst sich mit Aussehen, Funktion und Spielweise der "salpinx“ ("Trompete“) N. Xanthoulis 2006, 39-45: Bei der "salpinx“ habe es sich um eine Vorgängerin der heutigen Trompete gehandelt. Sie habe aus einem Mundstück und einem etwa 1,5 Meter langen Rohr, das in einen Schalltrichter auslief, bestanden. Als Material sei für das Rohr und den Schalltrichter Metall - Kupfer und/oder Eisen, desweiteren auch Bronze - und für das Mundstück Knochen verwendet worden. Die "salpinx“ sei insbesondere ein militärisches Signalinstrument gewesen, habe darüber hinaus auch bei religiösen Zeremonien oder in der Unterhaltung Verwendung gefunden. Das Spiel der "salpinx“ sei auch olympischer Wettkampf gewesen.
Zur "salpinx“ äußert sich auch knapp W. Radl 1980, 142-144, der anmerkt, dass der Begriff in der Septuaginta auch das Horn bezeichne. Die Gottestrompete sei etwas anderes als menschliche Trompeten und töne auch anders.
Zur idumäischen Jagd- und Trauermusik und zu den judäischen Tempeltrompeten in hellenistisch-römischer Zeit siehe J. Braun 1999, 148-153.203-205, der insbesondere auf archäologische Funde eingeht.
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Beobachtungen: Der irdische Körper ist "Vergängliches“ und "Sterbliches“. Um zu einem himmlischen Körper zu werden, muss er "überkleidet“ werden, und zwar mit Unvergänglichkeit und Unsterblichkeit. Diese Überkleidung schließt eine Auflösung des irdischen Körpers aus. Vielmehr wird er bedeckt und auf diese Weise in seinen Eigenschaften gewandelt.
Weiterführende Literatur: Zur paulinischen Vorstellung vom "geistlichen“ Auferstehungsleib äußern sich in ihrem Buch über Himmelsvorstellungen knapp C. McDannell, B. Lang 1988, 32-37.
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Beobachtungen: Mit der Überkleidung des irdischen Menschen wird ein "Wort, das geschrieben steht“, erfüllt werden. Geschrieben steht das "Wort“ vermutlich in der hebräischen Bibel (= AT) - für Paulus die Bibel schlechthin. Die Verwandlung ist also ein Teil der Heilsgeschichte, die in den biblischen Schriften vorhergesagt wird und sich nun erfüllt. Bei dem "Wort“ handelt es sich nicht um ein einzelnes Wort, sondern um eine ganze Aussage. Wo sich dieses "Wort“ findet, sagt Paulus nicht.
Das Zitat "Verschlungen wurde der Tod vom Sieg.“ ähnelt am ehesten Jes 25,8. Der hebräische Text lautet übersetzt: "Verschlungen wurde der Sieg für immer“; dabei wurde der Tod als Ganzes in einem kurzen Augenblick vom Sieg, der wie ein wildes Tier oder wie ein Meeresstrudel erscheint, in sich hinein verschluckt. Paulus zitiert allerdings nicht die griechische Übersetzung der Septuaginta, sondern möglicherweise eine griechische Übersetzung, die "lânäsah“ mit "vom Tod“ statt mit "für immer“ übersetzt. Auch ist möglich, dass Paulus das Substantiv "dikê“ ("Seuche“) aus Hos 13,14LXX zu "nikos“ ("Sieg“) umgewandelt und so eine Wortverbindung zwischen diesem Vers und 1 Kor 15,55 geschaffen hat. Schließlich ist auch möglich, dass eine Form des mit dem hebräischen Adverb "lânäsah“ verwandten aramäischen Verbs, das "überwinden“ bedeutet, zugrunde liegt.
Wenn der Tod vom Sieg verschluckt wurde, so ist er nun vom Sieg umgeben. Dieses Umgebensein dürfte Paulus auf das Bild vom Anziehen eines Kleidungsstücks gebracht haben.
Weiterführende Literatur: P. J. Tomson 2002, 357-386 vertritt die Ansicht, dass der Abschnitt 15,54-57 durchaus den traditionellen Konventionen bezüglich des Lesens, Übersetzens und Auslegens des biblischen Schriften entspreche. Diese Art und Weise zu lesen erlaube kreative Verbindungen zwischen fern liegenden Textpassagen und vielfältige Bedeutungen. Unter systematischen Gesichtspunkten gelesen würden sie jedoch einen zusammenhanglosen und auch zweifelhaften Eindruck machen. Solche traditionelle Lesekonventionen fänden sich vor allem in rabbinischen Targumim und Midraschim, aber auch in Qumran-Schriften, jüdisch-hellenistischen Schriften und im NT. Auch in der antiken heidnischen Literatur seien sie anzutreffen. Der Inhalt entspreche der literarischen Form.
W. Harrelson 1991, 149-159 merkt an, dass die Zitate Jes 25,8 und Hos 13,14 weder dem Wortlaut des masoretischen Textes noch dem Wortlaut der Septuaginta entsprechen, sodass sich die Frage stelle, wie Paulus zu der Fassung der beiden Verse kam. W. Harrelson geht davon aus, dass Paulus sich der beiden Verse zur Untermauerung seiner Auferstehungslehre bedient und sie entsprechend geformt habe.
Für ein vorpaulinisch rezensiertes Septuaginta-Zitat (von Jes 25,8) hält D.-A. Koch 1986, 61-63 den V. 54.
Zur eigenständigen Funktion des Schriftworts V. 54-55 im Rahmen der Argumentation siehe knapp A. Lindemann 1996, 224.
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Beobachtungen: Durch das Verschlucken des Todes ist dieser überwunden und kann nicht mehr siegen. So kann Paulus den personifizierten Tod triumphierend fragen, wo denn sein (schon sicher geglaubter) Sieg ist.
Die Waffe, mit der der Tod tötet, ist der Stachel (kentron). Einen solchen Stachel haben auch Tiere wie der Skorpion (vgl. Offb 9,10) oder Insekten (vgl. 4 Makk 14,19). Darüber hinaus kann auch der Treiberstecken - ein mit einer Metallspitze versehener Stock für das Treiben von Vieh oder Zugtieren - als "Stachel“ bezeichnet werden (vgl. Spr 26,3; Sir 38,25; Apg 26,14). Schließlich ist der "Stachel“ auch ein Symbol für eine despotische Herrschaft (vgl. 1 Kön 12,11).
Paulus bezieht sich auf Hos 13,14, wobei sich der Aussagegehalt völlig ändert. Hos 13,14 lautet: "... Tod, wo sind deine Seuchen? Unterwelt, wo ist dein Verderben/Stachel?...“ Im Zusammenhang des Hoseabuches drücken die Aussagen Gottes Zorn über das Verhalten des als "Ephraim“ bezeichneten Nordreiches Israel aus, dem erbarmungslose Vernichtung angedroht wird. Die Anrufung von Tod und Unterwelt beschwört geradezu ihre Macht herauf. Paulus dagegen betont die Überwindung der Macht des Todes am Ende der Tage.
Weiterführende Literatur: C. Janssen 2004, 28-48 betrachtet das Siegeslied 1 Kor 15,51-57, das die Niederlage des Todes besinge, genauer und fragt nach den Erfahrungen, die Paulus hier verarbeitet. Wie kann er angesichts des alltäglichen Sterbens und der Gefahren, denen auch er sich ausgesetzt gesehen habe, vom Sieg über den Tod sprechen? Woher stammt diese Gewissheit, woraus schöpft er die Kraft, sich dem Tod entgegenzustellen? Ergebnis: Der Glaube an Gott, an das Kommen des Messias Jesus und dessen Auferweckung schenke Paulus die Kraft, der tödlichen Macht zu widerstehen. Diese Erfahrung gründe auf der Gemeinschaft der Glaubenden. In der Gemeinschaft derer, mit denen er die Auferstehung feiert, mit denen er arbeitet und lebt, erfahre er, dass der Tod seine Macht verloren hat, mit ihnen besinge er dessen Niederlage. Zu V. 55: Die Grundbedeutung des Wortes "kentron“ ("Stachel“) weise auf alles, was sticht, wie der Giftstachel von Tieren. Es könne aber auch ein menschliches Werkzeug sein: ein Sporn, eine Geißel oder Stachelpeitsche zum Antreiben von Tieren, das allerdings auch als Marterwerkzeug zum Schlagen von Menschen dienen könne und deshalb im menschlichen Bereich mit Herrschermacht mit dem Unterton von Gewaltherrschaft in Verbindung gebracht werde.
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Beobachtungen: Paulus konkretisiert, was der Stachel ist: die Sünde. Ohne die Sünde wäre der Tod machtlos. Der Zusammenhang von Tod und Sünde wird am ehesten beim "Sündenfall“ von Adam (und Eva) deutlich, durch den der Tod, der im Paradies noch kein Thema war, schließlich Tatsache und für das menschliche Dasein prägend wird (vgl. Gen 3,3.19.22.24; 1 Kor 15,21).
Paulus bezeichnet das "Gesetz“ als die "Macht der Sünde“. Dabei ist unklar, was er hier mit dem "Gesetz“ meint. Zunächst kommt die Tora in Frage, die die ersten fünf Bücher Mose (Genesis bis Deuteronomium) umfasst. Enthalten sind neben eigentlichen Gesetzestexten auch andere, erzählende und belehrende, Texte. Dennoch wurde für die Tora in späterer Zeit die Bezeichnung "Gesetz“ ("nomos“) gebräuchlich. Allerdings kann Paulus auch die Prophetenbücher als zum "Gesetz“ dazugehörig ansehen. Dies ist damit zu erklären, dass das rabbinische Judentum die Propheten als Ausleger des "Gesetzes“ versteht und daher nicht nur die Tora, sondern die gesamte hebräische Bibel als "Gesetz“ bezeichnet. Nebenbei sei gesagt, dass es zusätzlich zu diesem "schriftlichen Gesetz“ auch noch das "mündliche Gesetz“ gibt, das schließlich im Talmud verschriftlicht und kommentiert wird. Schließlich ist aber auch möglich, dass Paulus außerbiblisches Recht als "Gesetz“ bezeichnet.
Es ist kaum anzunehmen, dass Paulus die Tora oder gar die gesamte hebräische Bibel, auf die er sich des Öfteren beruft und die er zitiert, negativ darstellt. Wenn die Macht der Sünde das "Gesetz“ ist, so kann dies daher nicht bedeuten, dass das Halten des "Gesetzes“ Sünde ist. Vielmehr ist anzunehmen, dass das Vorhandensein des "Gesetzes“ - sei es die Tora oder die gesamte hebräische Bibel - die Sünde erkennen lässt (vgl. Röm 7,7-13). Sünde ist demnach das, was dem "Gesetz“ widerspricht. Erst durch das "Gesetz“ wird sie offenbar und somit mächtig, denn niemand ist in der Lage, alle Bestimmungen des "Gesetzes“ ständig einzuhalten (vgl. Gal 3,10-11). Daraus folgt jedoch, dass alle Menschen dem Tode verfallen sind. Dies gilt auch für die Heidenchristen unter den Adressaten des Briefes, die dem "Gesetz“ nie unterstanden haben und ihm weiterhin nicht unterstehen. Auch die Sünden der Heidenchristen werden durch das "Gesetz“ offenbar.
Dass Paulus, der sich auch gegenüber Heidenchristen ständig auf die biblischen Schriften beruft, heidnisches Recht oder Naturgesetze als Mittel des Sündenaufweises ansehen sollte, ist eher unwahrscheinlich.
Weiterführende Literatur: F. W. Horn 1991, 88-105 geht der Frage nach, ob V. 56 als Glosse zu betrachten ist. Die Vertreter der Interpolationshypothese vermerkten, dass der in diesem Vers aufgezeigte Zusammenhang von Tod, Sünde und Gesetz erst eigentlich im Römerbrief begegne, also der spätpaulinischen Theologie angehöre und aus ihrer Kenntnis von Paulus oder einem Pauliner nachträglich in V. 56 eingetragen sei. Die andere, für die Echtheit und Integrität des Verses an dieser Stelle sprechende Sicht ziehe die gegenteilige Folgerung: die unter den Stichworten Tod − Sünde − Gesetz beschlossene theologische Erkenntnis sei originärer Bestandteil des Ersten Korintherbriefes und also der frühpaulinischen Theologie. Zwar entfalte Paulus diesen Zusammenhang vor den heidenchristlichen Gemeinden nicht, V. 56 zeige als einzige Ausnahme gleichwohl, dass er sachlich vorauszusetzen sei. Nach Ansicht von F. W. Horn deuteten jedoch die von ihm vorgebrachten verschiedenartigen Argumente darauf hin, dass ein Paulusschüler einen paulinischen Brief mit derjenigen Theologie, die wir nur aus dem Testament des Paulus, dem Römerbrief, kennen, erweitern wolle. Die Annahme einer Glosse lasse den Vers nicht in einem minderwertigen Licht stehen, sondern sei Zeuge hoher paulinischer Theologie.
T. Söding 1992, 74-84 ist der Ansicht, dass V. 56 nicht unbedingt als sekundärer Einschub betrachtet werden müsse, denn Paulus komme auch an anderen Stellen des Ersten Korintherbriefs auf durchaus kritische und reflektierte Weise, allerdings ohne besondere Betonung auf das Gesetz (9,19-23; vgl. 10,32f.) und die Beschneidung (7,18f.) zu sprechen. Eine regelrechte Rechtfertigungslehre habe Paulus aber noch nicht ausgebildet. Die gesetzeskritische Aussage lasse sich wie folgt erklären: Während im Frühjudentum allein das Gesetz den Weg des Heils beschreibe, halte Paulus fest, dass Gott den Sieg über den Tod und die Sünde der Menschen allein durch den "Herrn“ erringe. Das Gesetz gehöre zum alten Zeitalter, das vergehen müsse. Wenn das Gesetz für diesen Sachverhalt den Blick versperre, so störe es die Beziehung zu Gott, was Sünde sei.
Auch F. Thielman 1992, 237-240 kommt im Rahmen der Untersuchung, wie Paulus dem jüdischen Gesetz gegenüber eingestellt ist, zu dem Schluss, dass 15,56 kein sekundärer Einschub sei. Auf S. 248-253 stellt er einerseits heraus, dass Paulus in diesem Vers negativ vom Gesetz spreche, andererseits macht er jedoch deutlich, dass Paulus nicht grundsätzlich eine negative Einstellung gegenüber dem Gesetz habe. Negativ sei es nur vom Blickwinkel des jetzigen Zeitalters aus gesehen, in dem es mit Tod und Sünde verbunden sei. Aus der Perspektive des zukünftigen Zeitalters und des Geistes gesehen gehöre es jedoch zur Seite des Lebens.
C. A. Vlachos 2004, 277-298 vertritt die These, dass 1 Kor 15,56 in epigrammatischer Form ein zentrales Dogma enthalte, das den paulinischen Gemeinden vermutlich bekannt gewesen sei. Der theologische Boden, von dem her Paulus das Epigramm geformt habe, sei der Garten Eden. Diese Schlussfolgerung lasse sich daraus ziehen, dass V. 56 den edenischen Kontext von 1 Kor 15 teile, und dass sich in Röm 5 und 7 die Trias Gesetz − Sünde − Tod ebenfalls in einem edenischen Kontext finde.
H. W. Hollander, J. Holleman 1993, 270-291 beschränken sich bei der Interpretation von V. 56 auf die Aussagen des Ersten Korintherbriefes und ziehen nicht − wie verschiedene andere Ausleger − andere paulinische Briefe heran. Sie vertreten die Ansicht, dass die Verbindung von Tod und Sünde sowie von Sünde und Gesetz auf dem Hintergrund hellenistischer Popularphilosophie zu verstehen sei. Mit dem "Gesetz“ sei nicht konkret das jüdische Gesetz gemeint, sondern generell das Gesetz. Dabei verweisen H. W. Hollander, J. Holleman auf die negative Bewertung des Gesetzes, wie sie im hellenistischen Raum infolge der Infragestellung moralischer Normen Ende des 5. Jhs. v. Chr. aufgekommen sei. Die Gesetze seien nun nicht mehr als von Gott gegeben angesehen worden, sondern als von Menschen ersonnen, um das gesellschaftliche Leben zu regeln. Die "Natur“ dagegen habe man für die grundlegende ewige Wahrheit gehalten, auf der die Gesetze basieren sollten.
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Beobachtungen: Nun behält jedoch der Tod nicht die Oberhand. Der Grund dafür ist, dass den Christen der Sieg gegeben ist, und zwar durch Gott. Der Sieg geht auf die Heilstat Jesu Christi, der am Kreuz für die Gläubigen und ihre Sünden gestorben ist, zurück. Da infolgedessen nicht mehr jede Übertretung des "Gesetzes“ gesühnt werden muss, sind die Christen von der Notwendigkeit befreit, den Buchstabenlaut des "Gesetzes“ befolgen zu müssen; stattdessen sind sie an den Geist Gottes gebunden (vgl. Röm 6,15-7,6). Der Tod kann den Christen nichts mehr anhaben, weil durch Christi Auferweckung der Tod überwunden ist und somit auch die Christen den Tod überwinden und auferweckt werden.
Dass Paulus nicht Jesus Christus selbst für seine Heilstat dankt, sondern Gott, ist vermutlich damit zu erklären, dass Paulus den Kreuzestod Jesu und die Auferweckung von den Toten als Bestandteil des göttlichen Heilsplans ansieht. Gott ist es auch, der Jesus von den Toten auferweckt hat und die Entschlafenen von den Toten auferwecken wird.
Weiterführende Literatur: S. Frutiger 1986, 199-229 befasst sich mit der Geschichte der Gesprächspartner und mit den paulinischen Ausführungen 1 Kor 15. Die V. 57-58 liest sie auf S. 208-209 unter dem Gesichtspunkt der Vereinigung der Gesprächspartner mit Paulus im "wir“.
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Beobachtungen: Paulus schließt nun seine Aussagen zum Tod und zur Auferweckung von den Toten mit der Ermahnung, fest und unerschütterlich zu bleiben. Gemeint ist sicherlich das feste und unerschütterliche Bleiben in dem Glauben, wie Paulus ihn den Korinthern vermittelt hat und wie diese ihn bei der Taufe angenommen haben. Konkret sollen die Adressaten nicht vom Auferstehungsglauben abfallen.
Der Glaube an die Überwindung der Macht des Todes durch die Auferweckung von den Toten soll jedoch als Konsequenz nicht Gleichgültigkeit im Hinblick auf das irdische Leben mit sich bringen. Die Adressaten sollen stattdessen stets im "Werk des 'Herrn’“ zunehmen. Dabei sagt Paulus nicht, was unter dem "Werk des 'Herrn’“ zu verstehen ist. Aus 1 Kor 3,9; 9,1; 16,10; Röm 14,20 geht jedoch hervor, dass es sich bei Gemeindegründung und -aufbau um das "Werk des 'Herrn’“ handelt. Somit dürfte Paulus auch in 1 Kor 15,58 die Gemeindegründung und den Gemeindeaufbau im Blick haben. Das heißt also, dass das Tun der korinthischen Gemeindeglieder einerseits der Festigung und dem Wachstum der eigenen Gemeinde dienen soll, andererseits aber auch der Verbreitung des Glaubens, durch die es wiederum zu Gemeindegründungen und zum Gemeindeaufbau kommt. Der Aufbau der eigenen Gemeinde und fremder Gemeinden kann organisatorische, soziale und spirituelle Aspekte umfassen und auch auf das Wachstum der Zahl der Christen abzielen.
Das ständige Wachsen im "Werk des 'Herrn’“ ist mit Mühe verbunden, wobei Paulus nicht konkretisiert, um welche Mühen es sich handelt. Grundsätzlich ist an Unsicherheiten, Entbehrungen und Verfolgungen in einer feindlich gesinnten, andersgläubigen Umwelt zu denken. Auch mag der mühevolle Kampf gegen die Anfechtungen im Glauben im Blick sein.
Diese Mühen werden jedoch nicht vergeblich sein, d. h. sie werden belohnt. Worum es sich bei dem Lohn handelt, sagt Paulus nicht, doch kommen Verschonung vor irdischen Strafen wie Schmerz und Leid (zu den irdischen Strafen vgl. 1 Kor 11,30) und auch die Rettung vor dem Verderben am Ende der Tage in Frage. Mit Blick auf 1 Kor 15 ist am ehesten an die Auferweckung von den Toten und das Eingehen ins Gottesreich zu denken.
Dass Paulus die Adressaten mit "geliebte Geschwister“ anredet, zeugt von seiner Zuneigung. Aus seiner Zuneigung resultiert die Sorge um das Heil der Glaubensbrüder und - schwestern.
Weiterführende Literatur: C. Janssen 2005 fragt danach, welche Bedeutung der Glaube an die leibliche Auferstehung für das konkrete Leben der Menschen hat, an die sich Paulus richtet. In welche Lebensrealität spricht er? Welche (körperlichen) Erfahrungen verarbeitet er, welche Praxis will er stärken? Der Fokus richtet sich dabei insbesondere auf die Verbindung eschatologischer Aussagen mit den Lebensbedingungen der Menschen und fragt danach, welche Perspektiven Paulus mit der Rede von der Auferstehung der Toten verbindet − für die Gegenwart und die Zukunft. Zu V. 50 siehe S. 228-233, zu V. 51-57 siehe S. 234-262, zu V. 58 siehe S. 263-265.
Einen Neuansatz der Deutung von 1 Kor 15 legt S. Schneider 2005 vor: Nach einem kritischen Forschungsüberblick geht er von der Arbeitshypothese aus, dass den Christen in Korinth nicht die zukünftige Auferstehung am Jüngsten Tag zweifelhaft gewesen sei. Zweifel hätten sie vielmehr daran gehabt, dass dieses Auferstehungsleben bereits jetzt wirksam ist. Die Absicht des Paulus in 1 Kor 15 wäre dementsprechend, ihnen die gegenwärtige Auferstehung nahe zu bringen. Grundlage der Ausführungen in 1 Kor 15 sei ein gegenwärtig-entwicklungshaftes Auferstehungsverständnis. V. 58 sei eine auf ganz 1 Kor 15 bezogene Zusammenfassung.
Literaturübersicht
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