Apg 20,22-24
Übersetzung
Apg 20,22-24:22 Und nun, siehe, reise ich als ein vom Geist Gebundener nach Jerusalem, ohne zu wissen, was mir dort widerfahren wird, 23 außer dass mir der heilige Geist von Stadt zu Stadt bezeugt (und sagt), dass Fesseln und Drangsale auf mich warten. 24 Aber ich halte mein Leben für (mich selbst) nicht der Rede wert, damit ich meinen Lauf vollende und den Dienst, den ich vom Herrn Jesus empfangen habe: das Evangelium der Gnade (des) Gottes zu bezeugen.
( Nach oben ) ( Literaturübersicht )
Beobachtungen: Der Abschnitt 20,22-24 gehört zur Abschiedsrede des Paulus an die Gemeindeältesten (20,18-35), die sich folgendermaßen untergliedern lässt: Rechenschaftsablegung: der vorbildliche Dienst des Paulus in der Provinz Asien (20,18-21); Ausblick auf die bevorstehende Reise nach Jerusalem (20,22-24); Ermahnung an die Gemeindeältesten, die Gemeinde wachsam zu leiten und zu behüten (20,25-31); Grundsatz der Gemeindeleitung: Geben ist seliger als nehmen (20,32-35).
Die Wendung "und nun, siehe“ ("kai nyn idou“) (20,22.25.32) stellt ein Gliederungselement dar, mit dem Paulus den Beginn eines neuen Gedankenschrittes markiert. In V. 22-24 bereitet Paulus die ephesischen Gemeindeältesten geistig auf die zukünftige Zeit seiner Abwesenheit vor. Dass die Gemeindeältesten ihn nicht wiedersehen werden, macht Paulus dann in V.25 unmissverständlich deutlich.
Paulus betonte das "ich“. Auf diese Weise stellte er seine Person, die den Gemeindeältesten als Vorbild dienen sollte, in den Vordergrund.
Es bleibt offen, ob mit dem "Geist“ ("pneuma“) der Geist des Paulus oder der heilige Geist gemeint ist. Bei ersterer Deutung wäre ausgesagt, dass Paulus im Geist − der Dativ "tô pneumati“ lässt sowohl die Übersetzung "im Geist“ als auch die Übersetzung "vom Geist“ zu − gebunden war. Die Gedanken und Gefühle sowie der Wille des Paulus wären demnach nicht frei, sondern gebunden, also begrenzt, gewesen. Die Begrenzung könnte durch das Pflichtgefühl bewirkt worden sein, nach Jerusalem reisen zu müssen. Bei letzterer Deutung wäre ausgesagt, dass Paulus durch den heiligen Geist gebunden war. Demnach hätte der heilige Geist seinen Lebensweg bestimmt. Die eigenen Gedanken und Gefühle sowie der eigene Wille hätten sich der Lenkung durch den heiligen Geist unterordnen müssen.
Die Zeitform Perfekt (dedemenos) zeigt an, dass Paulus in der Vergangenheit gebunden worden war, wobei die Folge der Bindung für die Gegenwart und Zukunft besondere Bedeutung hatte. Wann die Bindung genau erfolgt ist, bleibt offen, und ist hier wohl nicht von Interesse.
Der Grund der Reise nach Jerusalem bleibt in V. 22 offen. Lässt man die Aussagen der folgenden Verse außer acht, so ist auch völlig unklar, was Paulus in Jerusalem widerfahren könnte und warum ihm dies widerfahren könnte.
Weiterführende Literatur: Die drei Reden des Paulus im pisidischen Antiochien (vgl. 13,16b-41), in Athen (vgl. 17,22b-31) und in Milet (vgl. 20,18b-35) hat M. Quesnel 2001, 469-481 zum Thema. Dabei gibt er zunächst einen synoptischen Überblick über die Charakteristika der Reden, bevor er nacheinander auf jede einzelne Rede eingeht.
Zur Übersetzung von Apg 20,17-38 auf Portugiesisch siehe J. L. G. Prado 1984, 40-45.
J. Lambrecht 1979, 307-337 gibt einen Überblick über Strukturanalysen zur Miletrede und stellt eine eigene Gliederung zur Diskussion: V.18b-27: Selbstverteidigung und Ankündigung (V. 18b-21: bisheriges Verhalten; V. 22-25: Ankündigung der Abreise und des bevorstehenden Leidens; V. 26-27: bisheriges Verhalten); V. 28-35: Ermahnungen und Abschiedsgruß (V. 28-31: Warnung; V. 32: Abschiedsgruß; V. 33-35: Warnung). Anschließend kommt er auf das Verhältnis von Tradition und Redaktion zu sprechen und fragt abschließend nach dem Ort und der Funktion der Miletrede in der Apg und in der gesamten lukanischen Theologie.
J. J. Kilgallen 1994, 112-121 schlägt folgende Gliederung der Miletrede vor: V. 25 und V. 28 stellten die zentralen Aussagen dar. V. 18b-21 und V. 22-24 führten zu V. 25 hin. V. 26 folge aus V. 25 und V. 27 folge aus V. 26. Die V. 29-30 begründeten V. 28 zwar, seien V. 28 jedoch untergeordnet. V. 31 paraphrasiere V. 28; V. 32 schließlich sei in enger Verbindung zu V. 25 und V. 28 zu sehen. Auch die V. 33-35 zeigten - in umgekehrter Reihenfolge - einen Bezug zu V. 32 und stünden auch untereinander in Beziehung.
Auch K. Nissilä 1984, 5-10 sieht in der Miletrede eine wohlüberlegte Struktur gegeben: Narratio (V. 18b-21); Argumentatio (V. 22-31); Peroratio (V. 32-35). Sie zeige die Vertrautheit des Lukas mit den Mitteln der antiken Rhetorik.
Eine rhetorische Analyse der Miletrede bietet ebenfalls D. F. Watson 1991, 184-208, die die Rede für ein epideiktisches Enkomion (= eine lobende Darstellung eines Menschen) hält und folgendermaßen gliedert: geschichtliche Einleitung (V. 17-18a), Exordium (V. 18b-24), Probatio (V. 25-31), Peroratio (V. 32-35), erzählerische Zusammenfassung (V. 36-38).
Eine Strukturanalyse von Apg 20,17-38 mehr unter pragmatisch-semantischen als unter syntaktischen Gesichtspunkten bietet J. S. Petöfi 1981, 359-378.
A. Antoniazzi 1984, 46-54 geht zunächst auf die Charakteristika der literarischen Gattung "Abschiedsrede“ ein und befasst sich dann mit dem Schema der Miletrede. Abschließend vergleicht er das Vokabular dieser Abschiedsrede mit dem der anderen ntl. Schriften.
Laut T. Haraguchi 2004/05, 137-153 seien in der Miletrede zwei literarische Traditionen miteinander verschmolzen, nämlich testamentarische Verfügungen gemäß den atl. Abschiedsreden und die tragische Abschiedsrede. In letzterer akzeptiere der Redner seinen bevorstehenden gewaltsamen Tod als sein Schicksal und drücke seinen tiefen Kummer aus.
Zu den Parallelen zwischen der Apg und Homers Ilias siehe D. R. MacDonald 2003, der auf S. 67-102 auf die Parallelen zwischen der Abschiedsrede des Paulus vor den ephesischen Gemeindeältesten (Apg 20,17-38) und der Abschiedsrede Priams vor seiner Frau Andromache (Ilias 6) zu sprechen kommt. Die beste Erklärung für die Parallelen sei Nachahmung. D. Zoroddu 2009, 563-603 knüpft an die Untersuchung von D. R. MacDonald an, geht jedoch über den Aspekt der Nachahmung hinaus, indem sie sich traditionsgeschichtlichen Aspekten widmet. Die Anspielungen auf Homers Ilias seien nicht nur als literarischer Kniff zu verstehen, sondern hätten auch theologische Bedeutung: Fortsetzung und Erfüllung.
Zur Komposition und zum Gedankengang sowie zur Funktion und zum Sitz im Leben der Abschiedsrede in Milet siehe F. Zeilinger 1981, 167-172. In der Miletrede fänden sich die gleichen Elemente wie in atl. Abschiedsreden, nämlich Rückblick, Ausblick, Unterweisung und Mahnung. Sie sei an die geistigen Erben des Paulus gerichtet. Er selbst sei Wurzel und Norm ihrer Lehre und ihrer Lebensführung. Die Seelsorger in der von ihm gegründeten Kirche erschienen somit als Hüter der von ihm ausgehenden Tradition. Die Abschiedsrede sei als Reaktion auf Kritik seitens der Juden an seiner Person und an seinem Wirken zu verstehen.
Mit dem Vermächtnis des Paulus an die Gemeinde und ihre Ältesten (Apg 20,17-38) befasst sich R. Neuberth 2001, 237-326, wobei er zunächst eine synchrone und danach eine diachrone Analyse bietet.
A. Lindemann 2009, 175-205 bietet eine Auslegung der Miletrede und fragt nach dem in ihr erkennbaren Paulusbild. Während von Petrus, der einfach aus der erzählten Handlung verschwinde, kein abschließendes Petrusbild gezeichnet werde, vollziehe sich der Abschied des Paulus von seiner Rolle als aktiv handelnder Missionar zumindest in Asien mit einer langen, programmatischen Rede, verbunden mit einer eindringlich geschilderten Reaktion seiner Zuhörer.
Dass sich in Apg 20,18-35 der Gedanke der apostolischen Sukzession finde, versucht V. Fusco 1983, 87-142 nachzuweisen.
( Nach oben ) ( Literaturübersicht )
Beobachtungen: Eine Ausnahme von dieser völligen Ungewissheit wird in V. 23 genannt: Paulus war sich sicher, dass er in Jerusalem "Fesseln und Drangsale“ zu erleiden haben würde. Offen bleibt jedoch, von wem und aus welchem Grund er die "Fesseln und Drangsale“ zu erleiden haben würde.
Paulus sagte nur, von wem er sein Wissen bezüglich der "Fesseln und Drangsale“ hatte: vom heiligen Geist, der es ihm bezeugt hatte. Die Bezeugung ließ er als Geschehen erscheinen, das sich "von Stadt zu Stadt“ - gemäß der vom westlichen Text gebotenen Variante in jeder Stadt - und damit wiederholt in der Vergangenheit bis zur Gegenwart ereignet hatte. Auch für die Zukunft dürfte Paulus sie erwartet haben, sofern er angesichts der bevorstehenden Seefahrt nach Syrien überhaupt noch davon ausging, dass es in Städten Gelegenheit zu erneuten Zeugnissen geben würde. Auf welche Art mag der heilige Geist Paulus Zeugnis von den zukünftigen "Fesseln und Drangsalen“ gegeben haben? Hat er sie ihm in seinem Inneren eingegeben? Oder hat er durch Menschen Zeugnis gegeben? Oder hat er durch bereits erfolgte "Fesseln und Drangsale“ Paulus bereits das in Jerusalem zu erwartende Schicksal am Leib spüren lassen? Letztere Annahme legt die Tatsache nahe, dass die Apg "Fesseln und Drangsale“ als stetes Schicksal des Paulus während seiner Reisen erscheinen lässt. Allerdings nennt die Apg auch mehrfach (21,4.11.12) Zeugnisse durch Menschen, die allerdings noch ausstanden und erst in Tyrus und Cäsarea gegeben werden sollten.
Dass in V. 23 ausdrücklich vom heiligen Geist die Rede ist, kann als Beleg dafür verstanden werden, dass es sich auch bei dem in V. 22 erwähnten Geist um den heiligen Geist handelt. Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass in V. 23 in ausdrücklicher Abgrenzung vom "Geist“ vom "heiligen Geist“ die Rede ist. Deutlicher wäre die Abgrenzung jedoch, wenn in V. 22 "von meinem Geist“ statt "vom Geist“ stünde, also der Geist deutlich als menschlich, dem Paulus zugehörig gekennzeichnet würde.
Weiterführende Literatur: Laut P.-R. Tragan 1985, 779-798 richte sich die Rede in Milet nicht nur an die Ältesten der Stadt Ephesus, sondern an die Ältesten aller in der gleichen Lage befindlichen Gemeinden der Provinz Asien und schließlich auch an sämtliche Gemeindeglieder. Parallelen zur in Apg 20,18-35 dargestellten Gemeindesituation gebe es insbesondere in den späten ntl. Schriften, von denen ausgehend P.-R. Tragan den kirchlichen Kontext der Rede in Milet erhellt. So seien die Gemeinden und ihre Leiter von Verweltlichung, Verfolgung und Irrlehren bedroht gewesen. Die Rede in Milet richte sich außerdem konkret an die Irrlehrer innerhalb der Gemeinden. Und schließlich seien auch alle Gemeindeglieder der nachapostolischen Zeit angesprochen.
L. Aejmelaeus 1987 unterstützt die These, dass Lukas sehr wahrscheinlich Paulusbriefe − konkret insbesondere auch 1 Thess - gekannt und verwendet habe. Unpaulinische Züge erklärten sich aus der neuen Situation, in der Lukas und seine Gemeinde lebten. Sie erklärten sich auch daraus, dass Lukas überhaupt nicht in jeder Wendung um jeden Preis nur paulinisieren wollte. Zu 20,22-24: Bei der Behandlung des Zweckes der Jerusalemreise unterscheide sich der authentische von dem lukanischen Paulus in vielerlei Hinsicht. Der Unterschied erkläre sich auch hier leicht: Lukas wisse schon, wie alles ausgegangen ist, und könne darum die vorausgehenden Pläne seines Paulus mit der Wirklichkeit harmonisieren. Daneben wolle Lukas seinen Paulus dem nach Jerusalem wandernden Jesus so weit wie möglich ähnlich machen.
Auch S. Walton 2000 sieht Parallelen zwischen der Miletrede und 1 Thess. So tauchten die vier zentralen Themen der Miletrede − zuverlässige Ausführung des Amtes, Leiden, Einstellung gegenüber Wohlstand und Arbeit, Tod Jesu − auch in 1 Thess auf und es gebe darüber hinaus sprachliche Übereinstimmungen. Lukas habe vermutlich paulinische Tradition unabhängig von den paulinischen Briefen gekannt. Darauf weise auch die Miletrede hin, deren Inhalt zwar paulinisch sei, jedoch nicht genau mit demjenigen des 1 Thess konform gehe. Vermutlich habe Lukas die paulinische Tradition besser gekannt als gemeinhin angenommen. Lukas übermittele paulinische Tradition und empfehle diese. Vgl. S. Walton 1997, 377-380. P. Elbert 2004, 258-268 hält zwar die Vermutungen von S. Walton für durchaus glaubhaft, hält jedoch die Annahme, dass Lukas vermutlich die paulinischen Briefe nicht gekannt habe, für über das Ziel hinausgeschossen.
A. Vögtle 1992,66-91 hält die Abschiedsrede in Milet für ganz aus der Sicht des Lukas gestaltet und verweist dabei auf die offenkundige Verwendung des Motivgerüsts der Gattung der Abschiedsrede, auf den Anachronismus des Presbyterinstituts und weitere Hinweise auf die nachpaulinische Zeit, auf Züge und Akzentuierungen der Selbstdarstellung, die in der historischen Situation überflüssig waren oder im Munde des historischen Paulus auffallen müssten, in der Zeichnung des Idealbildes des christlichen Verkünders und Seelsorgers aber zielgerecht und unanstößig seien, ferner auf die das Wissen um das erfolgte Martyrium voraussetzende Ankündigung des Todes als Begründung für das testamentarische Vermächtnis, und schließlich auf den lukanisch geprägten Sprachstil und typische Anliegen lukanischer Verkündigung. Das schließe die Verarbeitung von Daten und Elementen paulinisch beeinflusster Tradition nicht aus.
Zu den antiken Haftbedingungen und zu den paulinischen Hafterfahrungen siehe B. Rapske 1994, 195-225.
( Nach oben ) ( Literaturübersicht )
Beobachtungen: Aus V. 24 gehen die Gründe hervor, warum sich Paulus nochmal nach Jerusalem begab: die Vollendung seines "Laufs“ und des "Dienstes“, den er vom "Herrn“ Jesus empfangen hatte.
Der Begriff "Lauf“ ("dromos“) kann auf die Missionsreisen, deren Wegstrecken Paulus oftmals zu Fuß zurückgelegt hatte, bezogen oder als Missionarsleben gedeutet werden. So bediente sich Paulus im Hinblick auf das Leben des Christen und auch ganz konkret auf sein eigenes Leben des Bildes des Wettlaufes, das er sportlichen Wettkämpfen entnommen hatte. Als Läufer gelte es den Siegespreis zu erlangen (vgl. 1 Kor 9,24-27; Phil 3,14). Dafür war jedoch das Vollenden des Laufs mit dem Erreichen des Ziels Voraussetzung.
Paulus sagte ausdrücklich, was der "Dienst“ ("diakonia“) war: das Bezeugen des Evangeliums der Gnade Gottes. Dass es auch galt, den Jerusalemer Gemeindegliedern die in den Gemeinden der verschiedenen Städte eingesammelte Kollekte zu übergeben, kommt hier nicht in den Blick. Das ist insofern bemerkenswert, als in den paulinischen Briefen verschiedentlich (vgl. 2 Kor 8,4; 9,1.12-13; Röm 15,31) die Kollekte und ihre Übergabe als "Dienst“ bezeichnet wird. Aus Röm 15,31 geht dabei hervor, dass sich Paulus der wohlwollenden Annahme der Kollekte seitens der "Heiligen“ in Jerusalem keineswegs sicher war. Diese Unsicherheit ähnelt derjenigen in Apg 20,22, wo der bange Tonfall auffällig ist. Dass dem Verfasser der Apg die Kollekte und ihre Übergabe bekannt waren, lässt sich wohl aus Apg 19,22 schließen, wo das Verb "dienen“ vermutlich mit Blick auf die Kollekte zu deuten ist. Über alle Zweifel erhaben ist diese Deutung jedoch nicht.
Der Titel "Herr“ gibt ein Herrschaftsverhältnis an: Der "Herr“ herrscht über seine Diener/Sklaven, die ihm bedingungslos zu dienen haben. Im Römischen Reich galt der Sklave als Sache. Der "Herr“ konnte also am Sklaven Willkür walten lassen. Allerdings erscheint Jesus Christus (oder: Gott) nicht als ein willkürlicher "Herr“, sondern vielmehr als einer, der seinen Sklaven für ihren Dienst Heil zukommen lässt. Der Sklave/Diener Jesu Christi (oder: Gottes) gehört also zu den sozial privilegierten Sklaven/Dienern. Der Aspekt der Gegenseitigkeit, wie er für das römische Klientelverhältnis typisch ist, spielt eine entscheidende Rolle: Der "Herr“ übt über seine Untergebenen (= Klienten) Macht aus, ist zugleich aber deren Schutzherr. Die Untergebenen wiederum sind dem "Herrn“ dafür zum Dienst verpflichtet. Die Christen befinden sich demnach also in der machtvollen Heilssphäre Jesu Christi, dem sie untergeben sind und dienen.
Die Genitiv-Konstruktion "Evangelium der Gnade (des) Gottes“ kann so verstanden werden, dass das Evangelium in der Gnade Gottes begründet lag und von ihr ausging, aber auch so, dass das Evangelium die Gnade Gottes zum Inhalt hat. Letzteres Verständnis kann mittels der Übersetzung "Evangelium von der Gnade (des) Gottes“ verdeutlicht werden.
Weiterführende Literatur: H. K. Kim, C. J. H. Venter 1999, 509-524 vertreten mit Blick auf Apg 20,17-38 die These, dass südafrikanische Christen, denen das Wort Gottes zuteil wurde, in ihrem zerrütteten Land zu gesellschaftlicher und politischer Stabilität beitragen könnten.
Literaturübersicht
[ Hier geht es zur Übersicht der Zeitschriftenabkürzungen ]
Aejmelaeus, Lars; Die Rezeption der Paulusbriefe in der Miletrede (Apg 20:18-35) (AASF.B 232), Helsinki 1987
Elbert, Paul; Paul of the Miletus Speech and 1 Thessalonians: Critique and Considerations, ZNW 95,3-4 (2004), 258-268
Fusco, Vittorio; L’idea di successione nel discorso di Mileto (At 20,18-35), in: M. D’Auria [ed.], Una Hostia, FS C. Ursi, Napoli 1983, 87-142
Haraguchi, Takaaki; A Tragic Farewell Discourse? In Search of a New Understanding of Paul’s Miletus Speech (Acts 20:18-35), AJBI 30-31 (2004-2005), 137-153
Kilgallen, John J.; Paul’s Speech to the Ephesian Elders: Its Structure, ETL 70/1 (1994), 112- 121
Kim, H. K.; Venter, C. J. H.; Equipping the Congregation by Means of Preaching: Paul’s Sermon at Miletus (Acts 20:17-38) − Perspectives for the South African Context, IDS 33/4 (1999), 509-524
Lambrecht, Jan; Paul’s Farewell-Address at Miletus (Acts 20,17-38), in: J. Kremer [éd.], Les Actes des Apôtres. Traditions, rédaction, théologie (BETL 48), Leuven 1979, 307-337
Lindemann, Andreas; Paulus und die Rede in Milet (Apg 20,17-38), in: D. Marguerat [ed.], Reception of Paulinism in Acts. Réception du paulinisme dans les Actes des apôtres (BETL 229), Leuven 2009, 175-205
MacDonald, Dennis R.; Does the New Testament Imitate Homer? Four cases from the Acts of the Apostles, London 2003
Neuberth, Ralph; Demokratie im Volk Gottes? Untersuchungen zur Apostelgeschichte (SBB 46), Stuttgart 2001
Nissilä, Keijo; Paavalin jäähyväispuhe Miletossa (Apt 20:18-35), TAik 89/1 (1984), 5-10
Petöfi, Janos S.; La struttura della comunicazione in Atti 20,17-38, RivBib 29/3-4 (1981), 359-378
Prado, José Luiz G.; Versão Atual dos Atos dos Apóstolos, Estudos Bíblicos 3 (1984), 40-45
Quesnel, Michel; Paul prédicateur dans les Actes des Apôtres, NTS 47/4 (2001), 469-481
Rapske, Brian; The Book of Acts and Paul in Roman Custody (The Book of Acts in Its First Century Setting 3), Grand Rapids, Michigan - Carlisle 1994
Tragan, Pius-Ramon; Les “destinataires” du Discours de Milet. Une approche du cadre communautaire d’Ac 20,18-35, in: À cause de l’Évangile: (LeDiv 123), FS J. Dupont, Paris 1985, 779-798
Vögtle, Anton; Sorge und Vorsorge für die nachapostolische Kirche: Die Abschiedsrede von Apg 20,18a-35, in: A. Vögtle, L. Oberlinner [Hrsg.], Anpassung oder Widerspruch, Freiburg i. Br. 1992, 66-91
Walton, Steve; Leadership and Lifestyle: Luke’s Paul, Luke’s Jesus and the Paul of 1 Thessalonians, TynB 48/2 (1997), 377-380
Walton, Steve; Leadership and Lifestyle: The Portrait of Paul in the Miletus Speech and 1 Thessalonians (SNTS.MS 108), Cambridge 2000
Watson, Duane F.; Paul’s Speech to the Ephesian Elders (Acts 20:17-38): Epideictic Rhetoric of Farewell, in: D. F. Watson [ed.], Persuasive Artistry (JSNTS 50), FS G. A. Kennedy, Sheffield 1991, 184-208
Zeilinger, Franz; Lukas, Anwalt des Paulus. Überlegungen zur Abschiedsrede von Milet Apg 20,18-35, BiLi 54/3 (1981), 167-172
Zoroddu, Donatella; Does the New Testament imitate Homer?, Athenaeum (Pavia), 97 (2009), 563-603