Auslegung und Bibliographie zur Bibel


Epheserbrief

Der Brief des Paulus an die Epheser

Eph 6,14-17

Studieren Sie die Bibel! Hier finden Sie einen Einstieg in die wissenschaftliche Auslegung von Bibeltexten mit Literaturangaben.

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Jede Seite enthält eine Übersetzung des jeweiligen Bibeltextes, sowie Beobachtungen (Vorbereitung der Auslegung), Hinweise zu weiterführender Literatur und eine abschließende Literaturübersicht.

Eph 6,14-17



Übersetzung


Eph 6,14-17 : 14 Steht nun fest, eure Hüfte umgürtet mit Wahrheit und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit 15 beschuht mit Bereitschaft für das Evangelium des Friedens. 16 Vor allem ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt. 17 Und nehmt auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes.



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V. 14


Beobachtungen: Nachdem 6,10-13 im Rahmen der Ermahnungen zum Schluss (Schlussparänese; 6,10-20) auf die Situation des Kampfes eingegangen ist, befasst sich 6,14-17 mit der Waffenrüstung. Dabei handelt es sich nicht um eine weltliche Waffenrüstung, sondern um eine geistliche. Sie dient nicht der Verteidigung gegen irdische Feinde, sondern gegen überirdische (vgl. 6,12). In 6,14-17 werden einzelne Bestandteile der geistlichen Waffenrüstung genannt. Auch wenn nicht alle Bestandteile genannt werden, so dürfte die Rüstung doch vollständig gedacht sein. Es ist davon auszugehen, dass die Leser bzw. Hörer des Briefes mehrheitlich vor Augen hatten, wie eine solche Waffenrüstung aussah. Ephesus und die umliegenden Städte gehörten zur Zeit der Abfassung des Eph zur römischen Provinz Asien (Asia). Die Römer waren Besatzungsmacht und ihre Soldaten dürften durchaus in der Stadt Ephesus und in der Umgebung präsent gewesen sein. Folglich dürften die Leser bzw. Hörer des Eph am ehesten die römische Rüstung vor Augen gehabt haben. Die römische Rüstung hat zwar sicher das Vorstellungsvermögen der Adressaten befördert, jedoch meint der Verfasser des Eph keine römische Waffenrüstung, sondern eine geistliche. Folglich muss auch das Aussehen der geistlichen Waffenrüstung nicht unbedingt wie eine römische Waffenrüstung gedacht sein.


Die römischen Soldaten waren gegürtet. An ihrem Gurt waren ein kurzes Schwert und ein kleiner Dolch befestigt. Das kurze Schwert wird in V. 17 erwähnt. Das Gürten gehört zur Vorbereitung für den Kampf; wer gegürtet ist, ist zum Kampf bereit.


Die Wahrheit ist das Evangelium bzw. ihr zentraler Inhalt, Jesus Christus (vgl. Eph 1,13; 4,21). Wahrheit ist also nicht ohne das Evangelium und dessen zentralen Inhalt, Christus, zu denken. Die geistliche Rüstung ist somit christologisch gedacht.


Das genaue Aussehen des Panzers bleibt offen und spielt hier auch keine Rolle. Entscheidend ist, dass er vor (tödlichen) Verletzungen schützt. Dem römischen Panzer entsprechend haben wir uns wohl einen metallenen Panzer für den Oberkörper, speziell Brustbereich, vorzustellen. Dieser Brustpanzer ist in der Lage, Hiebe, Stiche oder Geschosse abzuwehren.


"Gerechtigkeit" dürfte sich auf das rechte (= gottgefällige) Denken, Reden und Handeln, also auf den rechten Lebenswandel beziehen. Damit dürfte die Vergebung der Sünden durch die Selbsthingabe Christi am Kreuz verbunden sein, die den gläubigen Menschen vor Gott (ge)recht macht. Gerechtigkeit ist im Eph eng mit der Wahrheit verbunden und wird daher in 4,24; 5,9 und 6,14 in einem Atemzug genannt. Wahrheit und Gerechtigkeit sind gleichermaßen Grundlagen des christlichen Lebens, das scharf vom nichtchristlichen - speziell heidnischen - Leben abgegrenzt wird.


Die Verbindung von Gurt, Wahrheit und Gerechtigkeit findet sich auch im Buch Jesaja. So heißt es in Jes 11,5LXX vom Messias, dass dieser seine Hüfte mit Gerechtigkeit gegürtet und seine Lenden mit Wahrheit umschlungen haben solle. Und in Jes 59,17LXX heißt es von JHWH, dass er Gerechtigkeit wie einen (Brust-)Panzer anlegt. Die Aussagen zum Messias bzw. zu JHWH finden sich in Eph 6,14 in ähnlicher Form, christlich gedeutet auf alle Christen übertragen. Der Gedanke der geistlichen Waffenrüstung ist also keine Besonderheit des Eph, sondern findet sich auch im AT und darüber hinaus auch in den gemeinhin für echt gehaltenen Paulusbriefen. So ist in 1 Thess 5,8 davon die Rede, dass die Christen mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf das Heil angetan sein sollen. Sofern der Verfasser des Eph nicht Paulus selbst ist, haben wir davon auszugehen, dass er seine Aussagen mit Blick auf die hebräische Bibel (= AT) - hier insbesondere auf das Buch Jesaja - und auf die Paulusbriefe verfasst hat.


Weiterführende Literatur: A. T. Lincoln 1995, 99-114 geht der Frage nach, was für einen Erkenntnisgewinn es bringt, wenn man Eph 6,10-20 unter rhetorischen Gesichtspunkten analysiert und als peroratio deutet. Könnte man den Abschnitt nicht einfach als einen bemerkenswerten Abschluss der Ermahnungen ansehen? Laut A. T. Lincoln bleibe dann offen, warum der Verfasser des Eph so unvermittelt auf die Waffenrüstung zu sprechen kommt. Es komme die Frage auf, ob die Waffen dem Heil dienende Wohltaten sind, die seitens Gottes gewährt werden, oder ob es sich um ethische Eigenschaften handelt, die von den Gläubigen erwartet werden. Auch die ausgedehnte Gebetsbitte für den bereits verstorbenen Paulus lasse sich dann schwerlich erklären. Als peroratio gedeutet, werde deutlich, dass 6,10-20 nicht nur die Ermahnungen abschließt, sondern den ganzen Brief. Der Abschluss sei nicht nur passend, sondern diene auch höchst effizient dem Hauptanliegen des Verfassers des Eph, das Bewusstsein der Adressaten für ihre christliche Identität zu schärfen. Er fasse die Schlüsselelemente christlicher Identität zusammen und erinnere an diese. Die Ermahnung zum Gebet für Paulus’ Freimut bei der Verkündigung des Evangeliums (vgl. 6,19-20) sei als Aufruf des Verfassers des Eph zu verstehen, für seinen Freimut und seine Offenheit bei seiner Rede als Repräsentant des paulinischen Evangeliums zu beten.


Gemäß N. Neumann 2015, 40-64 reflektiere das Bild von „Gottes Waffenrüstung“ im Eph eine konkrete Kampfsituation: Dies sei die Situation des Kampfes um eine Stadt, bei der die Auseinandersetzung der Konfliktparteien von Angesicht zu Angesicht unmittelbar bevorstehe und sogar schon in vollem Gange sei. Die Gegner in dieser Auseinandersetzung seien Teufel und die bösen Geister als „Armee der Finsternis“, die die Standfestigkeit der Adressaten des Eph herausfordern. Die Adressaten nähmen die Position auf der Stadtmauer ein. Sie würden aufgefordert, ihr Terrain zu verteidigen, würden aber nicht aufgefordert, fremdes Terrain zu erobern. Sie befänden sich in der Defensive, nicht in der Offensive. Der Verfasser des Eph nehme für die Glaubenden das Recht in Anspruch, ihre Überzeugungen auch gegen Bedrängnis und äußeren Widerstand zu leben.


Laut D. R. Reinhard 2005, 521-532 sei die Aufforderung „Zieht die Waffenrüstung Gottes an!“ ein Aspekt von „Zieht Christus an!“. Das bedeute, durch das Wirken des heiligen Geistes mit Christus vereint zu sein, die Reichtümer anzuerkennen, die er über uns ausgeschüttet hat, und auf diese angemessen zu antworten, indem wir als geeinte Kirche fest den dunklen Mächten gegenüberstehen, die sich Gottes Willen widersetzen.


Gemäß J. K. McVay 2005, 91-100 zeige die vielfache Aufnahme des Bildes der geistlichen Waffenrüstung im Laufe der Geschichte, um was für einen rhetorischen Erfolg es sich handelt. Das Bild der geistlichen Waffenrüstung sei von den einen individualistisch gedeutet worden, von den anderen korporativ. Die individualistische Deutung sehe im Kampf mit der geistlichen Waffenrüstung einen inneren Kampf des einzelnen Menschen gegen Versuchungen. Die korporative Deutung gehe von der Annahme aus, dass es sich bei dem Abschnitt Eph 6,10-20 sowohl um eine Zusammenfassung als auch um den Abschluss des Eph handele. Es sei die Kirche, die den geistlichen Kampf ficht. J. K. MacVay hält die korporative Deutung für wahrscheinlicher, es sei an die „ecclesia militans“ („kämpfende Kirche“) gedacht.


T. R. Yoder Neufeld 1997, 94-153 befasst sich mit dem göttlichen Krieger in Eph 6 (speziell V. 14-17). Er betont, dass die geistliche Waffenrüstung als eine vollständige Waffenrüstung zu verstehen sei und sich der Kampf gegen das komplette Aufgebot der Mächte und Gewalten richte. Die erstaunlichste Dimension der Darstellung des Eph sei, in welchem Maße der Verfasser des Eph nicht nur in paränetischer Form die Aussagen von 1 Thess 5 (speziell V. 8-10) wiederhole, sondern sich von Paulus die Erlaubnis hole, Jes 59 (speziell V. 15-20) neu zu deuten, indem er die christliche Gemeinschaft bewusst in die Rolle des göttlichen Kriegers im Krieg mit den "Göttern" der Luft versetze. Diese Rolle werde von den Christen nicht nur "in den Himmeln", sondern im irdischen Alltag ausgefüllt.


M. D. Owens 2016, 87-103 legt dar, dass der geistliche Kampf gewöhnlich entweder als geistlicher Kampf gegen böse kosmische Mächte oder als Aufruf zu einem Leben nach ethischen Grundsätzen verstanden werde. Seiner Meinung nach griffen jedoch beide Deutungen zu kurz, weil sie zwei wichtige Aspekte nicht ausreichend berücksichtigten: Zum einen stelle Eph 6,10-17 eine Zusammenfassung des gesamten Eph dar, zum anderen verwende der Abschnitt Passagen aus dem Buch Jesaja. Berücksichtige man diese beiden Aspekte gebührend, dann erscheine die Kirche als eine Gemeinschaft göttlicher Krieger, die die christliche Botschaft fortsetzt, indem sie die neue Schöpfung ausweitet. Diese These versucht M. D. Owens anhand einer Analyse der intertextuellen Bezüge auf Jes 11,5; 52,7; 59,17 in Eph 6,14-15.17 zu untermauern. Eph 6,10-17 sei als Fortentwicklung des Themas „neue Schöpfung“ im Eph zu verstehen. Das Anziehen der geistlichen Waffenrüstung sei also mehr als nur ein Verteidigungsmittel gegen den Teufel. Es trage dazu bei, die neue Schöpfung, die in Christi Tod und Auferstehung ihren Ursprung habe, auszuweiten.


D. H. Wenkel 2007, 275-287 geht der Frage nach, wie der „(Brust-)Panzer der Gerechtigkeit“ zu verstehen ist. Ist die Gerechtigkeit etwas, was von außen gewährt wird, oder handelt es sich um etwas Inneres, um Tugenden? Ergebnis: Der (Brust-)Panzer sei ethischer Art, bestehe aus Tugenden, die Christus widerspiegeln.


Zur Frage, wie in einer multikulturellen Gesellschaft Eph 6,10-20 gepredigt werden kann, siehe H. M. Holt-Woehl 2009, 292-299. Predigt in einem multikulturellen städtischen Kontext sei nicht einfach. Man müsse auf alle Geschichten hören und für Gemeinsamkeiten und Unterschiede und außerdem auch für das kreative Chaos beim Zusammenkommen und Auseinandergehen offen sein.


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V. 15


Beobachtungen: Zur geistlichen Waffenrüstung gehört auch Fußbekleidung. Zu ihrem Aussehen wird nichts gesagt, außer dass sie unter die Füße gebunden wird. Die Fußbekleidung besteht also aus einer Sohle und aus Bändern oder - wahrscheinlicher noch - aus Riemen, mit denen die Sohle unter dem Fuß befestigt wird. Es kann sich also durchaus um einen (römischen) Soldatenstiefel handeln, dessen Sohle mittels eines bis über die Knöchel reichenden Riemengeflechtes fest unter dem Fuß gehalten wird. Dieser Soldatenstiefel ist geschlossener und deutlich schwerer als eine einfache Sandale.

Es muss aber nicht konkret ein Soldatenstiefel gemeint sein, berücksichtigt man die Tatsache, dass es auch zu Eph 6,15 eine Parallele im Buch Jesaja gibt. So heißt es in Jes 52,7LXX: "Wie lieblich sind auf den Bergen [die] Füße dessen, der Friedensbotschaft verkündigt...". Der Christ ist also nicht nur geistlicher Soldat, sondern auch Verkündiger einer Friedensbotschaft, der mit den Sandalen/Stiefeln eines Boten angetan ist.


Die Sandalen/Stiefel sind die "Bereitschaft für das Evangelium des Friedens". "Bereitschaft" kann die Bereitschaft zum gläubigen Hören oder auch die Bereitschaft zur Verkündigung meinen. Auf dem Hintergrund von Jes 52,7LXX verstanden, liegt das Schwergewicht der Aussage auf der Verkündigung. Übersetzt man wörtlich "Bereitschaft des Evangelium des Friedens", so wird noch eine weitere Bedeutung offenbar, nämlich die Bedeutung, dass die Bereitschaft (zum Kampf) vom Evangelium des Friedens her kommt (genitivus originis).


Der zweite Genitiv "des Friedens" ist wohl so zu verstehen, dass der Friede der wesentliche Inhalt des Evangeliums ist. Der "Friede" kann auf den Frieden zwischen Gott und den Menschen, auf den Frieden zwischen Jesus Christus und den Menschen und auf den Frieden zwischen den Menschen - speziell den Christen - bezogen werden. Angesichts der Tatsache, dass Eph 2,14 ausdrücklich Jesus Christus als "unseren Frieden", also den Frieden der Christen, bezeichnet, kann "Evangelium des Friedens" im Sinne von "Evangelium Christi" verstanden werden. "Evangelium Christi" bedeutet, dass Christus selbst das Evangelium oder dessen wesentlichen Inhalt darstellt. Die Bedeutung Christi liegt wesentlich darin, dass sein Kreuzestod für die Sünden der Menschen - konkret Christen - die Grundlage des Friedens zwischen Gott und den Menschen bildet. Dass in einem militärischen Zusammenhang und bei Verwendung militärischer Begriffe dem Frieden eine entscheidende Bedeutung eingeräumt wird, zeigt, dass der geistliche Kampf nichts mit einer weltlichen militärischen Auseinandersetzung zu tun hat.


Weiterführende Literatur:


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V. 16


Beobachtungen: Es ist unklar, was in V. 16 "en pasin" bedeutet. Bedeutet es "vor allem"? Oder "bei alledem", vielleicht im Sinne von "darüber hinaus"? Oder ist "bei jeder Gelegenheit" gemeint? Eine Textvariante geht von letzterer Bedeutung aus und verdeutlicht das, indem sie "epi pasin" statt "en pasin" liest. Die Bedeutung "stets/ständig" kommt dagegen wohl nicht infrage, weil der "Schild des Glaubens" zwar vielleicht mehrfach, aber sicherlich nicht ständig ergriffen werden soll. Das gilt für die gesamte Waffenrüstung, denn diese wird nur vor zu erwartenden Kämpfen angelegt, nicht aber ständig, also auch in Friedenszeiten.


Bei dem "thyreos" ("Schild") handelt es sich genau genommen um einen Langschild, wie ihn die römischen Soldaten benutzten. Ebenso wie bei dem Panzer handelt es sich bei dem Schild um eine Verteidigungswaffe. Dabei schützt der Langschild - anders als der Rund- oder Ovalschild - den ganzen Körper. Im Gegensatz zu dem Langschild der römischen Soldaten handelt es sich bei dem "Schild des Glaubens" jedoch um eine geistliche Waffe. Dabei dürfte "Schild des Glaubens" so zu verstehen sein, dass der Glaube selbst den Schild bildet.


"Belos" ist ein allgemeiner Begriff für ein Wurfgeschoss, darüber hinaus auch für weitere Waffen wie insbesondere das Schwert. In 6,16 haben wir aber wohl von einem Pfeil auszugehen.


Der "Schild des Glaubens" schützt vor den "feurigen Pfeilen des Bösen". Ein stramm geschossener Pfeil kann einen ungeschützten Körper durchbohren und so einen Menschen oder ein anderes Lebewesen töten. Die eigentliche Gefahr geht also von der scharfen Spitze aus. Verstärkt wird die Gefahr, die vom Pfeil ausgeht, durch Feuer. Das Feuer kann den Menschen oder ein anderes Lebewesen verbrennen und auch anderweitig für große Gefahr sorgen: Wird nämlich ein brennender Pfeil auf brennbare Gegenstände oder Gebäude beispielsweise in Verteidigungsanlagen abgefeuert, dann können sich diese entzünden, die Flammen auf benachbarte brennbare Gegenstände oder Gebäude übergehen und so zu großen Bränden und Verwüstungen führen. Diese wiederum können indirekt Menschenleben gefährden.


Mittels des "Schildes des Glaubens" können die Christen alle "feurigen Pfeile des Bösen" auslöschen. Wie kann ein Schild einen brennenden Pfeil löschen? Der römische Schild bestand aus Holz, das mit Leinen, Filz, Rohhaut oder Leder bezogen bzw. beklebt war. Die Randverstärkungen und der Buckel waren aus Metall. In erster Linie waren die Schilde zum Schutz vor scharfen Angriffswaffen konzipiert. Sie widerstanden wohl auch einem brennenden Pfeil wobei sich jedoch die Frage stellt, ob man dies als "auslöschen" bezeichnen kann. Ausgelöscht werden konnte ein brennender Pfeil wohl am ehesten dann, wenn der Schild in Wasser getränkt war.


Bei der Verbform "dynêsesthe" handelt es sich um einen Futur, womit die genaue Übersetzung "ihr werdet können" lautet. Der Futur weist aber nicht unbedingt darauf hin, dass die Pfeile erst in der Zukunft fliegen und der Schutz vor ihnen erst in der Zukunft erfolgt, sondern kann auch deutlich machen, dass der Schutz durch den "Schild des Glaubens" sicher erfolgt.


Der Genitiv "des Bösen" kann aussagen, dass die Pfeile dem Bösen zugehörig sind (genitivus obiectivus), oder dass sie von ihm ausgehen (genitivus originis). Dabei bezeichnet das "Böse" eine gott- und menschenfeindliche Kraft, die nicht weiter definiert wird. Möglicherweise ist es ein anderer Begriff für "diabolos" ("Teufel"), von dem der Verfasser des Epheserbriefes in 4,27 und 6,11 spricht. Es kann aber auch ein anderer Begriff für die in 6,12 genannten Mächte und Gewalten sein.


Weiterführende Literatur: J. R. Asher 2014, 89-110 versucht Eph 6,16 im Lichte antiker Topoi rhetorischer Schmähung zu deuten und zu untersuchen, in welchem Bezug die Schmähung zur weiteren Argumentation des gesamten Eph steht. Ergebnis: Der Verfasser des Eph beschreibe das wahre, geringe Format des Teufels in lebendiger und evokativer Sprache. Unter Rückbezug auf Konventionen der Schmähung in der griechisch-römischen Welt weise er dem Teufel seinen Platz im kosmischen Haushalt zu. Er karikiere ihn als jemanden, der nichts weiter als ein nichtsnutziger Schurke ist, der nicht den Mut und die Stärke besitzt, um mit den Heiden in Christus in den Nahkampf zu treten, sondern sich wie eine Frau oder ein Barbar voller Scham zusammenkauert und aus der Ferne seine wirkungslosen Geschosse abschießt.


J. A. Adewuya 2012, 251-258 gibt zunächst einen kurzen Überblick über die verschiedenen hermeneutischen Ansätze, wie der in Eph 6,10-18 thematisierte geistliche Kampf zu verstehen sein könnte. Dann nähert er sich von seinem afrikanischen und pfingstlichen Hintergrund ausgehend dem Abschnitt an. Er macht deutlich, dass es zwei Gefahren gebe: Die eine Gefahr sei die Leugnung der Existenz von bösen Geistern. Die andere Gefahr sei, bösen Geistern ein zu großes Gewicht zu geben, wie es gerade in afrikanischen Gesellschaften oft geschehe. J. A. Adewuya merkt an, dass es zwischen der Pfingstbewegung der nördlichen und der südlichen Erdhalbkugel – speziell Afrika - Unterschiede gebe, und informiert über signifikante Unterschiede zwischen der afrikanischen und nordamerikanischen Spiritualität.


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V. 17


Beobachtungen: Nachdem der Verfasser des Eph in V. 14-16 vier Partizipien in der Zeitform Aorist benutzt hat, findet sich in V. 17 mit "dexasthe" ("nehmt/empfangt") wieder ein Imperativ. Der letzte Imperativ, nämlich "stête" ("steht fest"), fand sich in V. 14. Der Wechsel vom Imperativ zum Partizip und wieder zurück zum Imperativ sollte jedoch nicht überbewertet werden, weil auch Partizipien wie Imperative übersetzt werden können (vgl. "analabontes" in V. 16: "nehmt!").


Die Formulierung "Helm des Heils" ist wohl im Sinne von "Helm, der das Heil ist" oder "Helm, den das Heil bildet" zu verstehen. Der Helm, der bei den römischen Soldaten aus Bronze bestand, schützt den Kopf, womit das Heil Schutzfunktion hat. Dabei ist das Heil nicht vom Kreuzestod Christi zu trennen, denn dieser bildet die Grundlage dafür, dass Gott nicht die Sünden der Menschen bestraft.

Es fällt auf, dass sich hier nicht das gängige feminine Substantiv "sôtêria" ("Heil") findet, sondern die hier als neutrales Substantiv gebrauchte adjektivische Form "sôtêrion" ("Heil"). Diese findet sich in den gemeinhin für echt gehaltenen paulinischen Briefen nicht. Das Neutrum legt nahe, dass wir es hier mit einer Anspielung auf Jes 59,17LXX (und auch Weish 5,18) zu tun haben, wo sich ebenfalls das Neutrum findet. In Jes 59,17LXX wird JHWH als ein Krieger dargestellt, der Recht schafft und Gericht hält. Dort heißt es: "Er legte Gerechtigkeit wie einen Panzer/Brustpanzer an und setzte einen Helm des Heils auf (den Kopf)...". Im Jesajabuch trägt der Gott Israels den "Helm des Heils" und verteidigt sein Volk. Gemäß dem Epheserbrief bekommen die Angehörigen des Gottesvolkes, die Christen, den Helm. Sie sollen ihn nehmen und aufsetzen. So sind sie selbst dazu befähigt und angehalten, sich gegen das Böse zu verteidigen. Dies ist allerdings im Lichte des göttlichen Heilsplanes und Christi Kreuzestodes zu verstehen. Wenn ein Christ den "Helm des Heils" nimmt, dann macht er sich ganz bewusst diese theologischen Sachverhalte zu eigen und führt einen entsprechenden Lebenswandel.


Auch das Schwert war Bestandteil der römischen Waffenrüstung, und zwar in Form eines Kurzschwertes. Es ist die einzige Angriffswaffe, die in den Ausführungen zur geistliche Waffenrüstung genannt wird. Dabei kann das Schwert aber auch zur Verteidigung benutzt werden. Das Schwert ist in erster Linie eine Hiebwaffe, die in der Lage ist, zu zerteilen. Darüber hinaus kann das Schwert als eine Stichwaffe verwendet werden, mit der der Gegner erstochen wird.

Die Formulierung "Schwert des Geistes" ist wohl so zu verstehen, dass das Schwert vom Geist her stammt, wobei an den Geist Gottes zu denken ist.


In Jes 11,2 wird der Geist mit dem Messias, einem Spross Isais, in Verbindung gebracht, von dem gesagt wird, dass auf ihm der Geist Gottes ruhen werde. Der Messias erscheint als eine Persönlichkeit, die gegen die Frevler vorgeht.

Das "Schwert des Geistes" wird mit dem "Wort Gottes" identifiziert. Das geschieht sprachlich mittels der Wendung "ho estin" ("welches ist"). Dabei irritiert jedoch, dass das Relativpronomen "ho" ein Neutrum ist, denn es bezieht sich - zumindest sollte man dies auf den ersten Blick annehmen - auf "tên machairan" ("das Schwert"). Das (scheinbare) Bezugswort ist also ein Femininum, was der Regel widerspricht, dass sich das Relativpronomen im Geschlecht nach dem Bezugswort richtet. Das Relativpronomen müsste feminin sein. Wie lässt sich diese Ungereimtheit auflösen? Zwei Möglichkeiten bieten sich an: Die erste Möglichkeit ist, dass ein Bezug nur auf "tên machairan" falsch ist und stattdessen ein Bezug auf die ganze Formulierung "tên machairan tou pneumatos" ("das Schwert des Geistes") vorliegt. Das Substantiv "pneuma" ist ein Neutrum. Auch wenn ein Bezug nur auf "tou pneumatos" nicht infrage kommt, weil der Geist mit Sicherheit nicht das Wort Gottes ist, so kann das Neutrum "pneuma" im Rahmen der ganzen Formulierung doch das Geschlecht des folgenden Relativpronomens beeinflusst haben: Die ganze Formulierung würde als Neutrum aufgefasst. Die zweite Möglichkeit ist, dass das Geschlecht des folgenden Substantivs "rhêma" ("Wort"), ein Neutrum, das Geschlecht des vorangehenden Relativpronomens bestimmt hat.


Der altgriechische Begriff "rhêma" kann ein einzelnes Wort, eine Aussage oder eine Rede meinen. Wenn ein einzelnes Wort gemeint ist, dann muss es eins sein, das vor dem Bösen schützt. Es wäre eins, das von Gott stammt, was an ein aus der hebräischen Bibel (= AT) entnommenes Wort denken lässt. Auch eine Aussage, die von Gott stammt, wäre wohl der hebräischen Bibel entnommen. Eine Rede wäre am ehesten theologischer Art, wobei am ehesten an Verkündigung zu denken wäre. Im einzigen weiteren Vorkommen im Eph, nämlich in 5,26, ist der Begriff "rhêma" im Zusammenhang der Verkündigung und der Taufe verortet. Beides hat mit dem Voranschreiten (= "Angriff") des Christentums durch Predigt und Bekehrung zum Christentum zu tun. In beidem wirkt der Geist Gottes. Das Evangelium ist gemäß 1,13 das "Wort der Wahrheit". Insofern ist eine klare Unterscheidung zwischen wahr und falsch gegeben. Wenn geprüft wird, ob eine Aussage, eine Lehre oder Verhaltensweise der christlichen Lehre und Verkündigung entspricht, kann messerscharf (= scharf wie ein Schwert) zwischen wahren und falschen Aussagen, Lehren oder Verhaltensweisen unterschieden werden. Dies ist für die Ausbreitung des Christentums durch Verkündigung, Taufen und Gemeindeaufbau wichtig, aber auch für die Verteidigung gegen Irrlehren und Fehlverhalten.


Weiterführende Literatur:



Literaturübersicht


Adewuya, J. Ayodeji; The Spiritual Powers of Ephesians 6:10-18 in the Light of African Pentecostal Spirituality, BBR 22/2 (2012), 251-258

Asher, Jeffrey R.; Missiles, Demagogues, and the Devil. The Rhetoric of Slander in Ephesians 6:16, in: T. R. Blanton IV et al. [eds.], The History of Religions School Today. Essays on the New Testament and Related Ancient Mediterranean Texts (WUNT I/340), Tübingen 2014, 89-110

Holt-Woehl, H. M.; Putting on the Whole Armor of God: Preaching Ephesians 6:10-20 in a Multicultural Congregation, Word & World 29/3 (2009), 292-299

Lincoln, Andrew T.; "Stand, Therefore...": Ephesians 6:10-20 as Peroratio, BI 3/1 (1995), 99-114

McVay, John K.; "Our Struggle". Ecclesia Militans in Ephesians 6:10-20, AUSS 43/1 (2005), 91- 100

Neumann, Nils; Die panoplia Gottes. Eph 6,11-17 als Reflexion der Belagerung einer Stadt, ZNW 106/1 (2015), 40-64

O'Brien, P. T.; Principalities and Powers and Their Relationship to Structures, RTR 40/1 (1981), 1- 10

Owens, Mark D.; Spiritual Warfare and the Church's Mission according to Ephesians 6:10-17, TynB 67/1 (2016), 87-103

Reinhard, Donna R.; Ephesians 6:10-18: A Call to Personal Piety or Another Way of Desribing Union with Christ?, JETS 48/3 (2005), 521-532

Wenkel, David H.; The "Breastplate of Righteousness" in Ephesians 6:14: Imputation or Virtue?, TynB 58/2 (2007), 275-287

Wild, Robert A.; The Warrior and the Prisoner: Some Reflections on Ephesians 6:10-20, CBQ 46/2 (1984), 284-298

Yoder Neufeld, Thomas R.; 'Put on the Armour of God'': The Divine Warrior from Isaiah to Ephesians (JSNT.SS 140), Sheffield 1997

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