Auslegung und Bibliographie zur Bibel


Zweiter Thessalonicherbrief

Der zweite Brief des Paulus an die Thessalonicher

2 Thess 3,6-13

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Jede Seite enthält eine Übersetzung des jeweiligen Bibeltextes, sowie Beobachtungen (Vorbereitung der Auslegung), Hinweise zu weiterführender Literatur und eine abschließende Literaturübersicht.

2 Thess 3,6-13



Übersetzung


2 Thess 3,6-13 : 6 Wir gebieten euch aber, Geschwister, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, euch von allen Geschwistern fernzuhalten, die ein unordentliches Leben führen und nicht nach der Überlieferung, die sie von uns empfangen haben. 7 Denn ihr wisst selbst, wie man uns nachahmen soll; denn wir haben nicht unordentlich unter euch gelebt 8 und nicht geschenkweise Brot von irgendjemand gegessen, sondern wir haben mit Mühe und Anstrengung Tag und Nacht gearbeitet, um niemandem von euch zur Last zu fallen. 9 Nicht, dass wir [dazu] nicht das Recht hätten, sondern damit wir uns euch zum Vorbild geben, damit ihr uns nachahmt. 10 Denn schon als wir bei euch waren, geboten wir euch: Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen. 11 Wir hören nämlich, dass einige unter euch ein unordentliches Leben führen und nicht arbeiten, sondern unnütze Dinge treiben. 12 Solchen aber gebieten wir und ermahnen sie im Herrn Jesus Christus, dass sie in Ruhe arbeiten [und] ihr eigenes Brot essen. 13 Ihr aber, Geschwister, werdet nicht müde, Gutes zu tun!



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V. 6


Beobachtungen: Schon in 3,4 hat der Verfasser (oder: die Verfasser) des 2 Thess sein Vertrauen ausgedrückt, dass die Adressaten das, was er (oder: sie) gebieten, tun und tun werden. Nun kommt er darauf zu sprechen, was er (oder: sie) gebietet.

Es fällt auf, dass der Verfasser (oder: die Verfasser) für sich die Autorität in Anspruch nimmt, zu gebieten. Da stellt sich natürlich die Frage, woher er das Selbstbewusstsein nimmt, wo doch die Christen alle (geistliche) „Geschwister“ sind, was doch Gleichrangigkeit erkennen lässt. 1,1 führt als einen der Verfasser des 2 Thess Paulus auf, wobei unklar ist, ob es sich tatsächlich um den Apostel Paulus handelt oder nicht vielmehr um einen Missionar und/oder Theologen späterer Zeit, der für sich die Autorität des Paulus in Anspruch nimmt. Ist Letzteres der Fall, dann dürfte die Nennung des Paulus als angeblicher Verfasser des Briefes der Legitimation und Einordnung der Inhalte des Briefes dienen. Auch Paulus hat geboten (vgl. 1 Thess 4,11; 1 Kor 7,10; 11,17), womit die Wortwahl durchaus paulinisch ist, wenn auch hier an besonders prominenter Stelle, nämlich einleitend gebraucht. Es ist also zunächst einmal die Autorität des herausragenden Missionars Paulus, die den Anordnungen zugrunde liegt.

Nun könnte aber der Eindruck aufkommen, dass sich Paulus (oder: „Paulus“) eigenmächtig über die anderen Christen erhebt und nach eigenem Gutdünken Anordnungen erlässt. Damit dieser Eindruck nicht entsteht, führt Paulus (oder: „Paulus“) mit der Formulierung „im Namen unseres Herrn Jesus Christus“ die eigentliche Autorität an, die den Anordnungen zugrunde liegt: Jesus Christus. Letztendlich ist also nicht Paulus (oder: „Paulus“) selbst es, der anordnet, sondern es ist Jesus Christus (vgl. 1 Kor 7,10). Paulus verleiht sozusagen Jesus Christus, der nicht mehr auf Erden verweilt, eine irdische Stimme und ordnet in dessen Namen an.


Jesus Christus wird als „Herr“ bezeichnet. Der Titel „Herr“ gibt ein Herrschaftsverhältnis an: Der „Herr“ herrscht über seine Diener/Sklaven, die ihm bedingungslos zu dienen haben. Im Römischen Reich galt der Sklave als Sache. Der „Herr“ konnte also am Sklaven Willkür walten lassen. Allerdings erscheint Jesus Christus (oder: Gott) nicht als ein willkürlicher „Herr“, sondern vielmehr als einer, der seinen Sklaven für ihren Dienst Heil zukommen lässt. Der Sklave/Diener Jesu Christi (oder: Gottes) gehört also zu den sozial privilegierten Sklaven/Dienern. Der Aspekt der Gegenseitigkeit, wie er für das römische Klientelverhältnis typisch ist, spielt eine entscheidende Rolle: Der „Herr“ übt über seine Untergebenen (= Klienten) Macht aus, ist zugleich aber deren Schutzherr. Die Untergebenen wiederum sind dem „Herrn“ dafür zum Dienst verpflichtet. Die Christen befinden sich demnach also in der machtvollen Heilssphäre Jesu Christi, dem sie untergeben sind und dienen. Im NT ist „Herr“ ein religiöser Hoheitstitel für Gott und dann auch Jesus Christus. Im heidnischen Umfeld kommt er heidnischen Göttern und schließlich insbesondere dem Kaiser zu. Die unterschiedliche Verwendung macht eine Diskrepanz bezüglich der Frage deutlich, wem Verehrung zuteil werden soll.


Unklar ist, ob die Formulierung „des Herrn Jesus Christus“ oder „unseres Herrn Jesus Christus“ ursprünglich ist. Die meisten Textzeugen bieten letztere Formulierung, allerdings findet sich in zwei bedeutenden Textzeugen, nämlich im Codex Vaticanus und in der ursprünglichen Fassung des Codex Claromontanus, erstere Formulierung. Es kann sich um eine nachträgliche Verdeutlichung handeln, von wessen „Herrn“ die Rede ist. Angesichts der Tendenz des Codex Vaticanus, als nicht nötig erachtete Worte auszulassen, ist aber auch an eine Streichung zu denken. Auch eine versehentliche Auslassung ist nicht auszuschließen.


„Geschwister“ meint hier nicht leibliche Geschwister, sondern Glaubensgeschwister, nämlich Christinnen und Christen. Bei dem Substantiv „adelphoi“ handelt es sich zwar um eine maskuline Form, die zunächst mit „Brüder“ zu übersetzen ist, jedoch sind hier vermutlich auch die „Schwestern“ eingeschlossen. Dass diese unkenntlich bleiben, liegt an der männerzentrierten Sprache, die gemischtgeschlechtliche Gruppen als reine Männergruppen erscheinen lässt.


Der Infinitiv „stellesthai“ kann eine Vielzahl an Bedeutungen haben. Hier dürfte die Bedeutung „meiden“ oder „sich zurückziehen von“ vorliegen. Der Unterschied zwischen diesen beiden Bedeutungen ist, dass „meiden“ keinen vorhergehenden Kontakt voraussetzt. „Sich zurückziehen von“ setzt dagegen einen Kontakt voraus, der jedoch abgebrochen werden soll. Wahrscheinlicher ist, dass hier grundsätzlich ausgesagt wird, dass Geschwister, die ohne die gewünschte(n) Ordnung/Regeln leben, gemieden werden sollen. Sofern schon ein Kontakt besteht, soll dieser abgebrochen werden. Insofern ist die Übersetzung „meiden“ wohl passender. Wenn auch der Präposition „apo“ („von“) Ausdruck verliehen werden soll, legt sich die Übersetzung „sich fernhalten von“ nahe. Das Meiden bedeutet nicht zugleich Ausstoßen. Die Gemeindeglieder, die gemieden werden sollen, verbleiben in der Gemeinde. Es geht darum, dass vermieden wird, dass auch die ordnungsgemäß lebenden Gemeindeglieder vom rechten Weg abgebracht werden.

Es fällt auf, dass der Zweite Thessalonicherbrief einen anderen Umgang mit den „Unordentlichen“ als der Erste Thessalonicherbrief vorsieht: In 1 Thess 5,14 ist davon die Rede, dass die „Unordentlichen“ zurechtgewiesen werden und sich die Thessalonicher Gemeindeglieder der „Schwachen“ annehmen sollen. Das setzt Zuwendung zu den „Unordentlichen“ und „Schwachen“ voraus, außerdem Kommunikation. Das von 2 Thess 3,6 gebotene Meiden der „Unordentlichen“ dagegen fordert Rückzug und Abbruch der Kommunikation. 2 Thess 3,6 scheint eine gesteigerte Gefährdungslage oder zumindest eine subjektiv vom Verfasser (oder: von den Verfassern) des 2 Thess als gesteigert wahrgenommene Gefährdungslage zugrunde zu liegen.

Die unordentlichen Gemeindeglieder sind zwar nicht aus der Gemeinde ausgeschlossen und sollen auch nicht aus ihr ausgeschlossen werden, aber es ist ein Riss zu erkennen: So redet der Verfasser (oder: die Verfasser) des 2 Thess die unordentlichen Gemeindeglieder nicht direkt an, sondern er spricht über sie. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass diese der Verlesung des Briefes (im Gottesdienst?) beiwohnen und möglicherweise den Brief auch selbst lesen, jedoch erscheinen sie nicht als vollwertige Adressaten. Der Brief ist zwar formal an alle Thessalonicher Gemeindeglieder gerichtet (vgl. 1,1), direkt angesprochen werden jedoch nur die ordentlich lebenden Gemeindeglieder.


Die Formulierung „apo pantos adelphou“ meint wörtlich „von jedem Bruder“. Es ist nicht ausgeschlossen, dass nur männliche Gemeindeglieder im Blick sind. Wenn das der Fall ist, dann wäre konkret an Männer in einer gemeindlichen Leitungsfunktion zu denken. Es ist nicht auszuschließen, dass diese zur Zeit der Abfassung des 2 Thess und vielleicht auch speziell in Thessalonich (vorrangig) Männern vorbehalten waren. Wahrscheinlicher ist jedoch angesichts der Tatsache, dass der Plural „adelphoi“ männliche und weibliche Gemeindeglieder gleichermaßen meinen kann, dass die Formulierung „apo pantos adelphou“ im Sinne von „von jedem Bruder und von jeder Schwester“ zu verstehen ist. Wählt man aber dementsprechend die Übersetzung „von jedem Bruder und von jeder Schwester“, dann ergibt sich ein Problem mit der Übersetzung des folgenden Partizipialsatzes: Soll die Übersetzung „der ein unordentliches Leben führt“ oder „die ein unordentliches Leben führt“ lauten? Die Berücksichtigung beider Geschlechter mittels der Übersetzung „der bzw. die ein unordentliches Leben führt“ ist einer Bibelübersetzung sicherlich nicht angemessen. Bleibt der Ausweg einer nicht wortgetreuen Übersetzung. So wird der Sinn gut wiedergegeben, wenn „apo pantos adelphou“ mit „von allen Geschwistern“ wiedergegeben wird und der folgende Partizipialsatz mit „die ein unordentliches Leben führen“.


Die Bedeutung des Adverbs „ataktôs“ in V. 6 ist unklar. Gewöhnlich bedeutet es „ungeordnet“, „unordentlich“, „regellos“ oder „gesetzlos“. Sicher lässt sich anhand von V. 6 nur sagen, dass es um eine Lebensweise geht. Diese kann ungeordnet, unordentlich, regellos oder gesetzlos sein. Von besonderem Interesse ist ein Blick auf den Ersten Thessalonicherbrief, dessen Formulierungen und Inhalte dem Verfasser (oder: den Verfassern) des 2 Thess bekannt zu sein scheinen. Wenn der Apostel Paulus der Verfasser des 2 Thess ist oder zu den Verfassern gehört, ist das logisch, weil er ja schließlich mit einiger Sicherheit den 1 Thess (mit)verfasst hat. Wenn es sich aber um einen späteren Autor handelt, der als „Paulus“ die Autorität des Apostels für sich in Anspruch nimmt, dann ist das bemerkenswert. Dieser spätere Autor hätte nicht nur den 1 Thess gekannt, sondern diesen Brief mit Blick auf bestimmte Formulierungen und Inhalte auch als Vorlage verwendet. In 1 Thess taucht in 5,14 in substantivierter Form das Adjektiv „ataktoi“ auf. Die dortige Übersetzung lautet „Unordentliche“. Mit „unordentlich“ ist dort wohl nicht unordentliches Aussehen oder eine unordentliche Wohnung gemeint, sondern die Missachtung der paulinischen Lehre mitsamt den entsprechenden Verhaltensregeln. Diese Beobachtung soll als erster Anhaltspunkt für die Bedeutung des Adjektivs „ataktôs“ in V. 6 dienen. Übertragen wir die Beobachtungen hinsichtlich 1 Thess 5,14 auf 2 Thess 3,6, dann ergibt sich als vorläufige Deutung, dass Gemeindeglieder im Blick sind, die nicht gemäß der paulinischen Lehre bzw. der Lehre des späteren Verfassers (oder: der späteren Verfasser) des 2 Thess mitsamt den entsprechenden Verhaltensregeln leben.


Das „und“ kann additiv oder präzisierend gemeint sein. In ersterem Fall würden bestimmte Gemeindeglieder ein „unordentliches“ Leben führen und außerdem – so der zweite Kritikpunkt - nicht nach der empfangenen Überlieferung. In letzterem Fall würden bestimmte Gemeindeglieder ein „unordentliches“ Leben führen, genauer gesagt nicht nach der empfangenen Überlieferung. Nur bei der letzteren Deutung wäre „unordentlich“ im Sinne von „nicht nach der empfangenen Überlieferung“ zu verstehen.


Die „Überlieferung“ erfolgte ganz sicher von dem Verfasser (oder: den Verfassern) des 2 Thess zu den Adressaten. Sie kann mündlich, schriftlich oder durch vorbildliches Handeln vor Ort bei den Adressaten erfolgt sein. Darüber hinaus dürfte die Überlieferungskette aber mehr als nur diese beiden Glieder umfassen: Es ist auch an Überlieferung zu dem Verfasser (oder: zu den Verfassern) hin zu denken. Wenn der Verfasser Paulus ist oder Paulus zumindest zu den Verfassern gehört, dann hat auch er die Überlieferung empfangen, sei es von Gott, von Jesus Christus oder von anderen Urchristen, vielleicht Aposteln. Auch ihm kann die Überlieferung mündlich, schriftlich oder durch vorbildliches Handeln vermittelt worden sein. Das erste Glied der Überlieferungskette wäre dann Gott oder Jesus Christus. Auch andere Urchristen, vielleicht Apostel, könnten erstes Glied der Überlieferungskette sein. Geht man davon aus, dass die anderen Christen, vielleicht Apostel, die Überlieferung von Gott oder Jesus Christus empfangen haben, könnte man sie als zweites Glied der Überlieferungskette ansehen. Wenn Paulus nicht Verfasser des 2 Thess war und auch nicht zu den Verfassern gehörte, sondern ein Missionar und/oder Theologe späterer Zeit, der für sich die Autorität des Paulus in Anspruch nimmt, den 2 Thess verfasst hat, dann könnte dieser die Überlieferung von Paulus empfangen haben. Paulus wiederum wäre wohl zweites Glied der Überlieferungskette, es sei denn, man geht davon aus, dass er selbst Urheber der Überlieferung ist.


Bei der Verbform „parelabosan“ („sie haben empfangen“) handelt es sich um einen Aorist. Dieser zeigt an, dass der Empfang der Überlieferung in der Vergangenheit erfolgt und abgeschlossen ist. Der Zeitpunkt des Empfanges kann die Taufkatechese, das Lesen oder Hören eines Briefes oder die persönliche Anwesenheit des Paulus oder des „Paulus“ (= späteren Verfassers) bei den Adressaten sein. Die dritte Person Plural zeigt an, dass die Gemeindeglieder, die gemieden werden sollen, die Überlieferung empfangen haben. Das bedeutet nicht, dass die anderen Gemeindeglieder die Überlieferung nicht empfangen haben, sondern bedeutet vielmehr, dass auch die „unordentlichen“ Gemeindeglieder die Überlieferung empfangen haben und dementsprechend ihr Leben danach ausrichten sollen. Die von Nestle-Aland, 27. Aufl. für ursprünglich gehaltene Verbform „parelabosan“ („sie haben empfangen“) ist gut bezeugt. Allerdings ist auch die Verbform „parelabete“ („ihr habt empfangen“) gut bezeugt. Diese Variante lässt sich allerdings als Anpassung an die zahlreichen Verben der zweiten Person Plural (V. 1.4.7.13-15) erklären. Schwächer bezeugt ist die Variante „parelabon“ („sie haben empfangen“). Dabei handelt es sich ebenso wie bei „parelabosan“ um eine Verbform der dritten Person Plural, allerdings um die übliche. Die Endung der Verbform ist im klassischen Griechisch bei einem starken Aorist unüblich und kommt erst in hellenistischer Zeit auf. So ist sie auch in der Septuaginta zu finden. Diese Tatsache lässt annehmen, dass es sich auch bei der Verbform „parelabon“ um eine Anpassung handelt, und zwar an den üblichen Sprachgebrauch. Bleibt schließlich noch auf die Variante „parelabe“ („er hat empfangen“) hinzuweisen, die sich ebenfalls als Anpassung deuten lässt, und zwar an die Formulierung „apo pantos adelphou“, wörtlich mit „von jedem Bruder“ zu übersetzen. Angesichts des Singulars haben Schreiber anscheinend auch ein Verb im Singular erwartet und entsprechend korrigiert. Diese Variante ist allerdings nur schwach bezeugt.


Weiterführende Literatur: P. Arzt-Grabner 2010, 151-157 vergleicht den 2 Thess mit zeitgenössischen Papyri und illustriert anhand von zwei besonders aussagekräftigen Beispielen, warum es sich bei dem 2 Thess vermutlich um ein pseudepigraphisches Schreiben handele. Zweites Beispiel: In 2 Thess werde dreimal die Form „parangellomen“ verwendet, um die Adressaten zu etwas aufzufordern (2 Thess 3,6.10.12). In den dokumentarischen Papyri werde das juristisch geprägte Verb „parangellô“ („auffordern“) im Zusammenhang mit gerichtlichen Prozessen und Anordnungen hoher Beamter verwendet sowie in Klauseln und Verträgen. In Papyrusbriefen persönlichen Charakters werde die Form „parangellô“ nur ein einziges Mal verwendet, bezeichnenderweise in distanziertem Kontext. Die paulinische Verwendung von „parangellô“ stimme mit dem papyrologischen Befund insofern überein, als das Verb zwar an drei Stellen vorkomme (1 Kor 7,10; 11,17; 1 Thess 4,11), aber nie als Einleitung einer direkten Aufforderung des Paulus selbst.


Zu disziplinarischen Aussagen bei Paulus siehe J. T. South 1992, der sich auf S. 160-170 mit 2 Thess 3,6-15 befasst. In 2 Thess 3,6-15 wende sich Paulus wie in den gemeinhin für echt gehaltenen paulinischen Briefen an die gesamte Gemeinde. Der Tonfall sei gebietend. Es liege derselbe, von Sorge und geschwisterlicher Teilhabe geprägte Geist der Autorität vor, wie er auch in den gemeinhin für echt gehaltenen paulinischen Briefen zu finden sei. An der Befolgung der disziplinarischen Anweisungen sei zu erkennen, inwieweit die Gemeinde der Autorität des Autors folgt, die letztendlich die Autorität von Christus selbst sei. Wie in den gemeinhin für echt gehaltenen paulinischen Briefen sei auch im 2 Thess ein aufrichtiges Interesse am Wohlergehen derjenigen zu erkennen, die sich nicht an die Anordnungen halten. Diese würden weiterhin als „Geschwister“ betrachtet. Anders als in 1 Kor 5 und 2 Kor 2 sei nicht an einen Ausschluss aus der Gemeinde gedacht, sondern an Meidung und geschwisterliche Ermahnung (vgl. Gal 6,1; Röm 16,17), um bei den Gemiedenen und Ermahnten mittels der Beschämung einen Sinneswandel herbeizuführen.

C. J. Bumgardner 2009, 55-97 geht dagegen von einem dermaßen schwerwiegenden Vergehen aus, dass bei einer Fortsetzung des Fehlverhaltens Paulus den Ausschluss aus der Gemeinde fordere. Mit dieser Forderung liege 2 Thess 3,6-15 auf der Linie dessen, was auch das NT generell bei fortgesetztem Fehlverhalten fordere. Die „Ungehorsamen“, die in V. 14 in den Blick kommen, seien vermutlich die „Unordentlichen“ von V. 6-13, die sich zu arbeiten geweigert und so gegen die apostolische Tradition verstoßen hätten. Die meisten Gemeindeglieder hätten wohl den Geboten des Paulus (vgl. V. 4) gehorcht, die „Unordentlichen“ dagegen seien dauerhaft uneinsichtig gewesen. Sie seien nicht Willens gewesen, sich der Autorität des Paulus zu beugen. Dies sei von Paulus als ein schweres Vergehen betrachtet worden, wie die Stellung der Anordnungen an exponierter Stelle am Ende des Briefes und die bestimmte Sprache zeigten. Auch diejenigen, die sich nicht von den „Unordentlichen“ zurückzogen, würden indirekt als „ungehorsam“ betrachtet. Auch gegenüber ihnen würden disziplinarische Maßnahmen gefordert.


R. Russell 1988, 105-119 gibt zunächst einen Überblick über die bisher vorgebrachten Deutungen, um was für Gemeindeglieder es sich bei den „Geschwistern, die ein unordentliches Leben führen“ handele, und legt dann anhand einer Analyse von 2 Thess 3,6-13 dar, dass der Sachverhalt am ehesten mit den damaligen sozialen Strukturen zu erklären sei. Bisher sei die eschatologische Deutung vorherrschend gewesen, wonach die Untätigkeit mit dem Glauben, dass die Wiederkunft Christi unmittelbar bevorstehe, oder mit „enthusiastischer Radikalität“, die von einer „gnostischen“ Form präsentischer Eschatologie herstamme, zu erklären sei. Soziologische Thesen seien vorgebracht worden, um den Sitz im Leben der Untätigkeit zu erklären: griechisch-römische Abneigung gegenüber der Handarbeit, die Philosophie der Epikureer oder der Rat der Moralisten bezüglich einer angemessenen Beschäftigung. Alle diese Thesen spiegelten jedoch das hellenistische Leben der Oberschicht wider. Die paulinischen Gemeinden hätten sich aber vorrangig aus Gläubigen der unteren Bevölkerungsschichten zusammengesetzt, wobei die Minderheit der Gläubigen aus den oberen Bevölkerungsschichten die Leitungsfunktionen bekleidet habe. Die Untätigkeit betreffe in erster Linie die Handarbeiter der unteren sozialen Schichten. In den Städten habe es nicht genug Arbeitsplätze gegeben, so dass es viele Arbeitslose gegeben habe. Manche potenzielle Arbeitskräfte seien auch mit einem Patron ein Klientelverhältnis eingegangen. Als Nutznießer christlicher Nächstenliebe seien sie jedoch von Außenstehenden als untätige Schmarotzer angesehen worden, die die christliche Nächstenliebe ausnutzen, ohne ihren Wohltätern gegenüber Gegenleistungen zu vollbringen. Paulus fordere die Untätigen zur Arbeit und zur Selbstgenügsamkeit auf partnerschaftlicher Basis auf. Sie sollten andere Menschen nicht belästigen.

B. W. Winter 1989, 303-315 setzt sich (u. a.) mit dieser These kritisch auseinander. Seiner Ansicht nach sei die Konvention der providentia einer Patron-Klient-Beziehung der Grund dafür gewesen, dass manche Thessalonicher nicht zur Arbeit bereit waren. Er geht auf die Beziehung zwischen Patron und Klient ein, auf die Aufforderung des Paulus, sich nicht von einem Patron abhängig zu machen, auf providentia angesichts von Hungersnöten in Makedonien als möglichen Grund der Hintanstellung der von Paulus empfangenen Lehre und auf Paulus’ Lehre bezüglich der den Christen eigentlich zugedachten Rolle als Wohltäter, nicht Klienten.

K. Romaniuk 1993, 142-145 kann der soziologischen Deutung von R. Russell nicht folgen. Sie stehe schon deswegen auf tönernen Füßen, weil wir über die gesellschaftliche Struktur der antiken Städte und Gemeinden zu wenig wüssten und außerdem die gesellschaftliche Struktur nicht in allen Städten dieselbe gewesen sei. Die Geringschätzung der Arbeit unter den Thessalonichern sei nicht von den heidnischen Vorfahren geerbt worden, sondern erkläre sich einzig und allein mit einem religiösen Enthusiasmus aufgrund einer übersteigerten Erwartung einer unmittelbar bevorstehenden Wiederkunft Christi.


Zur Dringlichkeit des von Paulus angemahnten Arbeitsethos im Kontext der in Indien weit verbreiteten Armut siehe J. Kurichialnil 1995, 184-203. In seinen praktischen Erwägungen bedauert er die verbreitete Geringschätzung der Arbeit mit den Händen. Paulus habe seine Glaubensgenossen angewiesen, hart zu arbeiten und sich den Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Er habe es tun können, weil er selbst sein Leben entsprechend geführt habe. Wir heute (in Indien) scheuten uns wohl deswegen davor, auf der Arbeit zu bestehen, weil wir selbst nicht arbeiteten und auch nicht arbeiten wollten. Wir bestünden deswegen nicht auf der Arbeit, weil es uns dafür an moralischer Kraft fehle.


Der Vorwurf, einen unordentlichen Lebenswandel zu führen und sich nicht an die Überlieferung zu halten, könne laut M. J. J. Menken 1992, 271-289 als ein Vorwurf verstanden werden, sich nicht an die von Gott im AT auferlegte Ordnung zu halten. Konkret könne Gen 3,17-19 gemeint sein, eine Passage, gemäß der – so die jüdische Überlieferung – Gott dem Mann die Verpflichtung auferlegt habe, sich mit harter Arbeit das eigene Brot zu verdienen. Literarische Bezüge zwischen 2 Thess 3,6-12 und Gen 3,17-19 legten eine Anspielung der ersteren Passage auf die letztere nahe.


Mit der Traditionsvorstellung, wie sie uns im Ersten und Zweiten Thessalonicherbrief begegnet, befasst sich C. Vander Stichele 1990, 499-504. In diesen beiden Briefen werde der Begriff „paradosis“ („Überlieferung“) nur in 2 Thess 2,15 und 3,6 verwendet. Die strukturelle Übereinstimmung und die terminologischen Ähnlichkeiten zwischen beiden Briefen seien jedoch sicherlich nicht rein zufällig. Es sehe danach aus, als habe der 2 Thess den 1 Thess als Modell verwendet. Aber Ähnlichkeit sei nicht mit Identität gleichzusetzen. Im 2 Thess liege eine stärkere Betonung auf der Tradition. Diese Betonung liege auf einer Linie mit dem Ersten Korintherbrief.


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V. 7


Beobachtungen: Paulus bzw. der spätere Verfasser (oder: die Verfasser) des 2 Thess stellt sich selbst als nachzuahmendes Vorbild dar. Nicht nur Worte, seien sie mündlich oder schriftlich, stellen eine Richtschnur für das rechte Leben dar, sondern auch vorbildhaftes Verhalten. Dieses Verhalten haben die Adressaten erlebt, als sich Paulus (und vielleicht auch Silvanus und Timotheus, vgl. 1,1) oder der spätere Verfasser (oder: die Verfasser) des 2 Thess in Thessalonich aufgehalten und unter den Adressaten gelebt hat.


In V. 7 taucht die verbale Form des Adverbs „ataktôs“ (V. 6.11) und des (substantivierten) Adjektivs „ataktos“ (1 Thess 5,14) auf: „atakteô“ („unordentlich leben“). Auch das Verb meint sicherlich nicht Unordnung im Sinne eines unordentlichen Aussehens oder einer unordentlichen Wohnung, sondern Unordnung im Sinne eines Lebenswandels, der nicht der geforderten Ordnung - hier der paulinischen Lehre bzw. der Lehre des späteren Verfassers (oder: der späteren Verfasser) des 2 Thess - mitsamt den entsprechenden Verhaltensregeln entspricht.


Weiterführende Literatur:


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V. 8


Beobachtungen: Das „und nicht“ kann additiv oder präzisierend gemeint sein. In ersterem Fall hätten Paulus, Silvanus und Timotheus (oder nur Paulus; oder nur „Paulus“) nicht unordentlich unter den Thessalonichern gelebt und außerdem nicht geschenkweise Brot von irgendjemand gegessen. In letzterem Fall hätten Paulus, Silvanus und Timotheus (oder nur Paulus) nicht unordentlich unter den Thessalonichern gelebt, genauer gesagt nicht geschenkweise Brot von irgendjemand gegessen.


Paulus, Silvanus und Timotheus (oder nur Paulus; oder nur „Paulus“) haben Tag und Nacht gearbeitet, um niemandem zur Last zu fallen. Diese Aussage entspricht 1 Thess 2,9, wo darüber hinaus noch davon die Rede ist, dass sie unter den Thessalonichern das Evangelium Gottes predigten. Sie waren also keine Berufsprediger; die Verkündigung lief neben der eigentlichen beruflichen Tätigkeit. V. 9 schließt Geldsendungen aus anderen Gemeinden nicht aus. So ist aus Phil 4,17-18 bekannt, dass die Philipper Paulus ein „Gabe“ - wohl Geld - für seinen Bedarf sandten. In 2 Thess 3,8 ist vom Predigen keine Rede, was insofern bemerkenswert ist, als ansonsten Inhalt und Formulierungen 1 Thess 2,9 entsprechen. Anders als in 1 Thess 2,9 scheint der Fokus nicht auf der missionarischen Tätigkeit zu liegen. Inhalt und Formulierungen scheinen zwar gleich bzw. übernommen, aber allgemeiner gehalten oder auf eine andere Situation bezogen zu sein.


Ist „Tag und Nacht“ so zu verstehen, dass das Geschäft so gut lief, dass es zu dauerhafter Arbeit führte? Oder wurde die ständige Arbeit deshalb nötig, weil eine Existenzgrundlage aufzubauen war, die dem Apostel am fremden Ort fehlte? Angesichts der Tatsache, dass der Erwerb der Lebensgrundlage an einem fremden Ort gewöhnlich von besonderen Schwierigkeiten begleitet ist, ist letztere Deutung wahrscheinlicher.


Die Aussagen 1 Thess 2,9 sind auf dem Hintergrund frühchristlicher Mission zu verstehen: Paulus und seine Mitarbeiter predigten ja nicht nur in einem Ort, sondern zogen von Ort zu Ort, um christliche Gemeinden zu gründen und aufzubauen. Wenn sie für ihre Predigt irgendwo hinkamen, dann stellte sich die Frage, wovon sie leben sollten, denn das Predigen wurde ja nicht im Sinne eines Berufes bezahlt. Man konnte sich von Sach- und Geldspenden finanzieren, neben der Missionstätigkeit arbeiten oder sich kostenlos unterbringen und verpflegen lassen. 1 Thess 2,9 unterstreicht, dass Paulus, Silvanus und Timotheus selbst gearbeitet haben und betont deren Fleiß. Diese Betonung der eigenen Arbeit nimmt denjenigen den Wind aus den Segeln, die den drei Missionaren vorwerfen, sie hätten in Thessalonich nicht tadellos gelebt. Die Aussagen in 1 Thess 2,9 sollen also die Tadellosigkeit und damit die Autorität der drei Missionare, und im Besonderen des Paulus unterstreichen. Wenn in 2 Thess 3,8 dieser Hintergrund frühchristlicher Mission nicht aufgegriffen wird, dann kann es sich bei diesem Vers nicht um einen schlichten Rückblick auf früheres Geschehen handeln. Außerdem ist zu erkennen, dass sich die Lage geändert hat und die Mission nicht mehr im Mittelpunkt steht. Das weist darauf hin, dass der 2 Thess deutlich später als der 1 Thess verfasst worden ist. Paulus kann zwar durchaus noch Verfasser des 2 Thess sein, allerdings ist wahrscheinlicher, dass ein späterer Verfasser (oder: spätere Verfasser) die Aussagen aus 1 Thess 2,9 übernommen und aktualisiert hat. So kann er die Aussagen verallgemeinert haben, in dem Sinne, dass es zum christlichen Leben dazugehört, dass man sich von der eigenen Hände Arbeit ernährt, fleißig ist und nicht auf Kosten Anderer lebt. Er kann aber auch eine bestimmte Gruppe unter den Christen im Blick haben, die nicht selbst arbeitet, sondern sich haushalten lässt, sei es aus Faulheit oder aus einem anderen Grund. Diese Gruppe kann bereits im 2 Thess in den Blick gekommen sein, kann aber auch hier erstmals in den Blick kommen. Wenn sie bereits in den Blick gekommen ist, dann ist in erster Linie an Gemeindeglieder zu denken, die sich von dem Gerücht haben beeindrucken lassen, dass der „Tag des Herrn“ schon da sei. Es ist möglich, dass sie angesichts des nahen Weltendes keine Veranlassung mehr sahen, sich noch engagiert um den eigenen Broterwerb zu kümmern. Sie könnten sich der Schwärmerei hingegeben haben, die Arbeit vernachlässigt oder aufgegeben. Vielleicht gab es wohlhabende Gemeindeglieder, die diese Schwärmer unterhalten konnten.


Weiterführende Literatur:


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V. 9


Beobachtungen: Eigentlich hätten Paulus, Silvanus und Timotheus das Recht, sich kostenlos verpflegen und wohl auch unterbringen zu lassen. Sie nehmen dieses Recht aber absichtlich nicht in Anspruch, damit sie für die Adressaten ein Vorbild darstellen, dem diese nachahmen sollen. Dadurch, dass die Aussagen in V. 8-9 nicht mehr im direkten Sinnzusammenhang der Versorgung von Missionaren stehen, stellt sich die Frage, woher Paulus, Silvanus und Timotheus sich ein solches grundsätzliches Recht nehmen. Den eigentlichen Grund für das Recht scheint der Verfasser (oder: die Verfasser) des 2 Thess nicht als erwähnenswert anzusehen, denn ihm geht es darum, dass das Verhalten des Paulus, Silvanus und Timotheus einen grundsätzlichen Vorbildcharakter hat und auf die gegenwärtige Lage in Thessalonich übertragen werden kann. Entscheidend ist letztendlich, dass sich diejenigen Gemeindeglieder, die sich derzeit nicht richtig verhalten, das Verhalten von Paulus, Silvanus und Timotheus nachahmen. Weil es sich bei diesen Gemeindegliedern nicht um Missionare handeln dürfte, kommt der ursprüngliche Zusammenhang nicht zur Sprache.


Weiterführende Literatur: Mit der apostolischen Tradition gemäß 2 Thess 2,13-3,8 befasst sich H. Blocher 2006, 91-97. Diese beinhalte das gesprochene und das geschriebene Wort (2,15) und werde von Paulus „Wort des Herrn“ genannt (3,1). An dieses sollten sich die Adressaten halten und ihr Leben streng danach ausrichten (2,15; 3,6). Paulus habe keine Hemmungen zu gebieten (3,4.6.10) und stelle sich selbst als ein nachzuahmendes Beispiel dar (3,7-10).


Laut O. Merk 1989, 196-197 seien in 2 Thess 3,6-9 „Nachahmen“ und „Vorbild“ aufeinander bezogen, doch im Unterschied zu 1 Thess 1,6-7 stehe nicht das im Evangelium verkündigte Heilshandeln Gottes im Mittelpunkt, sondern die ethisch mögliche und geforderte Orientierung am nachahmbaren apostolischen Vorbild.


Y. Redalié 2009, 295-303 macht deutlich, dass Paulus in Apg 20,33-35 nicht nur ablehne, sich von der Gemeinde unterhalten zu lassen, sondern dass er hiernach – dieser Hinweis fehle in den paulinischen Briefen – auch seine Begleiter versorgt habe. Durch seiner Hände Arbeit werde Paulus zu einem normativen Vorbild der Solidarität, an dem sich auch die Gemeindeältesten orientieren sollten, um selbst Vorbilder für alle anderen Christen zu werden. 1 Tim 5,17-18 gehe im Gegensatz dazu von einer Entlohnung der Gemeindeältesten aus, die Selbstversorgung des Paulus sei demnach also eine Ausnahme. 2 Thess 3,7-10 gehe zwar ebenfalls von einem Recht der Versorgung der Gemeindeältesten aus, jedoch werde die Selbstversorgung als vorbildhaft dargestellt. So solle die Zahl derer, die sich ungebührlich auf Kosten der Gemeinde versorgen lassen, reduziert werden, und zwar bis hin auf Null.


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V. 10


Beobachtungen: V. 10 greift 1 Thess 3,4 auf, wo von einem früheren Aufenthalt des Paulus (und Silvanus und Timotheus) in Thessalonich die Rede ist. In 1 Thess 3,4 bedeutet die Konjunktion „kai“ dementsprechend „schon“. Es geht dort um eine Voraussage des Paulus (und Silvanus und Timotheus), die bei dem damaligen Aufenthalt in Thessalonich erfolgt ist. Diese Voraussage bezog sich auf das Leid, das die Missionare in der Drangsal erleiden mussten. In 2 Thess 3,10 dagegen geht es um ein Gebot. Dieses Gebot wurde – so der Verfasser (oder: die Verfasser) des 2 Thess – schon bei dem damaligen Aufenthalt von Paulus (und Silvanus und Timotheus) geäußert. Und es wurde nicht nur damals geäußert, sondern auch im jetzigen Brief. Insofern bedeutet die Konjunktion „kai“ in diesem Vers nicht nur „schon“, sondern auch „auch“, womit die Übersetzung des Versanfangs „Denn auch als wir bei euch waren…“ lauten kann. Das Gebot ist demnach grundsätzlich gültig. Paulus erscheint in 2 Thess 3,7-10 nicht als ein Missionar, der verkündigt, sich über seinen Lebensunterhalt Gedanken machen muss und von Widersachern bedrängt wird, sondern als eine Autoritätsperson, die grundsätzlich gültige Gebote verkündet. Man kann auch sagen: Ein späterer Verfasser des 2 Thess beruft sich auf die Autorität des Paulus, um Gebote zu verkünden.


Weiterführende Literatur: J. Pytel 1982, 97-104 kommt in einer Analyse verschiedener paulinischer Textpassagen (darunter insbesondere 1 Thess 2,9; 4,11; 2 Thess 3,8-12) zur Arbeit zu dem Ergebnis, dass Paulus der Arbeit einen hohen religiösen Wert beimesse. Sie vervollkommne nicht nur den Menschen, sondern erlaube ihm auch, den Armen und denen zu helfen, die sich den ganzen Tag dem Evangelium widmen. Paulus gebe ein gutes Beispiel rechter Arbeitsethik. Er betreibe Handarbeit und könne für seinen eigenen Lebensunterhalt sorgen, womit er seine Unabhängigkeit sichere. So sollten auch die Adressaten arbeiten und Müßiggänger meiden. Die paulinische Theologie der Arbeit werde in der Aussage „Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen“ zusammengefasst.


R. Jewett 1993, 23-43 deutet 2 Thess 3,6-13 und speziell V. 10 von Abendmahlsfeiern in den Wohn- und Arbeitsbereichen der Mietshäuser her. Die Gemeinden in den Mietshäusern hätten – im Unterschied zu anderen Hausgemeinden - keinem Patron unterstanden, so dass aufgrund der geringen finanziellen Mittel von allen Gemeindegliedern ein Beitrag zum Abendmahl erwartet worden sei. Wer nicht arbeitete und einen Beitrag zum Abendmahl leistete, habe dessen Durchführung gefährdet. Dies habe Sanktionen erfordert. Vgl. R. Jewett 1994, 43-58. B. Holmberg 1995, 774-776 greift diese These auf und kommt zu dem Schluss, dass die Sanktionen als Mittel sozialer Kontrolle christlicher Gruppen verstanden worden seien. Je nachdem, ob Paulus der Verfasser des 2 Thess ist oder nicht, handele es sich Fürsorge des Paulus für die christlichen Gruppen, für die er sich verantwortlich fühlte, oder um Fürsorge in paulinischer Tradition. Die Sanktionierung von Fehlverhalten ähnele 1 Kor 5,11, wobei das Maß der Sanktionierung unterschiedlich sei: In 1 Kor 5,11 sei Ausschluss von der Tischgemeinschaft gefordert, und zwar vermutlich als unwiderrufliche Strafe, als Exkommunikation. In 2 Thess 3,10 sei dagegen wohl eher eine zeitlich begrenzte, erzieherische Maßnahme im Blick.


Zur Auslegung von 2 Thess 3,10 in der frühen monastischen Literatur siehe A. Quacquarelli 1988, 503-519. Dieser Vers, der im monastischen Leben von großer Bedeutung gewesen sei, sei mittels literarischer Formen außerhalb der biblischen Kommentare ausgelegt worden. Dazu hätten z. B. Klosterregeln und Heiligenviten gehört.


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V. 11


Beobachtungen: Aus V. 11 geht eindeutig hervor, dass einige in der Thessalonicher Gemeinde nicht nach dem Gebot des Verfassers (oder: der Verfasser) des 2 Thess leben. Es fällt auf, dass die unordentliche Lebensführung unmittelbar nach der Erwähnung der Arbeitsverweigerung zur Sprache kommt, worauf sogleich wieder die Arbeitsverweigerung in den Blick kommt. Daraus ist zu schließen, dass die unordentliche Lebensführung nicht getrennt von der Arbeitsverweigerung gesehen werden kann, die unordentliche Lebensführung vielmehr von Arbeitsverweigerung geprägt ist. Sie ist aber nicht mit der Arbeitsverweigerung identisch, sondern beinhaltet auch das Treiben von unnützen Dingen.


Unklar ist, von wem der Verfasser (oder: die Verfasser) des 2 Thess von unordentlicher Lebensweise und Arbeitsverweigerung erfahren hat. Es heißt nur vage: „Wir hören nämlich…“, was streng genommen mündliches Erfahren meint, aber auch das Erfahren durch einen Brief nicht ausschließt. In 1 Thess 3,6 erscheint Timotheus als Berichterstatter, jedoch kann 2 Thess 3,11 nicht einfach von dort her gedeutet werden. Zum einen liegt 1 Thess 3,6 nämlich ein anderer Zeitpunkt der Abfassung und eine andere Situation zugrunde, zum anderen stammt der Zweite Thessalonicherbrief vermutlich von einem anderen Verfasser (oder: von anderen Verfassern) als der Erste Thessalonicherbrief. Es ist also durchaus wahrscheinlich, dass der Verfasser (oder: die Verfasser) des 2 Thess bei seiner Formulierung zwar 1 Thess 3,6 im Blick hatte, allerdings im Rahmen der fingierten Paulus-Urheberschaft des 2 Thess. Falls Timotheus tatsächlich der Berichterstatter gewesen sein sollte, wäre die Formulierung „wir hören nämlich“ insofern bemerkenswert, als Timotheus laut 2 Thess 1,1 zu den Verfassern des 2 Thess gehört. Genaugenommen müsste die Formulierung „Ich höre nämlich von Timotheus…“ lauten. Dann würde klar, dass Paulus (oder: „Paulus“) – vielleicht zusammen mit Silvanus (oder: „Silvanus“) - der Hauptverfasser des 2 Thess ist und Timotheus (oder: „Timotheus“) nur angeführt wird, um die autoritative Kraft des Briefes zu stärken. Möglicherweise haben wir aber auch davon auszugehen, dass Timotheus in Thessalonich vom Verhalten der unordentlichen Gemeindeglieder gehört hat und das Gehörte dem Paulus (oder: „Paulus“) und dem Silvanus (oder: „Silvanus“) berichtet hat. Alle drei Verfasser des 2 Thess hätten dann gehört, allerdings auf verschiedene Weise.

Das Präsens „wir hören“ kann so verstanden werden, dass das Hören unmittelbar vor der Abfassung des 2 Thess geschehen ist, oder dass es mehrfach bis in die Gegenwart hinein geschehen ist. Wie auch immer: Es drückt unmittelbare Relevanz für die Gegenwart und für die Abfassung des 2 Thess aus. Das „nämlich“ macht deutlich, dass das Hören von unordentlicher Lebensweise und Arbeitsverweigerung der Grund für die Abfassung von 2 Thess 3,6-13 ist. Von unmittelbarer Relevanz für die gegenwärtige Lage in Thessalonich ist insbesondere auch das vergangene Verhalten des Paulus (oder: „Paulus“), das jetzt in der Gegenwart als Beispiel dient.


V. 11 enthält ein Wortspiel: Es werden mit „ergazomai“ und „periergazomai“ zwei Verben verwendet, die zwar ähnlich sind, aber eine einander entgegengesetzte Bedeutung haben. „Ergazomai“ bedeutet eindeutig „arbeiten“. Die ordnungsgemäß lebenden Gemeindeglieder arbeiten also und tun damit das, was gefordert ist. Die „unordentlichen“ Gemeindeglieder arbeiten dagegen nicht. Aber was tun sie stattdessen? Um das auszudrücken, wird das Verb „periergazomai“ verwendet, dessen Bedeutung jedoch unklar bleibt. Zerlegen wir das Verb in seine Bestandteile „peri“ und „ergazomai“, dann kommen wir der Bedeutung auf die Spur. „Peri“ kann „ringsum“, „sehr“ oder „überaus“ bedeuten. „Periergazomai“ bedeutet demnach „etwas rings um die Arbeit herum tun“ oder „viel arbeiten“ (oder: „sich überaus bemühen“). Letztere Bedeutung kommt nicht infrage, weil ganz sicher nicht ausgesagt ist, dass die unordentlichen Gemeindeglieder mehr arbeiten als die ordentlichen. Und dass sie sich in besonderem Maße bemühen, ist auch unwahrscheinlich, weil gänzlich unklar bliebe, worum sie sich bemühen. Es lässt sich somit festhalten, dass die unordentlichen Gemeindeglieder nicht arbeiten. Dabei hängen sie aber nicht nur faul herum, sondern sie tun etwas. Sie tun aber etwas abseits ihrer Arbeit, was negativ bewertet wird. Geht man davon aus, dass das Arbeiten vom Verfasser (oder: den Verfassern) des 2 Thess als eine nützliche bzw. nötige Tätigkeit angesehen wird, dann gehen die unordentlichen Gemeindeglieder unnützen bzw. unnötigen Beschäftigungen nach. Was sie Unnützes tun, bleibt offen, aber wir haben davon auszugehen, dass die Adressaten des 2 Thess zumindest eine vage Ahnung davon haben, was gemeint ist. Möglich ist auch, dass „periergazomai“ „sich in die Angelegenheiten Anderer einmischen“ bedeutet und Wichtigtuerei meint. Einen konkreten Anhaltspunkt für diese Bedeutung gibt es in 3,6-13 jedoch nicht.


Weiterführende Literatur:


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V. 12


Beobachtungen: In V. 12 finden sich zu Beginn gleich zwei Verben, die Autorität anzeigen: „gebieten“ und „ermahnen“. Während das Verb „gebieten“ eher distanzierten und gesetzlichen Charakter hat, ist das Verb „ermahnen“ persönlicher, dabei auch eindringlich. Die Verbindung der beiden Verben kann Nachdruck anzeigen, im Sinne von „gebieten wir mit Nachdruck“ oder „ermahnen wir mit Nachdruck“.


Die Formulierung „im Herrn Jesus Christus“ ähnelt der Formulierung „im Namen unseres Herrn Jesus Christus“, allerdings weisen die Abweichungen auf Bedeutungsnuancen hin. In V. 6 findet sich das Possessivpronomen „unser“, das deutlich macht, dass Jesus Christus der „Herr“ der Christen ist. In V. 12 ist allgemeiner vom „Herrn“ Jesus Christus die Rede, womit Jesus Christus im universalen Sinn „Herr“ ist. In V. 12 ist nicht vom „Namen“ die Rede. Das ist zunächst einmal unerheblich, weil der „Name“ für die Person stehen kann. Allerdings dürfte hier die Auslassung des „Namens“ eine Bedeutungsänderung mit sich bringen: Sagt „im Namen unseres Herrn Jesus Christus“ die eigentliche Autorität aus, die dem Gebieten des Verfassers (oder: der Verfasser) des 2 Thess zugrunde liegt, benennt die Formulierung „im Herrn Jesus Christus“ einen Macht- und Heilsraum. Es ist ein Raum, in dem Jesus Christus Macht ausübt und das Heilsgeschehen von Tod und Auferstehung seine heilsame Wirkung entfaltet. Der Verfasser (oder: die Verfasser) des 2 Thess ist Christ und befindet sich somit in diesem Macht- und Heilsraum. In diesem Heilsraum gebietet und ermahnt er.

Eine Variante liest „durch unseren Herrn Jesus Christus“ statt „im Herrn Jesus Christus“. Ursprünglich dürfte sie jedoch nicht sein, weil ihre Textzeugen jüngeren Datums sind.


„Meta hêsychias“ ist wörtlich mit „mit Ruhe“ zu übersetzen, wobei im Deutschen die Formulierung „in Ruhe“ gängiger ist. Dabei verwundert, dass der Verfasser (oder: die Verfasser) des 2 Thess plötzlich auf die „Ruhe“ zu sprechen kommt, scheint sein Ideal doch alles andere als ruhig zu sein: Mit Mühe und Anstrengung Tag und Nacht arbeiten, um sich selbst das Brot zu verdienen. Warum dieser Kontrast, der wie ein Widerspruch erscheint? Wie ist die „Ruhe“ zu verstehen? Um wenig oder gemächliche Arbeit kann es sich nicht handeln, denn das Ideal setzt viel Arbeit, Mühe und Anstrengung voraus. Die „Ruhe“ muss so gemeint sein, dass sie Arbeit ermöglicht, speziell den Broterwerb mit Mühe und Anstrengung. Sie bezieht sich folglich auf eine Lebenshaltung und Deutung der Gegenwart, die Arbeit und speziell den Broterwerb mit Mühe und Anstrengung erst ermöglicht. Hier ist mit Blick auf 2 Thess 2,1-2 am ehesten daran zu denken, sich durch die Behauptung „der Tag des Herrn ist schon da“ nicht verwirren und einen Schrecken einjagen zu lassen. Wer verwirrt und verschreckt ist, kommt vom Arbeiten ab und vielleicht auf den Gedanken, dass man dann ja nicht mehr arbeiten zu braucht. Es könnte auch der Hang zu Ekstase aufkommen, der ebenfalls der Arbeit abträglich ist und zudem weitere Unruhe stiftet. Insofern dürfte „in Ruhe“ eine Seelenruhe meinen, eine Immunität gegenüber dem Gerücht „der Tag des Herrn ist schon da“. Wenn der Verfasser (oder: die Verfasser) des 2 Thess „mit Mühe und Anstrengung Tag und Nacht arbeiten“ als Ideal darstellt, so ist das auf diesem Hintergrund wohl nicht so zu verstehen, dass ein rechter Christ ist, wer überarbeitet und übermüdet ist. Vielmehr handelt es sich um die drastisch und damit besonders deutlich ausgedrückte Formulierung, dass Paulus bzw. er selbst die Seelenruhe hat(te) und gegenüber dem Gerücht „der Tag des Herrn ist schon da“ gänzlich immun war bzw. ist. Dies entspricht einem ordentlichen Leben. Diese Deutung liegt wohl auf der Linie des Paulus, wenn dieser im (vermutlich tatsächlich von ihm verfassten) Ersten Thessalonicherbrief in 4,11 von einem „ruhigen Leben“ spricht. Bei allen Unsicherheiten bezüglich der Deutung dieses Verses dürfte dessen Grundrichtung klar sein: Die Thessalonicher Gemeindeglieder sollen nicht angesichts des erwarteten nahen Weltendes die eigenen privaten und beruflichen Angelegenheiten vernachlässigen.

Hat man in V. 6 die Formulierung „apo pantos adelphou“ (V. 6; wörtlich „von jedem Bruder“) auf Männer in einer gemeindlichen Leitungsfunktion hin gedeutet, dann kann V. 12 alternativ folgendermaßen gedeutet werden: Diese Männer sollen ihre gemeindliche Leitungsfunktion nicht so verstehen, dass sie sich wegen ihres Amtes nicht mehr um den eigenen Broterwerb zu kümmern brauchen, sondern sich von anderen Gemeindegliedern alimentieren lassen können. Bei dieser Deutung kann allerdings in V. 11 das Verb „periergazomai“ schwerlich „unnütze Dinge tun“ meinen, denn bei aller Kritik seitens des Verfassers (oder: der Verfasser) des 2 Thess wird dieser Tätigkeiten, die mit der Leitung der Gemeinde verbunden sind, nicht als „unnütz“ bezeichnen. Da ebenso unwahrscheinlich ist, dass er sie als Einmischung in die Angelegenheiten Anderer brandmarkt oder ein übermäßiges Bemühen (worum?) kritisiert, dürfte die alternative Deutung abwegig sein.


„Das eigene Brot essen“ (V. 12) ist das Gegenteil von „geschenkweise Brot von irgendjemand essen“ (V. 8). Wer das eigene Brot isst, hat sich dieses selbst erarbeitet, wer geschenktes Brot isst, hat sich dieses nicht selbst erarbeitet.


Weiterführende Literatur:


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V. 13


Beobachtungen: Das Verb „kalopoieô“ („Gutes tun“) findet sich im NT nur hier. Es bleibt offen, was damit gemeint ist. „Gutes tun“ sollen die Adressaten, somit also alle Thessalonicher Gemeindeglieder. Das lässt an eine allgemeine Aussage zu christlichem Lebenswandel denken, die insofern erstaunt, als vorweg recht konkrete Anweisungen zum Umgang mit den unordentlichen Gemeindegliedern gegeben worden sind. Die allgemeine Aussage mag konkretes Verhalten beinhalten, nämlich das Meiden der unordentlichen Gemeindeglieder, aber eine Begrenzung darauf ist sicherlich nicht sachgemäß, zumal das Meiden keine Handlung im eigentlichen Sinn ist. Eher kann man die allgemeine Aufforderung Gutes zu tun als Hinweis darauf verstehen, dass die (in den V. 6-12) vorausgehenden Anweisungen ebenfalls grundsätzlichen Charakter haben und nicht nur auf einem ganz bestimmten historischen Hintergrund, wie er in 2,1-2 angesprochen wird, zu verstehen sind. Immerhin war das geforderte Arbeitsethos schon in 1 Thess 4,10-12 und 5,14 Thema und kann von dort einfach übernommen und zugespitzt worden sein.

Der Zweite Thessalonicherbrief ist zwar an alle Thessalonicher Gemeindeglieder gerichtet, jedoch wurden die unordentlichen Gemeindeglieder in 2 Thess 3,6-12 nicht direkt angeredet. Auch in V. 13 werden sie es nicht. Folglich kann die Aufforderung Gutes zu tun, die eigentlich für alle Christen gültig ist bzw. gültig sein sollte, in erster Linie an die ordentlichen Gemeindeglieder gerichtet sein. Sie erscheinen als Christen, die einen rechten Lebenswandel führen, womit sie auch als vorrangige Adressaten für eine grundsätzliche Aussage zum rechten Lebenswandel angesehen werden können. Die unordentlichen Gemeindeglieder müssen erst im Hinblick auf das Arbeitsethos wieder zur Vernunft kommen, bevor sie darüber hinaus auch allgemein dazu aufgefordert werden können, Gutes zu tun.


Weiterführende Literatur:



Literaturübersicht


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Jewett, Robert; Tenement Churches and Communal Meals in the Early Church: The Implications of a Form-Critical Analysis of 2 Thessalonians 3:10, BR 38 (1993), 23-43

Jewett, Robert; Tenement Churches and Pauline Love Feasts, QR 14 (1994), 43-58

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