Auslegung und Bibliographie zur Bibel


Apostelgeschichte (9-12)

Die Anfänge der Heidenmission

Apg 12,11-17

Studieren Sie die Bibel! Hier finden Sie einen Einstieg in die wissenschaftliche Auslegung von Bibeltexten mit Literaturangaben.

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Jede Seite enthält eine Übersetzung des jeweiligen Bibeltextes, sowie Beobachtungen (Vorbereitung der Auslegung), Hinweise zu weiterführender Literatur und eine abschließende Literaturübersicht.

Apg 12,11-17

 

 

Übersetzung

 

Apg 12,11-17:11 Und als (der) Petrus zu sich gekommen war, sprach er: "Nun weiß ich wahrhaftig, dass der Herr seinen Engel gesandt und mich gerettet hat aus [der] Hand des Herodes und aller Erwartung des Volkes der Juden. 12 Und als ihm [das] klar geworden war, ging er zum Haus der Maria, der Mutter des Johannes mit dem Beinamen Markus, wo viele versammelt waren und beteten. 13 Nachdem er an der Tür des Hofeingangs angeklopft hatte, kam eine Dienerin namens Rhode herbei, um aufzumachen. 14 Und als sie die Stimme des Petrus erkannte, öffnete sie den Hofeingang vor lauter Freude nicht, sondern lief hinein und meldete, (der) Petrus stünde vor dem Hofeingang. 15 Sie aber sprachen zu ihr: "Du bist verrückt.“ Sie jedoch behauptete steif und fest, dass es sich so verhielte. Da sprachen sie: "Es ist sein Engel.“ 16 Petrus aber klopfte weiter an. Als sie öffneten, sahen sie ihn und konnten es nicht fassen. 17 Da hieß er sie mit einer Handbewegung schweigen und erzählte ihnen, wie der Herr ihn aus dem Gefängnis herausgeführt hatte, und sprach: "Meldet dies dem Jakobus und den Brüdern!“ Dann ging er hinaus und begab sich an einen anderen Ort.

 

 

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V. 11

 

Beobachtungen: Gemäß 12,9 hatte Petrus seine Befreiung aus dem Gefängnis aus dem Engel im Halbschlaf erlebt, sie für einen Traum oder für eine Erscheinung im Traum (Traumgesicht) gehalten. Erst nachdem ihn der Engel verlassen hatte, kam er ganz zu Bewusstsein. Dass er ganz zu Bewusstsein gekommen ist, zeigt sich in der klaren und vermutlich richtigen Deutung des Befreiungsgeschehens.

 

Aus der Deutung des Geschehens durch Petrus geht hervor, dass es der "Herr“ war, der gewirkt hat. So liegt die Annahme nahe, dass auch der Schlaf der Wachen vom "Herrn“ bewirkt wurde.

Der "Herr“ kann Gott oder Jesus Christus sein. Die Tatsache, dass die Gemeinde innig für Petrus betete und das Gebet an Gott richtete (vgl. V. 5), lässt Gott als Wirkmacht erscheinen.

 

Nachdem in V. 4 nur allgemein vom "Volk“ die Rede war, dem Petrus vorgeführt werden sollte, konkretisiert V. 11 das "Volk“ als "Volk der Juden“.

 

Unklar bleibt, was das Volk der Juden erwartet hat. Aus 12,4.6 geht hervor, dass König Herodes Agrippa I. dem Volk (der Juden) den gefangenen Petrus vorführen wollte, wobei offen blieb, ob an eine Vorführung im Sinne einer öffentlichen Gerichtsverhandlung oder an die Vollstreckung eines bereits festgesetzten (Todes-)Urteils gedacht war. Das Volk der Juden kann also die Gerichtsverhandlung, Verurteilung oder Bestrafung, möglicherweise Hinrichtung, des Petrus erwartet haben. Die Erwartung des Volkes der Juden erscheint wie die "Hand des Herodes“ als etwas Bedrohliches, vor dem Petrus gerettet werden musste. Die Haltung des Volkes der Juden gegenüber den Christen, konkret Jakobus (vgl. V. 2-3) und Petrus, erscheint als von Abneigung oder sogar von Hass geprägt. Dass das "Volk der Juden“ die Freisprechung des Petrus erwartete, ist unwahrscheinlich.

 

Weiterführende Literatur: Zur literarischen Struktur von Apg 12,1-19 siehe W. Rakocy 1994, 39-45. Im Text komme V. 5 als dispositio eine Hauptrolle zu. Thematisch gehe es in den V. 1-19 um die Befreiung von Petrus, nicht um die Verfolgung der Christen.

 

Während die um die Geschichte des Frühchristentums bemühte historisch-kritische Exegese mit einem Subtraktionsverfahren alle wunderhaften Elemente der Darstellung des Lukas streiche, um den verbleibenden Rest für ihre historische Konstruktion verwerten zu können, sei Lukas gemäß S. Alkier 1998, 111-134 gerade darum bemüht, mit Hilfe des Wunderdiskurses göttliche und menschliche Geschichte in einer Story unzertrennlich zu verknüpfen. S. Alkier geht dieser Erzählstrategie narrativer Theologie in einer semiotischen Lektüre von Apg 12 nach. Dabei rücke das in den Vordergrund, was Apg 12 sei: ein Text.

 

R. W. Wall 1991, 628-643 vertritt die Meinung, dass insbesondere folgender Aspekt zur großen Bedeutung von Apg 12 im gesamten lukanischen Werk beitrage: In den V. 12-17 erzähle und billige Lukas den Übergang der Führung der frühesten Christen von der "apostolischen“ Leitung, deren Repräsentant Petrus sei, zur zweiten Generation christlicher Führungspersönlichkeiten, deren Repräsentanten Jakobus für das Judenchristentum und − in besonderem Maße − Paulus für das Heidenchristentum seien. Zu V. 11: Die Flucht des Petrus aus dem Gefängnis bekräftige dessen treues Apostolat.

 

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V. 12

 

Beobachtungen: Das Verb "synoraô“ bedeutet genau genommen "zusammensehen“. Wer die verschiedenen Aspekte eines Sachverhaltes "zusammensieht“, überblickt sie und kann den Sachverhalt richtig beurteilen und deuten. Das "Zusammensehen“ setzt einen klaren Verstand voraus.

 

Warum ging Petrus gerade zum Haus der Maria? Hatte er ein besonders gutes persönliches Verhältnis zu ihr oder ihrer Hausgemeinschaft? Oder ging er zu ihr, weil er wusste, dass ihr Haus die Versammlungsstätte einer Hausgemeinde war? Oder ging er zu ihr, weil sie in der Jerusalemer Gemeinde eine führende Persönlichkeit war und er somit wusste, dass sich über sie die Meldung von seiner Befreiung aus dem Gefängnis leicht in der Gemeinde verbreiten ließ?

 

Im Haus der Maria war nicht nur deren Hausgemeinschaft anwesend, sondern es waren auch viele Menschen versammelt, die beteten. Es ist davon auszugehen, dass es sich bei den versammelten Betenden um die Hausgemeinde handelte. Liest man V. 12 in Verbindung mit V. 5, so wird die dortige Notiz, dass von der Gemeinde ein andauerndes Gebet für Petrus zu Gott geschah, konkretisiert. War in V. 5 offen geblieben, in welchem Rahmen das Gebet geschah, so geht aus V. 12 hervor, dass es sich zumindest teilweise um ein gemeinschaftliches Gebet handelte und nicht um ein persönliches der Gemeindeglieder bei sich zuhause. Allerdings ist weder V. 5 noch V. 12 zu entnehmen, dass sich die gesamte (Jerusalemer) Gemeinde an einem Ort zum gemeinschaftlichen Gebet versammelt hatte. Es ist kaum anzunehmen, dass die gesamte (Jerusalemer) Gemeinde in Marias Haus Platz gehabt hätte.

Die Gebetsnotizen 12,5 und 12,12 bilden eine Klammer um den Bericht von der Befreiung des Petrus aus dem Gefängnis (12,6-10). Das Gebet ist an Gott ergangen und ergeht weiter an ihn. Zwischenzeitlich hat Gott, der "Herr“, gehandelt und Petrus durch einen Engel befreit. Hat er also das Gebet erhört oder hätte er auch ohne das Gebet Petrus befreit?

 

Möglicherweise hatte das Haus der Maria innerhalb der Jerusalemer Gemeinde eine besondere Stellung inne. Zwar ist unsicher, ob Marias Sohn Johannes Markus mit anderen gleichnamigen Personen, die im NT erwähnt werden, identisch ist, doch würde eine Identität Johannes Markus als durchaus prominentes Mitglied der Jerusalemer Gemeinde erweisen. So ist in Kol 4,10 von Markus, dem Vetter/Neffen (anepsios) von Barnabas die Rede. Sollte der genannte Markus mit dem Johannes Markus aus Apg 12,12 identisch sein, dann wäre Johannes Markus ein Verwandter eines von der Jerusalemer Gemeinde besonders geschätzten Gemeindegliedes. Immerhin hatte die Jerusalemer Gemeinde Barnabas als Gesandten nach Antiochia geschickt (vgl. 11,22). Ein enger Kontakt zwischen Johannes Markus und Barnabas geht auch aus Apg 12,25; 15,37.39 hervor, allerdings ohne Hinweis auf eine verwandtschaftliche Beziehung.

Dass Johannes Markus in der Jerusalemer Gemeinde bekannt und geschätzt gewesen ist, legt auch die Tatsache nahe, dass die Identität der Maria über ihren Sohn und nicht über ihren Mann bestimmt wird. Der Mann von Maria tritt nicht in Erscheinung, sei es, weil ihm keine besondere Bedeutung zukam oder weil er bereits verstorben ist.

Weiterführende Literatur: Im Rahmen seiner Analyse der Befreiungswunder analysiert J. Hintermaier 2000, 187-240 auch Apg 12. Anhand von Vergleichstexten insbesondere des Lukasevangeliums macht J. Hintermaier deutlich, dass Apg 12 auf der Passion (V. 1-6) und Auferstehung Jesu (V. 12-19) aufbaue. Insbesondere ab V. 6 kämen Elemente des Exodusmotivs hinzu, das für Apg 12 eine zentrale Bedeutung habe. Es handele sich nicht nur um Anspielungen auf den gemeinsamen Zeitpunkt der Befreiung (in jener Nacht, Pascha) oder den Ablauf des Paschafestes, der in den Anordnungen des Engels im Gefängnis anklinge (Hüften gürten, Schuhe an den Füßen, hastig), sondern auch die narrative Struktur (Gefangenschaft, Bitte um Hilfe, Befreiung, Erkenntnis, Weggang, Verfolgung, Bestrafung der Verfolger) sei in der Apg aufgegriffen worden. Zudem fänden sich einzelne Stichwörter, die sowohl in Exodus als auch in Apg 12 von Bedeutung seien (patassô, exagô, kyrios), und die mit den anderen Elementen eine ganze Kette von Zusammenhängen bildeten. Die Aufgliederung in Szenen und die sprachlich-syntaktische und semantische Betrachtung zeigten laut J. Hintermaier die grundsätzliche Einheit der gesamten Perikope 12,1-23 auf, auch wenn in der Begründung des Straftodes ein Bruch festzustellen sei.

Auch W. Radl 1983, 81-96 weist auf den Bezug der Befreiungswundergeschichte zur Herausführung Israels (Exodus) hin und spricht Parallelen zum Lukasevangelium an. Der entscheidende Gesichtspunkt sei der, dass Petrus wie Jesus von Gott gerettet wird. Sicher nicht aus dem Tod, sondern nur aus dem Gefängnis. Aber seine Einkerkerung, aus der es kein Entkommen gebe, sei gleichbedeutend mit dem Tod. Und im Kontrast zum Tod des Herodes erscheine die Befreiung des Petrus wie eine Rückkehr ins Leben. Über Gott lasse sich aussagen, dass dieser kontinuierlich als Gott des Exodus erscheine. Laut W. Radl solle die Befreiung des Petrus aus der Gewalt des Herodes die Christen ermutigen und die Juden vom Christusglauben überzeugen.

S. R. Garrett 1990, 656-680 vertritt die These, dass Tod, Auferstehung und Himmelfahrt als ein "Exodus“ erschienen, weil Jesus, der "Stärkere“, mittels dieser Ereignisse das Volk aus den Fesseln des Satans befreit habe. Dieser "Exodus“ sei typologisches Vorbild für Petrus' Befreiung aus der Gefangenschaft und den Fall des Tyrannen Herodes.

D. T. N. Parry 1995, 156-164 weist auf den Zusammenhang von Passafest, Auferstehung und Befreiung mit eschatologischen Erwartungen hin.

Zum "Rettungswunder“ Apg 12,1-19(.20-25) siehe auch R. Kratz 1979, 459-473, der gattungs- und literarkritische Überlegungen, eine Gliederung und eine Einzelauslegung bietet.

 

Laut D. Ziegler 2008, 183-187 evoziere Apg 12 die aus dem dionysischen Kontext (vgl. die "Bakchen“ des Euripides) hinreichend bekannten Motive des theomachos, der abrupt einsetzenden (erneuten) Verfolgung, die sogar von einem König (vgl. Pentheus!) initiiert werde, und das Motivrepertoire eines Türöffnungs- und Befreiungswunders, begleitet vom Gebet der Gemeinde. Der Tod des Agrippa werde in einer Weise geschildert, die der antiken Gattung vom Tod des Verfolgers entspricht.

 

P. Hofrichter 1993, 60-76 geht anhand von Lk 1-2 und Apg 12 der Frage nach, ob Lukas Homers Ilias gekannt und benutzt hat. Ergebnis: Über die atl. Muster (Dan 10,7-12; Tob 12,14-18) hinaus finde sich zu den Engelerscheinungen in Lk 1-2 eine umfassende Parallele im 24. Gesang der Ilias (24,143-193) mit der "sturmfüßigen“ Iris als Götterbotin; und auch zu Apg 12,7-10 finde sich eine Motivparallele im selben Buch (24,77-100): Petrus befindet sich in der Nacht im Gefängnis, Thetis im finsteren Meer in einer Höhle. Petrus schläft zwischen zwei Soldaten und ist bewacht von Aufsehern; Thetis sitzt in der Mitte von anderen Meergöttinnen. Der Engel tritt an Petrus heran, stößt ihn in die Seite und sagt: "Steh schnell auf!“; Iris tritt nahe an Thetis heran und sagt: "Erhebe dich, Thetis!“. Beide, Petrus und Thetis, kleiden sich für ihren Aufbruch an. Beide folgen dem vorangehenden Gottesboten nach. Für den Engel und Petrus tut sich das Tor auf; für Iris und Thetis teilt sich das Wasser. Im Hause der Mutter des Johannes Markus sind die Gläubigen versammelt; am Olymp beraten die versammelten Götter. Beide, Petrus und Thetis, werden von einer Frau empfangen: dem Paulus wird von der Magd Rhode die Tür geöffnet; Thetis erhält von der Göttin Hera den Begrüßungstrunk. Sowohl in Lk 1-2 als auch in Apg 12 habe sich Lukas der rhetorischen Methode der "imitatio“ bedient; er zeige damit eine unbefangene Einstellung zum literarischen und religiösen Erbe der griechischen Kultur.

 

Mit der Frage, wie Johannes Markus in der Apg dargestellt wird, befasst sich C. C. Black 1993, 235-254. Ergebnis: Die Person des Johannes Markus bleibe unscharf, lasse sich nur mit einiger Mühe herausarbeiten. Letztendlich ließen sich folgende Feststellungen treffen: a) Johannes Markus stehe in einem Zusammenhang mit der christlichen Gemeinde in Jerusalem (12,12; 13,13) und werde vielleicht unterschwellig auch mit Frömmigkeit und Wohlstand in Verbindung gebracht (12,12). b) Er sei direkt mit Barnabas und Paulus verbunden, auf deren Einladung hin er ihnen zu Beginn der ersten Missionsreise auf dem Weg nach Zypern zur Hand gehe. c) Er werde implizit mit der christlichen Mission innerhalb der jüdischen Synagogen (13,5) in Verbindung gebracht, jedoch von der weiter reichenden Heidenmission abgesondert. d) Er werde allgemein in ein dunkles (13,5.13) und gänzlich nachteiliges (15,38-39) Licht getaucht. e) Mit seinem Patron, Barnabas, verschwinde Johannes Markus nach Apg 15 von der Bühne und tauche bis zum Ende der Apg nicht mehr auf. Johannes Markus erscheine als eine − bei einer gewissen Individualisierung − typisierte Persönlichkeit, die als Folie diene, auf deren Hintergrund die Konturen der Persönlichkeiten anderer Protagonisten der Erzählung deutlicher zu erkennen seien.

 

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V. 13

 

Beobachtungen: Der Zeitpunkt, wann Petrus zum Haus der Maria ging und schließlich dort anklopfte, scheint keine Rolle zu spielen. Da die Flucht wahrscheinlich während der Nacht erfolgt ist und seit der Flucht nicht viel Zeit verstrichen sein dürfte, dürfte Petrus noch zu nächtlicher Stunde am Haus der Maria angelangt sein. Sofern die Nacht bei der Flucht schon weit vorangeschritten war, könnte die Ankunft am Haus der Maria auch im Morgengrauen erfolgt sein. Wie auch immer: Die Dienerin Rhode und die anderen im Haus Anwesenden müssen die Nacht hindurch gewacht und gebetet haben oder müssen sehr früh aufgestanden sein.

 

Es wird zwischen "pylôn“ und "thyra“ unterschieden. Petrus klopft gegen die "thyra“, womit die Tür gemeint ist. Bei der Tür handelt es sich nun aber nicht um die Haustür, sondern um die Tür des "pylôn“, des Tores. Vermutlich handelt es sich um das Tor, das zum Hof führte, der das Haus umgab. Insofern kann hier "pylôn“ mit "Hofeingang“ übersetzt werden.

 

"Rhode“ ist ein griechischer, vermutlich von "rhodon“ ("Rose“) abgeleiteter Name. Er kann - muss aber nicht − ebenso wie der griechische Beiname des Johannes darauf hinweisen, dass das Haus der Maria hellenistisch geprägt war.

Rhode wird als "paidiskê“ bezeichnet, was allgemein "junge Frau“ bedeutet. Geht man von der allgemeinen Bedeutung aus, dann handelte es sich bei Rhode um eine junge Frau, die der Hausgemeinschaft und sicherlich auch der christlichen Hausgemeinde angehörte. "Paidiskê“ kann aber auch konkret mit "Magd/Dienerin“ oder "Sklavin“ übersetzt werden. Diese Übersetzungen setzen voraus, dass Rhode ihrer Hausherrin diente und nicht frei war. Es ist möglich, dass Rhode als Sklavin den Status einer Sache besaß, über die ihre Herrin verfügen konnte.

 

Dass es gerade die Dienerin Rhode war, die herbeikam, um aufzumachen, mag daran liegen, dass sie sich zufällig auf dem Hof in der Nähe des Hofeingangs befand. Es kann aber auch sein, dass sie die Aufgabe einer Pförtnerin wahrnahm.

 

Maria erscheint als wohlhabende Frau: Sie war die Herrin einer Hausgemeinschaft, der vermutlich mindestens eine Dienerin angehörte. Das Haus, in dem die Hausgemeinschaft lebte, war von einem Hof umgeben, auf den man durch ein Tor gelangte. Das Tor war verschlossen und wer Zutritt erlangen wollte, musste klopfen und auf jemanden warten, der öffnete. All dies weist auf ein stattliches Anwesen hin.

 

Weiterführende Literatur: D. R. MacDonald 2003, 122-145 sieht eine Parallele zwischen der Flucht des Paulus vor Herodes (Apg 12,1-17) und der Flucht Priams vor Achilles (Homer, Ilias 24), speziell auch zwischen Rhode, die Petrus erkannte (Apg 12,13-14), und Kassandra, die Priam erkannte (Ilias 24,697-700.703-706). Die beste Erklärung für die Parallele(n) sei Nachahmung. D. Zoroddu 2009, 563-603 knüpft an die Untersuchung von D. R. MacDonald an, geht jedoch über den Aspekt der Nachahmung hinaus, indem sie sich traditionsgeschichtlichen Aspekten widmet. Die Anspielungen auf Homers Ilias seien nicht nur als literarischer Kniff zu verstehen, sondern hätten auch theologische Bedeutung: Fortsetzung und Erfüllung.

 

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V. 14

 

Beobachtungen: Dass Rhode sich über das Erscheinen des Petrus dermaßen freut, dass sie vergisst, ihm die Tür zu öffnen, weist darauf hin, dass auch sie die Befreiung des Petrus erhofft und wahrscheinlich auch von Gott erbeten hat.

 

Weiterführende Literatur: D. Marguerat 2003, 163-188 befasst sich mit dem intertextuellen Netz, das der Verfasser der Apg im Hinblick auf Apg 12 mittels Zitaten und Anspielungen knüpfe, und deutet Apg 12 auf Grundlage dieses Netzes. V. 11-17 liest D. Marguerat insbesondere mit Blick auf Texte aus dem Lukasevangelium (24,8-9.11.31.37.41).

 

I. Richter Reimer 1992, 247-248 legt dar, dass Rhode zwar als "Sklavin“ bezeichnet werde, ihr Verhalten sie jedoch nicht als Sklavin ausweise. Sie habe Petrus anscheinend gut gekannt und könne ihn bei seinen Reden gehört haben. Sie sei demnach wohl nicht aus dem Kreis der Versammelten ausgeschlossen gewesen. Dass ihrer Nachricht nicht geglaubt wurde, habe nicht daran gelegen, dass sie Sklavin war, sondern dass die Nachricht den Anwesenden unwahrscheinlich vorkam. Rhode habe schließlich ihr Recht behauptet und dafür im Hause der Maria Raum gehabt. Im Haus der Maria habe es weder Sklavinnen noch Herrinnen gegeben, sondern hier seien alle eins in Christus Jesus gewesen (vgl. Gal 3,28).

Nicht als realistisch dargestellte Figur, sondern nach dem Vorbild der griechischen Neuen Komödie und der römischen "Palliata“ (Palliata: Komödie, die zwar in Griechenland spielt, aber römisch verarbeitet wurde) stilisierte Figur verstehen R. I. Pervo 1987, 62-63 und J. A. Harrill 2000, 150-157 Rhode. R. I. Pervo weist darauf hin, dass in Apg 12,5-17 Komik und Spannung kunstvoll miteinander verwoben seien. In diesem Rahmen tauche auch Rhode auf, die wie eine Figur der Neuen Komödie erscheine. J. A. Harrill präzisiert diese Beobachtung dahingehend, dass Rhode der Figur des "servus currens“ entspreche. Der "servus currens“ eile atemlos auf die Bühne, schiebe unsichtbare Personen auf der Straße beiseite, um möglichst schnell dem Herrn die dringende Nachricht zu überbringen. Diese berichte er dann, wofür er im Voraus eine Belohnung erhalte. Im grotesken Gegensatz zu der Eile stehe die Langwierigkeit des Berichtes. Lukas baue die Figur der Rhode ein, um das Verlangen des Publikums nach einer realistischeren Wirkung der folgenden Szene, des Erscheinens des Petrus vor den Aposteln, zu erzielen. Außerdem solle Apg 12,13-15 als Parallele zu Lk 24,11 erscheinen, wonach die Apostel nicht glaubten, was die Frauen über die Auferstehung Jesu berichteten. K. Chambers 2004, 89-97 folgt zwar der Deutung J. A. Harrills, dass Rhode der komödiantischen Person des "servus currens“ entspreche, widerspricht jedoch bestimmten Schlussfolgerungen. So nimmt J. A. Harrill an, dass das antike Publikum nicht vorrangig Rhodes christliche Überzeugung bei der Übermittlung der Nachricht wahrgenommen habe, sondern Rhodes Streben nach einer Belohnung (zusätzliche Essensportionen oder Freilassung). Auch erscheine Rhode nicht in einem sie erhebenden Licht, sondern werde erniedrigt, indem sie nicht wirklich erwachsen, sondern unreif erscheine. K. Chambers macht ihre Kritik an diesen Schlussfolgerungen J. A. Harrills an einem Vergleich der Darstellung Rhodes mit der üblichen Darstellung des "servus currens“ fest: Rhode berichte nicht etwas Fiktives, sondern etwas Reales, nämlich dass Petrus an der Tür steht. Außerdem werde das angebliche Streben nach einer Belohnung mit keinem Wort erwähnt. Im Anbetracht des zunächst vor der verschlossenen Tür stehenden Petrus und der ungläubigen im Haus der Maria Versammelten erscheine der Status der Rhode erhöht. Der Vergleich von Apg 12 und Lk 24 offenbare, dass der Stimme der Frauen ein verstärktes Gewicht gegeben wird, wogegen an den vorgeblichen Führungspersönlichkeiten des Christentums Kritik geäußert wird. Die Komik der Szene Apg 12,11-17 gehe nicht zu Lasten der Rhode, sondern zu Lasten des Petrus und auch der Maria und der anderen in ihrem Haus Versammelten.

 

Dass Lukas in seinem Bericht die wahre Bedeutung der Frauen verschleiere, nimmt R. M. Price 2004, 98-104 an. Zwar sei die Befreiung des Petrus und dessen Erscheinen beim Haus der Maria nach dem Bericht von der Auferstehung Jesu gestaltet, doch erschienen die Frauen nicht in einem rechten Licht. Gemäß dem lukanischen Bericht hätten Maria Magdalena und die anderen Frauen den Auferstandenen nicht im geöffneten Grab gesehen und seien wohl auch nicht zugegen gewesen, als er den Jüngern erschien. Angesichts dieser Darstellung des Geschehens sei erstaunlich, dass geschildert werde, dass Rhode den "auferstandenen“ Petrus selbst sah und nicht nur Engel. Auch habe sie den skeptischen Jüngern nicht nur berichtet, was sie von Engeln erfahren hatte, sondern was Petrus selbst ihr mitgeteilt hatte. Daraus sei mit Blick auf den lukanischen Bericht von der Auferstehung Jesu zu schließen, dass Lukas vermutlich sehr wohl gewusst hat, dass die Jüngerinnen Jesu nach dessen Auferstehung als dessen Augenzeugen galten. Er habe diesen Aspekt jedoch unterschlagen, wohl um den Frauen die Möglichkeit zu nehmen, sich auf die Erzählung vom leeren Grab zu berufen, um die Berechtigung ihres apostolischen Dienstes zu untermauern.

 

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V. 15

 

Beobachtungen: Obwohl die Versammelten von Gott die Befreiung des Petrus erbeten haben, scheinen sie selbst nicht an die Erhörung des Gebetes zu glauben. In ihrem Unglauben sperren sie sich gleich zweimal dagegen, die Befreiung des Petrus zur Kenntnis zu nehmen: Zunächst stempeln sie Rhode als verrückt ab, dann meinen sie, dass "nur“ der Engel des Petrus vor der Tür stehe. Aus dem zweiten Einwand geht hervor, dass die Versammelten ahnen, dass Rhode nicht verrückt ist, sondern an ihrer Meldung etwas Wahres dran sein könnte. Die westliche Textvariante lässt durch die Einfügung des "tychon“ ("vielleicht“) die Unsicherheit der Versammelten stärker hervortreten: "Vielleicht ist es sein Engel.“

Die Formulierung "sein Engel“ macht deutlich, dass man von der Existenz persönlicher Engel ausging und somit auch meinte, dass Petrus seinen persönlichen Engel habe. Doch wie ist der persönliche Engel zu denken? Als eine Art himmlischer Doppelgänger? Oder als Schutzengel? Aus der Meldung, dass Petrus vor der Tür stehe, geht nicht hervor, wie Rhode zu ihrer Annahme kam. Rhode scheint weder die Stimme noch die Gestalt des Petrus erwähnt zu haben, zumal sie ja letztere nicht gesehen hatte. Folglich lässt sich auch nicht erschließen, wie sich die Versammelten den Engel des Petrus vorstellten. Sie müssen von einer Ähnlichkeit oder Gleichheit ausgegangen sein, wobei unklar ist, ob sie von der Ähnlichkeit/Gleichheit der Stimme oder (auch) der Ähnlichkeit/Gleichheit der Gestalt oder auch des Wesens ausgingen.

 

Weiterführende Literatur:

 

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V. 16

 

Beobachtungen: Ob Petrus mitbekommen hatte, dass jemand zur Tür des Hofeingangs gekommen war, bleibt offen. Entscheidend ist, dass ihm bisher niemand geöffnet hatte, weshalb er weiter anklopfte. Möglich ist, dass Petrus mit zunehmender Vehemenz klopfte, denn er war vor seinen Verfolgern ja noch nicht gänzlich in Sicherheit. Und immerhin bestand ja die Gefahr, dass er die Bewohner der benachbarten Häuser auf sich aufmerksam machte, unter denen auch seine Gegner gewesen sein können. Dann hätten diese die römischen Behörden von der Flucht und dem Aufenthaltsort des Petrus informieren können. Gegen die Annahme einer solchen Gefahr spricht jedoch, dass der Engel des "Herrn“ von Petrus schied, sobald aufgrund ausreichender Entfernung von dem Gefängnis keine Verfolgungsgefahr mehr bestand (vgl. 12,10). Insofern dürfte Petrus seit dem Scheiden des Engels in Sicherheit gewesen sein.

 

Dass die Versammelten schließlich doch zur Tür des Hofeingangs hingingen, ist vielleicht zum einen mit dem fortgesetzten Klopfen zu erklären, zum anderen aber auch mit der zunehmenden Ahnung, dass Rhode Recht haben könnte. Sollten die Versammelten weiterhin den Engel des Petrus vermutet haben, so könnten sie zum Hofeingang gegangen sein, um vom Engel eine gute oder schlechte Nachricht vom Ergehen des Petrus zu empfangen.

 

Weder das Verhalten der Rhode noch das Verhalten der anderen Anwesenden lässt besondere Müdigkeit erkennen. Statt zu nächtlicher Stunde könnte sich das Geschehen auch irgendwann am Tage zugetragen haben. Die gesamte Erzählung von der Ankunft des Petrus am Hause der Maria macht einen zeitlosen Eindruck, was für die Annahme spricht, dass der Zeitpunkt keine Rolle spielt.

 

Weiterführende Literatur:

 

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V. 17

 

Beobachtungen: V. 17a lautet wörtlich: "Da winkte er ihnen mit der Hand zu schweigen.“ Dass Petrus den Versammelten an dem Hofeingang nicht mit Worten schweigen hieß, ist wahrscheinlich damit zu erklären, dass sich die Fassungslosigkeit der Versammelten lautstark äußerte und die Worte des Petrus in dem allgemeinen Tumult nicht gehört worden wären. Geht man davon aus, dass sich Petrus auch nach dem Scheiden des Engels noch nicht gänzlich in Sicherheit befand, so kann die lautlose Handbewegung zwecks Aufforderung zum Schweigen auch erfolgt sein, weil Petrus nicht die Nachbarn auf sich aufmerksam machen wollte.

 

Erneut erscheint der "Herr“, also Gott, als Handelnder. Petrus hatte sich nicht selbst befreit und es war auch nicht der Engel, der ihn aus dem Gefängnis geführt hatte, sondern Gott selbst hatte Petrus (mittels des Engels) aus dem Gefängnis geführt.

 

Unklar ist, welcher Jakobus gemeint ist. Dass der Verfasser der Apg den Namen nicht weiter erläutert, weist darauf hin, dass er davon ausging, dass den Adressaten seiner Schrift Jakobus bekannt war. Dies spricht dafür, dass es sich bei Jakobus um eine bekannte und angesehene Persönlichkeit handelte. Zunächst ist an Jakobus, den Bruder des Johannes, zu denken, doch ist dieser gemäß 12,1-2 von König Herodes (= Herodes Agrippa I.) getötet worden und kommt daher nicht infrage. Somit ist Johannes, der Bruder des Jakobus, auch nicht mit Johannes Markus, dem Sohn der Maria, identisch. Sofern Jakobus mit einem anderen im NT erwähnten Jakobus identisch ist, kommen nur Jakobus, der Sohn des Alphäus, Jakobus, der Herrenbruder, und Jakobus, der Vater des Judas (nicht Iskariot!) infrage. Ein ausreichender Bekanntheitsgrad ist aber nur bei Jakobus, dem Sohn des Alphäus, der immerhin einer der Zwölf war (vgl. Mk 3,18; Mt 10,3; Lk 6,15; Apg 1,13), und bei Jakobus, dem Herrenbruder, der in der frühen Jerusalemer Gemeinde eine führende Stellung innehatte, gegeben. Jakobus, der Vater des Judas (nicht Iskariot!), spielt im NT keine Rolle und dürfte somit auch in der Jerusalemer Gemeinde keine bedeutende und bekannte Persönlichkeit gewesen sein.

Warum sollte gerade Jakobus die Meldung von der Befreiung des Petrus aus dem Gefängnis übermittelt werden? Hatte Petrus zu ihm ein besonders gutes persönliches Verhältnis? Oder meinte er, dass Jakobus als bedeutende Persönlichkeit der Jerusalemer Gemeinde informiert werden müsste? Oder war entscheidend, dass Petrus wusste, dass mit der Meldung der Errettung an Jakobus aufgrund dessen führender Stellung bald die ganze Jerusalemer Gemeinde und vielleicht auch andere Gemeinden Bescheid wissen würden? Oder wollte Petrus deutlich machen, dass er wünschte, dass Jakobus in Zukunft in der Gemeinde eine größere Rolle als bisher spielen solle?

 

Wer sind die "Brüder“, denen die Errettung des Petrus aus dem Gefängnis auch gemeldet werden sollte? Weil das Possessivpronomen "sein“ fehlt, sind nicht die (leiblichen) Brüder des Jakobus gemeint. Überhaupt sind im NT meist keine leiblichen Brüder im Blick, wenn von "Brüdern“ die Rede ist. "Brüder“ ist vielmehr eine gängige Bezeichnung für Christen, denn diese sind aufgrund des gleichen Glaubens als geistliche Brüder gedacht. Aufgrund der männerzentrierten Sprache, die bei einer aus Personen verschiedenen Geschlechts bestehenden Gruppe die Frauen unterschlägt, ist davon auszugehen, dass bei der Bezeichnung und Anrede "Brüder“ auch Frauen mit gemeint sind. Versteht man in V. 17 "Brüder“ im Sinne von geistlichen Brüdern (und Schwestern), dann ist davon auszugehen, dass nicht nur Jakobus die Befreiung des Petrus aus dem Gefängnis gemeldet werden sollte, sondern auch allen anderen Gemeindegliedern. Bei einem solchen Verständnis bliebe aber als Frage offen, warum Jakobus aus allen anderen Gemeindegliedern namentlich herausgehoben wird, wenn als Empfänger der Meldung doch alle Gemeindeglieder gleichgestellt sind. Angesichts dieser offenen Frage kommt eine andere Deutung in den Blick: Es könnte sich um eine Ehrenbezeichnung für Angehörige eines bestimmten Führungsgremiums der Jerusalemer Gemeinde handeln. Diesem Führungsgremium würde Jakobus auch angehören, wobei sich seine namentliche Erwähnung mit seiner besonders guten persönlichen Beziehung zu Petrus oder mit seinem besonders hohen Ansehen in der Gemeinde erklären ließe. Als Führungsgremium kämen zwei Gruppen infrage: Erstens die Gruppe der Zwölf, der Apostel, der Jakobus, der Sohn des Alphäus, angehörte; zweitens die Gruppe der Ältesten, die zunehmend in den Vordergrund rückte (vgl. Beobachtungen zu 11,30). Allerdings ist anzumerken, dass in der Apg nirgendwo gesagt wird, dass Jakobus, der Herrenbruder, ein Mitglied des Ältestengremiums war. Eine besondere Nähe zu diesem Führungsgremium kann er als angesehene Persönlichkeit dennoch gehabt haben, zumal Paulus ja anmerkt, dass Jakobus als "Säule“ angesehen wurde (vgl. Gal 2,9). Zu beachten ist, dass Jakobus, der Herrenbruder, später bei der Versammlung der Apostel und Ältesten in Jerusalem eine führende Rolle spielen sollte (vgl. 15,1-35). Ein Mitglied des Zwölferkreises um Jesus, also ein Apostel in diesem engeren Sinne, war Jakobus, der Herrenbruder, nicht, auch wenn er von Paulus aufgrund dessen weiteren Apostelverständnisses als "Apostel“ bezeichnet wird (vgl. Gal 1,18-19; evtl. auch 1 Kor 15,7).

 

Dass Petrus "hinausging“ verwundert, weil nicht erwähnt wird, dass er zuvor − in das Haus oder in den Hof − hineingegangen war. Entweder ist der Verfasser der Apg davon ausgegangen, dass Petrus von den Geschehnissen nur im Haus (oder Hof) berichtet haben kann, oder das Hinausgehen ist im Sinne von Fortgehen zu verstehen. Die Lücke in der Erzählung des Verfassers der Apg mag dazu geführt haben, dass die westliche Textvariante des V. 17 einfügend anmerkt, dass Petrus nach seiner Handbewegung hineinging.

 

Offen bleibt, an welchen Ort Petrus ging. Ist ein anderer Ort als das Haus der Maria gemeint, der durchaus in Jerusalem gelegen haben kann, oder ist "Ort“ im Sinne von "Stadt“ zu verstehen, wonach Petrus Jerusalem verlassen hätte?

Offen bleibt auch der Grund für den Ortswechsel: Wollte sich Petrus vor der Verfolgung in Sicherheit bringen? Fühlte er sich auch im Hause der Maria nicht sicher oder konnte er dort nicht bleiben? Oder macht der Ortswechsel deutlich, dass nun ein neuer Lebensabschnitt des Petrus begann? Schließlich bleibt auch als Möglichkeit, dass der Verfasser der Apg den Ortswechsel als stilistisches Mittel einfügt, um deutlich zu machen, dass Petrus endgültig gerettet ist und sich nun weiteren Aktivitäten widmen kann?

 

Weiterführende Literatur:

 

 

Literaturübersicht

 

Alkier, Stefan; Hinrichtungen und Befreiungen: Wahn − Vision − Wirklichkeit in Apg 12. Skizzen eines semiotischen Lektüreverfahrens und seiner theoretischen Grundlagen, in: S. Alkier u. a. [Hrsg.], Exegese und Methodendiskussion, Tübingen − Basel 1998, 111-134

Black, C. Clifton; The Presentation of John Mark in the Acts of the Apostles, PRSt 20/3 (1993), 235-254

Chambers, Kathy; "Knock, Knock − Who’s There?“ Acts 12.6-17 as a Comedy of Errors, in: A.-J. Levine [ed.], A Feminist Companion to the Acts of the Apostles (Feminist Companion to the New Testament and Early Christian Writings 9), London −New York 2004, 89-97

Garrett, Susan R.; Exodus from Bondage. Luke 9:31 and Acts 12:1-24, CBQ 52/4 (1990), 656-680

Harrill, J. Albert; The Dramatic Function of the Running Slave Rhoda (Acts 12.13-16): A Piece of Greco-Roman Comedy, NTS 46/1 (2000), 150-157

Hintermaier, Johann; Die Befreiungswunder in der Apostelgeschichte: motiv- und formkritische Aspekte sowie literarische Funktion der wunderbaren Befreiungen in Apg 5,17-42; 12,1-23; 16,11-40, Rom 2000

Hofrichter, Peter; Parallelen zum 24. Gesang der Ilias in den Engelerscheinungen des lukanischen Doppelwerkes, PzB 2/1 (1993), 60-76

Kratz, Reinhard; Rettungswunder: Motiv-, traditions- und formkritische Aufarbeitung einer biblischen Gattung (Europäische Hochschulschriften: Reihe XXIII, Theologie; Bd. 123), Frankfurt a. M. u. a. 1997

MacDonald, Dennis R.; Does the New Testament Imitate Homer? Four cases from the Acts of the Apostles, London 2003

Marguerat, Daniel; Un jeu d’échos intertextuels. L’évasion de Pierre et la mort du tyran (Actes 12), in: D. Marguerat [éd.], Quand la bible se raconte, Paris 2003, 163-188

Parry, David T. N.; Release of the Captives: Reflections on Acts 12, in: C. M. Tuckett [ed.], Luke’s Literary Achievement (JSNTS 116), Sheffield 1995, 156-164

Pervo, Richard I.; Profit with Delight: The Literary Genre of the Acts of the Apostles, Philadelphia, Pennsylvania 1987

Price, Robert M.; Rhoda and Penelope: Two More Cases of Luke’s Suppression of Women, A.-J. Levine [ed.], A Feminist Companion to the Acts of the Apostles (Feminist Companion to the New Testament and Early Christian Writings 9), London − New York 2004, 98-104

Radl, Walter; Befreiung aus dem Gefängnis. Darstellung eines biblischen Grundthemas in Apg 12, BZ NF 27/1 (1983), 81-96

Rakocy, W.; Struktura literacka Dz Ap 12,1-19, ColT 64/4 (1994), 39-45

Richter Reimer, Ivoni; Frauen in der Apostelgeschichte des Lukas: eine feministisch- theologische Exegese, Gütersloh 1992

Wall, Robert W.; Successors to "the Twelve“ according to Acts 12:1-17, CBQ 53/4 (1991), 628-643

Ziegler, Detlef; Dionysos in der Apostelgeschichte − eine intertextuelle Lektüre (Religion und Biographie / Religion and Biography 18), Münster 2008

Zoroddu, Donatella; Does the New Testament imitate Homer?, Athenaeum (Pavia), 97 (2009), 563-603

 

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