Apg 14,1-7
Übersetzung
Apg 14,1-7:1 Es geschah aber, dass sie in Ikonion ebenso in die Synagoge der Juden gingen und so redeten, dass eine große Menge von Juden und auch Griechen zum Glauben kam. 2 Diejenigen Juden aber, die nicht gehorchen wollten, erregten und erbitterten die Gemüter der Heiden gegen die Brüder. 3 Sie verweilten nun geraume Zeit und sprachen freimütig [im Vertrauen] auf den Herrn, der das Wort seiner Gnade dadurch bezeugte, dass er Zeichen und Wunder durch ihre Hände geschehen ließ. 4 Die Bevölkerung der Stadt aber spaltete sich; die einen hielten zu den Juden, die anderen zu den Aposteln. 5 Als jedoch bei den Heiden und (auch) Juden samt ihren Oberen [die] Absicht aufkam, sie zu misshandeln und zu steinigen, 6 und sie das bemerkten, flüchteten sie in die Städte Lykaoniens, Lystra und Derbe, und das Umland. 7 Dort verkündigten sie ebenfalls.
( Nach oben ) ( Literaturübersicht )
Beobachtungen: Es stellt sich die Frage, welche Personen das Personalpronomen "sie“ umfasst. Ganz sicher gehören Paulus und Barnabas dazu, die schon in Antiochia in Pisidien die Synagoge besucht hatten. Johannes (Markus) hat die beiden in Paphos oder Perge verlassen, kann also nicht dazu zählen. Weitere Begleiter kommen nicht in den Blick, sind aber nicht ausgeschlossen. Anders als in der Synagoge von Antiochia hat in der Synagoge von Ikonion Paulus nicht alleine gepredigt, sondern "sie“ − also vermutlich Paulus und Barnabas gemeinsam − haben gepredigt.
Nach Ikonion (oder: Iconium; das heutige Konya) waren Paulus und Barnabas gekommen, nachdem sie nach durchaus erfolgreicher Mission in Antochia in Pisidien vertrieben worden waren (vgl. Apg 13,50-51). Sowohl Antiochia als auch die rund 150 Kilometer östlich gelegene Stadt Ikonion lagen an der Via Sebaste, einer von Kaiser Augustus erbauten Überlandstraße, die Ephesus und Syrien miteinander verband. Ikonion war ein blühendes Handelszentrum in einem landwirtschaftlich geprägten Gebiet und galt als Hauptstadt der Landschaft Lykaonien (im Süden der heutigen Türkei), die seit 25 v. Chr. zur römischen Provinz Galatien gehörte.
Die Formulierung "kata to auto“ kann mit "auf die gleiche Weise“ oder mit "ebenso“ übersetzt werden. Gemeint ist "auf die gleiche Weise / ebenso wie in Antiochia in Pisidien“. Dort waren Paulus und Barnabas am Sabbat in die Synagoge gegangen und hatten sich darin hingesetzt, um dem Gottesdienst beizuwohnen (vgl. 13,14). Gleich wie in Antiochia in Pisidien erhielt Paulus die Möglichkeit zur erbaulichen Rede. In Ikonion scheint im Gegensatz zu Antiochia in Pisidien allerdings auch Barnabas in der Synagoge gepredigt zu haben. Der Inhalt der Predigt wird jedoch vom Verfasser der Apg nicht dargelegt, weil er schon aus der Predigt 13,16-41 hervorgegangen ist. Er dürfte sich wiederholt haben.
Die "Griechen“ ("Hellênes“) gehörten nicht zur Menge der Juden, können also keine von griechischer Kultur geprägten Juden gewesen sein. Hätte es sich um Proselyten gehandelt, so wären sie wohl als solche bezeichnet worden. Gewöhnliche Heiden werden die "Griechen“ auch nicht gewesen sein, denn dann wären sie sicherlich nicht in die Synagoge eingelassen worden, weil die Juden nicht von den Heiden verunreinigt werden wollten und daher Distanz wahrten. Am wahrscheinlichsten ist, dass es sich bei den "Griechen“ um Gottesfürchtige handelte, also um Heiden, die eine besondere Nähe zum Judentum aufwiesen. Die Gottesfürchtigen können bestimmte jüdische Gebote gehalten haben, ohne zum Judentum überzutreten. Möglich ist auch, dass "Griechen“ eine Sammelbezeichnung für Gottesfürchtige und Proselyten ist.
Die Bezeichnung "Griechen“ ("Hellênes“) mag ein Hinweis darauf sein, dass Ikonion zur Zeit der berichteten Ereignisse noch keine römische Kolonie war, sondern eine griechisch geprägte Stadt Kleinasiens.
Weiterführende Literatur: Laut C. Breytenbach 1996, 50-52 habe seit der Regierungszeit des Kaisers Claudius in Ikonion nachweislich eine Doppelgemeinde mit der Verfassung einer polis (namens Claudeikonion) und einer colonia (namens Colonia Iulia Augusta Iconium) nebeneinander bestanden, bis die Kolonie dann unter Hadrianus neu gegründet wurde. Außerdem hätten in Ikonion Juden gewohnt. Diesen und den griechisch sprechenden Teilen der Bevölkerung, also den Einwohnern der polis, hätten sich Paulus und Barnabas zugewendet.
( Nach oben ) ( Literaturübersicht )
Beobachtungen: Das Evangelium erscheint nicht als eine beliebige Glaubenslehre, der man glauben kann oder auch nicht, sondern als die frohe Botschaft von der Erfüllung der Verheißung des Messias (= Christus). Dieser frohen Botschaft gilt es gehorsam zu sein, d. h. zu glauben.
Da gemäß V. 1 zu der großen Menge Menschen, die zum Glauben kam, auch Juden gehörten, können gemäß V. 2 nicht alle Juden ungehorsam gewesen sein. V. 2 bezieht sich nur auf die Juden, die nicht zum Glauben gekommen sind. Die Juden waren also in Anhänger und Gegner des von Paulus und Barnabas gepredigten Evangeliums gespalten.
Das Verb "epegeirô“ ("sie erregten“) fand sich auch schon in 13,50, wo statt der Gemüter ein Aufruhr (diôgmos) erregt, d. h. angezettelt worden war. Als nachträgliche Anpassung ist die Textvariante anzusehen, die davon ausgeht, dass 14,2 ebenfalls aussage, dass ein Aufruhr angezettelt worden ist, und das Wort "diôgmos“ einfügt.
Mit dem "Erregen“ "epegeirô“ und "Erbittern“ ("kakoô“) des "Gemütes“ ("psychê“) dürfte gemeint sein, dass der ungehorsame Teil der Juden die Heiden gegen die "Brüder“ aufbrachte und sie zu einer negativen Einstellung diesen gegenüber bewegte. Der Begriff "psychê“ ("Gemüt/Seele“) umfasst hier also sowohl die Gefühle als auch die Gedanken und Urteile des Menschen.
Es fällt auf, dass der Verfasser der Apg nur ganz allgemein von den "Heiden“ als Gruppe spricht, die von den Juden gegen die Christen aufgehetzt wurde. In 13,50 war aufgrund der genaueren Bezeichnung der Personengruppen leichter nachvollziehbar gewesen, auf welche Weise die Juden vorgegangen sind und welches Ziel sie verfolgten: Die Juden hetzten zunächst die angesehenen gottesfürchtigen Frauen auf, die das Bindeglied zwischen der Welt der Juden und der Welt der Heiden darstellten. Dann hetzten vermutlich die angesehenen gottesfürchtigen Frauen die Vornehmen der Stadt auf. Diese hingen wahrscheinlich einem heidnischen Glauben an, waren Amtsinhaber und sollten letztendlich die Vertreibung von Paulus und Barnabas beschließen. In 14,2 fragt man sich dagegen, warum die ungehorsamen Juden gerade die Heiden auf ihre Seite zogen. Ebenso ist unklar, auf welche Weise sie die Heiden, zu denen sie doch sonst möglichst wenig Kontakt pflegten, auf ihre Seite zogen und gegen die "Brüder“ aufbrachten. Stützte sich der Verfasser der Apg bei seinem Bericht auf sehr ungenaue mündliche oder schriftliche Informationen über die Ereignisse in Ikonion?
Mit den "Brüdern“ sind hier sicherlich keine leiblichen Brüder gemeint, sondern geistliche, also Glaubensgenossen. Der Begriff bezeichnet im NT christliche Glaubensgenossen.
Weiterführende Literatur:
( Nach oben ) ( Literaturübersicht )
Beobachtungen: Das lange Verweilen der beiden Missionare − diese sind sicherlich mit dem Personalpronomen "sie“ gemeint (vgl. V. 1) − scheint nicht zur christenfeindlichen Stimmung zu passen. Eher wäre zu erwarten gewesen, dass die Missionare nach kurzer Zeit die Stadt verlassen haben. Die beiden Missionare müssen also trotz der ihnen feindlich gesinnten Stimmung geraume Zeit verweilt haben. Insofern ist anzunehmen, dass das "men oun“ ("nun“) hier einen Gegensatz zwischen der allgemeinen Stimmung in der Stadt und dem Verhalten der Missionare kennzeichnet. Die christenfeindliche Stimmung scheint zunächst nicht so stark gewesen zu sein, dass den Missionaren die Verkündigung unmöglich gemacht wurde. Vielleicht hat sich die feindliche Stimmung auch erst über eine längere Zeit hinweg entwickelt.
Das Verb "parrêsiazomai“ ("freimütig sprechen“) meint das offene, wahrhaftige und furchtlose Sprechen. Das, was zu predigen war, wurde trotz aller Bedrohung gepredigt.
"Epi tô kyriô“ ("auf/in dem Herrn“) meint hier wohl nicht, dass der "Herr“ − Gott oder Jesus Christus - der Inhalt des freimütig Gesprochenen war, sondern der Grund für das freimütige Sprechen. Somit passt die Übersetzung "im Vertrauen auf den Herrn“ am besten.
Sowohl "sêmeion“ als auch "teras“ bedeuten "Zeichen“. Hier stehen sie - wie so oft - zusammen und sind daher mit "Zeichen und Wunder“ zu übersetzen. Die Zeichen und Wunder bezeugten die Wahrhaftigkeit des "Wortes seiner Gnade“.
Weil Gottes Gnade in erster Linie darin besteht, dass Gott den Menschen nicht der Sünde und damit dem Tod und der Verwesung preisgibt, sondern Sündenvergebung, Auferstehung und ewiges Leben bewirkt (vgl. v. a. 13,37-39.46-48), dürften die nicht weiter beschriebenen Zeichen und Wunder Heil und Leben bewirkt haben. Doch wie können sich Heil und Leben in den Zeichen und Wundern gezeigt haben? Es ist nicht nur an Auferstehungswunder zu denken, sondern grundsätzlich an Wunder, in denen sich ein heilloses Dasein zu einem heilvollen Dasein wandelte. Solche Wunder mögen demjenigen geglichen haben, das in 14,8-10 geschildert wird. Dieses Wunder hat sich allerdings in Lystra und nicht in Ikonion abgespielt, kann folglich nicht zu den in 14,3 erwähnten Zeichen und Wundern gehören.
Weiterführende Literatur:
( Nach oben ) ( Literaturübersicht )
Beobachtungen: Es erstaunt, dass Paulus und Barnabas als "Apostel“ bezeichnet werden, weil der Verfasser der Apg den Titel "Apostel“ den Mitgliedern des Kreises der Zwölf vorbehält (vgl. 1,26), die Augenzeugen des irdischen Jesus waren und diesen bei seinem Wirken begleitet hatten. Paulus und Barnabas gehörten dem Kreis der Zwölf nicht an, können also nur "Apostel“ im Sinne von "Gesandten“ gewesen sein. Gewöhnlich wurden Gesandte von einer städtischen Gemeinde entsandt. Da Paulus und Barnabas ihre Missionsreise von Antiochia am Orontes aus gestartet hatten, könnten sie als Gesandte der antiochenischen Gemeinde gelten. Tatsächlich war es jedoch nicht die antiochenische Gemeinde, die sie entsandt hatte, sondern der heilige Geist. Der heilige Geist hatte die antiochenische Gemeinde aufgefordert, Paulus (= Saulus) und Barnabas für das Missionswerk auszusondern. So wurden die beiden Gesandten des heiligen Geistes schließlich von der antiochenischen Gemeinde entlassen (vgl. 13,2-4). Möglich ist, dass der Verfasser der Apg einen ihm vorliegenden Bericht der Ereignisse verarbeitet hat. Dabei kann dem vorliegenden Bericht ein anderes Apostelverständnis zugrunde gelegen haben. Weil ein "Apostel“ aber ein gewöhnlicher Gesandter sein konnte, mag der Verfasser der Apg den Begriff ohne Bedenken übernommen haben.
Die angenommene Spaltung in Anhänger der Juden und Anhänger der Apostel lässt glauben, dass es zwischen den Juden und Christen eine unüberbrückbare Kluft gab. Tatsächlich waren jedoch auch zahlreiche Juden zum christlichen Glauben gekommen (vgl. V. 1). Dieser Glaube an Jesus, den verheißenen Messias (= Christus), dürfte jedoch an dem Selbstverständnis als Juden nichts geändert haben. Die christusgläubigen Juden waren weiterhin Juden, auch wenn es Spannungen mit denjenigen Juden gab, die nicht glaubten, dass Jesus der verheißene Messias ist. Wenn der Verfasser in V. 4 von den "Juden“ spricht, dann meint er nur die ungehorsamen Juden.
Weiterführende Literatur: K. Haacker 1988, 9-38 versucht die bemerkenswerte Tatsache zu erklären, dass Lukas nur in Apg 14,4.14 Paulus (zusammen mit Barnabas) als "Apostel“ bezeichnet. Dies sei umso auffälliger, als der zweite Teil des lukanischen Werkes in großer Breite das Wirken und Leiden des Paulus darstelle, so dass genug Gelegenheit gewesen wäre, diesen von Paulus selbst so betont beanspruchten Titel in die Erzählung einfließen zu lassen. Es sei äußerst unwahrscheinlich, dass die Ausnahme in 14,4.14 auf einem Versehen beruht, und wäre es auch nur die versehentliche Übernahme des Sprachgebrauchs einer an dieser Stelle übernommenen Quelle. Vielmehr sei eine erweiterte Bedeutung der Vokabel anzunehmen. "Apostel“ ("apostoloi“) sei bei Lukas a) ein von Jesus selbst eingeführter Beiname der Zwölf (vgl. Lk 6,13 u. ö.), b) die nachösterliche Bezeichnung für den Kreis der vorösterlichen Jünger (vgl. Apg 1,2 u. ö.) und c) eine Bezeichnung für herausragende Charismatiker der Urkirche, deren Dienst durch Verkündigung, Wundertaten und Verfolgung gekennzeichnet ist (Apg 14,4.14). Was es heißt, ein Apostel, ein vollmächtiger Beauftragter Christi zu sein, gehe gemäß K. Haacker 1988, 317-324 aus Apg 14,8-20 hervor.
( Nach oben ) ( Literaturübersicht )
Beobachtungen: "Egeneto hormê“ ist hier nicht mit "es geschah ein Angriff“ oder "es geschah ein Anschlag“ zu übersetzen, sondern mit "es kam die Absicht auf“. V. 6 macht ja deutlich, dass es aufgrund der Vorahnung der Missionare nicht zu einem Angriff oder Anschlag auf sie gekommen ist. Der Angriff oder Anschlag war "nur“ geplant.
Fraglich ist, ob es sich bei den "Oberen“ ("archontes“) um die Oberen der Heiden und Juden, also der Einwohner der ganzen Stadt, oder nur um die Oberen der Juden handelte. In Ikonion wird es sicher städtische Amtsinhaber gegeben haben, die mit der Regierung und Verwaltung der Stadt befasst waren. Hinsichtlich der jüdischen Gemeinschaft in Ikonion sind nicht in gleichem Maße Amtsträger anzunehmen; zumindest wäre fraglich, welches ihre Aufgaben gewesen sein sollen. Folglich ist wahrscheinlicher, dass Obere der gesamten Stadt gemeint sind (vgl. 13,27; 16,19).
Weiterführende Literatur:
( Nach oben ) ( Literaturübersicht )
Beobachtungen: Es ist nicht zu einem Angriff oder Anschlag auf Paulus und Barnabas gekommen, weil diese die Gefahr bemerkten und rechtzeitig flüchteten. Dass die Heiden mit den Juden gemeinsam die Misshandlung und Steinigung der beiden Missionare planten, zeigt, dass die Juden sie − zumindest einen großen Teil von ihnen − auf ihre Seite ziehen konnten (vgl. V. 2).
Lystra und Derbe erscheinen als die − neben Ikonion - wichtigsten Städte der Landschaft Lykaonien.
Lystra lag an der "kaiserlichen Straße“, die von Ikonion nach Laranda (heute: Karaman), einer nicht genannten wichtigen Stadt in Lykaonien, führte. Lystra war 26 v. Chr. gegründet worden und seit 6 v. Chr. eine römische Veteranenkolonie, deren vollständiger Name "Iulia Felix Gemina Lustra“ lautete. Lystra dürfte zu Zeit der in der Apg geschilderten Ereignisse zur Provinz Galatien gehört haben. Die Ruinen der Stadt liegen auf einem Hügel nahe dem heutigen Dorf Khatyn Serai.
Die Stadt Derbe konnte bisher noch nicht eindeutig verortet werden. Inschriften und Grabsteine, die die Stadt Derbe erwähnen, wurden im Raum Kerti Hüyük gefunden, so dass die Stadt wohl dort gelegen haben dürfte. Ob auch Derbe zur Zeit der in der Apg geschilderten Ereignisse zur Provinz Galatien gehörte, ist nicht sicher. Falls dies der Fall war, dürfte sie die südöstlichste Stadt der Provinz gewesen sein.
Es ist nicht gesagt, um wessen Umland es sich handelte, in das Paulus und Barnabas und möglicherweise weitere Christen flüchteten. Weil das Umland nach den Städten Lystra und Derbe erwähnt wird, dürfte wohl nicht das Umland von Ikonion, sondern das Umland von Lystra und Derbe gemeint sein.
Die Nennung einer Vielzahl Fluchtorte erstaunt, weil der Verfasser der Apg ansonsten Schritt für Schritt die einzelnen Etappen der Missionsreise nennt und außerdem die in 14,8-20 geschilderten Ereignisse ausschließlich in Lystra geschahen. Dementsprechend findet sich in V. 21 nochmals die Notiz, dass Paulus mit Barnabas weiter nach Derbe zog, wo sie ja gemäß V. 6 schon waren. Diese Ungereimtheiten weisen darauf hin, dass sich der Verfasser der Apg bei der Formulierung von V. 6 auf eine mündliche oder schriftliche Tradition stützte.
Weiterführende Literatur:
( Nach oben ) ( Literaturübersicht )
Beobachtungen: Der westliche Text schmückt in einer Variante V. 7 aus: Demnach wurde die ganze Menge − gemeint ist sicherlich die zum christlichen Glauben bekehrte Menge (vgl. V. 1) − von der "Lehre“ − gemeint ist vermutlich das Evangelium - bewegt, wobei Paulus und Barnabas in Lystra blieben. Diese Variante lässt sich zum einen mit der Unklarheit erklären, wie die beiden Missionare Paulus und Barnabas in die verschiedenen in V. 6 genannten Fluchtorte fliehen konnten, zum anderen mit der Tatsache, dass vom Aufenthalt in Lystra eine Vielzahl Ereignisse überliefert waren (vgl. V. 8-20). Gemäß der Lösung des westlichen Textes flüchteten nicht nur Paulus und Barnabas vor der seitens der Heiden und Juden geplanten Misshandlung und Steinigung, sondern es wurden auch die Angehörigen der zum christlichen Glauben gekommenen Menge bewegt. Eine solche Vielzahl Menschen konnte sich in eine Vielzahl Orte begeben, wobei wohl weniger die Lebensgefahr als vielmehr die Verbreitung der "Lehre“ die Antriebsfeder für den Ortswechsel war, weil sich die Bedrohung ja in erster Linie gegen Paulus und Barnabas richtete. Der vom westlichen Text betonte Aufenthalt der beiden Missionare in Lystra leitet zu den in V. 8-20 geschilderten Ereignissen über.
Weiterführende Literatur: Eine in drei Schritte gegliederte narrative Analyse von Apg 14,7-20a bietet C. Dionne 2005, 5-33: In einem ersten Schritt geht er der Frage nach, welche Stellung der Text im gesamten Erzählzusammenhang einnimmt. In einem zweiten Schtitt befasst er sich mit der Abgrenzung des Abschnitts; und in einem dritten Schritt liest er den Abschnitt synchron (= in der uns heute vorliegenden Textfassung) und nimmt dabei den thematisierten Konflikt in Augenschein.
Literaturübersicht
[ Hier geht es zur Übersicht der Zeitschriftenabkürzungen ]
Dionne, Christian; L’épisode de Lystre (Ac 14,7-20a): une analyse narrative, ScEs 57/1 (2005), 5-33
Breytenbach, Cilliers; Paulus und Barnabas in der Provinz Galatien: Studien zu Apostelgeschichte 13f.; 16,6; 18,23 und den Adressaten des Galaterbriefes (AGAJU 38), Leiden 1996
Haacker, Klaus; Vollmacht und Ohnmacht − Charisma und Kerygma. Bibelarbeit über Apg 14,8-20, TBe 19/6 (1988), 317-324
Haacker, Klaus; Verwendung und Vermeidung des Apostelbegriffs im lukanischen Werk, NT 30/1 (1988), 9-38