Kol 2,8-15
Übersetzung
Kol 2,8-1 5 : 8 Gebt acht, dass euch niemand mit der Philosophie und leerem Trug einfängt, die auf der Überlieferung der Menschen, auf den Elementen der Welt beruhen, nicht aber auf Christus. 9 Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, 10 und ihr seid in ihm zur Erfüllung gelangt, der das Haupt aller Macht und Gewalt ist. 11 In ihm seid ihr auch beschnitten worden, mit einer nicht von Händen vollzogenen Beschneidung, durch die Ablegung des Fleischesleibes, durch die Beschneidung Christi. 12 Mit ihm seid ihr begraben worden in der Taufe, in ihr seid ihr auch mit auferweckt worden durch das Vertrauen auf die Wirkmacht (des) Gottes, der ihn von [den] Toten auferweckt hat. 13 Und euch, die ihr tot wart in den Verfehlungen und [in der] Unbeschnittenheit eures Fleisches, euch hat er zusammen mit ihm lebendig gemacht, indem er uns alle Verfehlungen vergeben hat, 14 indem er den uns betreffenden Schuldbrief tilgte, der mit den Forderungen gegen uns war. Und er hat ihn aus der Mitte weggetan, indem er ihn an das Kreuz nagelte. 15 Er hat die Mächte und (die) Gewalten entkleidet und [sie] öffentlich an den Pranger gestellt, indem er sie in ihm im Triumphzug mitführte.
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Beobachtungen: Die Warnung in 2,8 ist die zweite einer Serie von fünf die Lehren von Irrlehrern betreffenden Warnungen (die anderen vier Warnungen finden sich in 2,4.16.18.20-21).
Das Verb "sylagôgeô", das im NT nur hier vorkommt und sich auch in der Septuaginta nicht findet, bedeutet "einfangen" oder "rauben". Entscheidend ist hier das Unrechtmäßige und auch Gewalttätige. Es kann also sein, dass jemand kommt und die Kolosser unrechtmäßig mit der Philosophie und leerem Trug aus dem rechten Glauben einfängt bzw. raubt und zu der Irrlehre hinüberführt. Das ist mit einem wilden Tier vergleichbar, das sich in seiner angestammten Umgebung findet und plötzlich von Wilderern eingefangen, in einen Käfig gesperrt und dann für den Verkauf oder die Tötung abtransportiert wird.
Für den Raub benutzen die Irrlehrer Philosophie und leeren Trug, wobei beides ähnliche Bedeutung hat: Die Philosophie ist leerer Trug und umgekehrt. Die Philosophie ist wörtlich genommen Weisheitsliebe. Allerdings beruht sie nicht auf göttlicher Weisheit, sondern auf menschlicher Weisheit. Philosophische Gedanken und Theorien sind also menschliche Hirngespinste ("leerer Trug"), die nichts mit der Wahrheit, die auf Christus beruht, zu tun hat. Die Philosophie und der leere Trug sind auch deswegen Gott und Christus entgegengesetzt, weil sie auf den "Elementen der Welt" beruhen, also an die Welt und was in ihr ist gebunden sind. Sie gehören damit nicht Gott, Christus im Himmel oder der himmlischen Sphäre an sich an. Damit haben sie auch nichts mit dem Heil zu tun, das mit der göttlichen Weisheit, mit Jesus Christus verbunden ist. Schlimmer noch: Sie führen vom Heil weg, weshalb sich der Verfasser des Kol zur ernsten Ermahnung genötigt sieht.
Bei den „stoicheia“, hier „Elemente“ übersetzt, handelt es sich am ehesten um Grundprinzipien, Elemente oder Gestirne, allerdings kommen auch Buchstaben oder Geister in Frage. Eindeutig ist nur die Zuordnung zur Welt und eben nicht zu Gott, Jesus Christus oder dem heiligen Geist. Es ist anzunehmen, dass auch das jüdische Religionsgesetz mit den „Elementen der Welt“ in Verbindung zu bringen ist. Geht man davon aus, dass die „stoicheia“ konkret „Gestirne“ bezeichnen, so wäre konkret an die Verehrung von Gestirnen oder an religiöse Praktiken, bei denen Gestirne eine besondere Rolle spielen, zu denken. Im Hinblick auf das Judentum wären es die von den Gestirnen (v. a. Mond) abhängigen Festzeiten und Sabbate, unter die die Versklavung erfolgt wäre (vgl. Gal 4,9-10). Eine solche Einengung des Begriffs „stoicheia“ auf die Bedeutung „Gestirne“ ist jedoch nicht zwingend.
Weiterführende Literatur: P. Müller 2009, 365-394 versucht, die Argumentation des Kapitels 2,6-23 in der Perspektive des Verfassers nachzuzeichnen und sie nutzbar zu machen für das Verständnis der Gegner. Der Verfasser stelle den Adressaten die Bedeutung Christi mit verschiedenen Akzenten vor Augen: In 1,15-20 auf Christus selbst, in 2,9-15 auf die Beziehung zwischen Christus und den Glaubenden und in 2,16-23 in kritischer Wendung auf die Gegner bezogen. Die Konsequenz aus den drei Abschnitten laute: In Christus ist alles für das Heil Notwendige geschehen; wer das Heil durch weitere Maßnahmen zu sichern versucht, stellt damit faktisch das Heil in Christus in Frage. Nach der Auffassung des Kol hätten die Gegner durchaus einen Christusbezug, den sie aber durch verschiedene Maßnahmen und Vorschriften ergänzten und damit vermutlich abzusichern versuchten.
C. S. Rodd 1982, 36-41 untersucht, welche Metaphern Paulus in Kol 2,8-15 verwendet, um die durch Christus bewirkte Rettung der Christen zu beschreiben, und welche Bilder diese Metaphern in den Köpfen der Leser des Kol wohl hervorgerufen haben.
Zur Irrlehre der Kolosser, Methode der Widerspiegelung (reflexio/antanaklasis: vom Gesprächspartner bzw. Gegner verwendete Begriffe werden aufgenommen und in leicht veränderter Bedeutung verwendet) und Redaktionsgeschichte in Kol 2,6-23 siehe P. Garuti 2002, 303-326.
J. D. G. Dunn 1995, 153-181 gibt zunächst einen Überblick über die neueren Thesen, wer denn die Irrlehrer des Kol sein mögen. In den 1960er Jahren sei großenteils die Meinung vertreten worden, wir hätten es mit einer Form jüdisch-gnostischem Synkretismus zu tun. Es sei in dieser Zeit die Annahme populär gewesen, dass der Kol die gnostische Soteriologie/Christologie der Häretiker durch eine radikalere gnostische Soteriologie/Christologie kontere. Mit den von F. O. Francis vorgebrachten Gegenargumenten habe sich jedoch das Pendel zurück zur Annahme bewegt, dass die Lehre der Häretiker spezifisch jüdisch sei. Im Detail bestehe unter den Exegeten jedoch weiter Uneinigkeit. J. D. G. Dunn vertritt selbst die These, dass es sich bei der kolossischen Philosophie um eine Art jüdischer Mystik handele.
R. A. Argall 1987, 6-20 setzt sich kritisch mit der 1974 von F. O. Francis und A. J. Bandstra vorgebrachten These auseinander, dass es sich bei den Irrlehrern in Kolossä um jüdische Apokalyptiker gehandelt habe, die sich einer strengen Askese unterzogen hätten, um einen mystischen Anteil an der himmlischen Liturgie der Engel zu erlangen. A. J. Bandstra habe die These insofern weitergeführt, als er aus den jüdisch-apokalyptischen Texten eine Polemik gegen jegliche göttliche Hypostase (Weisheit, Logos oder Geist) herausliest, der eine mittelnde Funktion bei dem Schöpfungs- und Erlösungswerk Gottes beigemessen worden sei. R. A. Argall stellt die These und die Deutung der Polemik infrage. Ergebnis: Die Irrlehre in Kolossä habe eher in der Welt der hellenistischen Mysterienreligionen ihren Ursprung als in der jüdischen Apokalyptik.
R. E. DeMaris 1994 geht der Frage nach, welche Religion oder Weltanschauung der kolossischen "Philosophie" zugrunde liegt. Ergebnis: Weder lasse sich die "Philosophie" einfach als jüdisch oder heidnisch charakterisieren, noch könne von Synkretismus gesprochen werden, ohne die spezifische Zusammenstellung der einzelnen Elemente der "Philosophie" erklären zu können. Vielmehr sei von einer Philosophie auszugehen, die Heiden mit einer Neigung zur Philosophie erst zur jüdischen und dann zur christlichen Gemeinschaft zog, indem sie Gedankengut und Praktiken bot, die mit den beiden Glaubensgemeinschaften in Einklang zu bringen waren. Wesentlich für die kolossische Philosophie seien das Streben nach göttlicher Erkenntnis oder Weisheit durch die Ordnung der kosmischen Elemente (2,8.20), eine körperliche Enthaltsamkeit, die den untersuchenden Geist des Menschen freisetzt (2,18.23), sowie Mittler zwischen Himmel und Erde (Engel oder Dämonen; 2,18). Diese Punkte seien für den Mittelplatonismus der ntl. Zeit charakteristisch. Zugleich lasse der Kalender (2,16) sowie die Betonung der Demut (2,18.23) jüdische und christliche Einflüsse erkennen.
Laut R. Yates 1986, 49-68 werde oftmals die Irrlehre des Kol als markantes Beispiel für "Gnostizismus" angesehen, wie er im NT verschiedentlich von den kanonischen Autoren zurückgewiesen werde. R. Yates merkt kritisch an, dass der Gnostizismus nicht vor dem 2. und 3. Jh. eine systematische Ausarbeitung erfahren habe. Tatsächlich sei die im Kol angesprochene Irrlehre ein unklareres und weiter gefassten Phänomen als der Gnostizismus.
W. C. Vergeer 1994, 1-23 geht dem sozio-historischen und philosophischen Hintergrund der kolossischen Irrlehre nach. Ergebnis: Bei der Irrlehre habe es sich wohl um den Versuch einiger Gemeindeglieder gehandelt, als philosophische Schule soziale Identität zu finden. Die Irrlehre gründe vermutlich auf der Kosmologie des Empedokles; der wahrscheinlichste philosophische Kontext sei die eklektische Philosophie des Stoikers Posidonius von Apamea. Von kosmologischen, anthropologischen und theologischen Parallelen ausgehend überträgt W. Vergeer 1995, 413-442 die Strategie und Botschaft des Kol auf den heutigen Kontext der New Age - Bewegung, die Ähnlichkeiten mit der Irrlehre aufweise.
Bei der Durchsicht verschiedener Thesen, um wen es sich bei den Irrlehrern des Kol gehandelt haben könnte, kommt M. Sokupa 2012, 72-89 zu dem Schluss, dass durchgehend jüdische Elemente dominierten, selbst bei den Gelehrten, die die Meinung vertreten, dass die Irrlehrer synkretistisch oder kynisch geprägt gewesen seien. Diese Elemente wiesen - als Gesamtheit gesehen - stark auf einen jüdischen Hintergrund hin. Dementsprechend passten alle in Kol 2,16 erwähnten Kalenderelemente zur jüdischen Tradition, zur in V. 17 folgenden Argumentation und zum rituellen Kontext des gesamten Briefes. Die Warnungen in 2,4.8.16.18 könnten verschiedene Gruppen repräsentieren und legten nahe, dass die in 2,18-23 implizit erwähnten Irrlehrer eine apokalyptisch-jüdische Gruppierung sind. Diese Gruppierung könnte der Qumrangemeinschaft angehören oder dieser zumindest ähneln.
L. Hartman 1995, 25-39 stellt zunächst Hinweise zusammen, die im Kol auf einen Minderheitenstatus der "Philosophen" schließen lassen. Dann versucht er deren Ideologie zu beschreiben und geht auf das Verhältnis dieser "mächtigen Minderheit" zur Mehrheit ein, bevor er sich mit den Einstellungen der Mehrheit der Minderheit gegenüber befasst.
J. Sumney 1993, 366-388 geht es weniger darum, eine ganz eigene These vorzustellen, wer denn die kolossischen Irrlehrer seien, als eine möglichst belastbare Methode zu bieten, anhand derer sich eine fundierte These entwickeln lässt. Die vorgeschlagene Methode konzentriere sich auf den Primärtext als solchen und begrenze strikt den Beitrag von Parallelen außerhalb des Kol. J. Sumney mache zwei Arten Bewertungen von Aussagen des Briefes: Die erste schätze ab, wie sicher wir sein können, dass sich eine Aussage tatsächlich auf die Irrlehrer bezieht; die zweite frage, wie zuverlässig eine Aussage ist. Zur Anwendung der beiden Bewertungsarten sei es notwendig, zwischen ausdrücklichen Aussagen über Irrlehrer, Anspielungen auf sie und Aussagen, die sich möglicherweise an die Irrlehrer richten, zu unterscheiden. Auch seien verschiedene Typen des Kontextes zu unterscheiden. Anhand dieser Methode kommt J. Sumney zu dem Ergebnis, dass die Christen in Kolossä von asketischen Visionären durcheinander gebracht worden seien. Diese asketischen Visionäre hätten sich für ihre Visionen des Mittels der Askese bedient. Sie hätten nicht die Engel verehrt, jedoch bei ihrer visionären Meditation am Kult der Engel teilgenommen. Paulus lehne nicht die Askese der Visionäre an sich ab, sondern beklage sich, dass sich auch Andere an die asketischen Vorschriften halten müssen und bei Nichteinhaltung verurteilt werden.
Einen Überblick über die bisherigen Thesen, wie die Formulierung „ta stoicheia tou kosmou“ („die Elemente der Welt“; Gal 4,3; Kol 2,8.20; vgl. Gal 4,9) zu deuten ist, gibt D. R. Bundrick 1991, 353-364. Er selbst meint, dass die grundlegenden religiösen Lehren, wie sie der Menschheit eigen sind, gemeint seien. Diesen seien die Juden und Heiden versklavt gewesen, bevor sie die Freiheit durch den Glauben an Christus erfahren haben. Vgl. W. Carr 1981, 75-76. D. R. Moore-Crispin 1989, 209-212 bezieht die Formulierung allgemeiner noch auf menschliches Gedankengut, das religiöser Art sein könne, aber nicht müsse. Bei den meisten Religionen – auch atheistischen Philosophien – gebe es Tabus in Essensangelegenheiten. Das deutlichste Beispiel für solche Tabus seien die verschiedenen Bestimmungen des mosaischen Gesetzes.
E. Schweizer 1988, 455-468 dagegen geht davon aus, dass wie auch in der gesamten Literatur des 1. Jhs. die vier (bzw. fünf) physikalischen Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer (und das „kyklophorikon sôma“, wörtl.: „sich im Kreise drehender Körper“) gemeint seien. Vgl. F. Thielmann 1989, 80-83. Diese These sieht D. Rusam 1992, 119-125 durch eine Vielzahl mittels des „Thesaurus Linguae Graecae“ und der dazugehörigen Hard- und Software aufgefundener, von Paulus unabhängiger Belege der Wortverbindung „ta stoicheia tou kosmou“ gestützt.
Laut P. Vielhauer 1976, 543-555 habe Paulus die Formulierung wegen der kosmischen Bedeutung, die sie im Hinblick auf die vier Weltelemente habe, gewählt. Paulus habe sie dann auf die großen Mächte der Welt bezogen: Fleisch, Sünde und Tod. Diese Mächte seien in enger Verbindung mit dem Gesetz, dem Charakteristikum des Alten Bundes, zu sehen.
C. E. Arnold 1996, 55-76 meint, dass die „stoicheia“ am ehesten als dämonische Mächte, dem Ausdruck „archai kai eksousiai“ („Mächte und Gewalten“; vgl. Eph 3,10; Kol 2,15; Tit 3,1)
entsprechend, gedeutet werden könnten.
Zur rhetorischen Taktik, die der Behandlung der "Elemente" seitens des Apostels Paulus zugrunde liege, siehe T. H. Olbricht 1996, 308-328. Paulus nehme den Glauben an die Elemente als grundlegende Prinzipien und Mächte, die in der realen Welt existierten und diese zusammenhielten, zwar ernst, messe ihnen jedoch gerade im Hinblick auf die Sündenvergebung keine sonderliche Bedeutung bei. Paulus stelle das Heilshandeln Gottes durch seinen Sohn Jesus Christus in den Mittelpunkt.
Zur Zeitlosigkeit der zentralen theologischen Aussagen von Kol 2,6-19 siehe H. D. Hayes 1995, 285-288.
N. L. Geisler 1999, 3-19 meint, dass die Warnung vor Philosophie, die sich ursprünglich vermutlich gegen eine proto-gnostische Philosophie gerichtet habe, nichts an ihrer Aktualität eingebüßt habe. Er zählt zunächst verschiedene Philosophien auf, die im Laufe der Geschichte die christliche Lehre bedroht hätten und kommt dann auf verschiedene Versuchungen zu sprechen, denen immer wieder Gelehrte verfielen. Abschließend gibt er Bibelexegeten geistliche Empfehlungen mit auf den Weg.
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Beobachtungen: Gemäß Kol 1,19 hatte die ganze Fülle Gefallen daran, in Christus Wohnung zu nehmen. 2,9 spricht nun aber nicht mehr vom Wohnungnehmen, sondern vom Wohnen. Dieses setzt voraus, dass die ganze Fülle Wohnung genommen hat. Im Gegensatz zu 1,19 spricht 2,9 nun nicht mehr nur von der "Fülle", sondern macht deutlich, um was für eine Fülle es sich handelt: um die Fülle der Gottheit. Dabei ist die Verwendung des Begriffs "theotês" bemerkenswert, das "Gottheit" bedeutet. Wieso benutzt der Verfasser des Kol nicht den Begriff "theos", mit dem er an anderen Stellen eindeutig den Gott der Juden und Christen, den Vater Jesu Christi bezeichnet? Der Begriff "theotês" bezeichnet das göttliche Wesen, das über Gottähnlichkeit und eine Zuschreibung der Göttlichkeit (= "theiotês") hinausgeht und nicht nur dem Vater Jesu Christi, sondern auch anderen Göttern eigen ist. Dieses - feierlich ausgedrückte - göttliche Wesen ist also in erster Linie im Blick, nicht die Frage, um was für einen Gott es sich konkret handelt. Dass es sich um den Vater Jesu Christi (= "der Gott") handelt, ist im Vorhergehenden (insbesondere in 1,3) unmissverständlich deutlich gemacht worden.
Das Wohnen erfolgt weiterhin, ist also - im Gegensatz zum Wohnungnehmen - nicht abgeschlossen. Da überrascht es doch, dass das Wohnen als "leibhaftig" bezeichnet wird. Zwar ist Jesus Christus leibhaftiger Mensch geworden, jedoch vor der Abfassung des Kol gestorben und von den Toten auferstanden. Sollte etwa der von den Toten Auferstandene im Himmel als leibhaftig gedacht sein? Dann dürfte - nimmt man an, dass die Auferstehungstheologie des Verfassers des Kol mit der Auferstehungstheologie des Paulus im Großen und Ganzen übereinstimmt - kein irdisch-menschlicher Leib gemeint sein, denn Paulus geht davon aus, dass sich der Auferstehungsleib von dem irdischen unterscheidet (vgl. dazu insbesondere 1 Kor 15,35-49). Während der irdische Leib nach Paulus ein "Leib der Niedrigkeit" ist, also aus irdischer Materie beschaffen und vergänglich, ist der himmlische Auferstehungsleib ein "Leib der Herrlichkeit", der unvergänglich ist (vgl. Phil 3,21). Es kann also sein, dass die Gottheit in dem himmlischen Leib Christi wohnt. Die Leibhaftigkeit kann aber auch auf die Gottheit selbst bezogen sein. Nicht, dass sie selbst einen vergänglichen menschlichen Leib hätte oder gar als Mensch, als Mann im Himmel, zu denken ist. Vielmehr könnte die Leibhaftigkeit aussagen, dass die Gottheit aus einer nicht weiter definierten Substanz besteht. Diese Substanz der Gottheit wäre dann von Jesus Christus umgeben, wobei unklar wäre, ob bei Jesus Christus an einen himmlischen Leib oder an eine irgendwie beschaffene Substanz zu denken ist, oder ob Jesus Christus die Gottheit leiblos umgibt. "Leiblich" kann auch eine Realität aussagen, wonach das Wohnen tatsächlich und nicht nur scheinbar geschieht. Nicht ausgeschlossen ist auch die Deutung, dass sich "leiblich" auf die Kirche bezieht, die gemäß Kol 1,18 der Leib Christi ist, wobei Christus als Kopf der Kirche gedacht ist. Dann wäre ausgesagt, dass sich Gott, Christus und die Kirche nicht trennen lassen.
Was ist mit dem Wohnen gemeint? Zunächst einmal umgibt die Wohnung ihre Bewohner. Das bedeutet, dass die Fülle der Gottheit von Christus umgeben wird. Auch das AT und die zwischentestamentliche jüdische Literatur ist vom Gedanken geprägt, dass Gott bzw. seine Herrlichkeit oder sein Geist an oder in einem bestimmten Ort, insbesondere in einem Tempel, wohnt. Diesem Ort kommt dann eine besondere Heiligkeit zu, die auch Christus zukäme. Was ist damit ausgesagt, dass die ganze Fülle der Gottheit in Christus wohnt? Ganz sicher ist ausgesagt, dass Christus eine ganz besondere Bedeutung zukommt. Es ist gut möglich, dass diese Bedeutung Christi aus dem Titel ("Christus") zu erschließen ist: „Christus“ bedeutet „Gesalbter“ (griechisch: „christos“). Im AT werden Könige, Priester, Propheten und auch kultische Gegenstände gesalbt. Durch die Salbung mit dem Salböl werden sie der rein profanen Welt enthoben und in den Dienst Gottes gestellt, womit sie in die Sphäre des Heils treten. Wenn Jesus als „Christus“ bezeichnet wird, dann wird er als Heilsbringer (Messias, hebr.: māschiaḥ) verstanden. Jesus Christus ist gemäß Paulus insbesondere deshalb Heilsbringer, weil er für die Menschen gestorben und von den Toten auferstanden ist. Er bewirkt Sündenvergebung und ewiges Leben. Wenn die ganze Fülle der Gottheit in Christus wohnt, könnte somit ausgesagt sein, dass das gesamte - und auch wirklich das gesamte, wie die Begriffe "Fülle" und "ganze" deutlich machen! - Wesen und Wirken Gottes in diesem Heil zu sehen ist. Bezieht man "leiblich" auf die Kirche (s. o.), dann wäre eine enge Verbindung zwischen dem Wesen und Wirken Gottes, dem auf Christus gründenden Heil und der Kirche ausgesagt.
Weiterführende Literatur: Mit der Christologie in 1,15-20 und 2,9-15 befasst sich H. W. House 1992, 180-192. Der Artikel gliedert sich in folgende Abschnitte: Der Christushymnus; Christus als Antwort auf alle Sorgen der Kolosser; Vergleich der paulinischen Christologie in Kol mit der johanneischen Darstellung Christi als Schöpfer.
Zur Eschatologie im Kol siehe H. Lona 1984, 83-240, der sich auf S. 120-147.234-235 mit der "Fülle" befasst. Der Gedanke der Erwählung und Einwohnung der "Fülle" in Christus nehme die atl. Vorstellung der Erwählung Zions und der Wohnung Gottes auf dem Berg bzw. im Tempel auf und verbinde sie mit dem philonischen Gedanken, wonach der Logos der Ort Gottes ist, der mit allen göttlichen Kräften erfüllt ist. Weder Kol 1,19 noch 2,9 übernähmen die Terminologie der Gegner, obwohl es sich dabei um verwandte Vorstellungen handele. Die Wiederaufnahme von 1,19 in 2,9 werde verständlich, wenn man die kosmologisch-christologische Bedeutung des Hymnus für die Bekämpfung der kolossischen Häresie beachtet. Gerade der Vorrang Christi in der Schöpfung sei von den Irrlehrern praktisch in Frage gestellt worden. 2,10 biete die soteriologische Konsequenz. Die Glieder des Leibes hätten Anteil an der Erhabenheit des Hauptes über jede Macht und Gewalt. Sie nähmen an der göttlichen "Fülle" Christi teil.
Mit der Rede von der "Fülle" in 2,9-10 befasst sich ebenfalls S. W. Henderson 2007, 169-173. In diesen beiden Versen mache der Verfasser des Kol deutlich, dass sich jetzt die Fülle Christi in denen zeige, die "in ihm" sind. Als Christi Leib sei die Kirche von der Kraft Gottes erfüllt worden - einer Kraft, die auf die Versöhnung "aller Dinge" hinarbeite.
Laut L. Hartman 1986/87, 72-79 werde "sômatikôs" gewöhnlich mit "körperlich" oder mit "persönlich" übersetzt, wobei auch Varianten vorkämen. Diese Bedeutungen bereicherten sich gegenseitig und näherten sich in vielen profanen Fällen an oder das Wort erhalte eine funktionale (oder liturgische) Bedeutung, oft verbunden mit "sôma" ("Leib") als einer "in eigener Person" ausgeführten Handlung.
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Beobachtungen: "Kai este ... peplêrômenoi"" kann mit "ihr seid ... erfüllt worden" oder mit "ihr seid ... zur Erfüllung gelangt" übersetzt werden. Wählt man die Übersetzung "ihr seid ... erfüllt worden", so stellt sich die Frage, von wem oder was die Adressaten des Kol erfüllt worden sind. Sind sie von der Fülle der Gottheit erfüllt worden? Oder von der Versöhnung? Wenn sie von der Fülle der Gottheit erfüllt worden sind, dann wäre eine Parallele zu Christus gegeben, in dem die Fülle der Gottheit Wohnung genommen hat und nun wohnt. Aber was wäre damit ausgesagt? Es könnte ausgesagt sein, dass die gesamte Existenz der Adressaten nun vom Wesen und Wirken der Gottheit bestimmt ist. Zentral für das Wirken Gottes ist die Versöhnung. So kann man auch sagen, dass die Adressaten von Versöhnung erfüllt sind. Diese bestimmt ihr Leben. Auf diese Versöhnung, die keines weiteren vervollständigenden Zusatzes mehr bedarf, zielt auch die Übersetzung "ihr seid ... zur Erfüllung gelangt". Die Unklarheit, von wem oder was die Adressaten erfüllt worden sind, spricht für diese Übersetzung.
Wie schon in Kol 1,18 wird Jesus Christus als "Haupt" bezeichnet, diesmal jedoch nicht als "Haupt des Leibes, der Kirche", sondern als "Haupt aller Macht und Gewalt". In 1,18 hat der Begriff "Haupt" die Bedeutung "Oberhaupt" oder "Herr". Dabei ist das "Haupt" als unlöslich mit dem "Leib" verbunden gedacht: Ohne Jesus Christus ist die Kirche nicht denkbar und die Kirche wiederum besteht aus den Menschen, die glauben, dass Jesus der im AT verheißene Messias (= Christus) ist. Ohne diese Gläubigen würde das mit Jesus verbundene Heilsgeschehen ins Leere laufen. In 2,10 dagegen geht es eher um Unterwerfung, Überordnung und Herrschaft. Dabei kann Jesus Christus sehr wohl ohne "alle Macht und Gewalt" gedacht werden. Und "alle Macht und Gewalt" ist nicht mit Jesus Christus verbunden, erst recht nicht unlöslich. Ausgesagt ist: Die wahre Macht und Gewalt geht von Jesus Christus aus. Alle anderen Mächte und Gewalten sind Jesus Christus untergeordnet.
Weiterführende Literatur: Im Kol werde gemäß A. de Oliveira 1999, 72-103 hervorgehoben, was sich in den unumstrittenen Paulusbriefen durchgängig auspräge: "die Bindung des Christen an Christus, durch die Christus zum Mittelpunkt des christlichen Lebens wird". Im Kol sei nicht nur der Inhalt, sondern auch die literarische und rhetorische Disposition des Briefes davon bestimmt. Durch die Passagen, die mit einem bis dahin unbekannten Nachdruck von Christus als dem göttlichen Herrscher sprechen, sei die gesamte Argumentation des Briefes so aufgebaut, dass man von einer Christozentrik auch in literarischer und pragmatischer Perspektive sprechen könne. Dies zeige die gebotene, überwiegend synchrone Analyse der literarischen und rhetorischen Struktur des Briefes. Der Analyse schließt sich eine Darstellung der verschiedenen Bereiche der Christozentrik an, die vom Sitz im Leben des Briefes ausgehend speziell das Verhältnis zu den paulinischen Zeugnissen berücksichtigt.
Mit dem christlichen Leben gemäß dem Kol befasst sich H. W. House 1994, 440-454. Zu 2,6-10: Paulus unterstreiche (insbesondere in 2,6) die Verbindung von rechter Theologie und rechter Lebensweise. Die Christen in Kolossä - zumindest ein Teil von ihnen - hätten nicht mehr die Lehre des Paulus befolgt, sondern seien unter Missachtung der einzigartigen Stellung Christi im christlichen Glauben und christlichen Lebenswandel eigener Theologie gefolgt. Paulus ermahne sie, gemäß der von ihm gelehrten Wahrheit zu leben.
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Beobachtungen: In V. 11 stellt der Verfasser des Kol zwei verschiedene Arten der Beschneidung gegenüber: Zum einen die von Händen vollzogene Beschneidung, wie sie die Juden am achten Tag nach der Geburt bei den neugeborenen Knaben vollziehen. Diese Beschneidung verdeutlicht die Zugehörigkeit zum auserwählten Volk Israel. Zum anderen die nicht von Händen vollzogene Beschneidung, mit der die Adressaten beschnitten worden ist. Der Verfasser bezeichnet diese Beschneidung als die "Beschneidung Christi", womit nicht gemeint ist, dass Christus selbst beschnitten worden ist. Vielmehr dürfte gemeint sein, dass die Beschneidung von Christus vollzogen wurde. Ausgesagt ist die Zugehörigkeit zu Christus.
Aus der Gegenüberstellung der beiden Beschneidungsarten geht hervor, dass die Adressaten Heidenchristen sind. Zwar wird nicht ausdrücklich gesagt, dass sie nicht auch mit Händen beschnitten worden sind, jedoch lässt sich dies aus der Gegenüberstellung erschließen. Ob die Irrlehrer, mit denen sich die Kolosser wohl konfrontiert sahen, die Beschneidung mit Händen forderten, ist unsicher. Der Verfasser des Kol lässt nämlich in V. 11 nicht erkennen, dass er vor der Beschneidung mit Händen warnt. Er stellt diese auch nicht negativ dar, auch wenn man aus der Formulierung "mit Händen" einen Anklang an die Herstellung von Götzenbildern mit Händen herauslesen kann. Vielmehr stellt der Verfasser des Kol nur sachlich dar, dass die Beschneidung der Adressaten nicht von Händen erfolgt ist.
Was ist mit der Ablegung des Fleischesleibes gemeint? Mit Blick auf die Beschneidung mit Händen könnte man auf den ersten Blick an die Entfernung der Vorhaut vom Glied des beschnittenen Knaben denken. Die abgeschnittene Vorhaut wäre demnach der "Fleischesleib", der abgelegt wird. Diese Deutung kommt aber nicht infrage, weil die Adressaten ja eben nicht mit Händen beschnitten worden sind - und dennoch ist ihr "Fleischesleib" abgelegt. Zudem ist die Vorhaut zwar "Fleisch", aber kein (ganzer) Leib. Folglich muss der aus Fleisch bestehende Leib der Adressaten gemeint sein. Aber wie können sie diesen abgelegt haben? Sie leben doch weiterhin in ihrem fleischlichen Körper, sind also nicht körperlose Geister! Der zutreffenden Deutung kommt man näher, wenn man den "Fleischesleib" nicht nur auf den aus Fleisch bestehenden menschlichen Körper bezieht, sondern auch auf die mit diesem Körper verbundenen Lebensweise. Die "Ablegung" bezieht sich auf den Übertritt zum Christentum. Folglich handelt es sich bei der Zeit im "Fleischesleib" um das Leben als Heide, das vom Glauben an heidnische Götter geprägt war (vgl. 1 Thess 1,9; 1 Kor 12,2). Mit diesem Leben verbindet Paulus alle möglichen Arten von Fehlverhalten: Unzucht, Götzendienst, Ehebruch, Verweichlichung, Knabenschändung, Diebstahl, Habgier, Besäufnis, Lästerei und Raub (vgl. 1 Kor 6,9-10). Diese Arten von Fehlverhalten sind in hohem Maße mit dem Körper verbunden. Mit Blick auf die paulinischen Briefe kann man schließen, dass auch der Verfasser des Kol - sei es Paulus selbst oder nicht - unter der "Ablegung des Fleischesleibes" die Abwendung vom heidnischen Glauben und vom damit verbundenen Fehlverhalten versteht.
Weiterführende Literatur: Zum Widerhall von Dtn 30,6 - eher der masoretische Text als die Fassung der Septuaginta - in Kol 2,11 siehe C. A. Beetham 2008, 157-179. Paulus habe das Buch Deuteronomium sicherlich gekannt und gelesen. Zwischen Dtn 30,6 und Kol 2,11 bestünden Übereinstimmungen bezüglich Wortschatz und hinsichtlich des Gedankens einer von Gott vollzogenen Beschneidung. Mehrere atl. Texte sprächen zwar von einer Beschneidung des Herzens, doch spreche nur Dtn 30,6 davon, dass es Gott ist, der das Herz beschneidet. Paulus habe den Gedanken aufgenommen und ihn dahingehend weiterentwickelt, dass die Erfüllung der Verheißung der Beschneidung des Herzens mit dem Tod und der Auferstehung des Messias Jesus begonnen habe. Bei der Beschneidung des Herzens habe Gott nicht einen Teil des Fleisches entfernt, sondern die gesamte gefallene fleischliche Existenz, wie sie die Menschen von Adam geerbt haben.
A. Campbell 1999, 289-291 vertritt die Ansicht, dass es sich bei der "Beschneidung" in 2,11 um eine Metapher für die Taufe handele. Ebenso könne es sich auch um einen Bezug auf den Tod Christi handeln, in dem dieser seines materiellen Leibes entkleidet worden sei. Dann würden die Christen aufgrund ihrer Glaubenseinheit mit dem Tod Christi beschnitten. Erstere Bedeutung sei jedoch wahrscheinlicher.
Gemäß D. Cobb 2016, 31-48 stelle der Bezug zwischen Taufe und Beschneidung einen wichtigen Aspekt der reformierten Ekklesiologie dar. Dies gelte insbesondere im Hinblick auf die Kindertaufe. Der Bezug zwischen Taufe und Beschneidung stelle zwar nicht die einzige Begründung der Kindertaufe dar - noch grundlegender sei der Gedanke, dass die Kinder gläubiger Eltern dem "Bund Gottes" angehören -, jedoch nehme die Verbindung zwischen den beiden "Sakramenten" eine wichtige Stellung ein. Ein Schlüsseltext dieser Verbindung sei Kol 2,11-12.
M. Salter 2010, 15-29 hält es dagegen für illegitim, mit Kol 2,11-12 die Kindertaufe zu rechtfertigen. Erstens seien die Verse polemischer Art, weshalb man vorsichtig sein müsse, aus ihnen Schlussfolgerungen für die Sakramentenlehre zu ziehen. Zweitens seien nach Paulus körperliche und geistige Beschneidung voneinander zu trennen; der Kol beziehe sich auf letztere. Drittens bezeichneten "Beschneidung" und Taufe in diesen Versen nicht genau dieselben Realitäten.
Mit dem "Leib" im Kol befasst sich J. D. G. Dunn 1994, 163-181. Folgende fünf Bedeutungen kämen dem "Leib" zu: a) der Leib, die Kirche (1,18.24; 2,19; 3,15; S. 164-167); b) der fleischliche Leib (1,22; 2,11.23; S. 167-173); c) der kosmische Leib (1,18 ursprüngliche Fassung; 2,9; S. 173-177); d) der eschatologische Leib (2,17; S. 177-178); e) der Leib Christi (S. 178-181). Die ersten vier Bedeutungen seien im Zusammenhang zu sehen, überlappten sich und ergäben zusammen eine Theologie des Leibes Christi.
Zur Eschatologie im Kol siehe H. Lona 1984, 83-240, der sich auf S. 147-172.235-240 mit der Taufe und Auferstehung (Kol 2,11-12) befasst. Kol 2,12 hänge traditionsgeschichtlich von Röm 6 ab. Es handele sich um Rezeption und Weiterführung paulinischer Theologie. Der Gläubige werde gemäß dem Kol mit Christus auferweckt in der Taufe. Von diesem Zeitpunkt an sei sein Leben mit Christus in Gott verborgen. Er müsse nach dem himmlischen Bereich trachten, aber obwohl er irdisch bleibe, lebe er schon mit Christus in Gott.
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Beobachtungen: In V. 12 geht der Verfasser des Kol von der Beschneidung zur Taufe über, die eng mit der "Beschneidung Christi" zusammenhängt, weil in ihr rituell der Übergang zu Christus, der Eintritt in den Heils- und Machtbereich Christi vollzogen wird. Diesen rituellen Übergang deutet der Verfasser des Kol theologisch.
Das Taufgeschehen ist mehr als ein Gedenken an das mit Christus verbundene Heilsgeschehen: Es ist ein Mitvollzug des Heilsgeschehens, und zwar Christi Begräbnisses und Christi Auferweckung von den Toten. Aber wie ist der Mitvollzug zu verstehen? Jesus Christus ist längst begraben worden und von den Toten auferstanden, weshalb an ein zeitgleiches Geschehen nicht zu denken ist. Vielmehr ist an eine Vergegenwärtigung des Heilsgeschehens durch den Vollzug der Taufe zu denken. Dass gerade das Begräbnis und nicht der Tod nachvollzogen wird, dazu auch die Auferweckung, dürfte mit der Art und Weise des Taufrituals zusammenhängen. Geht man nämlich davon aus, dass der Täufling in einem mit Wasser gefüllten Becken untertauchte oder untergetaucht wurde, dann gleicht das Untertauchen bzw. Untergetauchtwerden dem Begräbnis, weil dieses auch in ein Element, nämlich die Erde, hinein erfolgt. Das Auftauchen aus dem Wasser ist eine Erhebung aus einem Element, wie es auch die Auferweckung von den Toten und das Auferstehen aus dem Grab ist.
Es fällt auf, dass in Kol 2,12 die Auferweckung schon als vollzogen angesehen wird. Anders dagegen der Römerbrief, der gemeinhin für echt paulinisch gehalten wird: Dort wird die Taufe ähnlich gedeutet, allerdings zwischen der "Neuheit des Lebens", in der die Christen nach ihrer Taufe wandeln, und der Auferweckung bzw. Auferstehung unterschieden. Auferweckung bzw. Auferstehung wird von Paulus für die Zukunft angenommen und ist bei ihm im Zusammenhang mit dem Weltende und dem dann erfolgenden Jüngsten Gericht zu sehen. Auch legt Paulus in Röm 6,4-8, auch wenn er das Untertauchen bzw. Untergetauchtwerden bei der Taufe ebenfalls als Begräbnis versteht, das Gewicht stärker auf den Tod (am Kreuz): Wir wurden demnach mit Christus durch die in den Tod hinein erfolgte Taufe begraben.
Der griechische Begriff "pistis" kann sowohl mit "Glaube" als auch mit "Vertrauen" übersetzt werden. Die Taufe ist sichtbarer Ausdruck des Glaubens an die Wirkmacht Gottes bzw. sichtbarer Ausdruck des Vertrauens auf die Wirkmacht Gottes. Nur aufgrund dieses Glaubens bzw. Vertrauens bekommen das Untertauchen bzw. Untergetauchtwerden und das Auftauchen die theologische Bedeutung und die Heilsrelevanz. Würde ein nicht an Christus glaubender Mensch untertauchen bzw. untergetaucht werden und wieder auftauchen, dann wäre dies nichts weiter als ein Spaß, eine Erfrischung oder eine sportliche Betätigung. Wer sich jedoch durch die Taufe "in Christus" hinein begibt, hat am Heilsgeschehen Anteil, denn er begibt sich in den Macht- und Heilsbereich Christi hinein.
Nun ist Jesus Christus nicht aus eigenem Vermögen und eigener Wirkmacht heraus von den Toten auferstanden, sondern er ist auferweckt worden, und zwar von Gott. Gott ist also derjenige, der die Macht hat zu wirken und tatsächlich wirkt. Dabei ist nicht ein Gott des heidnischen Götterhimmels gemeint, sondern "der Gott", der Gott der Juden und Christen.
Die Formulierung "durch das Vertrauen auf die Wirkmacht (des) Gottes, der ihn von [den] Toten auferweckt hat" stellt eine für den Kolosserbrief charakteristische Häufung von Genitivverbindungen dar. Eine solche findet sich auch in Kol 1,5.13.27; 2,2. Dabei kann statt der Übersetzung "durch das Vertrauen auf die Wirkmacht (des) Gottes, ..." auch die Übersetzung "durch das Vertrauen aus der Wirkmacht (des) Gottes, ..." gewählt werden. Dann geht man davon aus, dass die Wirkmacht Gottes Quell des Glaubens bzw. Vertrauens ist. Dann wäre die Wirkmacht Gottes auch auf den Glauben bzw. das Vertrauen bezogen, der von Gott bewirkt wäre. Auch wenn man erstere Übersetzung wählt, könnte letztere Bedeutung ebenso mitschwingen.
Weiterführende Literatur: Von den in seinem Aufsatz analysierten Abschnitten Kol 1,12-14.21-23; 2,8-15; 3,1-4.24-25 ergebe sich laut T. Witulski 2005, 211-242 im Hinblick auf die Frage nach dem Verhältnis von Gegenwart und Zukunft innerhalb der eschatologischen Konzeption des Kol Folgendes: Der Verfasser des Kol hebe den von seinem Lehrer Paulus in dessen dialektischer Konzeption von Eschatologie propagierten eschatologischen Vorbehalt hinsichtlich der endgültigen Verwirklichung des Heils grundsätzlich auf, um auf dieser Basis dann aber einen neuen, zeitlich-ethischen Vorbehalt zu setzen: Die Christen in Kolossä würden zunächst als bereits in der Gegenwart in und mit Christus Auferweckte beschrieben. Ihre Auferweckung und, damit verbunden, das eschatologische Heilsgut ihres Lebens seien allerdings in der Gegenwart noch in Gott verborgen und ihrer Verfügungsgewalt noch entzogen. Sichtbar auferweckt, sichtbar des Lebens teilhaftig würden sie erst mit der Wiederkunft Christi. Bis zu diesem Zeitpunkt seien sie aufgefordert, ihren Heilsstand zu bewahren und mit ihrem Handeln dem ihnen zunächst nur durch den Glauben / durch die Treue zugeeigneten Leben gerecht zu werden.
P. D. Gardner 1983, 172-177 legt dar, dass sich "en hô" ("in ihm/ihr") nicht auf die Taufe, sondern auf Christus beziehe (die deutsche Übersetzung wäre: "Mit/In ihm seid ihr begraben worden in der Taufe, mit/in ihm seid ihr auch mit auferweckt worden..."). Die Taufe sei ein Zeichen für die Kirche, das zunächst einmal auf den Tod gerichtet sei. Die Taufe habe zwar auch einen Bezug zur Auferstehung, jedoch sei die Auferstehung mit Christus getrennt von der Taufe gedacht.
Die patristische Literatur lege laut J. P. T. Hunt 1990, 227-244 weder nahe, dass die Analogie von Beschneidung und Taufe der Praxis der Kindertaufe Vorschub geleistet hat, noch dass die Verse Kol 2,11-12 anfänglich so verstanden wurden, dass sie Kindertaufe implizieren. Sie lasse eher annehmen, dass die Analogie erst dann (in der Mitte des 3. Jh.s n. Chr.) als ein Argument für die Kindertaufe herangezogen worden ist, als die Praxis der Kindertaufe bereits aus anderen Gründen aufgekommen war. Erst Mitte des 4. Jh.s n. Chr. werde 2,11-12 in Verbindung mit der Kindertaufe zitiert.
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Beobachtungen: Im Gegensatz zu Röm 6,4-8 bezieht Kol 2,13 Tod und Leben auf das gesamte irdische Leben der Adressaten. Anders als in Röm 6,4 erfolgt die Taufe in Kol 2,13 nicht in den Tod hinein, sondern das gesamte heidnische Leben vor der Taufe wird als Tod verstanden. Die Adressaten waren in den Verfehlungen und in der Unbeschnittenheit ihres Fleisches tot. Dabei kann mit dem Tod nicht der leibliche Tod gemeint sein, weil die Adressaten ja weiterhin am Leben sind. Und dass sie bereits leiblich von den Toten auferweckt worden sind, ist auch nicht anzunehmen, weil es dann mehrere Auferweckungen von den Toten geben müsste. Daher ist ein übertragener Sinn von "Tod" und ebenfalls auch von "Leben" anzunehmen. Aber was könnte die übertragene Bedeutung sein? Der Schlüssel der Auslegung könnte die Formulierung "in Christus" sein, die im Kol sehr häufig vorkommt. Somit ist anzunehmen, dass der Verfasser des Kol ihr große Bedeutung beimisst. Demnach ist "tot", wer sich außerhalb des Macht- und Wirkungsbereiches Christi befindet. Und wer sich in diesem Macht- und Wirkungsbereich, also "in Christus" befindet, lebt. Weil sich das Dasein außerhalb von Christus oder in Christus bereits gegenwärtig abspielt, ist auch die Auferweckung von den Toten gegenwärtig gedacht und nicht erst am Ende der Zeiten. Denn wie sollte jemand, der tot war, lebendig werden, wenn er nicht lebendig gemacht wird? Und wie sollte er lebendig gemacht werden, wenn nicht in der Auferweckung?
Zum Zustand des Todes gehören laut dem Verfasser des Kol "Verfehlungen" und die "Unbeschnittenheit des Fleisches". Die Verfehlungen werden nicht weiter erläutert, aber es könnte an diejenigen gedacht sein, die in 1 Kor 6,9-10 genannt werden. Wenn die "Unbeschnittenheit des Fleisches" mit dem Tod in Verbindung gebracht wird und somit ebenso wie die Verfehlungen für schlecht gehalten, dann könnte man auf den ersten Blick darauf schließen, dass der Verfasser des Kol die Beschneidung der Vorhaut des Gliedes der männlichen Adressaten wünscht, ja vielleicht sogar fordert. Diese Deutung kommt aber nicht infrage, denn dem Verfasser kommt es laut V. 11 nicht auf die mit Händen vollzogene Beschneidung der Vorhaut an, sondern auf die "Beschneidung Christi", die bei den (männlichen) Adressaten bereits erfolgt ist, und zwar nicht mit Händen. Mit der Formulierung "Unbeschnittenheit des Fleisches" schwingt also nicht die Forderung der Beschneidung des Fleisches, der Vorhaut des Gliedes, mit, sondern sie macht über die Adressaten nur eine Aussage: Sie sind nicht an der Vorhaut beschnitten. Das ist an und für sich noch nicht schlecht, sondern besagt nur, dass sie keine Juden sind. Durch die Verbindung der Formulierung "Unbeschnittenheit des Fleisches" mit dem Tod, wird auch klar, dass sie sich nicht auf Christen beziehen kann, denn diese sind ja bereits von den Toten auferweckt worden und lebendig. Also bezieht sich die Formulierung "Unbeschnittenheit des Fleisches" nur auf Heiden. "Unbeschnittenheit des Fleisches" bedeutet folglich "Heidentum". Und nur durch die Verbindung mit den Verfehlungen und dem Tod erhält die "Unbeschnittenheit des Fleisches" eine negative Bedeutung.
"Tois paraptômasin" (oder: En tois paraptômasin) kann mit "in den Verfehlungen", "durch die Verfehlungen" oder mit "wegen der Verfehlungen" übersetzt werden. Je nach Übersetzung lautet die Fortsetzung "und [in der] Unbeschnittenheit des Fleisches", "und [durch die] Unbeschnittenheit des Fleisches" oder "und [wegen der] Unbeschnittenheit des Fleisches". Alle drei Übersetzungen nennen einen Aspekt, der mitschwingt: Erstere Übersetzung lässt die Verfehlungen und das Heidentum als einen Raum erscheinen, in dem sich das Dasein der Heiden abspielt. Dieser Raum ist nicht von Rechtschaffenheit und Christus geprägt, sondern von Verfehlungen und Heidentum samt den heidnischen Göttern. Wer in diesem Raum sein Dasein fristet, hat am rechtfertigenden Handeln Christi und somit auch am Leben keinen Anteil, sondern ist tot. Die zweite Übersetzung lässt die Verfehlungen und das Heidentum als Mittel erscheinen, durch das der Tod bewirkt wird. Und die dritte Übersetzung nennt Verfehlungen und Heidentum als Grund für den Tod.
Der wesentliche Aspekt der Auferweckung von den Toten ist die eng mit dem Übertritt zum Christentum verbundene Vergebung aller Verfehlungen. Lebendig sein bedeutet also: im Lichte der Vergebung aller Verfehlungen leben. Es gibt keine Verfehlung, die nicht vergeben wäre. Die Vergebung hat bereits stattgefunden, so wie der Kreuzestod Christi, der Grund der Vergebung der Verfehlungen, bereits stattgefunden hat.
Im Gegensatz zu den echten paulinischen Briefen, speziell Röm 6,4-8, spielt im Kol, speziell in Kol 2, das Gericht am Ende der Tage (= das Jüngste Gericht) keine nennenswerte Rolle. Auch das damit eng verbundene ewige Leben, das die Gerechtfertigten zu erwarten haben, erscheint im Kol, speziell in Kol 2, als kein zentrales Gedankengut. Es geht nicht um Erwartungen für die Zukunft, sei sie nah oder fern, sondern um das Hier und Jetzt. Das lässt daran zweifeln, dass Paulus der Verfasser des Kol ist. Nicht, dass Paulus der im Kol geäußerte Gedanke der Gegenwärtigkeit von Tod und Leben fremd ist: Insbesondere in 2 Kor 2,15-16 findet sich dieser auch in den mit großer Wahrscheinlichkeit von ihm verfassten Briefen. Ihm kommt aber viel weniger Gewicht zu als im Kol, zumal Paulus die Auferstehung von den Toten am Weltende annimmt und sie als Übergang zum ewigen Tod oder ewigen Leben, nicht aber als Übergang von der heidnischen zur christlichen Existenz versteht. So ist zu vermuten, dass der Verfasser des Kol nicht mit Paulus identisch ist. Er nennt sich zwar "Paulus" und stellt seine Theologie somit als echt paulinisch dar, tatsächlich aber ist diese "nur" von paulinischem Gedankengut geprägt. Innerhalb dieses Rahmens finden sich Änderungen und Verschiebungen von theologischen Gewichtungen. Mit ihnen gehen auch sprachliche Eigenheiten einher. Aber der Rahmen all dessen ist so eng, dass man weder eine nichtpaulinische noch eine paulinische Abfassung des Kol sicher nachweisen kann.
Der Wechsel bei den Personalpronomen vom "euch" ("hymas") zum "uns" ("hêmin") irritiert: Warum sollte Gott nur die Adressaten des Kol mit Christus lebendig gemacht haben, nicht aber den Verfasser des Kol? Und warum schließt sich der Verfasser bei der Vergebung der Verfehlungen ein? Die Irritation ist auch bei den Textvarianten zu spüren, die angleichen: Entweder machen sie aus dem "hymas" ("euch") ein "hêmas" ("uns") oder sie machen aus dem "hêmin" ("uns") ein "hymin" ("euch"). Allerdings lässt sich der Wechsel des Personalpronomens erklären: Der Tod wird konkret auf die Heiden bezogen, Paulus dagegen war vor seiner Bekehrung Jude. Insofern spricht der Verfasser davon, dass Gott die Adressaten, die ja Heiden waren, lebendig gemacht hat. Die Verfehlungen dagegen werden zwar in besonderem Maße mit den Heiden in Verbindung gebracht, aber nicht ausschließlich. Auch Juden können Verfehlungen begehen, wobei es sich um andersartige handelt, nämlich an vorderster Stelle Verstöße gegen die biblischen Satzungen und Gebote. Insofern hat sich hier der Verfasser des Kol, der entweder Paulus selbst oder eine ihm theologisch nahe stehende Person ist, mit eingeschlossen. Heiden- und Judenchristen sind in die Sündenvergebung gleichermaßen eingeschlossen.
Weiterführende Literatur: Zur Eschatologie im Kol siehe H. Lona 1984, 83-240, der sich auf S. 84-120 mit dem Zeitverständnis und mit der Offenbarung des Mysteriums nach Kol 1,24-29 befasst. Die Ähnlichkeiten im Zeitverständnis zwischen dem "einst-jetzt" und dem Revelationsschema seien leicht zu erkennen. Beiden sei die Kontraststruktur gemeinsam. Danach würden Vergangenheit und Gegenwart mit entsprechender Bewertung einander gegenübergestellt. Die Vergangenheit gelte als die Zeit der Entfremdung, der Verborgenheit des Mysteriums, die Gegenwart hingegen als die Zeit der Verwirklichung des Heils, der Offenbarung des Mysteriums. Die Verwendung dieser Schemata ziele jeweils auf eine Hervorhebung der Gegenwart. Eine weitere Gemeinsamkeit bestehe in der pragmatischen Bezogenheit. Der Rückblick auf die Vergangenheit wolle kein "historisches" Wissen vermitteln. Dazu wäre er viel zu einfach und zu pauschal. Die Gegenwart werde aus einer einzigen Perspektive gesehen: die Wirklichkeit der Versöhnung, die Offenbarung des Mysteriums. Von dort aus werde die Gegenwart qualifiziert.
Zum Widerhall von Gen 17 in Kol 2,13 siehe C. A. Beetham 2008, 181-192. Paulus habe den Bericht über Abraham in Gen 17 sicherlich gekannt und gelesen und die seltene Kombination der Wörter "sarx" ("Fleisch") und "akrobystia" ("Beschneidung") - in umgekehrter Reihenfolge - von dort übernommen.
Laut T. J. Sappington 1991, 150-223 sei ein wesentlicher Aspekt der Antwort des Paulus auf die kolossische Irrlehre, dass er das erlösende Heilsgeschehen, das den Christen "in Christus" zukomme, betont. Dabei schreibe er auf dem Hintergrund der endzeitlichen Gerichtsszene, wie sie in mehreren jüdischen Apokalypsen geschildert werde. Verurteilung von Gläubigen aufgrund der Satzungen und Gebote der Irrlehrer sei unwirksam, weil der Grund der Anklage beim Jüngsten Gericht beseitigt worden ist. Folglich bräuchten sich die Gläubigen nicht vor den anklagenden spirituellen Mächten zu fürchten. Ihre zukünftige Erfahrung der Segnungen des Himmels werde allein dadurch gesichert, dass sie "in Christus" sind. So gründe die Polemik 2,6-13 auf der festen soteriologischen Grundlage, wie sie in 2,9-15 ausgearbeitet wurde - eine soteriologische Grundlage, wie sie sich kurz in 1,12-14 finde und dann in 2,13-15 detaillierter dargelegt werde. Und diese Polemik antworte - bei Verwendung der Bilderwelt jüdischer Apokalyptik - auf Begriffe und Gedanken, wie sie bei den kolossischen Irrlehrern gebräuchlich gewesen seien.
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Beobachtungen: Die wörtliche Übersetzung von "cheirographon" lautet "Handgeschriebenes". Doch worum handelt es sich bei diesem "Handgeschriebenen" genau? Grundsätzlich bezeichnet der Begriff eine Niederschrift, die gewöhnlich rechtlich bindende Wirkung hat. Somit ist an eine Rechtsurkunde zu denken. Diese Rechtsurkunde enthält "dogmata", also "Satzungen". Um was für eine Rechtsurkunde mit Satzungen könnte es sich handeln? Mit Blick auf Eph 2,15 kann einem zunächst das jüdische Religionsgesetz ("Gesetz") mit seinen Satzungen und Geboten in den Sinn kommen. Dieses wäre weggetan worden. Gegen diese Deutung spricht jedoch, dass dieses nur für Juden, nicht aber für Nichtjuden verbindlich ist. Die Adressaten waren vor ihrem Übertritt zum Christentum Heiden, also Nichtjuden, und das jüdische Religionsgesetz war somit für sie irrelevant. Nun könnte man sagen: Aber vielleicht predigen die Irrlehrer, die die Christen zur Zeit der Abfassung des Kol in Kolossä bedrohen, dass auch Heidenchristen sich an das jüdische Religionsgesetz halten müssen. Dagegen kann man einwenden: Der Verfasser des Kol bringt in V. 13 die Verfehlungen und den Tod in erster Linie mit dem Heidentum in Verbindung, auch wenn er sich bzw. Paulus hinsichtlich der Vergebung der Verfehlungen einschließt. Die Rechtsurkunde und ihr Wegtun beziehen sich auf eben diese Verfehlungen und deren Vergebung. Das lässt darauf schließen, dass es sich bei der Rechtsurkunde um ein Schriftstück handelt, in dem die Verfehlungen verzeichnet sind. Man könnte also an eine Art Buch der Erinnerung denken, in dem die Taten des Menschen aufgeschrieben sind, damit sie beim endzeitlichen Weltgericht für das Urteil herangezogen werden können (vgl. Ps 149,9; Dan 7,10; Mal 3,16; Neh 13,14). Allerdings sind in diesem Buch auch oder nur die guten Taten verzeichnet. Aus dem Buch können zwar auch Taten ausgewischt werden, aber im Gegensatz zu Kol 2,14 sind es gute (vgl. Neh 13,14). Auch das Buch des Lebens, in dem die Namen der Gerechten verzeichnet sind (vgl. Ex 32,32-33; Ps 69,29; Offb 3,5; außerdem zahlreiche Stellen in der außerbiblischen, apokalyptischen Literatur), passt nicht zu Kol 2,14. Daher ist am ehesten an einen Schuldbrief zu denken: In diesem sind die Verfehlungen, die Schuld, verzeichnet. Diese müssen beglichen werden und begründen somit eine Forderung, nämlich die göttliche Strafe.
Wenn dieser Schuldbrief getilgt, aus der Mitte weggetan und an das Kreuz genagelt wurde, dann ist damit in Rechtssprache ausgedrückt, was bereits unmittelbar zuvor schon theologisch gesagt wurde: Durch den Kreuzestod Christi sind die Verfehlungen der Gläubigen vergeben.
Die Formulierung "er hat ihn aus der Mitte weggetan", macht deutlich, dass der Schuldbrief inmitten der Gemeinschaft der Christen keine beschuldigende und Forderungen begründende Funktion mehr hat. Ebenso wie eine Waffe, die aus einer Gruppe Menschen entfernt wird, stellt auch der Schuldbrief nach der Beseitigung keine Gefahr mehr dar. Dass das Wegtun des Schuldbriefes nicht nur ein Geschehen der Vergangenheit ist, sondern darüber hinaus auch für die Gegenwart besondere Relevanz hat, macht die Wahl der Zeitform Perfekt ("êrken" = "er hat ... weggetan") deutlich.
Das Annageln des Schuldbriefes an das Kreuz erinnert an die Kreuzigung Jesu Christi, bei der dieser ebenfalls ans Kreuz genagelt worden ist. Nagel und Kreuz sind das Mittel der Beseitigung des Schuldbriefes, das Kreuz ist darüber hinaus der Ort.
Weiterführende Literatur: Mit dem Ursprung der Metapher für die Vergebung der Sünden als Wirkung des Kreuzestodes Christi und mit den grammatischen Schwierigkeiten des Verses Kol 2,14 befasst sich R. Yates 1990, 248-259. Im NT finde sich das Wort "cheirographon" nur hier; darüber hinaus finde es sich an zwei Stellen der Septuaginta, nämlich in Tob 5,3LXX und 9,5LXX. Das "cheirographon" habe bisher sechs verschiedene Deutungen erfahren: a) Gesetz des Mose; b) Pakt des Menschen mit dem Satan; c) Schuldschein des Menschen Gott gegenüber (gegenwärtig häufigste Deutung); d) himmlisches Buch, in dem die Sünden des betreffenden Menschen aufgelistet sind; e) Bußstele, auf der die Sünden bekannt und Bedingungen für Vermeidung der Verdammung benannt werden; f) Passagierschein, der dem Mystiker den ungehinderten himmlischen Aufstieg bis zur Schau Gottes ermöglicht. R. Yates geht selbst von einem Schuldschein aus; mit einem solchen seien viele Menschen im antiken Kleinasien vertraut gewesen. Von der Deutung als Schuldschein aus ließen sich die grammatikalischen Probleme des Verses lösen.
Der sachliche Hintergrund von Kol 2,14 sei nach J. Luttenberger 2005, 80-95 der sich aus dem Begriff "cheirographon" ergebende differenzierte Vorgang der Schuldenbegleichung. Dieser Vorgang vollziehe sich in Tilgung, dem Bezahlen der Schuld, dem Außerkraftsetzen der Schuldurkunde und dem Beseitigen aus dem Bestand der fordernden Schuldurkunden. Nicht zufällig seien damit also auch beide Aspekte des Begriffes "exaleiphein", das Tilgen bzw. Auslöschen und das Vernichten aufgenommen. Kol 2,14 entfalte sachgerecht die in diesem Begriff liegenden Aspekte auf dem lebensnahen Hintergrund der antiken Schuldnerpraxis. Für jeden Menschen, den Schulden existenzbedrohend belasten, handele es sich um ein sehr einleuchtendes Bild.
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Beobachtungen: Das Verb "thriambeuô" bedeutet "triumphieren" oder "als Triumphator einziehen", wobei an einen Triumphzug gedacht sein dürfte, bei dem ein römischer Feldherr seinen militärischen Sieg samt den Besiegten zur Schau stellte. In diesem Fall ist Gott der siegreiche Feldherr und die Mächte und Gewalten sind die Besiegten.
In V. 15 finden sich zwei Partizipien, die beide in der Verbform Aorist stehen: "apekdysamenos" (aktivische Übersetzung: "entkleidet habend"; mediale Übersetzung: "sich entkleidet habend") und "thriambeusas" ("im Triumphzug mitgeführt habend"). Übersetzt man die beiden Partizipien wörtlich, dann ergibt sich folgende Übersetzung: "Die Mächte und (die) Gewalten entkleidet habend, stellte er sie öffentlich an den Pranger, sie im Triumphzug mitgeführt habend." Die Mächte und Gewalten wurden also entkleidet, bevor sie öffentlich an den Pranger gestellt wurden. Und dass sie öffentlich an den Pranger gestellt wurden, setzt den Triumphzug voraus. Dabei ist der Triumphzug aber wohl der öffentlichen Zurschaustellung nicht vorangegangen, sondern die öffentliche Zurschaustellung erfolgte mittels des Triumphzuges. Die Zurschaustellung dürfte die Funktion der Beschämung gehabt haben. Dies macht insbesondere die Entkleidung deutlich.
Vielleicht spielt die Entkleidung auch auf Jesus Christus an, wie er entkleidet am Kreuz hing. Die Gewalten und Mächte - jüdische Führungspersonen, das jüdische Religionsgesetz, die römische Regierungsmacht und/oder widergöttliche überirdische Wesen -, die Jesus ans Kreuz gebracht hatten, meinten schon über diesen zu triumphieren. Letztendlich triumphieren sie aber nicht, sondern sie werden als Unterworfene im Triumphzug mitgeführt, und zwar wie Jesus am Kreuz entkleidet. Diejenigen, die triumphieren, sind Gott und Jesus Christus.
Die griechischen Begriffe "archas" ("Mächte") und "exousias" ("Gewalten") sind weiblich. Das Personalpronomen "autous" dagegen ist männlich, obwohl es sich auf "archas" und "exousias" bezieht. Eigentlich müsste das Geschlecht des Personalpronomens dem Geschlecht des Bezugswortes bzw. der Bezugswörter entsprechen. Dass dies hier nicht der Fall ist, lässt daran denken, dass die Mächte und Gewalten im Hinblick auf den Triumphzug nicht abstrakt, sondern personifiziert gedacht sind. So können es menschliche Fürsten oder Könige, aber auch überirdische Wesen wie Götter, Dämonen oder Engel sein. Diese menschlichen Herrscher oder/und überirdischen Wesen sind zumindest teilweise männlich gedacht.
Der Triumphzug ist als bereits vollzogen gedacht, findet also nicht (mehr) in der Gegenwart statt. Er hat bereits stattgefunden, und zwar "in ihm" (oder: "durch ihn"). "In ihm" dürfte als "in Christus" (oder: "im Kreuz") zu deuten sein, also "im Macht- und Heilsbereich Christi". Das Heil geht dabei vom Kreuzestod Christi aus. Der Triumph samt dem Triumphzug ist also ohne den Kreuzestod Christi nicht zu denken. Nur so lässt sich auch erklären, dass Christus in V. 10 als das Haupt aller Macht und Gewalt bezeichnet wird. Diese Bezeichnung setzt die Unterwerfung der Mächte und Gewalten voraus, aus der wiederum die Herrschaft Christi und die Unterordnung der Mächte und Gewalten resultieren.
In V. 14-15 finden sich sechs Begriffe, die in den für echt gehaltenen Paulusbriefen nicht vorkommen: exaleiphein (löschen / tilgen), cheirographon (Handgeschriebenes / Rechtsurkunde / Schuldbrief), hypenantion (gegen), prosêloun (annageln), apekdyesthai (enthüllen / entkleiden), deigmatizein (an den Pranger stellen). Das weist darauf hin, dass diese beiden Verse nicht aus der Feder des Paulus stammen. Möglicherweise handelt es sich um Paulus bzw. dem Verfasser des Kol bereits vorliegendes Traditionsgut. Ebenfalls kann der Verfasser des Kol die Verse geschrieben haben, sofern er nicht Paulus ist.
Weiterführende Literatur: Mit der besonderen Bedeutung der Partizipien in der argumentatio Kol 1,24-4,1 befasst sich unter syntaktischen und rhetorischen Gesichtspunkten L. Giuliano 2013, 293-317. Ihnen komme bei der Fortentwicklung des Gedankengangs eine entscheidende Rolle zu. Im ersten Abschnitt 1,24-2,5 konzentriere sich das wiederholte Auftreten der Partizipien insbesondere auf die Person des Apostels Paulus. Im zweiten Abschnitt 2,6-23 verschiebe sich der Schwerpunkt hin zu Christus und den Gläubigen.
F. Guerra 1987, 27-50 setzt sich im ersten Teil seines Aufsatzes mit Kol 2,14-15 und der parallelen Struktur der beiden Verse auseinander und geht auf das schwer verständliche oder mehrdeutige Vokabular ein. Im zweiten Teil befasst er sich mit der Stellung der beiden Verse im gesamten Kol und im Abschnitt 2,6-23 und deutet die Verse, und zwar in Auseinandersetzung insbesondere mit W. Carr 1981. Paulus erinnere im Kol an die Freiheit, die die Christen durch den sühnenden Tod Christi gewonnen hätten - Freiheit von gesetzlichen Normen jüdischer Herkunft oder von Vorschriften religiös-philosophischer Art. Die Einhaltung von solcherlei Normen und Vorschriften sei für Paulus ein Rückfall in den früheren heidnischen Götzendienst. Ein solcher Rückfall sei gerade für Menschen mit einem schwachen Glauben eine Versuchung, auch in der heutigen Zeit.
R. Hoppe 1994 versucht anhand eingehender traditions- und religionsgeschichtlicher Analysen aufzuweisen, dass gerade in der Zentralfrage des Paulus, nämlich in der Deutung des Kreuzes Jesu, der Autor des Kol gegenüber den Briefen des Paulus neue Wege geht, die es nicht mehr erlauben, von Kontinuität in der Paulus-Tradition zu sprechen. Die Ausrichtung auf den in der Zukunft sich durchsetzenden Heilsplan Gottes im paulinischen Sinne sei durch den ontologischen des ekklesialen Idealismus aufgehoben. Die Deutung des Kreuzes als Triumph sei in Kol 1,12-23 ebenso wie in 2,11-15 maßgebliche Grundlage für den präsentischen ekklesialen Heilsgedanken. Diese Kreuzesinterpretation kenne der Verfasser schon aus seiner Tradition, habe sie aber für die Situation seiner Adressatengemeinde weiter ausgebaut und zugespitzt. Hier lägen dann die wesentlichen Grundlagen für ein theologisches Konzept, das vorpaulinische Denktraditionen aufnehme und in nachpaulinischer Zeit neu zur Geltung bringe.
R. Yates 1991, 573-591 geht davon aus, dass der Ursprung der Metapher in Kol 2,15 im römischen Triumphzug liege. Dessen Hauptgewicht habe aber nicht auf der Präsentation der Gefangenen und auch nicht auf der Präsentation von Siegestrophäen gelegen, sondern auf dem Ruhm des Triumphators und der Ehre, die mit seinem Triumph der Stadt zukam. Die Frage, wer die "Mächte und Gewalten" sind, sei auf dem Hintergrund mystischer und asketischer Praktiken der Kolosser zu beantworten. Die Kolosser hätten sich der Verehrung von Engeln hingegeben, folglich gebe es keinen Anlass, in den "Mächten und Gewalten" böse Mächte zu sehen. Vielmehr seien Engel gemeint, die den sühnenden Tod Jesu feierten und öffentlich beklatschten. Das "Entkleiden" beziehe sich auf Jesus Christus, das Ablegen des fleischlichen Leibes. Der Autor habe die Rede vom "Entkleiden" von den Kolossern übernommen, die die Formulierung im Hinblick auf ihre mystischen Erlebnisse benutzt hätten. So sei von ihnen erstrebt worden, sich für den visionären Aufstieg zur himmlischen Schau des Gottesdienstes der Engel des Leibes zu entledigen. Der Kol mache aber deutlich, dass es sich bei der gottesdienstlichen Feier der Engel nicht um ein Geschehen handele, zu dem nur einige Visionäre Zugang haben; vielmehr sei sie öffentlich und für alle. Indem die Christen ihre alte Lebensweise ablegen und die neue anlegen, hätten sie Anteil an der "Entkleidung" Christi.
H. O. Maier 2005, 323-349 spürt Vokabular, Motiven und theologischen Themen im Kol nach, die der Sprache des römischen Kaiserkults entspringen. Auch die Rede von einem "Triumphzug" gründe auf imperialer Sprache. Allerdings handele es sich bei dem Triumphzug Christi nicht um einen, der die militärische Unterwerfung und "Befriedung" von Fremdvölkern vor Augen führt, sondern um einen, der kosmische Versöhnung durch Selbsthingabe im Kreuzestod aussagt.
Laut A. Hock 2007, 110-119 hätten es die Kommentatoren bisher versäumt, bei ihrer Diskussion der Bedeutung des Verbs "thriambeuein" ("im Triumphzug mitgeführen") die beiden Vorkommen des Verbs in 2 Kor 2,14 und Kol 2,15 miteinander zu vergleichen. Diesen Vergleich nimmt A. Hock vor, wobei er auf die Dynamiken der Partizipien eingeht und zu ergründen sucht, welche Personen sich hinter den Personalpronomen "hêmas" ("uns") in 2 Kor 2,14 und "autous" ("sie") in Kol 2,15 verbergen. Ergebnis: Die Objekte des Triumphzuges seien keine Gefangenen, sondern in den triumphierenden Christus inkorporiert. Christus sei der Feldherr, der nach seinem Sieg über das Reich der Finsternis den Aposteln und Engeln erlaube, am Ruhm seines Sieges teilzuhaben.
Literaturübersicht
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