Auslegung und Bibliographie zur Bibel


Epheserbrief

Der Brief des Paulus an die Epheser

Eph 4,11-16

Studieren Sie die Bibel! Hier finden Sie einen Einstieg in die wissenschaftliche Auslegung von Bibeltexten mit Literaturangaben.

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Jede Seite enthält eine Übersetzung des jeweiligen Bibeltextes, sowie Beobachtungen (Vorbereitung der Auslegung), Hinweise zu weiterführender Literatur und eine abschließende Literaturübersicht.

Eph 4,11-16



Übersetzung


Eph 4,11-16 :11 Und er selbst gab die einen als Apostel, die anderen als Propheten, die anderen als Evangelisten, die anderen als Hirten und Lehrer 12 zur Zurüstung der Heiligen für [das] Werk des Dienstes, für [die] Auferbauung des Leibes, 13 bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes (des) Gottes, zum vollendeten Menschen, zum vollen Maß der Fülle (des) Christi, 14 damit wir nicht mehr Unmündige seien, umhergeworfen und herumgewirbelt von jedem Wind der Lehre im Würfelspiel der Menschen, in der Verschlagenheit, nach der Methode des Irrtums. 15 Lasst uns vielmehr die Wahrheit reden in Liebe und in allem hinwachsen zu ihm, der das Haupt ist, Christus, 16 von dem der ganze Leib - verbunden und zusammengehalten durch jedes Stützgelenk gemäß [der] Kraft, die jedem einzelnen Teil zugemessen ist - das Wachstum des Leibes vollbringt zur Auferbauung seiner selbst in Liebe.



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V. 11


Beobachtungen: In 4,1-6 hatte der Verfasser des Eph die Adressaten zur Einheit gemahnt. Aus 4,7-10 ging jedoch hervor, dass es in der Einheit durchaus Verschiedenheit gibt, weil Christus den Christen verschiedene Gaben gegeben hat. Die Grundlage dafür, dass Christus als Geber auftreten kann, ist, dass er als siegreicher Feldherr und Herrscher alle Mächte, Gewalten, Kräfte und Herrschaften überwunden hat, über die Himmel erhaben ist und schließlich alles erfüllt. Die V. 11-16 nennen nun verschiedene Begabungen und ihren Zweck in der Kirche und Heilsgeschichte.


Der Verfasser des Eph nennt als Gaben Christi (vgl. 4,7) "Ämter", wobei unklar ist, ob es sich tatsächlich um Ämter im eigentlichen Sinne handelt, die durch Bestimmung oder Wahl vergeben werden. Der Verfasser sagt hier nichts weiter zu den "Ämtern", auch nichts zu deren Aufgaben.


Die Apostel und Propheten sind gemäß 2,20 das Fundament des Kirchenbaus. Ihnen kommt also in der Kirche eine tragende Rolle zu, die aber nicht konkretisiert wird. Gemäß 3,5 wurde den heiligen Aposteln und Propheten im Geist das Geheimnis Christi offenbart. Sie sind also mit einer besonderen Erkenntnis versehen. Der Verfasser des Eph, der sich als Paulus ausgibt, bezeichnet sich selbst als "Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen". Vermutlich setzt der Verfasser des Eph das paulinische Apostelverständnis voraus, demgemäß von Jesus Christus zur Mission Entsandte gemeint sind (siehe Beobachtungen zu 2,20).


Der Begriff "euangelistês" ("Evangelist") taucht im Eph nur hier auf und es bleibt offen, was die Tätigkeit bzw. Aufgabe der Evangelisten ist. Die Bezeichnung macht deutlich, dass sie in besonderem Maße mit dem Evangelium zu tun haben. Sind sie Schreiber von Evangelien? Gehören auch die Evangelisten Markus, Matthäus, Lukas und/oder Johannes dazu? Oder predigen sie das Evangelium? Oder lehren sie dieses? Oder sind sie sowohl Prediger als auch Lehrer des Evangeliums?


Der Begriff "poimên" ("Hirte") findet sich im Eph nur hier. Ein Hirte ist eigentlich eine Person, die eine Herde hütet. So könnte der Begriff auch im übertragenen Sinn im Hinblick auf die Gemeinde gemeint sein: Der "Hirte" hütet seine "Schafe", die Gemeindeglieder, beschützt sie vor Irrlehren, leitet sie (als Oberhaupt?), stärkt und tröstet sie bei Anfechtungen und Bedrängnissen.

Die "Lehrer" werden ohne weiteren Artikel angeschlossen. Bedeutet das, dass es sich bei den beiden genannten Personengruppen in Wahrheit nur um eine einzige handelt? Sofern man dies annimmt, kann man die Bezeichnung "Lehrer" als Erklärung des Begriffs "Hirten" verstehen, in dem Sinne, dass die Hirten an erster Stelle lehren. Allerdings weist die Verwendung nur eines Artikels nicht zwangsläufig auf nur eine einzige Personengruppe hin, wie 2,20; 3,5 und 4,11 beweisen. In 2,20 und 3,5 werden die Apostel und Propheten in einem Atemzug unter Verwendung nur eines einzigen Artikels genannt, in 4,11 ist aber jede der beiden Personengruppen mit einem eigenen Artikel versehen, womit es sich um zwei verschiedene Personengruppen handeln dürfte. Die Verwendung nur eines Artikels für zwei Personengruppen kann auch damit erklärt werden, dass es bei ihren Tätigkeiten Überschneidungen gibt, oder dass sie beispielsweise bezüglich ihrer Würde oder ihrer Tätigkeiten bzw. Aufgaben zusammengehören. Das ist bei den Aposteln und Propheten der Fall, die beide das Fundament des Kirchenbaus bilden und somit eine besondere Würde innehaben. Und schließlich muss die Verwendung nur eines Artikels für zwei Personengruppen nicht unbedingt etwas zu bedeuten haben, sondern kann auch stilistische Gründe haben. In 1 Kor 12,28-29 erscheinen jedenfalls die Lehrer - ohne Erwähnung der Hirten - als eine eigene Personengruppe.


Es ist fraglich, ob es sich bei der Aufzählung der "Ämter" um eine vollständige Aufzählung der dem Verfasser des Eph bekannten Ämter handelt. Auf jeden Fall sind es nicht die einzigen "Ämter", die das NT kennt.


Weiterführende Literatur: R. Penna 1979, 278-286 findet bemerkenswert, dass sich unter den verschiedenen aufgezählten, darunter auch grundlegenden Diensten zahlreiche „Dienste am Wort“ finden. Bemerkenswert sei auch die Erwähnung von „Hirten“, denn es sei die einzige Stelle im NT, in der die Bezeichnung „Hirte“ im kirchlichen Sinn auf einige Gemeindeglieder übertragen ist. Ansonsten sei sie Christus vorbehalten. Es werde also nahegelegt, dass die „Hirten“ in besonderem Maße Anteil am Hirtenamt Christi haben. Wie auch bei den anderen „Ämtern“ handele es sich jedoch nicht um ein Kirchenamt im Rahmen einer Hierarchie, sondern um einen „Dienst an den Heiligen“ (vgl. 2 Kor 8,4), wie er in verschiedener Weise jedem Christen gegeben sei (vgl. Eph 4,7).


Zu Gemeinde und Gemeindeleitung nach Eph 4 siehe C. Böttrich 1999, 137-150. Zu V. 11: Es stelle sich die Frage, warum im Eph (und speziell auch in 4,11), dem doch so viel an Einheit und Zusammenhalt der Kirche liege, das Bischofsamt nicht erwähnt wird. Auch der Eph könne sich der Entwicklung hin zu einem zentralen Leitungsamt nicht entziehen. Antwort: In Eph 4,11 werde keine - repräsentative oder vollständige - Mehrzahl verschiedener Ämter aufgezählt, sondern es werde das eine leitende Amt (des Bischofs) unter dem Aspekt von Leitung und Lehre in Rückbindung an die apostolische Tradition umschrieben. Dies sei damit zu erklären, dass das Bemühen um eine überregionale Einheit der Kirche zwar klare Strukturen verlange, die auf einer straffen Leitung der Ortsgemeinden als ihrer kleinsten Einheiten aufbauen müssten, der Eph jedoch sehr deutlich die Gefahren sehe, die von einer solchen Zentralisierung ausgehen. Für den Verfasser des Eph bleibe der paulinische Grundsatz verpflichtend, der in Leitungsfunktionen zuerst einen Dienst sehe. Herrschaft komme in der Kirche nur Christus zu. Weil der Verfasser des Eph die Gefahren einer Machtposition des Bischofsamtes offenbar deutlicher als das Lukasevangelium oder die Pastoralbriefe sehe, vermeide er den Titel und beschreibe stattdessen seine Funktionen. In V. 12 werde die Aufgabe des gemeindeleitenden Amtes formuliert: Die besondere Kompetenz der Gemeindeleitung müsse darin bestehen, die vielfältigen Befähigungen der Gemeindeglieder zusammenzubringen und für die gemeinsame Aufgabe fruchtbar zu machen, die mit den Stichworten „Vervollkommnung“ und „Wachstum“ bezeichnet werde.


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V. 12


Beobachtungen: Die Inhaber der "Ämter" haben zwar wohl besondere, leitende Tätigkeiten inne, sind aber mitnichten allein für den Gemeindeaufbau verantwortlich und tätig. Vielmehr sind sie zur Zurüstung der Heiligen gegeben. "Zurüstung" bedeutet, dass sie die Heiligen in die Lage versetzen, ebenfalls aktiv zu werden bzw. zu sein. Aber wer ist mit dem "Werk des Dienstes" befasst, wer mit der Auferbauung des Leibes? Ist gemeint, dass die Inhaber der "Ämter" sowohl für die Zurüstung der Heiligen als auch für das Werk des Dienstes als auch für die Auferbauung des Leibes gegeben sind? Oder ist gemeint, dass dass die Inhaber der "Ämter" für die Zurüstung der Heiligen gegeben sind, damit diese das Werk des Dienstes durchführen und zur Auferbauung des Leibes beitragen können? Für erstere Deutung spricht insbesondere, dass die Begabung aller Heiligen in den V. 7 und 16 thematisiert wird. Die V. 11 und 12 dagegen nehmen konkret die Inhaber der "Ämter" in den Blick. Für letztere Deutung spricht insbesondere, dass der Verfasser des Eph von der Präposition "pros" ("zur") zur Präposition "eis" ("für") wechselt. Demnach gibt "für [das] Werk des Dienstes, für [die] Auferbauung des Leibes" an, wofür die Heiligen zugerüstet werden. Auch sind die besonderen Befähigungen wie die "Ämter" und die Zurüstung wohl in einem engen Zusammenhang zu sehen. Letztere Deutung ist wohl vorzuziehen, wobei erstere Deutung mitklingen mag. Das Werk des Dienstes und die Auferbauung des Leibes sind somit Sache aller Heiligen, wobei die Inhaber der "Ämter" von Christus dafür gegeben sind und die Gemeindeglieder ohne "Amt" dafür von den Inhabern der "Ämter" zugerüstet werden.


Bei den „Heiligen“ handelt sich gemäß frühchristlichem Verständnis nicht um besondere Wundertäter, sondern um alle Christen, die durch ihre Taufe geheiligt worden sind und nun ein neues, heiliges und reines Leben führen (sollten).


Es bleibt offen, um was für einen Dienst es geht. Mit Blick auf 3,7, wo sich der Verfasser des Eph selbst als Diener Jesu Christi bezeichnet, kann davon ausgegangen werden, dass auch der in 4,12 angesprochene Dienst letztendlich ein Dienst für Jesus Christus, den "Herrn" der Christen, ist. Die Verbindung mit der nachfolgend genannten "Auferbauung des Leibes" weist darauf hin, dass es sich um einen Dienst handelt, der im Rahmen der Gemeinde erfolgt und deren Aufbau dient. Dabei kann die Genitivkonstruktion "Werk des Dienstes" so verstanden werden, dass das Werk selbst der Dienst ist, oder so, dass das Werk durch Dienst gekennzeichnet ist. Wie auch immer: Die christliche Existenz ist nicht ich-bezogen, sondern ein auf Gott, Christus und auf andere Menschen bezogener (Liebes-)Dienst.


Der altgriechische Begriff "oikodomê" kann entweder den Bau (im Sinne von Gebäude) an sich oder das Bauen bezeichnen. In 4,12 (und auch 4,16) kann nur letztere Bedeutung vorliegen. Dabei erstaunt auf den ersten Blick die Verbindung des Bauens mit dem Leib, denn ein Leib wird nicht gebaut, sondern wird ertüchtigt. Auch kann das Wachstum des Leibes gefördert werden. Dass hier von der "Auferbauung des Leibes" die Rede ist, lässt sich damit erklären, dass der Verfasser des Eph zwei Bilder kombiniert: Das Bild des Leibes und das Bild des Baus eines Gebäudes. Die Kombination ist daher möglich, weil sowohl der Leib als auch der Bau Bilder für die Kirche sind. Gemäß 1,22-23 ist die Kirche der Leib Christi, welcher deren Haupt ist (vgl. 4,15). Und gemäß 2,19-22 ist die Kirche ein Bau (oikodomê), der zum "heiligen Tempel im Herrn" wächst.


Weiterführende Literatur: L. M. White 1987, 209-228 verortet die theologischen Vorstellungen und Begriffe Eph 4,1-16 hinsichtlich sozialer Organisation, Leitung und Gemeindeaufbau im Kontext der Hausgemeinden.


S. F. Kruger 2005, 527-553 befasst sich mit dem Gebrauch des Substantivs „katartismos“ („Zurüstung“) und des Verbs „katartizô“ („zurüsten“) im NT. Er legt dar, dass es zwei Bedeutungsnuancen des Verbs gebe: Zum einen bezeichne es die idealen Eigenschaften, die Einstellung und den Charakter, die mit einem Gläubigen verbunden werden. Zweitens habe es die implizite Bedeutung einer Handlung, durch die eine Person zum Ideal hin wächst. Der Prozess und das Ergebnis seien voneinander abhängig und der Prozess der Zurüstung sei mit Blick auf das gewünschte Ergebnis zu sehen. Das Substantiv „katartismos“ wird hinsichtlich seiner Bedeutung im Kontext von Eph 4,7-16 untersucht. Hier bezeichne es ebenfalls sowohl den Prozess als auch das Ergebnis, wobei das Hauptgewicht auf dem Prozess liege. Der Prozess des Wachstums im Eph enthalte vier Aspekte: das diagnostische Element, das Element der Kenntnis und der Einsicht, das Element der Verwirklichung und das Element des Weitblicks, das für die wirksame Verwirklichung der Kenntnis leitend sei.


Mit der Frage nach dem Wesen des Dienstes gemäß Paulus befasst sich R. Y. K. Fung 1982, 129-146, der auf S. 139-144 auf Eph 4,7-16 eingeht. Paulus spreche mehr vom Dienst im Hinblick auf die Kirche als im Hinblick auf die Welt. Zwar komme der Verkündigung des Evangeliums, die ein direkter Dienst an der Welt sei, große Bedeutung zu, aber dennoch lege Paulus das Hauptgewicht auf den Dienst an der Kirche. Zuerst sei mittels Zurüstung und Gemeindeaufbau die Kirche zur Reife zu führen, bevor diese wirksam ihren einzigartigen Beitrag in der Welt leisten könne.


In V. 12 besteht aus drei Präpositionalsätzen: „zur Zurüstung der Heiligen“, „für [das] Werk des Dienstes“ und „für [die] Auferbauung des Leibes“. Diese nennen vermutlich die Gründe dafür, dass Christus die in V. 11 genannten „Ämter“ als Gaben gegeben hat. S. H. T. Page 2005, 26-46 vertritt die Meinung, dass es sich um die Aufzählung von drei verschiedenen Gründen handele, „für [das] Werk des Dienstes“ also – anders als oft angenommen – nicht von „zur Zurüstung der Heiligen“ abhängig sei. Es sei also „… zur Zurüstung der Heiligen, für [das] Werk des Dienstes ...“ zu lesen, nicht aber „ … zur Zurüstung der Heiligen für [das] Werk des Dienstes …“. Damit beziehe sich „für [das] Werk des Dienstes“ nicht auf den Dienst eines jeden Christen, sondern nur auf den ganz spezifischen Dienst im Bereich der Lehre. Für diese Deutung sprächen eine sorgsame Analyse der Präpositionen des Verses, der grammatikalischen Struktur des Verses, der Schlüsselbegriffe und des literarischen Kontextes sowie die Deutung des Verses durch Johannes Chrysostomus.

Auch J. C. O’Neill 2001, 336-340 geht davon aus, dass alle drei Präpositionalsätze für sich zu lesen und folglich mit Kommas voneinander zu trennen seien. Möglicherweise würde drei Phasen der frühen Kirchengeschichte aufgezählt: Die erste Phase sei diejenige der „Zurüstung“ im Sinne der „Wiederherstellung“. In dieser Phase gehe es darum, dass die Inhaber der „Ämter“ die Menschen – konkret die zum christlichen Glauben Vorherbestimmten – dem Zustand zuführen, in dem sie sich befinden sollten, und in Gemeinden versammeln. Die zweite Phase sei der Dienst der Inhaber der „Ämter“ gegenüber den „Heiligen“, also allen Gemeindegliedern. Die dritte Phase resultiere aus der ersten und zweiten. In ihr gehe es darum, dass die Inhaber der „Ämter“ und alle anderen „Heiligen“ gleichermaßen zum vollkommenen Leib Christi, also zur tadellosen Kirche, erbaut werden.

H. P. Hamann 1988, 42-49 vertritt ebenfalls die Meinung, dass der zweite Präpositionalsatz nicht dem ersten untergeordnet werden könne, und führt dafür linguistische Gründe an. Weder das Substantiv „katartismos“ („Zurüstung“) noch das Verb „katartizô“ („zurüsten“) könnten im Sinne einer Zurüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes verstanden werden. Und mit dem Substantiv „diakonia“ („Dienst“) sei kein Dienst im Alltagsleben beliebiger Gemeindeglieder gemeint, sondern ein ganz spezieller Dienst, eben der Dienst der Inhaber der „Ämter“.

J. M. Granados Rojas 2011, 81-96 legt dar, dass die drei Präpositionalsätze in V. 12 gemeinhin als Zweck der in V. 11 genannten „Ämter“ bzw. „Amtsinhaber“ verstanden würden. Die Diskussion entzünde sich an der Frage, in welcher Beziehung die Zwecke untereinander stehen und in welcher Beziehung zu den „Ämtern“ bzw. „Amtsinhabern“. Könnte der Wechsel der Präposition von „pros“ („zur“) hin zu „eis“ („für“) eine Modifizierung des Zwecks bedeuten? Ist nach jedem Präpositionalsatz in der Übersetzung ein Komma einzufügen? Sind die Zwecke gleichrangig oder gibt es untergeordnete Zwecke? Vier verschiedene Deutungen würden vorgebracht: a) Alle drei Präpositionalsätze seien mittels eines Kommas zu trennen und bezeichneten einen eigenen Zweck. Damit seien die Zurüstung der „Heiligen“, das Werk des Dienstes und die Auferbauung des Leibes nur Sache der „Ämter“ bzw. „Amtsinhaber“. b) Nur der erste Präpositionalsatz hänge vom Verb „gab“ ab, die beiden anderen Präpositionalsätze seien vom ersten abhängig. Demnach habe Christus die „Ämter“ bzw. „Amtsinhaber“ zur Zurüstung der Heiligen gegeben. Und diese Zurüstung sei für das Werk des Dienstes und für die Auferbauung des Leibes erfolgt. Das Werk des Dienstes und die Auferbauung des Leibes kämen somit allen „Heiligen“ zu. c) Nur der zweite Präpositionalsatz sei dem ersten untergeordnet, der dritte Präpositionalsatz dagegen hänge ebenso wie der erste vom Verb „gab“ ab und sei folglich vom zweiten mittels eines Kommas abzutrennen. Demnach habe Christus die „Ämter“ bzw. „Amtsinhaber“ zur Zurüstung der Heiligen und für die (oder: zur) Auferbauung des Leibes gegeben. Die Zurüstung der „Heiligen“ erfolge für das Werk des Dienstes, das somit allen „Heiligen“ zukomme. Außerdem habe Christus die „Ämter“ bzw. „Amtsinhaber“ für die (oder: zur) Auferbauung des Leibes gegeben. J. M. Granados Rojas hält keine dieser Deutungen für richtig, sondern vertritt eine eigene Deutung: Die Konstruktion „pros“ + Akkusativ weise darauf hin, dass der erste Präpositionalsatz keinen Zweck angibt, sondern Übereinstimmung (vgl. 2 Kor 5,10; Gal 2,14; Eph 3,4). Die Präposition „eis“ sei kein Hinweis darauf, dass der zweite und der dritte Präpositionalsatz als Parallelen zu verstehen oder einander untergeordnet sind. Vielmehr definiere der zweite Präpositionalsatz den ersten und der dritte nenne das Ergebnis der ersten beiden Präpositionalsätze. Christus weise also allen „Heiligen“ ein bestimmtes „Amt“, einen Dienst, zu. Dieses „Amt“ bzw. dieser Dienst müsse sich nach der Vorbereitung richten, mit dieser in Übereinstimmung sein. So würde der Leib auferbaut.


Zum Wortfeld "oikodomê" ("Bau") und "oikodomein" ("bauen/gründen") in Eph 4,7-16 siehe I. Kitzberger 1986, 322-326. Nach der Mahnung zu einem entsprechend der Berufung ausgerichteten Leben und der Betonung der Einheit in V. 1-6 werde in V. 7-16 das Thema der Vielfalt der Gaben und ihrer Funktion für die Kirche entfaltet. Dabei sei die komplizierte Struktur des Textes so angelegt, dass im Hinblick auf die Empfänger der verschiedenen Gaben vom weiten Kreis auf den engen übergegangen wird, um sodann die Stellung und Funktion aller im Wachstumsprozess des Leibes Christi zu betonen. Zum Begriff "oikodomê": Mit "oikodomê" sei in V. 12 das Ziel bzw. der Zweck der (der Kirche) gegebenen Gaben, die die "Amtsträger" seien, genannt. In V. 16 sei "oikodomê" das Ziel (bzw. der Vorgang) des (intensiven) Wachstums des Leibes, der die Kirche sei.


R. Lemmer 1998, 459-495 befasst sich mit der Leib Christi – Metapher im Eph und geht knapp auf folgende Texte ein: 1,20-23; 2,16-22; 3,3-6; 3,9-12; 3,14-21; 4,3-6; 4,12-16; 5,23-30.


Auf das Konzept der Kirche als „Leib Christi“ als Schlüsselelement der paulinischen Theologie geht J. L. Breed 1985, 9-32 ein, wobei die biblischen Schlüsseltexte (S. 17-18: Eph 4,1-16) und die Schlüsselbegriffe im Mittelpunkt stehen.


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V. 13


Beobachtungen: Christsein ist gemäß 4,13 keine statische Angelegenheit, sondern ein Prozess, der auf drei Ziele - genauer gesagt: auf ein Ziel, das aus drei verschiedenen Aspekten besteht - hinführt. Dieser Entwicklungsprozess ist nicht nur Sache des einzelnen Christen, sondern der gesamten christlichen Gemeinschaft ("wir alle"). Es handelt sich um einen Prozess der geistlichen Reifung, bis hin zur Vollendung bzw. Vollkommenheit.


Das Ziel des Entwicklungsprozesses ist der Christ (bzw. die Kirche), der nicht irgendwelchen Irrlehren folgt, sondern stabil und reif bei der wahren christlichen Lehre bleibt und gemäß dieser auch lebt. Dieses Ziel gliedert sich in drei Aspekte:

Der erste Aspekt ist die Einheit, die sich wiederum in zwei Aspekte untergliedert: zum einen die Einheit des Glaubens und zum anderen die Einheit der Erkenntnis des Sohnes Gottes. Die Christen sind zwar schon zum Glauben gekommen und haben auch schon Erkenntnis des Sohnes Gottes, also Jesu Christi, erlangt (vgl. 1,9-10), jedoch ist der Glaube aus Sicht des Verfassers des Eph noch uneinheitlich, ebenso die Erkenntnis. Diese Bewertung des Sachverhaltes lässt sich damit erklären, dass in ihrer Frühzeit die Kirche aus einer Vielzahl Hausgemeinden bestand, die sich in einer mehrheitlich nichtchristlichen Umgebung befanden. Die nichtchristliche Glaubenswelt war im östlichen Mittelmeerraum uneinheitlich und dementsprechend wurden auch die christlichen Hausgemeinden mit verschiedenen religiösen Weltanschauungen konfrontiert und in gewissem Maße von diesen auch beeinflusst. So erklärt sich, dass der Verfasser des Eph sich genötigt sieht, auf der Einheit zu pochen, die nur auf Jesus Christus und einer einheitlichen Sichtweise von diesem gründet.

Der zweite Aspekt ist, dass die Christen ihrer Bestimmung als "Heilige" nachkommen sollen. Die Heiligkeit ist in gewisser Weise eine Vollkommenheit, wie sie dem heiligen Gott zukommt. Wenn die Christen als "Heilige" bezeichnet werden, so sind sie zwar im Grundsatz durch ihren Glauben schon heilig, jedoch ist die Heiligkeit auch eine Forderung, nämlich die Forderung, sich wirklich auf den christlichen Lebensweg zu begeben und an dem Prozess der Reifung im Glauben bis hin zur Vollendung in der wahren christlichen Bestimmung teilzuhaben. Alle diese Aspekte sind in dem Bedeutungsspektrum des Adjektivs "teleios" ("vollendet/vollkommen") enthalten, nämlich die Vollendung, die Vollkommenheit und schließlich auch die Reife, wie sie einem Erwachsenen - einen solchen (männlichen) bezeichnet der zusammen mit "teleios" verwendete Begriff "anêr" - im Vergleich zum Kind eigen ist. Dabei geht es nicht um den Menschen, der im weltlichen Sinne fehlerlos ist und alles am besten weiß, sondern um den im christlichen Glauben gefestigten, gereiften, vollendeten und vollkommenen Menschen. Zur Vollkommenheit im Glauben gehört untrennbar auch die Sündenvergebung aufgrund des sühnenden Kreuzestodes Christi

Der dritte Aspekt ist das "volle Maß der Fülle Christi". Die wörtliche Übersetzung der Formulierung "eis metron hêlikias tou plêrômatos tou Christou" ist "zum Maß der Reife der Fülle (des) Christi". Um diese Formulierung zu verstehen, muss man sie in ihre einzelnen Bestandteile zerlegen. Der erste Bestandteil ist das "Maß". Das Maß kann eine Länge oder eine Ausdehnung sein, aber sich auch auf die Reife beziehen. Dass es nicht um ein kleines Maß geht, sondern um ein großes, macht der zweite Bestandteil deutlich, nämlich die "Reife". Der Begriff "hêlikia" meint zum einen generell das "Alter", dann aber auch konkret das Alter des erwachsenen, gereiften Menschen. Damit wiederum kann auch die Körperstatur und Größe des Erwachsenen zusammenhängen. Das "Maß der Reife" dürfte also die große Länge, die große Ausdehnung und/oder die Reife des Erwachsenen bezeichnen. Der dritte Bestandteil ist die "Fülle". Dabei klingt das Gefäß an, das gefüllt wird oder ist. Das Gefäß hat ein bestimmtes Maß, ist nämlich groß, und es ist in einem großen Maße gefüllt. Gemäß 1,23 dürfte es sich bei der "Fülle" um die Kirche handeln. Der vierte Bestandteil ist "Christus". Die Genitivkonstruktion "Fülle (des) Christi" lässt offen, ob Christus die Kirche füllt oder ob die Kirche Christus füllt. Auch 1,23 lässt dies offen. Insofern haben wir auch in 4,13 von Mehrdeutigkeit auszugehen: Es geht darum, dass die Kirche in hohem Maße (möglichst vollständig) von Christus gefüllt wird, und darum, dass Christus - und damit verbunden die ganze Welt (vgl. 1,23) - von der Kirche gefüllt wird. Sehen wir also alle vier Bestandteile der Formulierung im Zusammenhang, dann ist der dritte Aspekt des Glaubensziels die Kirche, die groß ist und die ganze Welt erfüllt, die einen großen und reifen Glauben hat, der allein an Christus ausgerichtet ist.


Die Häufung von Genitiven ist ein typisches Merkmal des Eph. Meist handelt es sich um doppelte Genitive, bei der Formulierung "zum Maß der Reife der Fülle (des) Christi" haben wir es dagegen mit einem dreifachen Genitiv zu tun.


Als "Sohn Gottes" wird Jesus Christus im Eph nur in 4,13 bezeichnet. Der Titel, der in den gemeinhin für echt gehaltenen paulinischen Briefen häufig auftaucht, ist also für den Eph völlig untypisch. Dementsprechend spricht eine Variante nicht von "der Erkenntnis des Sohnes (des) Gottes", sondern von "der Erkenntnis (des) Gottes". Diese - von nur wenigen Textzeugen gebotene - Variante ist aber sicherlich nicht ursprünglich, sondern eine spätere Anpassung an 1,17, wo Gott selbst Objekt der Erkenntnis ist. Es ist fraglich, ob der Verfasser des Eph hier dem Titel besondere Bedeutung beimisst. Möglicherweise hat er - sofern er nicht Paulus selbst ist - den Titel einfach nur aus den ihm vorliegenden paulinischen Briefen übernommen.

Die Genitive "des Sohnes (des) Gottes" beziehen sich vermutlich nur auf die Erkenntnis, nicht auf den Glauben. Es ist also vermutlich nur die Erkenntnis des Sohnes Gottes gemeint, nicht aber der Glaube an den Sohn Gottes.


Weiterführende Literatur: Zur Mission Christi und der Christen im Eph siehe C. Basevi 1990, 27-55. Ergebnis: Die „Mission“ sei in erster Linie Christus zuzuschreiben. Die „Mission“ Christi sei es, mit seinem Tod und seiner Auferstehung die „Fülle“ zu ermöglichen, und zwar sowohl im Hinblick auf die Kirche als Leib Christi als auch im Hinblick auf den vollkommenen, reifen Menschen. Die „Mission“ gehe auf die Kirche als „Fülle“ Christi über. Sie wachse und verbreite sich, wobei alle Christen die Heiligkeit nicht nur empfangen, sondern sie auch in die Welt hineintragen sollten. Das Ziel der Christen sei es, durch das eigene Leben die Herrlichkeit Christi zu bekunden. So erfülle Christus in perfekter Weise alle Dinge und sei schließlich die Perfektion aller Dinge.

Laut M. Fatehi 2000, 176-180 werde die in 4,13 erwähnte Einheit des Glaubens, die eines der letztendlichen Ziele und der Resultate des rechten Wirkens der Gaben Christi im Leib sei, zuvor im Eph als Einheit des Geistes beschrieben. Das impliziere, dass der Geist durch das Wirken der Gnadengaben Christi im Leib tätig sei.


D. Rode 2006, 151-160 legt dar, dass der heilige Geist die verschiedenen Geistesgaben so schenke und verteile, dass die Kirche die Einheit wahren kann. Die Einheit sei von Gott bewirkt, er sei ihr Urheber. Paulus (= der Verfasser des Eph) ermahne dazu, die Einheit zu wahren, und zeige, wie Gott Einheit bewirkt und wie die Kirche sie bewahren muss.


R. L. Strauss 1986, 260-265 weist auf die Wichtigkeit eines klaren Zieles hin, sei es bei einem Vorhaben, sei es im christlichen Leben oder einem Dienst in der Gemeinde. Er legt dar, dass das Ziel des Christenlebens Einheit gepaart mit geistlicher Reife sei. Christi Leben solle im Leben des Christen verkörpert werden und Ausdruck finden. Wenn dies im christlichen Dienst beherzigt werde, werde der Leib Christi auferbaut und die Wirkung des Evangeliums von der Welt stärker erfahren.

Laut E. D. Mbennah 2016, 110-132 handele es sich bei der geistlichen Reife um eine Brücke zwischen der neuen Identität des Christen (Eph 1-3) und den Moralvorschriften (4,17-6,20), mittels derer das christliche Leben mit der neuen Identität im Einklang sein soll. Die geistliche Reife sei erforderlich, damit sich die Christen nicht wie eine Nussschale im Meer von verschiedenen Lehren hin und her werfen lassen, sondern Irrlehren und Irrlehrern gegenüber standhaft sein können. Nur geistlich reife Christen könnten wirklich positiv in der Welt wirken. Ausführlich dazu E. D. Mbennah 2013, der die Meinung vertritt, dass es in Eph 4,1-16 zuvörderst um die geistliche Reife ginge und erst an zweiter Stelle – im Zusammenhang mit der geistlichen Reife – um Einheit.


L. Nortjé-Meyer 2005, 731-739 macht deutlich, dass die Metapher „perfekter männlicher Körper“ auf einem kulturellen und politischen Hintergrund zu verstehen sei, der auf bestimmten geschlechtsspezifischen Vorstellungen beruht. Insofern sei sie kein „wahres“, „richtiges“ oder beschreibendes Bild von der Kirche im Verhältnis zum Transzendenten. Der aktive männliche Körper, in der Antike als heißblütig und energiegeladen angesehen, habe den Mann für Ämter, Entscheidungen, Management und für Arbeiten außerhalb des Hauses prädestiniert. Deshalb sehe der Eph für Frauen auch keine nennenswerte Rolle oder Ämter in der Kirche vor. Der Körper von Frauen dagegen seien dagegen mit Geburt und Menstruation verbunden worden, also mit dem Schenken und Bewahren von Leben und mit einem beträchtlichen monatlichen Blutverlust, der nicht zum Tod führt. So nahm man an, dass Frauen die Kontrolle über Leben und Tod hätten. In dieser Hinsicht sei der männliche Körper aus menschlicher Sicht defizitär, obgleich er in der Antike idealisiert worden sei. Insofern könne ein männlicher Körper nicht perfekt sein, folglich auch kein Bild, das das Transzendente passend wiedergibt.


G. Sellin 1992, 85-107 befasst sich ungewöhnlichen Genitiven im Epheserbrief. Der extensive Gebrauch von adnominalen Genitivkonstruktionen gelte schon seit langem als markante Stileigentümlichkeit des Eph. Ganz allgemein lasse sich dieses Phänomen der urchristlichen Sprache durch den Einfluss der semitischen Syntax erklären. Diese Erklärung könne jedoch nicht bei allen Genitivbildungen befriedigen, gerade nicht bei den kompliziertesten und merkwürdigsten. Diese stellt G. Sellin vor und untersucht die Eigenheiten. Mit "to plêrôma tou Christou" sei in 4,13 wohl die Reifung, Ausgestaltung und Vervollkommnung der Kirche, des Leibes Christi, gemeint. Christus sei im Begriff, alles, "das All" auszufüllen (vgl. 4,10). Die Wendung könnte hier also doppeldeutig sein, zeitlich und räumlich zugleich: Es gehe einerseits um den Zielpunkt des Prozesses, wo der "Grad der Reife" erreicht, der Zeitpunkt "erfüllt" ist, andererseits um die (räumliche Erfüllung) der Welt mit Christus, der die Fülle Gottes bringe. Auf diesem Bedeutungshintergrund seien die Genitive des letzten Teils des V. 13 zu erklären.


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V. 14


Beobachtungen: V. 14 legt dar, wie die Gläubigen (bzw. die Kirche) nicht sein sollen: Sie sollen nicht wankelmütig im Glauben irgendwelchen Irrlehren folgen.


Der Verfasser des Eph verbindet in V. 14 drei verschiedene Bilder: das Bild vom Kind/Unmündigen, das Bild vom Schiff im Sturm und das Bild von den Würfeln beim Würfelspiel. Der fließende Übergang von einem Bild zum nächsten ist typisch für den Verfasser des Eph.


Nêpios“ bedeutet als Substantiv "Kind/Unmündiger" und als Adjektiv „unwissend/kindisch/unmündig“. Die Kindheit wird also mit Unwissenheit und Unmündigkeit verbunden. Wenn Gläubige als "Kinder/Unmündige" bezeichnet werden, dann bedeutet das, dass ihr Glaube noch nicht ausgereift ist, sondern schwach und/oder wankelmütig. Schwache und wankelmütige Gläubige sind besonders anfällig für Irrlehren.


Zum Bild des Schiffes im Sturm: Das Schiff wird zwar nicht ausdrücklich erwähnt, jedoch ist ein solches klar zu erkennen. Das Schiff sind der Verfasser des Eph, die Adressaten ("wir") und vermutlich auch alle anderen Christen, also die ganze Kirche. Der Wind steht für die Irrlehren. Zwar ist wörtlich nur von der "Lehre" die Rede, aber die Formulierung "jeder Wind der Lehre" macht deutlich, dass es sich um eine Mehrzahl Lehren handelt. Und wenn die Lehren dazu führen, dass das Schiff umhergeworfen und herumgewirbelt wird, dann kann es sich nur um Lehren handeln, die die Kirche gefährden, also um Irrlehren. Der Wind muss kräftig sein und auch aus verschiedenen Richtungen kommen, denn sonst würde das Schiff nicht umhergeworfen und herumgewirbelt werden. Bei starkem Wind nur aus einer Richtung würde das Schiff höchstens Schlagseite bekommen und möglicherweise kentern. Es handelt sich also um verschiedenartige Irrlehren.


Umhergeworfen und herumgewirbelt werden auch Würfel bei einem Würfelspiel, wenn sie in den Händen oder im Würfelbecher geschüttelt werden. Im Bild von den Würfeln im Würfelspiel sind also die Gläubigen die Würfel und das Schütteln sind die Irrlehren. Auch das Schütteln setzt ein Mindestmaß an Kraft und auch verschiedene Richtungen voraus, in die die Bewegungen erfolgen.


Die Präposition "en" kann mit "in" oder "durch" übersetzt werden. Folglich kann die Übersetzung "im Würfelspiel der Menschen" oder "durch das Würfelspiel der Menschen" lauten. Erstere Übersetzung geht davon aus, dass die Würfel im Inneren des Würfelbechers oder der Handflächen umhergeworfen und herumgewirbelt werden, letztere geht davon aus, dass die Würfel durch die Hin-und-Her-Bewegungen des Würfelbechers oder der beiden Hände umhergeworfen und herumgewirbelt werden.


Die Irrlehren sind keine Produkte aufrichtigen Bemühens um die Verkündigung der rechten Lehre, bei der es versehentlich zu Fehlern kommt, sondern sie entstehen aus der Verschlagenheit heraus und haben Methode, nämlich die Methode des Irrtums. Dabei enthält der Begriff "planê" sowohl den Aspekt des Irrtums, dem die Irrlehrer unterworfen sind, als auch den Aspekt der Täuschung, der die Gläubigen unterworfen werden. Auch wenn der Verfasser des Eph den Irrlehrern Verschlagenheit unterstellt, so ist doch nicht gesagt, dass die Irrlehrer ihre Lehren in bösartiger Absicht verbreiten, wohl wissend, dass ihre Lehren falsch sind. Sie können auch selbst meinen, dass ihre Lehren richtig sind und aus diesem Antrieb heraus ihre Lehren verkündigen. Der Verfasser des Eph macht da keinen Unterschied: Aus seiner Sicht werden die Irrlehren mit böser Absicht ersonnen. Zu dieser Ansicht kann ihn die Tatsache führen, dass ja durch Paulus (= den Verfasser selbst?) und dessen Mitarbeiter die rechte Lehre bekannt gemacht worden ist. Es ist also nicht so, dass unklar wäre, was die rechte Lehre ist. Die rechte Lehre muss nur gehört, gläubig angenommen und verinnerlicht werden. Wer trotz der auf der Hand liegenden Wahrheit andere Lehren verbreitet, kann nach Ansicht des Verfassers des Eph nicht aufrichtig, sondern muss verschlagen sein. Unklar ist, inwieweit der Verfasser des Eph die Irrlehrer eigenständig denken, planen und handeln sieht und inwieweit er sie als Werkzeuge des Herrschers des Machtbereichs der Luft (vgl. 2,2) bzw. des Teufels (vgl. 6,11) ansieht, dessen Plan und Methode sie umsetzen.


Weiterführende Literatur: Laut H. Merklein 1981, 194-210 sei Eph 4,1-5,20 als Rezeption von Kol 3,1-17 zu verstehen. Genauer sei diese Rezeption als Transformation zu beschreiben, die sich aus der Verschiebung der Antithetik "irdisch vs himmlisch = christlich" (Kol) zu "heidnisch vs christlich" (Eph) ergebe. Da die Antithetik "heidnisch vs. christlich" nicht nur die Paränese (Eph 4,1-5,20), sondern auch die theologischen Ausführungen (besonders Eph 2,11-22; aber auch Eph 3) des Epheserbriefes beherrsche, sei mit einer einheitlichen Pragmatik des ganzes Briefes zu rechnen. Die dazugehörige Kommunikationssituation lasse sich allerdings nur noch hypothetisch erheben. Manches spreche dafür, dass der Autor des Epheserbriefes sich an ein Heidenchristentum wendet, das aus dem "gesetzesfreien" paulinischen Evangelium falsche Folgerungen gezogen hatte. Die "Emanzipation" der heidenchristlichen Kirche vom Gesetz habe gedroht, die theologisch-heilsgeschichtliche Bindung der Kirche an Israel in Vergessenheit geraten zu lassen, und habe auf sittlichem Gebiet die Gefahr des Rückfalls in heidnisches Leben mit sich gebracht. Von daher erkläre sich sowohl die theologische als auch die paränetische Intention des Epheserbriefes und lasse ihn als einen textpragmatisch einheitlichen Text erscheinen.


P. W. Gosnell 2000, 135-143 beleuchtet Eph 4,7-16 unter dem Gesichtspunkt der Entwicklung von Führungsstrukturen in den frühchristlichen Gemeinden. Es werde die Rolle der Lehrer herausgestellt, die die christliche Gemeinschaft zum einen vor „falscher“ Information schützen, zum anderen durch „wahre“ Information stärken sollen. Auf diese Weise würden die gemeinsamen Bande der christlichen Gemeinschaft gestärkt. So stehe sie dann auf einer starken gemeinsamen Grundlage, wenn von einem neuen Konvertiten abwegige Information kommt, und nehme diese nicht so schnell auf. Die Führungsstrukturen seien also nicht autokratisch gedacht, sondern im Sinne des Gemeindeaufbaus. Die Leitungskräfte seien in ihrem Verhalten Vorbilder für die anderen Gemeindeglieder.


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V. 15


Beobachtungen: Das Verb "alêtheuô" kann sowohl "wahrhaftig sein" als auch "wahrhaftig reden" (oder: "die Wahrheit reden") bedeuten. In V. 14 ist vermutlich beides gemeint: Wer wahrhaftig ist, redet auch wahrhaftig.


"In Liebe" sagt die Grundhaltung aus, die dem Sein und der Rede zugrunde liegen soll. Dabei ist nicht gesagt, ob Liebe Gott gegenüber, Christus gegenüber, den Glaubensgenossen gegenüber oder allen Menschen gegenüber gemeint ist. Vermutlich ist alles zugleich im Blick - zumindest gibt es keinen Grund, weshalb ein Aspekt ausgeschlossen sein sollte. Ebenso klingt in der Formulierung "in Liebe" auch der von der Liebe Gottes und Christi durchdrungene Heilsraum an, in dem sich die Christen bewegen. Die Liebe (vgl. V. 2.15.16) rahmt den Abschnitt über die Verschiedenheit in der Einheit, ist für diesen Abschnitt also von herausragender Bedeutung. Die Liebe ermöglicht Verschiedenheit, ohne dass die Einheit zerstört wird. Die Liebe ist ein wesentlicher Aspekt der Heiligkeit. Wenn die Christen, die "Heiligen", lieben, dann entsprechen sie dem heiligen Gott bzw. Christus.


Der Konjunktiv "auxêsômen" kann zum einen mit dem "hina" ("damit") in V. 14 verbunden und so "damit wir die Wahrheit reden" übersetzt werden, zum anderen im Sinne einer Aufforderung verstanden werden: "Lasst uns die Wahrheit reden".


Die Präposition "eis" ("zu/nach") gibt die Zielrichtung an: Das Wachsen soll zu ihm hin erfolgen, wobei mit "ihm" Christus gemeint ist. Aus V. 13 lässt sich erschließen, was mit dem Wachsen gemeint ist: Es geht um das Wachstum im Glauben, das die Aspekte des Größenwachstums, der Reifung und der ausschließlichen Ausrichtung auf Christus beinhaltet.


"Ta panta" gibt an, in welcher Hinsicht das Hinwachsen zu Christus erfolgen soll: "in jeder Hinsicht" oder "in allem". Es handelt sich also um eine Betonung der ausschließlichen Ausrichtung des Glaubens auf Christus. Diese Ausrichtung sieht der Verfasser des Eph bei den Irrlehren nicht gegeben.


Es wird zwar in V. 14 nicht gesagt, wovon Christus das Haupt ist, aber dies geht unmissverständlich aus 1,22-23 hervor: Christus ist das Haupt der Kirche.


Weiterführende Literatur:


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V. 16


Beobachtungen: Es gibt nicht nur eine (in V. 15 benannte) Entwicklung zu Christus hin, sondern auch eine Entwicklung, die von Christus ausgeht, nämlich das Wachstum des Leibes. Beides hängt miteinander zusammen: das Hinwachsen der Kirche zu Christus setzt voraus, dass Christus das Wachsen bewirkt.


Das Wachstum des Leibes geht von Christus aus, zusammengefügt und zusammengehalten wird er jedoch durch die "Stützgelenke" bzw. "Versorgungsverbindungen". Der Begriff "aphê" meint eine "Verbindung", der Begriff "epichorêgia" bedeutet "Stützung" oder "Versorgung". Die Genitivkonstruktion "aphê tês epichorêgias" ist folglich wörtlich mit "Stützverbindung" oder "Versorgungsverbindung" zu verdeutschen. Zum Stütz- und Bewegungsapparat des Körpers gehören die Knochen, Muskeln, Sehnen, Bänder und Gelenke. Dabei kommt den Gelenken in besonderem Maße eine Verbindungsfunktion zu, verbinden sie doch verschiedene Knochen und damit auch verschiedene Körperteile. Daher kann "aphê tês epichorêgias" auch mit "Stützgelenk" verdeutscht werden. Bezüglich der Versorgung mit Nährstoffen kommt dagegen den Blutbahnen die Hauptbedeutung zu. Die Entscheidung zwischen beiden Bedeutungen ist schwierig, allerdings auch nicht unbedingt nötig: Es ist nämlich durchaus möglich, dass der Verfasser des Eph beide Bedeutungen im Blick hat, denn ihm geht es ja gleichermaßen um die Stützung und den Zusammenhalt des Leibes wie auch um das Wachstum des Leibes durch die Zufuhr von Nährstoffen.


Die beiden Verben "synarmologeô" und "symbibazô" bedeuten gleichermaßen "zusammenhalten". Drückt der Verfasser des Eph ein und dieselbe Sache mit zwei Worten aus (= Hendiadyoin) oder drücken die beiden Verben zwei verschiedene Facetten derselben Grundbedeutung aus? So kann das Verb "synarmologeô" auch "zusammenfügen" oder "zusammenhalten" bedeuten. Zusammenfügen würde eher auf die rechte Zusammensetzung der einzelnen Stützgelenke bzw. Versorgungsverbindungen (= "Amtsträger" oder Gemeindeglieder) hinweisen, im Sinne von: Jeder wird seinen Fähigkeiten entsprechend eingesetzt. Allerdings fügen die Stützgelenke bzw. Versorgungsverbindungen nicht zusammen, sondern sie halten zusammen und verbinden. Weil das Zusammenhalten der Knochen bzw. Körperteile voraussetzt, dass sie verbunden wurden, ist die Formulierung "synarmologoumenon kai symbibazoumenon" am besten mit "verbunden und zusammengehalten" zu übersetzen. Damit sind zwei verschiedene Facetten der Grundbedeutung "zusammenhalten" und zwei Aufgaben der Stützgelenke (samt den Bändern) und Verbindungsverbindungen genannt. Bei dem Verb "symbibazô" mag auch eine weitere Bedeutung anklingen, nämlich "(be)lehren". Die rechte Lehre ist für den Zusammenhalt des Leibes, der Kirche, von grundlegender Bedeutung, will sie nicht durch die Irrlehren in ihrer Einheit und Ausrichtung allein an Christus in Gefahr geraten.


Es sind nicht nur einzelne Stützgelenke bzw. Versorgungsverbindungen, die den ganzen Leib verbinden und zusammenhalten, sondern jedem "Stützgelenk" bzw. jeder "Versorgungsverbindung" kommt diese Aufgabe zu. Allerdings verrichten die "Stützgelenke" bzw. "Versorgungsverbindungen" ihre Aufgabe mit unterschiedlicher Kraft, wobei die mechanische Kraft (z. B. Muskelkraft) und die Wirkkraft (z. B. Wachstumsförderung durch Nährstoffe) gemeint sein kann. Sie verrichten ihre Aufgabe mit der Kraft, die jedem einzelnen "Teil" zugemessen ist (wörtlich: "gemäß der Kraft im Maß eines jeden Teiles").


Wer sind die "Stützgelenke" bzw. "Versorgungsverbindungen" und wer sind die "Teile"? Zwei verschiedene Deutungen sind möglich: a) Die "Teile" sind mit den "Stützgelenken" bzw. "Versorgungsverbindungen" identisch. Weil von "jedem Stützgelenk" bzw. "jeder Versorgungsverbindung" und von "jedem einzelnen Teil" die Rede ist, dürften alle Christen gemeint sein. Gemäß V. 12 sind alle Christen aufgrund der Zurüstung durch die "Amtsträger" zum Werk des Dienstes und zur Auferbauung des Leibes befähigt. b) Die "Teile" sind mit den "Stützgelenken" bzw. "Versorgungsverbindungen" nicht identisch, sondern bezeichnen eine andere Personengruppe. Bei den "Stützgelenken" bzw. "Versorgungsverbindungen" dürfte es sich folglich um die "Amtsträger", bei den "Teilen" um alle weiteren Christen handeln. Gemäß V. 11-12 kommt den "Amtsträgern" in der Kirche eine herausgehobene Stellung zu, sie sind ihr Fundament und sorgen in besonderem Maße - insbesondere durch die rechte Lehre - für ihre Einheit. Sie rüsten den Heiligen zu und widmen sich in besonderem Maße dem Werk des Dienstes, der Auferbauung des Leibes.

Je nachdem, für welche Deutung man sich entscheidet, bezieht sich die Formulierung "gemäß [der] Kraft, die jedem einzelnen Teil zugemessen ist" auf die von jedem einzelnen Christen unterschiedlich ausgeübte und ausgehende Wirkkraft oder auf die Wirkkraft, die jedem einzelnen Christen von Seiten der "Amtsträger" zukommt.


Weiterführende Literatur: G. Sellin 1992, 85-107 legt dar, dass auch im Fall von Eph 4,16 der Verfasser des Eph eine vorgegebene Aussage von der versorgenden/steuernden Tätigkeit der Nerven/Adern (vgl. Kol 2,19) nicht nur zu einem Genitivsyntagma nominalisiert, sondern dabei auch implizit wiederum die zu erwartende Normalform "epichorêgia tôn aphôn" ("Stützung/Versorgung der Gelenke/Verbindungen"; genitivus subjectivus bzw. auctoris) in "pasa haphê tês epichorêgias" ("jedes Stützgelenk / jede Versorgungsverbindung"; genitivus qualitatis) verdreht habe. Er erreiche dadurch eine eindeutige Beziehung auf die in V. 11 genannten Ämter: Jedes dieser Ämter stelle eine Verbindung her zwischen dem steuernden "Haupt" und dem gesamten Leib.



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