2 Kor 2,14-17
Übersetzung
2 Kor 2,14-17:14 (Dem) Gott aber sei Dank, der uns stets im Triumphzug mitführt in (dem) Christus und den Duft seiner Erkenntnis durch uns an jedem Ort offenbart. 15 Denn Christi Wohlgeruch sind wir für (den) Gott unter denen, die gerettet werden, und unter denen, die verloren gehen: 16 den einen ein Duft von Tod zu Tod, den anderen aber ein Duft von Leben zu Leben. Und wer ist dazu geeignet? 17 Denn wir sind nicht wie die vielen, die das Wort (des) Gottes verhökern, sondern wie aus Lauterkeit, wie aus Gott [und] vor Gott reden wir in Christus.
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Beobachtungen: In 2 Kor 2,12-13 hat Paulus geschildert, dass er - vermutlich von Ephesus aus - nach Troas gereist ist, um dort seinen Mitarbeiter Titus zu treffen, der von seinem Aufenthalt bei den Korinthern auf dem Rückweg war und den Weg über Makedonien und weiter mit dem Schiff zur Hafenstadt Troas nahm. In Troas eröffnete sich Paulus zwar eine gute Missionsgelegenheit, doch nutzte er sie nicht, weil Titus nicht wie verabredet dort eintraf. Daher setzte Paulus seine Reise fort und reiste Titus nach Makedonien entgegen.
Nun fragt sich der Leser (bzw. Hörer) des Briefes, wie die Reise weiter verlaufen ist, ob Paulus seinen Mitarbeiter Titus in Makedonien getroffen hat und was sonst noch geschehen ist. Statt auf diese offenen Fragen einzugehen, geht Paulus unvermittelt zu einer Selbstempfehlung über, sodass der Eindruck entsteht, die wesentliche Aussage der vorangegangenen Verse sei, dass Paulus nach Makedonien gereist ist.
In V. 5-11 hatte Paulus zwischen sich selbst (= "ich“), den Adressaten (= "ihr“) und dem bestraften Gemeindeglied, dem verziehen werden soll (= "er“), unterschieden. Auch in V. 12-13 hat Paulus sich selbst mit dem Personalpronomen "ich“ bezeichnet. In V. 14 ändert Paulus nun wieder den Gebrauch der Personalpronomen. Er benutzt von nun an wieder gehäuft das Personalpronomen "wir“. Dabei stellt sich die Frage, wer gemeint ist: Er selbst allein? Oder auch die anderen Missionare? Oder auch die Adressaten oder gar alle Christen?
Paulus dankt Gott dafür, dass dieser "uns“ stets im Triumphzug mitführt in (dem) Christus und den Duft seiner Erkenntnis durch "uns“ an jedem Ort offenbart. Der Triumphzug setzt Bewegung von einem Ort zum anderen voraus. Solche Bewegung ist für Missionare typisch, die von einem Ort zum anderen reisen, um dort zu missionieren. Somit ist anzunehmen, dass das Personalpronomen "wir“ sich allein auf die Missionare bezieht. Da Paulus im Vorhergehenden sich selbst verteidigt und die Rechtschaffenheit seiner eigenen Person in den Mittelpunkt gestellt hat, ist anzunehmen, dass auch das Personalpronomen "wir“ in erster Linie ihn selbst meint.
Das griechische Verb "thriambeuein (+ Akkusativ)“ ist eigentlich mit "triumphieren über“ zu übersetzen. Da der Zusammenhang kaum annehmen lässt, dass Paulus an dieser Stelle dafür dankt, dass Gott über ihn triumphiert, ist eher an die Übersetzung "im Triumphzug mitführen“ zu denken.
Einen Triumphzug konnten in der Antike siegreiche Feldherren für sich beanspruchen. Der siegreiche Feldherr wäre im Hinblick auf das Bild des Paulus Gott. Mitgeführt wurden zunächst einmal diejenigen, über die der Feldherr gesiegt hat, also die Unterlegenen, die Gefangenen. Wenn Gott der Triumphator ist, dann ist Paulus der Unterlegene, der mitgeführte Gefangene. Doch wieso sollte Paulus sich selbst in das Licht eines Gegners Gottes rücken und dazu noch dafür danken, dass er - wie die überwundenen, gottwidrigen Mächte und Gewalten gemäß Kol 2,15 - nun im ganzen Reich mitgeführt und zur Schau gestellt wird? Dass sich Paulus selbst als Gegner Gottes ansieht, ist auszuschließen. Paulus ist Diener Gottes, wobei ihm als solcher (seitens der Heiden) durchaus Schmach zukommen kann, sodass er schwach und gering erscheint. Zu erwartende Schmach ist jedoch kein Argument, das gegen den Gedanken, dass Paulus als Gefangener von Gott herumgeführt werden könnte, spricht; Paulus sieht nämlich Schwäche und Niedrigkeit nicht als etwas Schlechtes an (vgl. z. B. 1 Kor 1,18-31). Und Paulus bezeichnet sich ja im späteren Philemonbrief (1,1.9) ausdrücklich selbst als "Gefangener Christi“ (vgl. Kol 4,18 und Phil 1,7.13, wobei allerdings ersterer Vers vermutlich nicht von Paulus stammt und letztere Verse im reellen statt im übertragenen Sinn von Gefangenschaft sprechen). Allerdings kennt Paulus auch das Bild vom Soldaten Christi (vgl. 1 Thess 5,8; die Ausführung des Gedankens in Eph 6,10-17 stammt vermutlich nicht von Paulus). Soldaten wurden vom Feldherrn durchaus auch mitgeführt. Dafür, dass Paulus sich als mitgeführter Soldat verstehen könnte, spricht vor allem das Selbstverständnis als Diener und das positive Licht, das durch den Dank auf das Mitgeführtwerden fällt. Als Soldat Christi, der am Triumphzug Gottes teilnimmt, käme ihm Ehre statt Schmach zu. Der Verweis auf die Ehre, die ihm durch den Dienst für Gott zukommt, passt durchaus zu einer Selbstempfehlung. Fazit: Keine der beiden Interpretationsmöglichkeiten, welche Rolle Paulus im Rahmen des Triumphzuges einnehmen könnte, ist ausgeschlossen. Der Zusammenhang und der dienende Charakter des paulinischen Wirkens sprechen allerdings eher für die Rolle des Soldaten Christi.
Gleich welche Interpretation man sich zu eigen macht: in jedem Fall ist der Öffentlichkeitscharakter der missionarischen Tätigkeit offensichtlich. Verkündigung erfolgt nicht hinter verschlossenen Türen, sondern vor aller Augen.
Paulus wird "in Christus“ mitgeführt, was vermutlich so zu deuten ist, dass seine Missionsreisen im Auftrag Christi erfolgen.
Wenn es heißt, dass Gott "den Duft seiner Erkenntnis durch uns an jedem Ort offenbart“, so ist Gott der Offenbarende und Paulus derjenige, der den Duft der Erkenntnis den Menschen vermittelt. Wie sollte Paulus predigen, wenn ihm nicht Gottes Erkenntnis zuteil geworden wäre? Und wie sollte den Menschen Gottes Erkenntnis vermittelt werden, wenn nicht durch Paulus’ Predigt?
Gott offenbart durch Paulus den Duft seiner (= Gottes) Erkenntnis. Warum formuliert Paulus so blumig und schreibt nicht einfach "seiner Erkenntnis“? Zunächst einmal ist festzustellen, dass der Duft der Erkenntnis nicht die Erkenntnis an sich ist; ebenso wenig ist der Duft einer Blume mit der Blume gleichzusetzen. Vermittelt wird ein Aspekt der Erkenntnis - und ebenso auch ein Aspekt der Blume. Dieser eine Aspekt ist nicht das Aussehen oder die materielle Beschaffenheit, sondern der Duft. Dieser Duft kann im Fall der Blume mit der Nase gerochen werden, im Fall der Erkenntnis nicht. Im Hinblick auf die Erkenntnis handelt es sich also um eine übertragene Redeweise. Der Duft der Erkenntnis ist das verkündigte Evangelium, und je nachdem, ob es gesprochen oder geschrieben ist, wird es nicht mit der Nase, sondern mit den Ohren oder mit den Augen wahrgenommen.
Der Duft kann vom Menschen verschieden verarbeitet werden. Er kann sich an den Verstand wenden oder auch an das Gefühl. Man kann den Duft mit dem Verstand beispielsweise als süß oder stechend bezeichnen und einer Blume zuordnen. Auf das geistliche Wort bezogen heißt das, dass man dieses intellektuell verstehen und deuten und auch einer Kategorie, z. B. der Kategorie "christliche Predigt“, zuordnen kann. Wird das Gefühl angesprochen, so kann man den Duft der Blume oder auch des geistlichen Wortes als angenehm oder auch abstoßend empfinden. Über die intellektuelle Verarbeitung und das Gefühl hinausgehend kann der Duft aber auch ganz handfest wirken. Das ist nicht der Fall, wenn einen der Duft kalt lässt. Sobald man ihn aber als stechend oder unangenehm empfindet, dann kann es zu Atemproblemen und zur Ohnmacht kommen; giftige Düfte können sogar schlimmstenfalls zum Tod führen. Alle diese Aspekte sind hinsichtlich des "Duftes seiner Erkenntnis“ zu bedenken.
Weiterführende Literatur: Eine strukturelle Exegese von 2,14-7,4 mit einem Schwerpunkt auf 2,14-3,6 und 6,11-7,4 bietet D. Patte 1987, 23-49. Sein Ziel ist es, die Hauptaspekte und die rhetorische Strategie, die dem gesamten Abschnitt zugrunde liegen, zu erhellen.
Eine strukturelle Analyse von 2,14-4,6 samt kritischer Prüfung des Ergebnisses bietet J. Lambrecht 1983, 344-380, der den Abschnitt in drei Unterabschnitte einteilt: 2,14-3,6; 3,7-18; 4,1-6.
2,14 − 3,18 analysiert G. Wagner 1985, 55-65.
M. E. Thrall 1982, 101-124 gibt zunächst einen ausführlichen Überblick über die verschiedenen Versuche, den literarischen Bruch zwischen V. 13 und V. 14 zu erklären, und legt dann einen eigenen Lösungsvorschlag vor: Es handele sich nicht um die Nahtstelle zwischen zwei ursprünglich getrennten Briefen, sondern um den Beginn einer erneuten einleitenden Danksagung eines Briefes, der von 1,1 bis (mindestens) 7,16 reiche. J. Murphy-O’Connor 1985, 99-103 greift M. E. Thralls Beobachtung auf, dass zwischen 7,4 und den folgenden Versen ein enger Zusammenhang bestehe. Dass 7,5 die logische Fortsetzung von 2,13 zu sein scheine, müsse noch lange nicht heißen, dass tatsächlich zwischen 7,4 und 7,5 ein literarischer Bruch existiert. Laut J. Murphy-O’Connor lasse sich der für Paulus durchaus typische Gedankensprung zwischen 2,13 und 2,14 wie folgt erklären: Mit dem Stichwort "Makedonien“ in 2,13 habe Paulus apostolische Tätigkeit assoziiert, denn die makedonischen Gemeinden seien ein aktiver Bestandteil der Verkündigung des Evangeliums, wie sich insbesondere 1 Thess 1,6-8 entnehmen lasse. M. E. Thralls These hält J. Murphy-O’Connor für abwegig. Auch A. Perriman 1989, 39-41 geht davon aus, dass sich die V. 14-17 logisch nachvollziehbar aus den V. 12-13 entwickelten und somit der Bruch nicht so gravierend sei, wie oft angenommen.
Mit der paulinischen Theologie der Predigt und des Dienstes, wie sie sich aus 2,14-17 erschließen lässt, befasst sich J. I. H. McDonald 1983, 35-50. Paulus danke Gott für dessen Ermöglichung der Verkündigung des Evangeliums, des Messias. Diese Verkündigung sei ein wahrhaftig gottgefälliges Opfer.
B. B. Thurston 1987, 65-69 vertritt die Ansicht, dass Paulus in 2,14-16a eine wichtige Aussage dazu mache, wie unser Leben Zeugnis von Christi Leben ablege. Die Stoßrichtung der Aussage sei spiritueller und nicht moralischer oder ekklesiologischer Art.
J. M. Scott 1996, 260-281 untersucht, inwiefern der metaphorische Gebrauch des Verbs "thriambeuein“ in V. 14 das Bild Gottes auf seinem Thronwagen heraufbeschwört, welches der traditionsgeschichtliche Hintergrund des Bildes ist und welche Schlussfolgerungen sich aus dieser Interpretation im Hinblick auf das Verständnis von 2 Kor als Ganzes ziehen lassen. Ergebnis: Paulus gebrauche das Bild eines römischen Triumphzuges und beschwöre damit das Bild eines Thronwagens Gottes herauf, das sich an einer traditionellen Lesart von Ps 68,18-19 (vgl. Eph. 4,8) orientiere. Auf diese Weise könne sich Paulus als eine Mose ähnelnde Persönlichkeit darstellen, die eine Begegnung mit der göttlichen Merkabah hat und dadurch ein Mittler göttlicher Offenbarung wird. In 2 Kor 12,2-4 kehre Paulus im Rahmen der Verteidigung seines Apostolats zum Thema seiner Merkabah-Erfahrung zurück. Auch dieser Stelle liege Ps 68,18-19 zugrunde. 2 Kor 2,14 und 12,2-4 verdeutlichten, dass Paulus’ Aufstieg zur Merkabah für seinen apostolischen Dienst ebenso grundlegend ist, wie das Sitzen zur Rechten Gottes (vgl. Ps 110,1) für die Christologie der frühen Kirche. Dazu auch J. M. Scott 1997, 101-119, der die Thronwagen-Mystik der Qumran-Schriften mit derjenigen des Paulus vergleicht.
R. B. Egan 1977, 34-63 vertritt die Ansicht, dass das griechische Verb "thriambeuein“ die Bedeutung "zur Schau stellen“ oder "offenbar machen“ habe, nicht jedoch "triumphieren über“ oder "im Triumphzug mit sich führen“. Die angemessene Übersetzung von V. 14 sei folglich: "But thanks be to God who is always making us known in Christ and revealing through us the odor of his knowledge in every place.”
Anderer Meinung ist P. Marshall 1983, 302-317, der die These vertritt, dass das Verb “thriambeuein“ eine Metapher für soziale Erniedrigung und Benachteiligung sei.
Anders wiederum S. J. Hafemann 1986, 7-87: Von der These ausgehend, dass die Begriffe "Duft“ und "Wohlgeruch“ den alttestamentlichen Opferritus anklingen ließen, kommt er zu dem Ergebnis, dass Paulus sich als ein zum (Opfer)Tode Geführter ansehe. Frei wiedergegeben laute 2,14-16a wie folgt: "(14a) Thanks be to God because he always leads me as his conquered slave to death (14b) and in so doing reveals through me as an apostle the fragrance of the knowledge of him in every place. (15) The fact that God reveals himself through me is evident because as an apostle I am the aroma of Christ to God among those who are being saved and among those who are perishing. (16a) As a result, my ministry as an apostle is a fragrance from death to death among those who are perishing and a fragrance from life to life among those who are being saved.”
J. C. Breytenbach 1990, 257-271 geht in ihrem textwissenschaftlich geprägten Aufsatz von der These aus, dass eine synchrone Leseweise von biblischen Texten voraussetze, dass man mittels der Heranziehung historischer Forschungsergebnisse den gedanklichen Horizont des Autors erschließt ("frame theory“). Erst wenn der gedankliche Horizont, den der Ausleger im Kopf hat, demjenigen des Autors entspricht, lasse sich ein Text angemessen deuten. J. C. Breytenbach geht folglich, nachdem sie die Problemstellung bezüglich der Deutung des "Triumphzugs“ dargelegt hat, auf den Gebrauch des Verbs "thriambeuein“ in hellenistischen Schriften ein und zieht literarische und archäologische Quellen heran, die Informationen zum römischen Triumphzug liefern. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass das Verb "triambeuein“ im Passiv die Bedeutung "im Triumphzug mitgeführt (= zur Schau gestellt) werden“ bedeute. Das Verb könne aber auch den Sinn "(mittels eines Triumphzuges) den Sieg über jemanden feiern“ haben. In 2,14-16 sei gemeint, dass Gott ständig seinen Sieg über Paulus feiert − den Sieg, den er bei dem Damaskusgeschehen errungen hat und aufgrund dessen Paulus vom Christenverfolger zum Apostel geworden ist (vgl. Gal 1,14-17; zum Damaskusgeschehen siehe Apg 9,1-18). Diese These hält auch J. Lambrecht 1995, 170-186, der die verschiedenen Ansichten ausführlich vorstellt und einer kritischen Würdigung unterzieht, für wahrscheinlich. Dabei sei anzumerken, dass Paulus sein aktives missionarisches Wirken in den Vordergrund stelle. Ob er bei dem "Wohlgeruch“ an den bei den Triumphzügen verbrannten Weihrauch denkt, sei nicht zu klären.
R. D. Aus 2005 deutet 2 Kor 2,14-17 auf dem Hintergrund des Triumphzuges eines siegreichen römischen Feldherrn und auf dem Hintergrund von Num 17,6-15, der Rebellion der Israeliten gegen Mose und Aaron. Paulus habe insbesondere den unvergessenen Triumphzug seines Namensvetters und Feldherrn Paulus im Hinterkopf, der 167 v. Chr., ein Jahr nach seinem Sieg über die Makedonier, drei Tage lang triumphal durch Rom gezogen sei. Bei der Rückkehr des siegreichen Feldherrn nach Rom und bei seinem späteren Triumphzug seien den Göttern, insbesondere dem Hauptgott Iupiter, Dankopfer dargebracht worden. Bei diesen seien große Mengen Weihrauch verbrannt worden, zur Verstärkung des Duftes mit Wein. Diesem Vorbild entsprechend werde auch Paulus samt seinen Mitarbeitern von Gott in einem Triumphzug mitgeführt und danke Gott. In Num 17,6-15 diene die Verbrennung von Weihrauch der Sühnung der aufständischen Israeliten und der Bewahrung des Lebens. Ebenso führe der Duft der Erkenntnis Christi zum Leben, sofern die Sünder auf ihn mit Glauben reagieren. Ansonsten führe er zum Tod.
J. Kügler 1998, 155-173 vertritt die These, dass die römische Institution des Triumphs, auf dessen Struktur und Bedeutung er eingeht, und verwandte hellenistische Traditionen den kulturellen Rahmen für die gedankliche Einheitlichkeit des Abschnitts 2,14-4,6 lieferten. Zur Rolle des Apostels im Rahmen des Triumphzuges: Paulus nehme als Sklave Christi am Triumphzug teil. Es gehe nicht um den Triumph des Paulus, sondern um den Triumph Gottes in Christus. Ähnlich J. Kügler 2000, 142-149.
P. B. Duff 1991, 79-92 befasst sich mit der rhetorischen Absicht, die Paulus mit dem Gebrauch des Bildes vom Triumphzug, in dem er mitgeführt wird, hegt. Paulus greife die Behauptung seiner Gegner auf, bei den Leiden des Apostels handele es sich um eine Strafe Gottes für sein Fehlverhalten. Paulus versuche mittels des Bildes vom Mitgeführtwerdens im Triumphzug Gottes eine andere Deutung seiner Leiden zu geben und sein Apostolat zu verteidigen. Das Bild könne auf zweierlei Weise gedeutet werden: Die erste Deutung, die insbesondere für Paulus’ Gegner attraktiv ist, besage, dass Paulus im Triumphzug als Gefangener zu seinem Tod geführt wird. Die zweite Deutung, die Paulus sich zu eigen mache und den Adressaten zu vermitteln suche, gehe nicht von einer militärischen Parade aus, sondern von einer kultischen Prozession, mit der die göttliche Epiphanie verbunden ist.
Die Rolle der kultischen, einer Epiphanie gleichenden Prozession als Mittler des Heils in der griechisch-römischen Welt untersucht P. B. Duff 1987, 233-243. Dabei geht er auf zwei Texte ein, in denen das Vorkommen einer Prozession mit dem "Tag des Heils“ in Verbindung gebracht werde: a) Apuleius’ Metamorphosen 11, wo eine Isis-Prozession beschrieben werde; b) das unabhängige Brieffragment 2 Kor 2,14-6,13; 7,2-4, in dem Paulus von seiner missionarischen Tätigkeit in Bildern kultischer Prozessionen der griechisch-römischen Welt spreche.
G. Dautzenberg 1986, 150-162 befasst sich mit den Motive der Selbstdarstellung von Paulus in 2 Kor 2,14-7,4 und geht auf S. 154-156 auch konkret auf die Perspektive des einleitenden Dankspruchs 2,14-16a ein. Zum Verb "thriambeuein“ äußert er sich dahingehend, dass die Ableitung vom lateinischen "triumphus“ unhaltbar sei; das Verb sei hier stattdessen im Sinne von "bekannt machen“ zu verstehen.
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Beobachtungen: Paulus ist zwar "nur“ der Vermittler des Duftes der Erkenntnis, doch hat er bei seiner missionarischen Tätigkeit selbst Geruch angenommen. Dieser Geruch wird zunächst im Hinblick auf Gott bestimmt. Da Paulus im Sinne Gottes predigt, wird sein Geruch positiv als Wohlgeruch beurteilt - genauer noch als "Wohlgeruch Christi“, denn der Inhalt seiner Verkündigung ist ja das Heilsgeschehen um Christus. Da nicht alle Menschen missionieren, wird ganz konkret der Duft wahrgenommen, der von Paulus ausgeht. Dieser befindet sich nicht allein auf der Welt, sondern mit vielen anderen Menschen, die teils an den Messias Jesus Christus glauben, teils aber auch nicht. Diese Aufteilung in Christen und Nichtchristen führt dazu, dass der Apostel zwischen denen, die gerettet werden, und denen, die verloren gehen, unterscheidet. Gemäß Paulus werden also keinesfalls alle Menschen im Sinne einer "Allversöhnung“ gerettet.
Weiterführende Literatur: Eine Auslegung von 2,(14 bzw.)15 - 3,18 bieten T. E. Provence 1982, 54-81 und R. W. Scholla 1997, 33-54.
H. W. Attridge 2003, 71-88 gibt zunächst bei Nennung der einschlägigen Literatur einen Überblick über die Interpretationen der in 2,14-17 erwähnten Bilder. Dann bietet er bezüglich des Duftes und Wohlgeruchs eine eigene These: Der Duft, den Paulus bei Gottes Triumphzug verbreite und mit dem er sich selbst identifiziere, sei der (Wohl-)Geruch des gesalbten Jesus, der im Leben in Vorwegnahme seines Todes und im Tod, der der Welt Leben gebracht hat, gesalbt worden sei. Paulus identifiziere sich mit eben jenem Gesalbten. H. W. Attridge kommt zu dem Schluss, dass sich die Bilder als konsequente Weiterentwicklung der Metaphorik heiliger Salben deuten ließen − heiliger Salben, die bei religiösen "Triumphzügen“ benutzt wurden, bei denen die Verehrer einerseits die Gegenwart einer triumphierenden Gottheit bekannt machten, andererseits jedoch auch ihr eigenes Verhältnis zu der triumphierenden, wirkungsvollen Macht darstellten.
Laut H.-J. Klauck 1983, 107-118 seien die beiden wurzelverwandten Vokabeln "osmê“ ("Duft“) und "euôdia“ ("Wohlgeruch“) der Opfersprache entnommen. In ihren Ursprüngen reflektierten sie die massive anthropomorphe Vorstellung von der Speisung der Gottheit durch den aufsteigenden Rauch. Umgekehrt könne Wohlgeruch Anzeichen oder auch stofflich gedachter Träger für die Epiphanie und Präsenz der Gottheit sein. Das AT entferne sich von dieser Vorstellung. Dort sei der "Beschwichtigungsgeruch“ nur noch Zeichen dafür, dass Gott das Opfer gnädig annimmt (vgl. Gen 8,21 u. a.). Bei Paulus ziele die Metapher bei christologischer Konzentration auf das Verkündigungsgeschehen ab.
Nachdem R. Liebers 1989 dargelegt hat, dass Paulus in 2 Kor 3 gegen eine frühjüdische (bzw. judenchristliche) Position mit einem weisheitlich bestimmten Toraverständnis Stellung beziehe, geht er auf S. 208-214 der Frage nach, ob eine ähnlich geartete Frontstellung bereits in 2 Kor 2,14-17 vorliegen könnte. Ergebnis: Paulus betone in 2,14-17 die Unvereinbarkeit von Tora und Christus, indem er den Anspruch der Tora und ihrer judenchristlichen Verkündiger, "Wohlgeruch“ zu sein und zu vermitteln, bestreite: Lediglich diejenigen Apostel seien ein zum Leben führender "Wohlgeruch“, die − wie er − in reiner Gesinnung allein in Christus reden.
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Beobachtungen: Diejenigen, die verloren gehen, erleiden nicht nur den leiblichen, sondern auch umfassend den existenziellen Tod. Sie haben nicht das ewige Leben zu erwarten. Diejenigen dagegen, die gerettet werden, werden das ewige Leben haben, d. h. der leibliche Tod kann ihnen wegen der Auferweckung am Ende der Tage nichts anhaben. So kommt es, dass der Duft der Offenbarung Gottes, der von Paulus ausströmt, den einen Duft zum Tod, den anderen ein Duft zum Leben ist. Deutlich wird: Die Menschen empfinden den Duft keinesfalls alle als Wohlgeruch, sondern manche wenden sich auch ab. Deshalb benutzt Paulus im Hinblick auf die Menschen statt des positiv gefärbten Wortes "Wohlgeruch“ ("euôdia“) das neutralere "Geruch/Duft“ ("osmê“).
Es handelt sich aber nicht nur um einen Duft zum Tod bzw. Leben hin, sondern auch vom Tod bzw. Leben fort. Doch welcher Tod bzw. welches Leben könnte diesbezüglich im Blick sein? Um den zukünftigen existenziellen Tod und das ewige Leben handelt es sich sicher nicht. Die Frage, von wo der Mensch kommt, stellt sich am ehesten, wenn man davon ausgeht, dass das irdische Leben nur eine Zwischenstation ist. Wo kommt der Mensch her, wenn er geboren wird? Geht man davon aus, dass Paulus in V. 16 dazu eine Aussage macht, dann lautet die Antwort: Die einen Menschen kommen vom existenziellen Tod, die anderen vom ewigen Leben. Doch wie kann jemand aus dem existenziellen Tod, der Vernichtung, kommen? Und was sollte der Grund dafür sein, dass einige Menschen schon das ewige Leben genießen konnten, dieses anderen jedoch vorbehalten wurde und wird? Sollte die Taufe der Grund dafür sein, durch die ja immerhin der Übergang zum Christsein und damit zur Rettung hin vollzogen wird? Doch wieso sollte die Taufe im Voraus Auswirkung haben, wo doch noch nicht klar ist, wer überhaupt getauft wird? Sollten die Menschen zu ihrem Schicksal etwa vorherbestimmt sein und sogar aus diesem heraus auf die Erde kommen?
Die vielen offenen Fragen und Merkwürdigkeiten lassen darauf schließen, dass Paulus nicht das Leben vor der irdischen Geburt im Blick hat. Dann bleibt aber nur als Möglichkeit die Annahme übrig, dass Paulus das irdische Dasein als Tod bzw. Leben bezeichnet. Eine Scheidung nach Tod und Leben kann aber aus christlicher Sicht nur mit der Taufe verbunden sein, denn diese scheidet auch zwischen existenziellem Tod und ewigem Leben. Wenn Paulus also von einem "Duft von Tod...“ bzw. "Duft von Leben...“ spricht, dann hat er vermutlich das irdische Leben im Blick, dem die Taufe oder fehlende Taufe einen bestimmten Charakter verleiht. Den Christen wird in Zusammenhang mit der Taufe als "Angeld“ der (heilige) Geist gegeben (vgl. 1,22). Aufgrund dieser Zusicherung des ewigen Lebens ist durchaus nahe liegend, dass Paulus die Zeit nach der Taufe im Angesicht der unmittelbar bevorstehenden Wiederkunft Christi vorwegnehmend als "Leben“ bezeichnet. Diejenigen, die das Evangelium von Christus jedoch zurückweisen, haben weder Anteil am (heiligen) Geist noch am ewigen Leben. Sie sind zum existenziellen Tod bestimmt und somit ist es nahe liegend, dass Paulus schon ihr irdisches Dasein als Tod bezeichnet.
Somit ist für die Formulierung "Duft von Tod zu Tod“ bzw. "Duft von Leben zu Leben“ folgende Deutung möglich: "von...zu...“ markiert den Übergang vom Diesseits zum Jenseits am Ende der Tage, wenn Christus wiederkehrt. Wer nicht getauft ist, hat nicht am Leben Anteil - weder im Diesseits noch im Jenseits. Ein solcher Mensch geht also vom Tod zum (endgültigen, existenziellen) Tod über. Wer jedoch getauft ist, hat schon im Diesseits am ewigen Leben Anteil und geht bei Christi Wiederkunft endgültig zu diesem über.
- Diese Interpretation ist jedoch nicht die einzig mögliche. Folgende weitere, in gewissem Maße ähnliche Deutungen sind denkbar:
a) Die Formulierung "von Tod“ bzw. "von Leben“ besagt etwas über den Charakter der Botschaft. Wer meint, dass Christus nach seinem Kreuzestod nicht auferstanden sei, für den ist der Kern der Botschaft Tod. Dementsprechend wird er auch nicht zum ewigen Leben auferweckt werden. Wer jedoch der Verkündigung der Auferweckung Christi glaubt, für den ist die Botschaft Leben. Folglich hat er am ewigen Leben teil.
b) Hinter der Formulierung verbirgt sich ein semitisches Idiom (vgl. 1 Chr 17,5; Ps 83,8LXX; Jer 9,2LXX), das Paulus als Steigerungsform verwendet (vgl. 2 Kor 3,18; 4,17). So heißt es in Röm 1,17: "Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin aus Glauben zum Glauben offenbart,...“. Die Formulierung "aus Glauben zum Glauben“ bedeutet an dieser Stelle "aus nichts weiter als Glauben“. Im Hinblick auf 2 Kor 2,15 ist demnach ausgesagt, dass Paulus im Hinblick auf die Ungläubigen einen Duft verströmt, der zu nichts weiter als Tod führt - und im Hinblick auf die Gläubigen zu nichts weiter als Leben.
Die Auslegungsschwierigkeiten haben dazu geführt, dass verschiedene Textzeugen eine vereinfachte Textvariante bieten. Statt "Duft von Tod zu Tod“ bzw. "Duft von Leben zu Leben“ heißt es dort "Duft des Todes zu[m] Tod“ bzw. "Duft des Lebens zu[m] Leben“. Diese Textvariante betont die Wirkmächtigkeit des Duftes, der entweder Tod bringt oder Leben spendet.
Fraglich ist, ob der Duft nur wahrgenommen wird und die Menschen intellektuell verstehen, ob sie für das ewige Leben oder den Tod bestimmt sind, oder ob der Duft, das verkündigte Wort, selbst wirkmächtig ist. Sollte letzteres der Fall sein, so würden die Menschen entweder zur Bekehrung bewegt oder verstockt, sodass sie sich vom Evangelium abwenden. Für die Wirkmächtigkeit des Duftes spricht, dass Verkündigung nicht nur intellektuell verstanden wird, sondern immer auch eine Entscheidung zwischen Annahme und Ablehnung erfordert. Ganz unabhängig davon, ob man nun davon ausgeht, dass der Mensch frei entscheidet, oder ob man die Entscheidung auf Gottes (Vorher-)Bestimmung zurückführt, wirkt doch immer das verkündigte Wort selbst; denn ohne das Wort gäbe es weder die Entscheidungssituation noch die Entscheidung.
Ob Paulus nur die verbreitete Vorstellung vom göttlichen Wohlgeruch aufgreift, oder ob er das Anzünden von Weihrauch bei den Triumphzügen (vgl. Horaz, Oden IV 2,50-52) vor Augen hat, ist fraglich. Nicht anzunehmen ist, dass sich Paulus als wohlriechendes Brandopfer (vgl. Gen 8,20-21 u. a.) ansieht, denn der Opfergedanke kommt nicht in den Blick.
Wenn Paulus fragt, wer "dazu“ - gemeint ist wohl das im Triumphzug Mitgeführtwerden und das Gott zum Wohlgefallen Duften - geeignet ist; dann stellt er seine eigene Eignung zur Verkündigung heraus und streitet die Eignung anderer Menschen ab.
Weiterführende Literatur: Gemäß M. Carrez 1984, 135-142 werde gewöhnlich der Geruch des Todes auf die Verlorenen und der Duft des Lebens auf die Geretteten bezogen. Wenn man 2,14-16 im Gesamtzusammenhang des Briefes lese, zeige sich jedoch, dass ein entgegen gesetzter Bezug richtig sei: Der Wohlgeruch Christi sei in Wirklichkeit für alle, Gerettete und Verlorene, bestimmt. Diejenigen, die wie Paulus auf dem Wege des Heils seien, hätten den Tod Christi entdeckt und würden den entsprechenden Duft an sich tragen. Diejenigen dagegen, die auf dem Weg des Verlorengehens seien, würden vom Duft des Lebens ergriffen, der zum Leben führe.
F. T. Fallon 1983, 369-374 nimmt an, dass Paulus das Adjektiv "geeignet“ ("hikanos“) von seinen Gegnern übernommen habe. Diese hätten sich selbst für geeignet erklärt und auf ihren Geistbesitz hingewiesen. Paulus dagegen mache deutlich, dass Gott allein jemanden geeignet mache. Gott selbst habe ihm die Eignung für die Aufgabe als Diener des neuen Bundes verliehen.
G. Dautzenberg 1986, 156-158 legt dar, dass sich Paulus’ Eignung für die weltweite Verkündigungsaufgabe an der Uneigennützigkeit, Lauterkeit und Gottgemäßheit seiner Verkündigung zeige. Möglicherweise sei auch in der Erinnerung an die erfolgreiche Mission in Korinth und an die Gründung der korinthischen Gemeinde (vgl. 2 Kor 3,1-3) eine weitere Antwort auf die Frage der Antwort enthalten. Wichtig sei, dass die Eignung von Gott her kommt.
M. Carrez 1986, 79-95 versucht die genaue Bedeutung der Frage "Und wer ist dazu geeignet?“ zu erhellen. Er geht auf folgenden Punkte ein: Situation von 2,14-17; die Struktur und der Ort von 2,14-17 im Rahmen des größeren strukturellen Zusammenhanges; die Funktion von 2,14-17 in Bezug auf den folgenden Inhalt des Briefes. Schließlich wird das Verhältnis zwischen der apostolischen Eignung und den verschiedenen Bestandteilen von 2,14-17 bestimmt.
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Beobachtungen: Paulus nennt auch konkret diejenigen, die er für ungeeignet hält: Es sind diejenigen, die das Wort Gottes "verhökern“, also wie Kleinhändler damit Geld zu machen suchen.
Dass Paulus dieses Verhalten mit arglistiger Täuschung in Verbindung bringt, zeigt die Tatsache, dass er sich umgehend davon abgrenzt. Er selbst, so macht er deutlich, verkündigt aus Lauterkeit. Außerdem verkündigt er wie aus Gott und vor Gott. Damit macht er deutlich, dass seine Predigt das Wort Gottes nicht verfälscht, sondern unmittelbar Wort Gottes ist, und dass er sich vor Gott verantworten muss und es auch kann.
Paulus redet "in Christus“ oder - diese Übersetzung ist auch möglich - "durch Christus“. Er befindet sich in dessen Kraftfeld, durch das die Predigt gewirkt wird. Der Inhalt der Predigt ist Christus selbst.
Wie hängt nun 2,14-17 inhaltlich mit den beiden vorausgehenden Versen zusammen? Möglicherweise liegt die Verbindung darin, dass die V. 12-13 Paulus’ Legitimation zur Verkündigung voraussetzen und den Apostel als Reisenden darstellen. Diese Legitimation scheint allerdings unter den korinthischen Christen keineswegs unumstritten zu sein und wird insbesondere von denjenigen hinterfragt, denen Paulus wie ein Herrscher über ihren Glauben vorkommt (vgl. 1,24). So kommt es, dass Paulus darlegen muss, was ihn zur Verkündigung berechtigt und ihn annehmen lässt, dass sein Wort normative Geltung hat.
Ob sich Paulus tatsächlich an dieser Stelle genötigt sah, sein Apostolat und die Art und Weise seines Wirkens zu rechtfertigen, oder ob ein Redaktor aus dem Zusammenhang 1,1-2,13.7,5-16 den Schluss gezogen hat, eine aus einem anderen Brief stammende Rechtfertigung einschieben zu müssen, ist fraglich. Die unklare Verbindung zwischen 2,12-13 und 2,14-17 (bzw. 2,14-7,4) sowie der auseinander gerissene Zusammenhang zwischen 1,1-2,13 und 7,5-16 lassen eher erstere Annahme als wahrscheinlich erscheinen.
Weiterführende Literatur: G. Barth 1980, 257-270 führt zunächst kurz in die Forschungsdiskussion ein, wer im Zweiten Korintherbrief Paulus Gegner sein könnten. Früher habe die Forschung versucht, sie als Judaisten zu verstehen, d. h. als Vertreter jenes extremen Judenchristentums, das auch von den Heidenchristen die Übernahme von Gesetz und Beschneidung forderte und deshalb gegen die paulinische Verkündigung und gegen den Apostel selbst agitierte. Später seien − nach Meinung von G. Barth angemessener − die Gegner in den Kreis der für die Spätantike so charakteristischen Wanderpropheten, Goeten und Heilsbringer, die sich als Abgesandte einer Gottheit geben und ihre göttliche "Kraft/Macht“ durch Offenbarungen und Wundertaten zur Schau stellen, eingeordnet worden. G. Barth selbst meint, dass die Aussagen u. a. in 2 Kor 2,17; 3,6 auf dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit hellenistisch-judenchristlichen Wanderpredigern, die sich ihrer Eignung als eines aufweisbaren Geistbesitzes rühmten, zu verstehen seien. Paulus wende sich gegen eine solche Haltung, denn er gehe davon aus, dass die Eignung nur als unverfügbare Gabe von Gott her empfangen werden könne. Sie habe ihr Kriterium darin, dass der Verkündiger ein Diener des "neuen Bundes“ ist, der nicht durch den tötenden "Buchstaben“, sondern durch den Leben schaffenden "Geist“ bestimmt ist.
S. J. Hafemann 1986, 103-176 interpretiert V. 17 wie folgt: Paulus’ Weigerung, seinen Lebensunterhalt mittels der Unterstützung seitens der Korinther zu bestreiten, sei ebenso Beweis der Lauterkeit seiner Motive wie der göttlichen Legitimierung seines Dienstes. Paulus grenze sich von denjenigen Missionaren ab, die sich von den Korinthern ihren Lebensunterhalt bestreiten lassen.
Literaturübersicht
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