Auslegung und Bibliographie zur Bibel


Epheserbrief

Der Brief des Paulus an die Epheser

Eph 3,1-7

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Jede Seite enthält eine Übersetzung des jeweiligen Bibeltextes, sowie Beobachtungen (Vorbereitung der Auslegung), Hinweise zu weiterführender Literatur und eine abschließende Literaturübersicht.

Eph 3,1-7



Übersetzung


Eph 3,1-7 :1 Deshalb ich, Paulus, der Gefangene (des) Christi Jesu für euch, die Heiden - 2 Ihr habt doch sicher von dem Verwalteramt der Gnade (des) Gottes gehört, die mir für euch verliehen wurde, 3 dass mir gemäß Offenbarung das Geheimnis kundgetan wurde, wie ich es in Kürze oben beschrieben habe, 4 damit ihr beim Lesen erkennen könnt meinen Einblick in das Geheimnis (des) Christi, 5 das in früheren Generationen den Menschenkindern nicht kundgetan wurde, wie es jetzt seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist offenbart wurde, 6 dass die Heiden Miterben sind und mit zum Leib gehören und mit teilhaben an der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium, 7 dessen Diener ich geworden bin gemäß dem Geschenk der Gnade (des) Gottes, die mir verliehen wurde nach dem Wirken seiner Kraft.



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V. 1


Beobachtungen: Nachdem sich Eph 2 mit dem Heilsgeschehen befasst hat, darin 2,11-22 mit der Kirche aus Juden und Heiden, kommt Eph 3 nun auf die Bedeutung des Apostels zu sprechen. Darin beschreibt der Verfasser des Eph, der sich als Paulus ausgibt, wie sich seine persönliche Geschichte auf das in der frohen Botschaft verkündete Heilsgeschehen bezieht. Diese Beschreibung könnte damit zu erklären sein, dass das Wirken des Paulus in Ephesus und anderen kleinasiatischen Gemeinden bereits eine geraume Zeit zurückliegt und seitdem zahlreiche neue Heiden Christen geworden sind. Diesen neuen Heidenchristen war Paulus weder persönlich bekannt noch waren sie über ihn und sein Wirken im Einzelnen informiert. Der Gemeindeaufbau kann sich ohne größere Rückbesinnung auf Paulus fortentwickelt haben. Um sich, sein Wirken und seine Bedeutung für die Kirche wieder in Erinnerung zu bringen, fügt Paulus bzw. der Verfasser des Eph, der sich als Paulus ausgibt, die Passage zu seiner Person ein.


Der Verfasser des Eph begründet etwas aus dem Vorhergehenden (vermutlich 2,11-22 oder speziell 2,19-22) - aber was? Begründet er das, was er ist, oder begründet er ein Handeln? Ein Verb fehlt, dass Paulus bzw. der Verfasser des Eph handelt, geht aus V. 1 nicht hervor. Folglich ist zunächst davon auszugehen, dass das Hilfsverb "bin" einzufügen ist, womit die Einleitung von V. 1 lautet: "Deshalb [bin] ich, Paulus ...". Demnach würde Paulus bzw. der Verfasser des Eph aus dem Inhalt des vorhergehenden Kapitels schlussfolgern, warum er der Gefangene (des) Christi Jesu für die Adressaten, die Heiden, ist. Aber die Schlussfolgerung bricht abrupt am Übergang von V. 1 zu V. 2 ab.

Hat Paulus bzw. der Verfasser des Eph den Faden verloren oder ist ihm während des Schreibens ein ihm dermaßen wichtig erscheinender Gedanke gekommen, dass er den begonnenen Satz nicht weiterführt? Wahrscheinlicher ist, dass wir es mit einem rhetorischen Kunstgriff, einem Anakoluth, zu tun haben. Beim Anakoluth (an-akolouthon = nicht folgerichtig) wird eine begonnene Satzkonstruktion nicht richtig fortgesetzt, weil die Gedanken mitten im Satz eine andere Richtung nehmen. Es findet sich also ein Bruch im Satz, der aber keinen grammatischen Fehler darstellt, sondern überraschen soll. Dass Paulus bzw. der Verfasser des Eph im Verlauf der folgenden Verse nicht völlig vergessen hat, wie er den in V. 1 begonnenen Gedankengang weiterführen wollte, geht aus V. 13 hervor, wo er den Faden wieder aufnimmt. Von V. 13 her gelesen ist V. 1 als Bitte zu verstehen und das Verb "bitte" einzufügen: "Deshalb [bitte] ich, Paulus ...". Und das, um was Paulus bzw. der Verfasser des Eph bittet, geht aus V. 13 hervor. Demnach begründet V. 1 also nicht, weshalb Paulus der Gefangene Christi Jesu für die Adressaten, die Heiden, ist. Vielmehr stellt sich Paulus bzw. der Verfasser des Eph als der Gefangene Christi Jesu für die Adressaten, die Heiden, vor und leitet die Bitte V. 13 ein, indem er sie aus dem vorhergehenden Kapitel begründet. V. 13 knüpft dann an V. 1 an. V. 1 und V. 13 stellen also eine Klammer um die V. 2-12 dar, die wesentliche Gedanken zum Amt des Apostels enthalten.

Der Leser oder Hörer des Briefes, der ihn zum ersten Mal liest oder hört, weiß aber beim Lesen oder Hören von V. 1 und den unmittelbar folgenden Versen noch nicht, wie der in V. 1 begonnene Gedankengang weitergeführt wird. Insofern muss er ihn zunächst einmal so unklar und ohne Ergänzungen hinnehmen, wie er da geschrieben steht: "Deshalb ich, Paulus, der Gefangene (des) Christi Jesu für euch, die Heiden ..." - ohne Ergänzung.


Paulus bzw. der Verfasser des Eph bezeichnet sich als "Gefangener". Ist das wörtlich zu verstehen oder im übertragenen Sinn gemeint? Im wörtlichen Sinn wäre ausgesagt, dass er im Gefängnis sitzt. Der Genitiv würde den Grund benennen: wegen Christus Jesus (= Jesus Christus; die Ursprünglichkeit des "Jesus" ist umstritten). Demnach würde Paulus bzw. der Verfasser des Eph im Gefängnis sitzen, weil er das Evangelium Christi verbreitet hat und auch darüber hinaus für Christus wirkt. Im übertragenen Sinn würde die Gefangenschaft bedeuten, dass Paulus bzw. der Verfasser des Eph ein Gefangener Christi Jesu ist. Er kann demnach nicht frei über sein Tun entscheiden, sondern ist an Christus gebunden, an dessen Willen und auch an den Gottes. Angesichts der Tatsache, dass der griechische Begriff "desmios" in den authentischen paulinischen Briefen und in den Paulus betreffenden Passagen der Apostelgeschichte stets mit Sicherheit oder einer gewissen Wahrscheinlichkeit den im wörtlichen Sinn Gefangenen (genau genommen: Gefesselten) meint (vgl. Phlm 1,1.9; Apg 16,25.27; 23,18; 25,14.27; 28,17), ist hier eher von der wörtlichen Bedeutung auszugehen.


"Für euch" gibt an, wer die Nutznießer sind: die Adressaten. Diese werden als "Heiden" bezeichnet, obwohl sie keine Heiden mehr sind, sondern Heidenchristen. Es ist davon auszugehen, dass der Begriff "ethnoi" hier "Heidenchristen" meint. Dabei betont Paulus bzw. der Verfasser des Eph aber nicht das Christsein der Adressaten, sondern ihre Herkunft aus dem Heidentum. Die Herkunft spielte in 2,11-22 eine große Rolle, wo ja ausgesagt wurde, dass nicht nur die Judenchristen zur Kirche gehören, sondern auch die Heidenchristen. Gerade im Hinblick auf die Heidenchristen war das Wirken des Apostels Paulus, der ja als der Heidenmissionar schlechthin gilt, von Bedeutung.


Weiterführende Literatur:


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V. 2


Beobachtungen: Das einleitende "ei ge" macht deutlich, dass Paulus bzw. der Verfasser des Eph nicht schlicht eine Tatsache anführt ("... ihr habt ..."), sondern etwas, was aus seiner Sicht wahrscheinlich ist und auch so sein müsste ("... ihr habt doch sicherlich ..."). Es ist vorausgesetzt, dass die Adressaten Paulus nicht persönlich kennengelernt haben. Paulus hat zwar längere Zeit in Ephesus gewirkt, jedoch liegt diese Zeit des Wirkens wohl schon einige Jahre zurück. Nicht alle Christen in Ephesus müssen Paulus bei seinem dortigen Wirken persönlich kennengelernt haben. Außerdem sind sicherlich seit seinem Wirken zahlreiche neue Heiden zu Christen geworden und in die örtliche(n) Gemeinde(n) eingetreten. Dieser Punkt gewinnt insbesondere dann an Bedeutung, wenn man davon ausgeht, dass der Verfasser des Eph nicht Paulus selbst ist, sondern ein "Paulusschüler", der seinem Schreiben mittels Verwendung eines Pseudonyms Autorität verschafft. Dieser "Paulusschüler" könnte nämlich den Eph erst nach dem Tode des Paulus verfasst haben, in einer Zeit, in der der Name des Paulus unter den Christen zu verblassen begann. Und schließlich vermittelt der Eph nicht den Eindruck, nur für die Gemeinde(n) in Ephesus verfasst zu sein. Dafür ist er zu allgemein geschrieben. Insofern ist er wohl auch an Christen in kleinasiatischen Orten gerichtet, in denen Paulus nur kurz oder gar nicht gewirkt hat.


Der Begriff „oikonomia“ bezeichnet gewöhnlich die Verwaltung einer Hauswirtschaft, sei es im privaten staatlichen oder kultischen Bereich. Auch Paulus ist in gewisser Weise mit der Verwaltung eines „Guts“ beauftragt, und zwar mit dem Evangelium. Auch im Eph ist der Begriff bereits in 1,10 aufgetaucht. Dort ist wohl die Handlung des Verwaltens gemeint, wobei Gott als Verwalter gedacht sein dürfte. In Eph 1,10 geht es aber nicht um profane Verwaltung, sondern um die Heilsordnung. Das bedeutet, Gott hat nicht nur einen Ratschluss festgesetzt, also einen Heilsplan gefasst, sondern er führt diesen auch durch und erreicht so sein Ziel. Dabei bedient er sich der Menschen als Instrumente. So haben wir wohl Eph 3,2 so zu verstehen, dass Paulus im Dienste des Heilsplanes steht, an dessen Verwirklichung beteiligt ist. Der Dienst dürfte als "Amt" verstanden sein und die Mitwirkung an der Verwirklichung des Heilsplanes als "Verwaltung".

Der Begriff "oikonomia" gehört zu dem mit "oikos" verbundenen Wortfeld. Eine in einem Haus (oikos, im Sinne eines Gebäudes oder Gebäudekomplexes; oikodomê = Bau) wohnende Haus-, Lebens- und Wirtschaftsgemeinschaft (oikos) wird von einem Hausherrn bzw. Hausvater (oikodespotês) geleitet. Die Hauswirtschaft bedarf der Verwaltung (oikonomia). Diese wird vom Hausherrn/Hausvater einem vertrauenswürdigen Mitglied der Hausgemeinschaft übertragen. Dieser mit der Hausverwaltung Beauftragte hat das Verwalteramt (oikonomia) inne. Dieses übt er gewissenhaft und zum Nutzen der gesamten Gemeinschaft aus. So wird das Anwesen mit seinen Gebäuden und Ländereien auf- und ausgebaut (oikodomeô). Es ist gut in Schuss, wirft Gewinn ab und wird ausgeweitet. Christlich gesprochen: In der Kirche sind die Christen als Angehörige der Religionsgemeinschaft vereint. Ihre Verehrung gilt Gott, ihrem "Hausherrn" bzw. "Hausvater". Gott hat einen Willen, einen festgelegten Heilsplan, in dem Jesus Christus die entscheidende Rolle spielt. Dieser Heilsplan muss "verwaltet", verwirklicht werden. Dazu bedient sich Gott der Menschen, konkret (auch) des Paulus. Paulus hat also das Verwalteramt übertragen bekommen und trägt so dazu bei, dass der Heilsplan Gottes umgesetzt werden und zu seinem Ziel gelangen kann. Dazu gehört auch, dass die Religionsgemeinschaft durch Verkündigung und Lehre stabilisiert und vergrößert wird.

Interessanterweise schreibt Paulus bzw. der Verfasser des Eph - anders als Kol 1,25 - nicht, dass ihm das Verwalteramt anvertraut ist. Gemäß Eph 3,2 ist ihm "die Gnade (des) Gottes" anvertraut. In Eph 1,7-8 war dargelegt worden, dass Paulus bzw. der Verfasser des Eph und die Adressaten des Eph mit "seiner Gnade" überschüttet worden sind, wobei nicht ausdrücklich ausgesagt war, ob es sich um die Gnade Christi oder um die Gnade Gottes handelt. Nun ist in Eph 3,2 ausdrücklich von der Gnade Gottes die Rede. Diese Gnade Gottes kann - passend zu Kol 1,25 - das Verwalteramt selbst sein oder auch dasjenige, was "verwaltet" wird. Die Gnade Gottes ist nicht Paulus und den Adressaten des Eph zugleich verliehen, auch sind nicht allesamt von dieser Gnade Gottes überschüttet worden, sondern Paulus allein ist die Gnade Gottes verliehen. Die Gnade bezieht sich hier also nicht auf die allen Christen zukommende Gnade, sondern auf eine Gnade, die allein Paulus verliehen wurde. Es ist einerseits ein besonderes Privileg, allerdings kommt dieses nicht Paulus allein zugute. Paulus hat dieses Privileg für die Adressaten des Eph verliehen bekommen. Folglich müssen die Adressaten davon einen Nutzen haben.


Weiterführende Literatur: A. Sherwood 2012, 97-111 bietet eine Redeanalyse von 3,1-13. In 3,1 bezeichne sich Paulus als "der Gefangene (des) Christi Jesu für euch, die Heiden". In den V. 2-13 entfalte er nun, wie der Bezug zu "eurer Herrlichkeit" ist, die ein unvoreingenommener Leser schwerlich aus der Gefangenschaft des Paulus herleiten könne. Der Verfasser des Eph (Paulus) lege dar, dass sein Apostolat, das die Gefangenschaft begründe, keine Quelle der Schande sei, sondern vielmehr eine Quelle der Ehre für ihn selbst und auch die Empfänger des Briefes. Sie bekräftige also die Glaubhaftigkeit von Gottes eschatologischer Aktivität in der Welt. Die Abschweifung 3,2-13 sei also in sich kohärent, ebenso wie bezüglich ihrer Funktion im Gesamten der Rede des Eph Kohärenz auszumachen sei.


Laut T. Gombis 2004, 313-323 sei die Abschweifung Eph 3,2-13 nicht gehaltlos, und es handele sich auch nicht einfach nur um Ausführungen zum Ursprung und Wesen des Apostolats des Paulus. Vielmehr spiele sie in der Entfaltung der Argumentation eine strategische Rolle, indem sie den Lesern des Briefes eine Erklärung der gegenwärtigen Lage des Apostels biete. Diese Lage scheine dem Triumph Gottes zu widersprechen, sei jedoch in Wirklichkeit eine Zusammenfassung, eine konkrete Manifestation dieses Triumphes. Sie erfasse auf schöne Weise das paradoxe Wesen christlichen Lebens und Dienstes in der gegenwärtigen Weltzeit. Gottes Triumph und Gottes Macht ließen sich auf klarste Weise im Wirken menschlicher Mittler, die Stellungen der Schwachheit und Schande einnehmen, erkennen.


T. van Aarde 2015, 45-62 legt dar, dass der Begriff "oikonomia" in den paulinischen Texten missionarisch zu verstehen sei. Er werde in Eph 1,10 als Bezeichnung für die missionarische Aktivität Gottes, die missio Dei, und in 3,2 für die missionarische Aktivität des Paulus, die Verkündigung des Evangeliums, gebraucht. Gottes missionarische Aktivität sei von kosmischer Dimension. Die Mission und der Begriff "oikonomia" gründeten im Handeln der Trinität: Gott Vater ergreife die Initiative, Jesus Christus setze den Plan und die Absichten des Vaters um und der heilige Geist erfülle schließlich den Plan und die Absichten des Vaters. Schon in Eph 1 werde impliziert, dass die Kirche aufgefordert sei, an Gottes Plan und Absicht teilzuhaben. Allerdings werde das Verhältnis zwischen der missio Dei und der Kirche nicht vor Eph 3 entfaltet. Die Aufgabe der Kirche im Rahmen des kosmischen Planes Gottes sei es, mittels der Verkündigung des Evangeliums die ethnischen Gruppen und Völker zu vereinen, wie alles in Christus vereint werden solle.


In einer Predigt zu Eph 3,2-3a.5-6 legt M. Barth 1982, 679-687 dar, dass diese Sätze von drei Wundern handelten: Gemeinschaft, Gnade, Indienststellung.


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V. 3


Beobachtungen: Eph 3,2-13 ist im Lichte von 1,7-10 zu verstehen: Gott hat einen Willen. Dieser ist eigentlich ein Geheimnis, jedoch hat er dieses dem Paulus und den Adressaten des Eph kundgetan. Das Kundtun ist nicht spontan erfolgt, sondern war ein Ratschluss Gottes, den er in oder durch Christus festgesetzt hatte. Gottes Heilsplan ist also im Lichte des mit Christus verbundenen Heilsgeschehen zu verstehen. Dieser Heilsplan wird nun verwirklicht, wobei dem Kundtun des Geheimnisses eine große Bedeutung zukommt. Dabei bleibt zunächst (vgl. 1,9-10) offen, wann und wie das Kundtun des Geheimnisses geschehen ist. Sicher ist nur, dass es in der Vergangenheit geschehen ist. Erst in 3,3.5.10; 6,19 äußert sich der Verfasser des Eph zum Kundtun des Geheimnisses des Willens Gottes genauer.


Die Konjunktion "hoti" leitet die Information ein, was die Adressaten doch sicher gehört haben. Allerdings ist nicht klar, ob sie zum ursprünglichen Text gehört oder nachträglich hinzugefügt wurde. Die Textzeugen, auch die gewichtigen, sind gespalten: Die einen bieten die Konjunktion, die anderen nicht. Zu den Textzeugen, die sie nicht bieten, gehört auch der Papyrus 46, ein außergewöhnlich alter (um 200 n. Chr. entstanden) und damit für die Textkritik bedeutender Papyrus. Geht man davon aus, dass die Konjunktion nachträglich zugefügt worden ist, erscheint V. 2 als vergleichsweise kurzer Satz, was für den Epheserbrief mit seinen Kettensätzen untypisch wäre. Hält man sie für ursprünglich, dann gehört sie zu einem Kettensatz, der sich bis V. 6 erstreckt und das Wesen des Verwalteramtes beschreibt. Für die Bedeutung des V. 3 ist unerheblich, ob "hoti" mitgelesen wird oder nicht.


Paulus wurde das Geheimnis "gemäß Offenbarung" ("kata apokalypsin") kundgetan. Der fehlende Artikel zeigt an: Der Schwerpunkt der Aussage liegt nicht darauf, dass es eine bestimmte Offenbarung war, gemäß der (oder: durch die) das Kundtun des Geheimnisses geschehen ist. Vielmehr geht es darum, dass Paulus nicht durch fleißiges Studieren einer Philosophie oder der hebräischen Bibel kundgetan wurde, auch nicht durch andere Christen und ihren Aussagen entsprechend, sondern gemäß/durch Offenbarung. Der Begriff "Offenbarung" weist auf göttliches Handeln hin. Mit der Offenbarung ist wohl auch die Verleihung der Gnade Gottes bzw. des Verwalteramtes erfolgt.


Das Verb "proegrapsa" bedeutet "ich habe vorher geschrieben". Aber was hat Paulus vorher geschrieben? Geht man davon aus, dass es Paulus selbst war, der den Eph verfasst hat, dann kann sich "vorher" auf jeden seiner Briefe beziehen. Auch wenn der Verfasser des Eph nicht mit Paulus identisch ist, kann theoretisch ein Bezug auf jeden der paulinischen Briefe vorliegen. Allerdings muss der Verfasser von diesen Kenntnis gehabt haben. Und selbst wenn er von ihnen oder mindestens von einem Kenntnis gehabt hat, stellt sich die Frage, welchen Brief er meint. Paulus bzw. der Verfasser des Eph lässt dies völlig offen und setzt so voraus, dass die Adressaten wissen, auf welchen Brief und auf welche Passage sich "ich habe vorher geschrieben" bezieht. Nicht nur das: Sie müssen den entsprechenden Brief auch kennen. All dies lässt eher annehmen, dass sich Paulus bzw. der Verfasser nicht auf ein früheres Schreiben bezieht, sondern auf den vorausgehenden Inhalt des Eph.

Dass es sich so verhält, lässt auch die Formulierung "en oligô" annehmen, die mit "in Kürze" oder "kurz" zu übersetzen ist. Es kann gemeint sein, dass Paulus bzw. der Verfasser des Eph etwas kurz vorher beschrieben hat. Dabei kann es sich um einen kurz vorher verfassten, den Ephesern bekannten Brief handeln oder - was wahrscheinlicher ist - um den (unmittelbar) vorhergehenden Inhalt des Eph. Geht man von der Bedeutung "in Kürze" aus, dann ist gemeint: wie ich es in Kürze beschrieben habe. Auch bei dieser Deutung kann sich das in Kürze Beschriebene in einem vorher verfassten und den Ephesern bekannten Brief finden oder - was wahrscheinlicher ist - im vorhergehenden Inhalt des Eph. Der vorhergehende Inhalt wäre in diesem Fall nicht als ausführliche Abhandlung verstanden, sondern als knappe Zusammenfassung wesentlicher theologischer Sachverhalte.

Um welche theologische Sachverhalte es sich genau handelt, die den Adressaten bereits bekannt sind, bleibt zwar offen, jedoch dürfte es sich um Aussagen zum "Geheimnis", das Paulus kundgetan wurde, und zum Einschluss auch ehemaliger Heiden in die Kirche handeln. Letzterer Punkt war ja der Inhalt des unmittelbar Vorhergehenden. Dass den Adressaten bereits bekannt ist, dass Paulus bzw. dem Verfasser gemäß Offenbarung das Geheimnis kundgetan wurde, weil er dies bereits geschrieben hat, dürfte jedoch nicht der Fall sein, weil Paulus bzw. der Verfasser des Eph ja erst in 3,3 auf die Offenbarung zu sprechen kommt und deren Inhalt erst in 3,6 nennt.


Weiterführende Literatur: Der Aufsatz von S. Grindheim 2003, 531-553 verfolgt eine doppelte Zielsetzung: Zum einen wird dargelegt, dass der Einschluss der Heiden als ein zuvor noch nicht offenbartes Geheimnis verstanden werde, denn er gründe auf der Außerkraftsetzung des mosaischen Gesetzes und bringe eine Nähe zu Gott mit sich, die über die Erwartungen des Alten Bundes hinausgehe. Zum anderen wird der Frage nach dem Verfasser nachgegangen. Als Arbeitshypothese wird davon ausgegangen, dass Paulus der Verfasser ist. Das Konzept des Geheimnisses in Eph 3 sei innig mit der paulinischen Begrifflichkeit und Gedankenwelt verbunden, wie sie in den unzweifelhaft echten paulinischen Briefen zu finden seien. Insofern sei es ungerechtfertigt, im Eph eine nachpaulinische Fortentwicklung des Begriffs "Geheimnis" zu sehen.


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V. 4


Beobachtungen: V. 4 gibt den Grund an, weshalb Paulus bzw. der Verfasser des Eph den Brief und speziell auch den Eph 3,1-7 (unmittelbar) vorhergehenden Inhalt geschrieben hat: Sie vermitteln den Adressaten den Einblick des Paulus bzw. des Verfassers in das Geheimnis Christi.


Es wird deutlich, dass dem Lesen des Briefinhaltes große Bedeutung zukommt. Es ist also vorausgesetzt, dass die Adressaten ihn - zumindest in absehbarer Zeit - nicht (mehr) zu Gesicht bekommen. Das, was die Adressaten über Paulus und sein Wirken lernen, lernen sie nicht durch seine mündliche Verkündigung und Lehre vor Ort, sondern durch das Lesen eines Briefes. Paulus erscheint fern, sei es durch Gefangenschaft, aus der er so bald nicht frei kommt, sei es durch räumliche Entfernung oder sei es durch die Tatsache, dass er bereits verstorben ist und der Eph unter Benutzung des Pseudonyms "Paulus" und bei Verwendung einer typisch paulinischen Lebenssituation den Adressaten Paulus, sein Apostelamt und seine Theologie vergegenwärtigen will.


Weiterführende Literatur:


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V. 5


Beobachtungen: Bei dem Dativ "heterais geneais" handelt es sich um eine Zeitangabe, deren wörtliche Übersetzung "in anderen Geschlechtern/Generationen" lautet, wobei "andere" im Sinne von "frühere" zu verstehen ist. Gemeint ist: "in früheren Geschlechtern/Generationen" oder "in früheren Zeiten". Die Offenbarung des Geheimnisses ist - zumindest in vollem Umfang - erst in der gegenwärtigen Generation bzw. Zeit erfolgt.


"Menschenkinder" ist eine Formulierung, die semitischen Sprachgebrauch wiedergibt. Gemeint sind "Menschen".


Anders als noch in V. 3-4 anzunehmen war, ist Paulus bzw. der Verfasser des Eph nicht der einzige Mensch, dem das Geheimnis Christi offenbart worden ist. Auch den Aposteln und Propheten, die gemäß Eph 2,20 das Fundament des Kirchenbaus darstellen, ist es offenbart worden.

Wer sind die "Apostel" und "Propheten"? Zunächst einmal stellt sich die Frage, ob es sich um eine Personengruppe handelt oder um zwei Personengruppen. Geht man von einer aus, dann handelt es sich um Apostel, die zugleich Propheten sind, also um Apostel, die prophezeien. Geht man - was insbesondere mit Blick auf 4,11, wo die "Apostel" und die "Propheten" mit je einem eigenen Artikel versehen sind, wahrscheinlicher ist - davon aus, dass es sich um zwei Personengruppen handelt, dann handelt es sich bei der ersten Personengruppe um Apostel und bei der zweiten um Propheten. Aber wer ist mit dem Begriff "Apostel" gemeint, und wer mit dem Begriff "Propheten"?

"Apostel" sind der Wortbedeutung nach Gesandte, wobei es sich um Gesandte einer Gemeinde handeln kann, die mit einem bestimmten Auftrag entsandt werden, z. B. zu einer anderen Gemeinde. Eine solch weite Bedeutung liegt hier aber wohl nicht vor, weil den Aposteln fundamentale Bedeutung zukommt. Ein gewöhnlicher Gesandter konnte dagegen z. B. ein bloßer Überbringer eines nicht von ihm selbst verfassten Briefes sein. Nimmt man die fundamentale Bedeutung als Maßstab für die Deutung, dann ist von einer Personengruppe mit besonderem Ansehen auszugehen. Der Eph gibt vor, von Paulus, dem "Apostel Christi Jesu" geschrieben worden zu sein (vgl. 1,1). Demnach dürfte Paulus zu den in 2,20 genannten Aposteln gehören. Dabei dürfte den "Aposteln" das Verständnis der authentischen Paulusbriefe zugrunde liegen. Gemäß diesem Apostelverständnis sind von Jesus Christus zur Mission Entsandte gemeint. Diesen ist bei Verkündigung, Gemeindegründung und -aufbau sowie Lehre besondere Bedeutung zugekommen. Das paulinische Apostelverständnis unterscheidet sich also von dem der Evangelien (speziell von dem des Lukasevangeliums) und der Apostelgeschichte, die nur den Kreis der von Jesus zu dessen Lebzeiten erwählten zwölf Jünger zu den Aposteln zählen (vgl. Lk 6,13; Apg 1,2; nach dem Tode des Judas Iskariot trat gemäß Apg 1,21-26 durch Nachwahl Matthias an dessen Stelle). Paulus gehörte den Evangelien und der Apostelgeschichte nach nicht zu den Aposteln. Wenn die Apostel vor den Propheten genannt werden, mag das auf besondere Wertschätzung der Apostel hinweisen.

Bei den "Propheten" ist zunächst an die Propheten des AT zu denken. Auch wenn diese Juden und nicht Christen waren, kann man sie angesichts der christlichen Deutung ihrer Prophezeiungen auf Jesus Christus hin durchaus als Fundament des Baus der Kirche ansehen. Allerdings verwundert, dass sie nach den "Aposteln" genannt werden, wo diese doch nicht im AT verankert sind. Auch werden die Propheten nicht den früheren Generationen zugeordnet. Das spricht dafür, dass es sich bei den "Propheten" um Propheten christlichen Glaubens handelt. Zur Zeit des Paulus waren solche Propheten durchaus in den christlichen Gemeinden anzutreffen (vgl. 1 Kor 14,29-33.37; Apg 13,1; 15,32) und ihnen scheint auch ein besonderes Ansehen zugekommen zu sein. Sie empfingen göttliche Offenbarungen und vermittelten sie an die Gemeindeglieder weiter. Der Eph kommt nun in 3,5-7 auf die Rolle der Apostel und Propheten im Hinblick auf die Offenbarung zu sprechen und aus 3,10 geht hervor, dass sie in einem engen Zusammenhang mit der Kirche zu sehen ist.


Das Adjektiv "heilige" kann sich nur auf die Apostel oder auch auf die Propheten beziehen. "Hagiois" ist zwar ein Maskulinum, kann sich aber in einer Aufzählung sowohl auf maskuline als auch auf feminine Substantive beziehen. Es ist darüber hinaus nicht ersichtlich, warum nur die Apostel und nicht auch die Propheten "heilig" sein sollten. Schließlich kommt den Aposteln und Propheten gleichermaßen die besondere Würde und Funktion des Fundamentes der Kirche zu (vgl. Eph 2,20). Und sie sind vermutlich auch gleichermaßen Christen und damit "Heilige". Dass aber hier überhaupt das Adjektiv "heilige" verwendet wird, obwohl doch bei den Aposteln und auch Propheten klar sein sollte, dass sie Christen sind, mag damit zusammenhängen, dass "heilige" eine besondere Würde aussagt. Es wird die besondere Würde deutlich, die den Aposteln (und wohl auch Propheten) innerhalb der Kirche und in Bezug auf Gott zukommt.


Das Pronomen "seine" ("autou") scheint sich nur auf die "Apostel" beziehen, steht es doch direkt hinter diesen. Da es vermutlich Gott ist, der offenbart, legt sich die Bedeutung "Gottes" nahe. Aber warum sollten die Propheten nicht Gottes sein, wo ihnen doch gleichermaßen das Geheimnis Christi offenbart worden ist? Möglich ist, dass das Pronomen direkt auf "Apostel" folgt, weil Paulus bzw. der Verfasser des Eph vermeiden wollte, dass das Pronomen zusammen mit "im Geist" nur auf die "Propheten" bezogen wird. Gemäß Eph 4,7-11 ist zudem den Aposteln und Propheten gleichermaßen die Gnade des jeweiligen Amtes gegeben. Weil der Gebende Christus ist, ist nicht ausgeschlossen, dass das Personalpronomen "seine" im Sinne von "Christi" zu verstehen ist. Vermutlich ist aber auch keine Entscheidung zwischen der Bedeutung "Gottes" und "Christi" zu fällen, weil Gott und Christus eng miteinander verbunden sind und die Kirche - speziell ihr Fundament - zu beiden in einem engen Bezug steht. Die Apostel und Propheten sind demnach gleichermaßen Gottes und Christi.


Mir dem "Geist" dürfte der heilige Geist, nicht der menschliche Geist, die Gesinnung, gemeint sein. Ebenso wie in Eph 2,22 bezeichnet "im Geist" vermutlich den Wirkraum des heiligen Geistes. Weil der heilige Geist eine Wirkkraft ist und die Präposition "en" zugleich mit "in" und "durch" übersetzt werden kann, klingt die Bedeutung "durch den Geist" mit. "Im Geist" bezieht sich vermutlich auf "offenbart", nicht auf "Propheten". Es wurde also im Geist offenbart, nicht aber sind (nur) die Propheten im Geist. Es geht vermutlich nicht um Betonung von Unterschieden, womit die Apostel heilig wären, die Propheten - aufgrund ihrer Gnadengabe der Prophetie - dagegen im Geist. Vielmehr dürfte es darum gehen herauszustellen, dass den heiligen Aposteln und heiligen Propheten gleichermaßen im Geist offenbart wurde.


Weiterführende Literatur: Laut K. O. Sandnes 1991, 226-239 handele es sich bei Eph 2,19-3,7 um den einzigen Text des NT, in dem Apostel und Propheten direkt verbunden werden und in dem Paulus als einer ihrer hervorragenden Vertreter gedacht ist. Bei den Propheten handele es sich um christliche Propheten.


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V. 6


Beobachtungen: Der mit "einai" ("sein") eingeleitete Infinitivsatz legt dar, was der Inhalt der Offenbarung ist. Im Wesentlichen ist ausgesagt, dass die Christen, die ehemals Heiden waren, ebenso an der Kirche und dem Heil Anteil haben wie die Christen, die ehemals Juden waren. Es gibt da keinen Unterschied.


Bei den Wörtern "synklêronomos", "syssômos" und "symmetochos" handelt es sich um Adjektive, die allesamt entweder selten oder ansonsten gar nicht im NT vorkommen. Sie bedeuten "mit erbend", "mit zum Körper gehörend" und "Anteil habend". Sie können auch als Substantive übersetzt werden: "Miterbe", "Mitleib" und "Mitteilhaber".

"Miterbe", "Mitleib" und "Mitteilhaber" sagen aus, dass die Adressaten Erbe, Leib und Teilhaber sind, aber sie sind dies nicht allein, sondern mit einem anderen oder mit anderen zusammen. Wer die anderen sind, geht aus "Mitleib" hervor. Nach dem Verständnis des Eph ist nämlich die Kirche der "Leib" und Jesus Christus "Haupt" dieses "Leibes" (vgl. 1,22-23; 5,23). Als "Mitleib" haben die heidenchristlichen - "Heiden" dürfte wie in 3,1 im Sinne von "Heidenchristen" zu verstehen sein - Adressaten also Anteil an der Kirche, die also nicht den Judenchristen vorbehalten ist. Und wie die anderen Christen auch sind die heidenchristlichen Adressaten Teilhaber und Erben.


Die "Teilhabe" wird in V. 6 genauer erläutert: Es handelt sich um die "Verheißung in Jesus Christus". Es handelt sich also um eine Verheißung, die sich im Macht- und Wirkungsbereich Christi erfüllt. Da ist zum einen die Verheißung des heiligen Geistes (vgl. 1,13), zum anderen aber auch die Verheißung von Heil (= "Erbe"), wie auch immer dieses in V. 6 gedacht ist. Vielleicht ist dabei an die an Abraham ergangene Verheißung gedacht, dass in ihm alle Völker gesegnet werden (vgl. Gen 12,2-3; 18,18; darauf basierend Gal 3,8; Röm 4,13; Gal 3,14 verbindet die Verheißung des Völkersegens und die Verheißung des heiligen Geistes). Der Begriff "Verheißung" weist auf das Ausstehen des vollständigen Eintreffens des Verheißenen hin. Allerdings ist das Verheißene zumindest teilweise schon gegenwärtig, so der verheißene heilige Geist. Diese Gegenwärtigkeit von etwas, was noch nicht gänzlich eingetroffen ist, aber im Sinne eines Rechtsanspruchs gänzlich eintreffen wird, bezeichnete der Verfasser in 1,14 - im Hinblick auf das "Erbe" - als "Angeld".


Die Formulierung "durch das Evangelium" beinhaltet verschiedene Aspekte: Der Begriff "Evangelium" steht für einen bestimmten, mit Heil verbundenen Inhalt. Dieser Inhalt, der untrennbar mit dem Heilsgeschehen um Jesus Christus verbunden ist, wurde durch Missionare zu den noch heidnischen Adressaten gebracht und ihnen gepredigt. Er wurde von den Adressaten gehört und gläubig angenommen. Mit der Taufe sind sie in den Heils- und Wirkungsbereich Christi eingetreten und so Teil der Kirche geworden. "Durch das Evangelium" haben sie bereits am Heil Anteil, doch steht die gänzliche Vollendung noch aus.


Weiterführende Literatur: M. N. A. Bockmuehl 1990 geht in seinem Buch über "Offenbarung" und "Geheimnis" bei Paulus auch kurz auf relevante Stellen im Epheserbrief ein (S. 201-203 zu 3,3-10), der paulinische Blickwinkel und Gewichtungen fortführe. Paulus sehe seine Mission in erster Linie als Heidenmission an, wobei er jedoch gleichermaßen von der Rettung von Heiden wie auch Juden in Christus ausgehe. In Eph 3,6 erscheine diese dann als vollständige Definition des Geheimnisses Christi.


R. Lemmer 1998, 459-495 befasst sich mit der Leib Christi – Metapher im Eph und geht knapp auf folgende Texte ein: 1,20-23; 2,16-22; 3,3-6; 3,9-12; 3,14-21; 4,3-6; 4,12-16; 5,23-30.


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V. 7


Beobachtungen: V. 7. führt wieder zu dem in V. 2 erwähnten Verwalteramt des Paulus zurück. Hat Paulus bzw. der Verfasser des Eph in den V. 4-6 deutlich gemacht, dass das Verkündigte der Offenbarung und nicht eigenem Nachdenken, Lernen und Wissen entspringt, betont er nun, dass sein Verwalteramt einen Dienst darstellt und er nicht etwa Herr über das Evangelium ist. Diese Betonung ist wortreich und enthält verschiedene Facetten ein und desselben Gedankens: Dass Paulus Diener des Evangeliums geworden ist, ist ausschließlich Gott zu verdanken.


Paulus bzw. der Verfasser des Eph ist Diener des Evangeliums. Er hat folglich kein Herrscheramt inne und kann nicht über den Inhalt des Evangeliums verfügen - gemäß V. 3-6 ist er ja an das Geoffenbarte gebunden. Und Dienst bedeutet auch, dass das Evangelium verbreitet wird. Damit aber auch nicht das Missverständnis aufkommt, dass Paulus bzw. der Verfasser des Eph sich seinen Dienst in irgendeiner Form erworben hat, schiebt er gleich nach, dass er ihn als Geschenk erhalten hat. Aber auch diesbezüglich könnte ein Missverständnis aufkommen: Demnach könnte das Geschenk nicht ganz aus freien Stücken erfolgt sein, sondern eine Art Gegengeschenk für ein bereits erfolgtes Geschenk seitens des Paulus bzw. Verfassers des Eph darstellen. Dieses Geschenk könnte z. B. die Ausführung einer gottgefälligen Handlung gewesen sein. Um dieses Missverständnis auszuschließen, fügt Paulus bzw. der Verfasser des Eph an, dass das Geschenk aus reiner Gnade erfolgt ist (nicht: dass Gnade geschenkt wurde), eine Gnade ist. "Gnade (des) Gottes" macht deutlich, dass es sich nicht um die Gnade irgendeines Menschen oder anderen Wesens handelt. Und die "Gnade (des) Gottes" wird verliehen - Gott ist der Souverän! Und er kann sie deshalb verleihen, weil er als Souverän Kraft bzw. Macht besitzt - der Begriff "dynamis" kann sowohl "Kraft" als auch "Macht" bedeuten - und dementsprechend wirken kann.


Weiterführende Literatur:



Literaturübersicht


Barth, Markus; Gnade für die Anderen (Eph 3,2-3a.5-6), in: C. Casale Marcheselli [ed.], Parola e Spirito, vol. 1, FS S. Cipriani, Brescia 1982, 679-687

Bockmuehl, Markus N. A.; Revelation and Mystery (WUNT II/36), Tübingen 1990

Gombis, Timothy G.; Ephesians 3:2-13: Pointless Disgression, or Epitome of the Triumph of God in Christ?, WTJ 66/2 (2004), 313-323

Grindheim, Sigurd; What the OT Prophets Did Not Know: The Mystery of the Church in Eph 3,2- 13, Bib. 84/4 (2003), 531-553

Lemmer, Richard; Hê oikonomia tou mystêriou tou apokekrymmenou en tô Theô Understanding "Body of Christ" in the Letter to the Ephesians, Neotest. 32/2 (1998), 459-495

Sandnes, Karl Olav; Paul – One of the Prophets? A Contribution to the Apostle’s Self- Understanding (WUNT II/43), Tübingen 1991

Sherwood, Aaron; Paul's Imprisonment as the Glory of the Ethnê. A Discourse Analysis of Ephesians 3:1-13, BBR 22/1 (2012), 97-111

van Aarde, Timothy; The Use of oikonomia for the Missional Plan and Purpose of God in Ephesians 1:3-14, Miss. 43/1 (2015), 45-62

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