Auslegung und Bibliographie zur Bibel


Zweiter Korintherbrief

Der zweite Brief des Paulus an die Korinther

2 Kor 9,1-5

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Jede Seite enthält eine Übersetzung des jeweiligen Bibeltextes, sowie Beobachtungen (Vorbereitung der Auslegung), Hinweise zu weiterführender Literatur und eine abschließende Literaturübersicht.

2 Kor 9,1-5

 

 

Übersetzung

 

2 Kor 9,1-5:1 Denn über den Dienst für die Heiligen euch zu schreiben, ist für mich zwar überflüssig. 2 Ich kenne ja eure Bereitschaft, die ich vor [den] Makedoniern an euch rühme, dass sich Achaia [nämlich] schon seit vorigem Jahr gerüstet hat; und euer Eifer hat die meisten angespornt. 3 Doch habe ich die Brüder geschickt, damit nicht unser Rühmen über euch in diesem Punkt zunichte werde, damit ihr - wie ich sagte - [tatsächlich] gerüstet seid, 4 damit nicht, wenn Makedonier mit mir kommen und euch unvorbereitet finden, wir - um nicht zu sagen: ihr - beschämt werden bei diesem Vorhaben. 5 Ich hielt es also für notwendig, die Brüder aufzufordern, dass sie zu euch vorausreisen und eure früher angekündigte Segensgabe vorbereiten, damit diese [wirklich] bereitliege als eine Gabe des Segens und nicht des Geizes.

 

 

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V. 1

 

Beobachtungen: V. 1 schließt nur holprig an den vorausgehenden Vers an. Fraglich ist, ob die Formulierung "Denn über (zwar)...“ (oder: "Denn was zwar...betrifft...“ ; "Peri men gar“) den Beginn eines neuen Briefes markiert oder nicht. Irritierend ist, dass Paulus durchaus vorher auf den "Dienst für die Heiligen“, die Kollekte, eingegangen ist, wenn auch nur mit dem Ziel, die Adressaten möglichst zur Großzügigkeit zu animieren (vgl. 8,7-15). Grundsätzliche Aussagen zur Notwendigkeit und zur Durchführung hat er tatsächlich nicht gemacht. Dass Paulus nun so tut, als sei es gänzlich überflüssig, dass er auf die Kollekte eingeht, lässt sich als Paraleipsis erklären: Der Redner oder Schreiber stellt sich, als übergehe er etwas, was er tatsächlich doch erwähnt. Die Begründung für dieses Stilmittel könnte sein, dass Paulus mittels möglichst vorsichtigen Worten und viel Lob verhindern möchte, dass die erst kürzlich zugeschütteten Gräben zwischen ihm und den korinthischen Gemeindegliedern wieder aufgerissen werden könnten. Es besteht die Gefahr, dass er wieder als ein Mensch erscheinen könnte, der gängelt und befiehlt (zu diesem Vorwurf vgl. 1,24; zur vorsichtigen Wortwahl vgl. 8,8.10). Ein solcher Eindruck kann entstehen, wenn Paulus auf Dinge eingeht, die die Adressaten schon wissen oder von denen sie meinen, sie selbst regeln zu können. Das Lob soll die Adressaten als weit gehend eigenverantwortlich erscheinen lassen und vermutlich dazu beitragen, dass sie wohlgesinnt sind.

V. 1 besagt, was nicht erforderlich ist. Das Wort "zwar“ ("gar“) macht aber schon deutlich, dass dafür etwas anderes erforderlich war. Darauf geht Paulus in V. 3(-5) ein, wo sich auch das fortsetzende "aber/doch“ findet.

 

Mit den "Heiligen“ sind die Jerusalemer Gemeindeglieder gemeint (vgl. 1 Kor 16,1-4). Die korrekte, lange Formulierung lässt annehmen, dass Paulus in seinem Brief nun erstmals auf die Kollekte eingeht. Da dies nicht der Fall ist, verwundert sie an dieser Stelle.

 

Weiterführende Literatur: K. J. O’Mahony 2000 liest 2 Kor 8-9 unter rhetorischen Gesichtspunkten, wobei er auch einen Überblick über die bisher vorgebrachten rhetorischen Leseweisen gibt, zu denen auch die umfangreiche Studie H. D. Betz 1993 gehört.

 

Mit der Zuordnung der Kollektenkapitel 2 Kor 8-9 zur Korinther-Korrespondenz und mit 2 Kor 9, dem Kollektenbrief an die Gemeinden Achaias, befasst sich B. Beckheuer 1997, 120-177.

 

C. H. Talbert 1989, 359-370 versucht Argumente für die Annahme zu liefern, dass es sich bei 2 Kor 8-9 um einen einheitlichen Gedankengang handele, dessen Anfang und Ende von dem Wort "charis“ (8,1: "Gnade“; 9,15: "Dank“) begrenzt wird, und dass dieser einheitliche Gedankengang eng mit 2 Kor 7 verbunden sei.

 

V. D. Verbrugge 1992, 100-101 zählt die wesentlichen Argumente auf, die gegen die literarische Einheitlichkeit von 2 Kor 8 und 9 sprechen: a) Das Wort "gar“ ("denn“) sei vermutlich ein redaktioneller Zusatz, der den Übergang von 8,24 zu 9,1 glätten soll. b) Paulus hat in 8,1-15 schon über die Kollekte geschrieben, weshalb der Hinweis darauf, dass er von ihr den Korinthern nicht mehr zu schreiben braucht, wenig Sinn macht. c) Laut 9,2 wendet sich 2 Kor 9 nicht nur an die Korinther, sondern an alle Christen in der Provinz Achaia. d) In 8,24 findet sich nicht, was eigentlich nötig wäre, ein personales Hauptverb, sondern nur ein Partizip. e) 2 Kor 8 hat eine andere rhetorische Struktur als 2 Kor 9.

S. K. Stowers 1990, 340-348 setzt sich kritisch mit folgendem Argument auseinander, das zugunsten einer literarischen Scheidung der Kapitel 8 und 9 vorgebracht worden ist: "Peri men gar“ (Beginn von V. 1) sei von "peri de“ zu unterscheiden. Letztere Formulierung eröffne einen neuen Abschnitt einer längeren Abhandlung (vgl. 1 Kor 7,1.25; 8,1; 12,1; 16,1; 1 Thess 4,9; 5,1), erstere nicht. Das Vorhandensein des "men“ lasse annehmen, dass das Wort "gar“ keine Verbindung mit dem Vorhergehenden hat. S. K. Stowers erwidert, dass der Gebrauch von "peri men gar“ in Apg 28,22 diese These nicht stütze. Zum allgemeinen Gebrauch der Formulierung "peri men gar“ sei anzumerken: Sehr häufig leite sie eine Begründung, Rechtfertigung oder Erklärung für etwas ein, was zuvor gesagt wurde. In diese Kategorie gehöre Apg 28,22, womit dieser Vers durchaus keinen ungewöhnlichen Gebrauch der Formulierung widergebe. Häufig folge "peri men gar“ auch ein Beispiel, ein konkreter Fall oder ein Unterpunkt im Hinblick auf eine vorhergehende allgemeine Aussage oder Behauptung. Und schließlich führe die Formulierung auch oft ein Zitat oder einen Bezug auf die Aussage einer anderen Person ein. Der paulinische Gebrauch von "peri men gar“ entspreche dem anderer Autoren. Der Ausdruck führe in 9,1 den Unterpunkt der potenziell unangenehmen Situation, die durch Paulus’ Rühmen verursacht worden sei, ein. Gleichzeitig liefere 9,1-4 eine Rechtfertigung und Erklärung für Paulus’ Ermahnung 8,24. Fazit: Die beiden Kapitel 8 und 9 seien vermutlich nicht Fragmente zweier verschiedener Briefe. Dieser Ansicht schließt sich J. Lambrecht 1998, 352-368 an. Es handele sich bei 2 Kor 9 um eine durch die unerwartete Erwähnung des Rühmens in 8,24 veranlasste Art Ergänzung zu 2 Kor 8. Von einer Dublette oder zwei ursprünglich eigenständigen Fragmenten von Briefen an verschiedene Adressaten zu sprechen, sei trotz der vielen Verbindungen zwischen beiden Kapiteln verfehlt.

 

Ausführlich mit der Kollekte für die Gemeinde in Jerusalem befasst sich A. Wodka 2000, der auf S. 209-226 auf 2 Kor 8,18-9,5 eingeht.

 

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V. 2

 

Beobachtungen: Die "prothymia“ ("Bereitschaft“; "guter Wille“) zur Geldsammlung der Adressaten hat Paulus schon in 8,7-15 hervorgehoben. Er hat dort allerdings deutlich gemacht, dass sie auch zur Vollendung des Tuns führen muss. Gerüstet hat sich Achaia schon seit dem vorigen Jahr (vgl. 8,10 samt den Erläuterungen zur Zeitrechnung) und der Eifer bei der Geldsammlung scheint anfangs auch gut gewesen zu sein. Vermutlich hat er jedoch nachgelassen, sodass die Geldsammlung nicht zu einem Ende gebracht wurde. Der Grund mag am ehesten darin liegen, dass das Zerwürfnis zwischen einem Teil der Korinther und Paulus zu einem Erlahmen des Eifers geführt hat. Dieses Zerwürfnis ist jedoch inzwischen ausgeräumt worden (vgl. 7,5-7).

Der anfängliche Eifer hat sich positiv auf "die meisten“ ausgewirkt und sie angespornt. Unklar bleibt, wer "die meisten“ sind. Um korinthische Gemeindeglieder kann es sich nicht handeln, weil von diesen der Ansporn ausging. "Die meisten“ müssen also Christen anderer Gemeinden sein. Genaueres lässt sich nicht sagen. Das ist hier auch nicht notwendig, weil es Paulus nicht darum geht, wer angespornt wurde, sondern nur, dass es viele waren, und zwar die Mehrheit. Das bedeutet aber auch, dass sich nicht alle Christen anspornen ließen.

 

Paulus spricht davon, dass sich Achaia gerüstet habe. Das erstaunt, weil im gesamten Zweiten Korintherbrief nur vom Verhältnis zwischen den Korinthern und Paulus die Rede war und es auch nur um Besuche in Korinth und nicht in anderen Gemeinden ging. So liegt die These nahe, dass sich die Ausführungen im achten Kapitel konkret an die Korinther und diejenigen im neunten Kapitel an alle Gemeinden in Achaia - vielleicht Korinth ausgenommen - richten, also auch an Kenchreä, einen Vorort von Korinth, und Athen. In Verbindung mit der Beobachtung, dass 9,1 nur holprig an 8,24 anschließt, ist dann zu folgern, dass das neunte Kapitel einen eigenen Brief darstellt, der an ganz Achaia und eben nicht nur Korinth gerichtet ist. Dagegen spricht jedoch, dass sich laut 1,1 der gesamte Zweite Korintherbrief "an die Gemeinde (des) Gottes, die in Korinth ist, samt allen Heiligen, die in ganz Achaia sind“ richtet. Folglich sind nicht nur die Korinther angesprochen, sondern alle Gemeinden in Achaia, wenn sich der Brief auch vorrangig an die ersteren richtet.

Achaia ist eine Provinz des Römischen Reiches und umfasst die Regionen Attika, Böotien und Peloponnes, also weite Teile des heutigen Mittel- und Südgriechenlands. Es ist möglich, dass Paulus die gesamte Provinz im Blick hat, er kann aber auch nur den gebirgigen Landstrich rund um die Hauptstadt Korinth meinen. Paulus nennt in den Kapiteln 8-9 keine einzelnen Gemeinden in Makedonien, sondern nur den Provinznamen an sich. Daher ergibt es Sinn, dass er dies in 9,2 auch im Hinblick auf die Provinz "Achaia“ so hält.

 

Weiterführende Literatur: D. Georgi 1994 geht der wechselvollen Geschichte der Kollekte nach. Er geht davon aus, dass sie zweimal neu aufgenommen worden sei. Im Rahmen der zweiten Neuaufnahme seien der Empfehlungsbrief für Titus und seine Begleiter (2 Kor 8) und der Rundbrief an die Gemeinden Achaias (2 Kor 9) geschrieben worden, die er auf S. 51-79 behandelt.

 

Laut A. Lindemann 2001, 199-216 sei die Kollekte zugunsten der Armen in Jerusalem, gemäß der Aussage des Paulus in Gal 2,10, auf dem sog. "Apostelkonzil“ vereinbart worden. Es handele sich um eine freiwillige, offenbar einmalige Aktion mit primär sozialer Zielsetzung, d. h. es sei wirklich um die materielle Unterstützung von tatsächlich armen Christen in Jerusalem gegangen. Darüber hinaus sei die Kollekte offenbar auch ein Akt der Demonstration kirchlicher Einheit, insbesondere ein Zeichen der Verbundenheit der (überwiegend) heidenchristlichen Gemeinden des paulinischen Missionsgebiets mit der judenchristlichen Urgemeinde in Jerusalem gewesen. Die ausführlichste Erörterung des Kollektenthemas finde sich in 2 Kor 8-9. Dabei spreche die literarkritische Analyse des Briefes für die Annahme, dass es sich bei 2 Kor 8 und 9 um zwei ursprünglich selbstständige Briefe handelt, deren jeweiliges Präskript und Postskript im Zusammenhang der Redaktion des "Zweiten Korintherbriefs“ entfernt wurden, die im übrigen aber weit gehend vollständig erhalten zu sein scheinen. Einiges spreche für die Vermutung, dass der Brief 2 Kor 8 nach Korinth gerichtet war, der eine etwas andere Tendenz zeigende Brief 2 Kor 9 hingegen, wie aus 9,2 hervorgehe, an christliche Gemeinden im übrigen Achaia. Über die zeitliche Abfolge der beiden Briefe lasse sich nichts sagen. Wenn die Annahme zutrifft, dass sich die Briefe an unterschiedliche Adressaten wenden, könnten sie praktisch zeitgleich verfasst worden sein.

 

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V. 3

 

Beobachtungen: Paulus hat die "Brüder“ geschickt. Der Aorist ("epempsa“) gibt vermutlich die Sichtweise der Adressaten wieder (vgl. 8,18): Wenn sie das Schreiben zu lesen bekommen, dann ist die Abreise der Abgesandten samt den damit zusammenhängenden Ereignissen schon erfolgt. Zur Zeit der Abfassung des Brieftextes seitens des Paulus (und vielleicht auch des Timotheus; vgl. 1,1) sind Titus und seine Begleiter wahrscheinlich noch nicht auf Reise, sondern diese steht unmittelbar bevor. Das Schreiben wird ihnen dann mitgegeben werden.

 

Bei dem Substantiv "adelphoi“ handelt es sich um eine maskuline Form, die zunächst mit "Brüder“ − gemeint sind Glaubensbrüder - zu übersetzen ist, jedoch auch Frauen, also "Schwestern“, einschließen kann. Da es sich hier um eine ganz bestimmte Mitarbeitergruppe des Paulus handelt, bei der nicht zu erkennen ist, dass ihr auch Frauen angehören, ist hier die Übersetzung "Brüder“ der Übersetzung "Geschwister“ vorzuziehen.

 

Es fällt auf, dass Paulus in V. 3 - wie in dem ganzen Abschnitt 9,1-5 - Titus nicht namentlich erwähnt, wie er es im achten Kapitel noch getan hat. Man kann diese Beobachtung als ein weiteres Argument für die These heranziehen, dass es sich bei dem neunten Kapitel um ein eigenes Schreiben handelt. Es ist ja schließlich durchaus möglich, dass "die Brüder“ - gemeint sind Glaubensbrüder - nicht mit der in 8,16-24 vorgestellten Gesandtschaft identisch sind. Ein solcher Schluss ist allerdings nicht zwingend, denn weil sowohl Titus als auch seine beiden Begleiter Christen sind, und damit Glaubensbrüder, kann Paulus sie ohne weiteres als "Brüder“ bezeichnen.

 

V. 3 scheint zu V. 2 im Widerspruch zu stehen, denn dort wird ja gelobt, dass sich die Korinther schon seit einem Jahr gerüstet haben. Das Verb "rüsten“ kann jedoch in V. 2 nicht die vollständige Vorbereitung auf die Vollendung der Geldsammlung meinen, denn sonst bräuchte Paulus ja keine Sorge um den Abschluss der Geldsammlung zu haben. Aus 8,10 geht hervor, dass die korinthischen Gemeinden im vorigen Jahr die Geldsammlung begonnen haben. Sie waren also zu ihrer Durchführung bereit. In diesem Sinne ist wahrscheinlich auch 9,2 zu verstehen. In 9,3 dagegen geht es um die Bereitschaft zur Vollendung des Begonnenen.

 

Um diese Bereitschaft zur Vollendung des Begonnenen sicher zu stellen, hat Paulus (zum Zeitpunkt der Ankunft des Schreibens) die drei Glaubensbrüder geschickt. Diese sollen die Organisation des Abschlusses der Kollekte übernehmen. Der Grund für die Sendung der drei Glaubensbrüder ist das Thema des Abschnitts.

 

Paulus möchte nicht, dass sein Rühmen der korinthischen Gemeindeglieder "in diesem Punkt“, also hinsichtlich der Bereitschaft, zunichte wird. Der Inhalt des Rühmens ist in V. 2 genannt worden: Achaia hat sich seit vorigem Jahr gerüstet. Um die Korinther in einem guten Licht erscheinen zu lassen, hat er beim Rühmen die Bereitschaft zum Durchführen der Kollekte so dargestellt, als sei damit untrennbar auch die Bereitschaft zur Vollendung verbunden. Tatsächlich weiß Paulus angesichts des zwischenzeitlich vermutlich wegen der Querelen erlahmten Sammeleifers der Korinther sehr wohl, dass der Beginn des Tuns nicht automatisch auch zu dessen Vollendung führt. Von daher stellt sich die Frage, ob Paulus die Korinther vor den Christen in Makedonien tatsächlich dermaßen gelobt hat, oder ob er übertreibt, um die Korinther zu einem "Schlussspurt“ im Hinblick auf die Kollekte anzuspornen.

 

Weiterführende Literatur:

 

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V. 4

 

Beobachtungen: Aus V. 4 geht hervor, dass auch Paulus mit einigen Makedoniern nach Korinth kommen wird. Vermutlich möchte er das gesammelte Geld abholen, um es nach Jerusalem zu bringen. Laut 8,19 soll er dabei zur Kontrolle von einem der beiden anonymen Glaubensbrüder, die dem vorausgeschickten Organisationsteam angehören, begleitet werden.

 

Paulus möchte nicht im Hinblick auf die Geldsammlung in Korinth beschämt werden. Das gesammelte Geld soll bereit liegen, wenn er nach Korinth kommt, um es abzuholen. Dies ist insbesondere deshalb wichtig, weil er von Makedoniern begleitet wird, also von Personen, vor denen er die Bereitschaft der korinthischen Gemeindeglieder so gerühmt hat. Sollte sich bei der Ankunft in Korinth herausstellen, dass die Geldsammlung immer noch nicht abgeschlossen ist, dann wäre das peinlich, und zwar nicht nur für Paulus, sondern auch für die fälschlicherweise gerühmten Korinther selbst.

 

Es ist fraglich, wie der Begriff "hypostasis“ zu übersetzen ist, denn er hat ein breites Bedeutungsspektrum: "das ins Dasein getretene Sein“, Substanz, Zuversicht, Erwartung, Vorhaben u. ä. Da es in 9,1-5 um die Kollekte in Korinth und konkret um deren Vollendung geht, dürfte sich auch der Begriff "hypostasis“ darauf beziehen. Die Übersetzung "Vorhaben“ scheint am angemessensten zu sein, weil es sich bei der Kollekte samt ihrer Vollendung ja um ein Vorhaben handelt. Passend wären hier aber auch die Übersetzungen "Zuversicht“ oder "Erwartung“.

 

Weiterführende Literatur:

 

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V. 5

 

Beobachtungen: V. 5 fasst zusammen, was die Aufgabe der "Brüder“ ist: Sie stellen ein Organisationsteam dar, das Paulus und den ihn begleitenden Makedoniern vorausreist, um die Kollekte zu einem Abschluss zu bringen. Wenn Paulus und seine Begleiter in Korinth ankommen, möchte er nichts mehr mit der Abwicklung der Sammlung des Geldes zutun haben, sondern dieses soll bereit liegen, damit er es der Gemeinde in Jerusalem überbringen kann.

 

Warum Paulus von Makedoniern begleitet wird, bleibt offen. Sollen sie für die Sicherheit des Paulus auf der Reise nach Korinth sorgen? Oder sollen sie sich selbst vergewissern, dass Paulus die Korinther nicht fälschlicherweise hinsichtlich ihres Sammeleifers gerühmt hat? Oder sollen sie Paulus gar auch nach Jerusalem begleiten? Zumindest die beiden ersten beiden Gründe sind wahrscheinlich.

 

Wie Paulus schon in 8,7-15 deutlich gemacht hat, geht es nicht nur darum, die Geldsammlung abzuschließen, sondern darum, zum Abschluss eine achtbare Geldsumme zusammen zu haben. Eine große Spende ist eine "Segensgabe“ ("eulogia“), wobei der Begriff sowohl den Aspekt, dass Gott segensreich bei der Sammlung gewirkt hat, als auch den Aspekt, dass die Spende selbst den Jerusalemer Gemeindegliedern Segen bringt, enthält. Ist die gesammelte Summe jedoch mickrig, so ist sie keine "Segens-“, sondern eine "Geizesgabe“ ("pleonexia“). Eine solche ist vom Geiz geprägt, vom habsüchtigen Verlangen, das eigene Geld nicht fortgeben zu wollen. Durch Geiz verhindern Menschen Segen.

 

Weiterführende Literatur: Die Bedeutung des Segens thematisiert von dem Segen Aarons (Num 6,22-27) ausgehend V. Kleinig 1985, 120-124, der auf S. 121 darauf hinweist, dass der Segen sich in Hebr 6,7; 12,17 und 2 Kor 9,5 auf materielle Dinge beziehe.

 

 

Literaturübersicht

 

Beckheuer, Burkhard; Paulus und Jerusalem: Kollekte und Mission im theologischen Denken des Heidenapostels (EHS R. XXIII; 611), Frankfurt a. M. u. a. 1997

Betz, Hans Dieter; 2. Korinther 8 und 9: ein Kommentar zu zwei Verwaltungsbriefen des Apostels Paulus (Hermeneia-Kommentar), Gütersloh 1993

Georgi, Dieter; Der Armen zu gedenken: die Geschichte der Kollekte des Paulus für Jerusalem, Neukirchen-Vluyn, 2., durchges. und erw. Aufl. 1994

Kleinig, Vernon; Providence and Worship: The Aaronic Blessing: Numbers 6:22-27, LTJ 19 (1985), 120-124

Lambrecht, Jan; Paul’s Boasting about the Corinthians: A Study of 2 Cor 8:24-9:5, NT 40/4 (1998), 352-368

Lindemann, Andreas; Hilfe für die Armen. Zur ethischen Argumentation des Paulus in den Kollektenbriefen II Kor 8 und II Kor 9, in: C. Maier u. a. [Hrsg.], Exegese vor Ort, FS P. Welten, Leipzig 2001, 199-216

O’Mahony, Kieran J.; Pauline Persuasion: A Sounding in 2 Corinthians 8-9 (JSNT.S; 199), Sheffield 2000

Stowers, Stanley Kent; Peri men gar and the Integrity of 2 Cor 8 and 9, NT 32/4 (1990), 340- 348

Talbert, Charles H.; Money Management in Early Mediterranean Christianity: 2 Corinthians 8-9, RExp 86 (1989), 359-370

Verbrugge, Verlyn D.; Paul’s style of church leadership illustrated by his instructions to the Corinthians on the collection: to command or not to command, San Francisco 1992

Wodka, Andrzej; Una teologia biblica del dare nel contesto della colletta paolina (2 Cor 8-9) (Tesi Gregoriana, Serie Teologia 68), Roma 2000

 

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